Heikegani: Unterschied zwischen den Versionen

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Heikegani 平家蟹  sind Krabben mit charakteristischem Furchenmuster auf dem Rücken, welches an ein Samuraigesicht erinnert. Es soll sich laut populärem, namensgebendem Glauben dabei um die Reinkarnation der in der [[Schlacht von Dan-no-ura]] 壇ノ浦の戦い verstorbenen [[Taira|Taira 平]]-Krieger handeln.
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''Heikegani'' 平家蟹  (''Heikeopsis japonica'') sind Krabben mit charakteristischem Furchenmuster auf dem Rücken, welches an ein zorniges menschliches Gesicht (Gesichts-Pareidolie) erinnert. Dies inspirierte verschiedene Erklärungen innerhalb des japanischen Volksglaubens. Die heute populärste Erklärung erachtet die Krabben als Reinkarnationen der in der [[Schlacht von Dan-no-ura]] 壇ノ浦の戦い unterlegenen Heike 平家 Krieger (auch [[Taira]]), daher der Name ''heikegani''.
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==Geschichte der ''heikegani''==
  
==Geschichte der Heikegani==
 
 
===Frühe Erwähnungen===
 
===Frühe Erwähnungen===
In frühen Aufzeichnungen lassen sich noch überwiegend andere Namen für die heute Heikegani genannte Krabbenart finden.<ref> Takoshima 2012, S. 86</ref> Aufschlussreich sind dabei nicht nur Werke, die diese erwähnen, sondern auch ein Fehlen der Erwähnung, wenn diese eigentlich zu erwarten wäre. Bei einer Aufzeichnung von 1677 im ''fusō kishō'' 扶桑記勝  über Berühmtes aus verschiedenen Regionen, wurden bei Nagato 長門 (das heutige Yamaguchi) die Heikegani nicht angeführt aber in [[Provinz Settsu|Settsu]] 摂津 (Osaka, Hyogo  兵庫県) fand die Shimamuragani 島村蟹 Krabben als einzige Krabbenart darin Erwähnung.
 
Sogenannte ''Akamasuzuri''  赤間硯, (Tuschreibstein für Kalligraphie) und Heikegani wurden in vielen Reiseberichten als die zwei großen berühmten Sachen aus Nagato aufgeführt, im ''fusō kishō'' fanden aber nur diese Reibsteine Erwähnung.
 
Die erste Erwähnung der Heikegani, damals als „Heikekani“ ist in einem Schriftstück, das aus 1552 stammen soll. Es erzählt von einem Besuch [[Ashikaga|Ashikaga Yoshimitsus]] 足利義満 beim [[Amida]] Tempel  阿弥陀寺 auf Nagato (heute Akama-gū), wobei er die Heikegani vorgeführt bekommt. Dabei erzählt der Oberpriester eine Geschichte. Der „Wahn“ der Schlacht von Dan-no-ura sei noch nicht zu Ende, man könne manchmal Kampfgeschrei hören, gerüstete Krieger mit dem Pferd aus dem Wasser springen oder rot-weiße Fahnen flattern sehen. Die Krabben hätten dem Priester zufolge die Rachegeister der Gefallenen inne.<ref> Takoshima 2012, S. 87</ref> Die Krabben scheinen durch ihr schlechtes Karma zu leiden und sind daher bemitleidenswert.
 
  
Durch die Beschreibung des Verhaltens der Krabben ist mit großer Sicherheit davon auszugehen, dass es sich bei den beschriebenen Krabben um echte Heikegani handelte. Es werden für dieselbe Art zum Teil auch andere Namen angegeben. Dies könnte aber eventuell durch das wiederholte Kopieren der Schriften passiert sein, sodass der Name erst später geändert wurde.<ref> Takoshima 2012, S. 88</ref>
 
  
Ein bedeutendes Problem bei der Suche der frühesten Erwähnung ist die Unklarheit über das Alter der Schriften in denen die Heikegani vorkommen. Das ''[[Chirizuka monogatari]]'' 塵塚物語 beispielsweise soll im 16. Jahrhundert verfasst worden sein. Die Forschung legt ein Datum um 1677, also im späten 17.Jh. nahe. Die früheste gesicherte Erwähnung wäre damit also erst 1645 im ''Kefukigusa'' 毛吹草. Der Reisebericht ''Kyūshū no michi no ki'' aus dem Jahr 1592, in welchem Reisen nach Akamagaseki 赤間関 (heutiges Shimonoseki 下関) und sogar ein Besuch im Amida-Tempel mit extensiven Material über die Schlacht von Dan-no-ura beschreiben wird, enthält aber keine Erwähnung über Heikegani. Auch der Mangel in anderen Reiseberichten, wie einem aus dem Jahr 1587, macht ein früheres Datum der anderen Aufzeichnung wohl noch unwahrscheinlicher und lässt das Aufkommen des Namens und Glaubens um die Heikegani mit gewisser Sicherheit um die Zeit der ersten gesicherten Erwähnung, also um das Jahr 1645 nahe liegen.<ref> Takoshima 2012, S. 89–90</ref>
 
  
===Entstehung des Narrativ um die Heikegani===
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Die erste Erwähnung der ''heikegani'' (oder ''heikekani'') findet sich in einem Text, der mit 1552 datiert ist. Es erzählt von einem Besuch des Shōgunen [[Ashikaga|Ashikaga Yoshimitsu]] 足利義満 im Tempel Amida-ji 阿弥陀寺 in Nagato 長門 (das heutige Yamaguchi), jenem Tempel der zu Ehren des in der Schlacht von Dan-no-ura verstorbenen Kindkaisers [[Antoku Tennō|Antoku]] errichtet wurde. Der Abt dieses Tempels berichtet dem Shōgun, dass der  „Wahn“ der Schlacht von Dan-no-ura  noch nicht zu Ende sei, man könne manchmal Kampfgeschrei hören, gerüstete Krieger mit dem Pferd aus dem Wasser springen oder rot-weiße Fahnen flattern sehen. Auch die Krabben dieser Gegend verkörperten dem Abt zufolge die Rachegeister der Gefallenen. Diese ''heikegani'' seien bemitleidenswerte Kreaturen, die unter ihrem schlechten Karma zu leiden hätten.<ref> Takoshima 2012, S. 87</ref>
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Die Datierung dieses Textes wird von Takoshima jedoch angezweifelt, da die fragliche Krabbenart in Texten vor dem 17. Jh. meist mit anderen Namen bezeichnet wird. Auch fehlen
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Belege in anderen zeitnahen Aufzeichnungen.<ref> Takoshima 2012, S. 86</ref> Der Reisebericht ''Kyūshū no michi no ki'' aus dem Jahr 1592, in welchem Reisen nach Akamagaseki 赤間関 (heutiges Shimonoseki 下関) und sogar ein Besuch im Amida-Tempel mit extensiven Material über die Schlacht von Dan-no-ura beschreiben wird, enthält z.B. keine Erwähnung der ''heikegani''. Ähnliches gilt für einen  Reisebericht aus dem Jahr 1587.
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Aufschlussreich ist auch ein Fehlen der Erwähnung von ''heikegani'', wenn diese eigentlich zu erwarten wäre. So erwähnt der Bericht ''Fusō kishō'' 扶桑記勝 über die Spezialitäten verschiedener Regionen aus dem Jahr 1677 zwar die Krabbenart ''shimamura-gani'' 島村蟹 als Spezialität der Provinz  [[Provinz Settsu|Settsu]] 摂津 (heute Ōsaka), in Nagato finden sich dagegen nur Tuschsteine (''akamasuzuri''  赤間硯). Erst in späteren Berichten werden ''heikegani'' und ''akamazuri'' zu einem stereotypen Paar, wenn es um die Provinz Nagato geht.<ref>Beispielsweise in einem Bericht von einer Reise nach Akamagaseki aus 1727 (Takoshima 2012, S. 91).</ref>
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Die früheste gesicherte Erwähnung findet sich laut Takoshima in der Gedichtanthologie ''Kefukigusa'' 毛吹草 von Matsue Shigeyori (1603–1680) aus dem Jahr 1645. Danach kommen die ''heikegani'' immer häufiger in Reiseberichten vor. Laut einem Bericht von zwischen 1750 und 1756 getätigten Reisen, wurden die ''heikegani'' sogar verkauft.
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Schließlich heißt es in einem populären Schwank aus dem Jahr 1798, dass sich die männlichen Krieger der Taira in ''heikegani'',  die Frauen hingegen in ''heikigani'' verwandelt hätten – ein Wortspiel mit dem Begriff ''heiki'' 平気, „gleichgültig“.  Damit ist der Begriff ''heikegani'' für die Zeit um 1800 als weitgehend bekannt einzustufen.<ref> Takoshima 2012, S. 100</ref>
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Das Aufkommen des Namens ''heikegani'' und des damit verbundenen Glaubens wäre somit mit großer Wahrscheinlichkeit in der ersten Hälfte des  17. Jahrhunderts anzusiedeln<ref>Takoshima 2012, S. 89–90</ref> und hat sich im Laufe der Edo-Zeit landesweit durchgesetzt.
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== Alternative Bezeichnungen ==
 
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Im Werk ''Tōji rokuchō'' 謄氏六帖 aus 1706, in dem Tiernamen in Kanji sowie Furigana aufgeführt wurden, werden die ''heikegani'' mit den Zeichen 鬼面蟹 (''kimen-gani'' „Dämonengesichtskrabbe“) geschrieben, aber als ''heikegani'' glossiert. Dazu findet sich die Anmerkung, dass die Schreibung ''kimen-gani'' einem chinesischen Werk aus 1511, dem 野記 von 祝允明, 1460–1527, entnommen sei.<ref>Takoshima 2012, S. 91.</ref>
Ab diesem ersten schriftlichen Erscheinen 1645 kommen die Heikegani auch in anderen Werken vor. Zur gleichen Zeit fand diese Krabbenart aber auch vom ''genkō''-Krieg 元弘の乱 oder der ''sengoku''-Zeit 戦国時 inspirierte Namen wie Takebungani 武文蟹 und Shimamuragani. Es ist daher gut möglich, dass der Name Heikegani erst nach diesen aufkam.
 
 
 
In einem Werk 1706, in dem Tiernamen in Kanji sowie Furigana aufgeführt wurden, wurden auch die Heikegani als 鬼面蟹 („Dämonengesichtskrabbe“, „Teufelsgesichtskrabbe“) aber mit gleichbleibender Aussprache als Heikegani aufgelistet. Nachdem die Heikegani auffällig in früheren Reiseberichten gefehlt haben, werden 1727 bei einer Reise nach Akamagaseki eindeutig die Reibsteine zusammen mit den Heikegani als große Attraktionen hervorgehoben.<ref> Takoshima 2012, S. 91</ref>
 
  
Laut einem anderen Buch, basierend auf zwischen 1750 und 1756 getätigten Reisen, wurden die Heikegani sogar verkauft. Auch eine andere Bezeichnung für die gleiche Art wird anerkannt. In Awaji 淡路市 (Hyōgo) trugen sie nämlich anscheinend den Namen Takebungani.<ref> Takoshima 2012, S. 92–93</ref>
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In älteren japanischen Werken finden sich auch Namen wie ''takebun-gani'' 武文蟹 oder ''shimamura-gani'' auf. ''Takebun-gani'' sind auf der Insel Awaji 淡路 (Hyōgo) belegt.<ref> Takoshima 2012, S. 92–93</ref> Der Name leitet sich von Hata no Takebun 秦武文, ein Krieger der im Genkō-Krieg (1331–1333) fiel und sich in eine Krabbe verwandelt haben soll.
  
Der Tatsache, dass die weiblichen Taira teilweise [[Schlacht_von_Dan-no-ura#Heikegani.2C_Meerbrasse_und_Kappa|andere Verwandlungen]] vollzogen haben, wird auch in einem humorvollen Schriftstück 1798 als Parodie gedacht. Dort verwandeln sich die Männer in Heikegani und die Frauen in Heikigani – ein Wortspiel auf 平気 (''heiki'', in etwa „gleichgültig“). Hier ist aufgrund des Humors und der eher spärlichen Verwendung von Kanji davon auszugehen, dass es für ein breiteres Publikum geschrieben wurde, weswegen wohl auch die Heikegani zu dieser Zeit schon als nicht unbekannt einzustufen sind.<ref> Takoshima 2012, S. 100</ref>
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Durch die Beschreibung des Verhaltens dieser Krabben ist mit großer Sicherheit davon auszugehen, dass es sich um die gleiche Art wie die ''heikegani'' handelt. Die Namen weisen auf Bezüge zur Zeit des''genkō''-Krieges 元弘の乱  bzw. der späteren ''sengoku''-Zeit 戦国時 hin.  
  
Im Bereich der Seto-Inlandssee 瀬戸内海 scheint es neben den Heikegani weitere Legenden zu geben, in denen Schiffbrüchige Reinkarnation als Krabben finden. Daher ist als Grundlage für die Entstehung des Heikegani-Glaubens vielleicht generell ein früherer Glaube zu sehen, dass Schiffbrüchige allgemein als Krabben wiedergeboren werden.<ref> Takoshima 2012, S. 106</ref>
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Im Bereich der Seto-Inlandssee 瀬戸内海 scheint es weitere Legenden zu geben, in denen Schiffbrüchige Reinkarnation als Krabben finden. Daher ist als Grundlage für die Entstehung des ''heikegani''-Glaubens vielleicht generell ein früherer Glaube zu sehen, dass Schiffbrüchige allgemein als Krabben wiedergeboren werden.<ref> Takoshima 2012, S. 106</ref>
  
 
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Version vom 5. Mai 2022, 15:09 Uhr

Heikegani.jpg
heikegani-Krabbe[Abb. 1]
Seiten-Infobox
ThemengruppeGeister (inkl. Tiere und Monster)
Name heikegani 平家蟹 („Heikekrabbe“)
Herkunft Japan (Yamaguchi 山口)
Attribute, Begleiter Furchen in Form eines menschlichen Gesichts, besonders das eines Samurai
Funktion, Wirkkraft Reinkarnation der im Genpei-Krieg verstorbenen Taira
Diese Seite entstand im Kontext des Seminars Kamigraphie:Seefahrt.

Heikegani 平家蟹 (Heikeopsis japonica) sind Krabben mit charakteristischem Furchenmuster auf dem Rücken, welches an ein zorniges menschliches Gesicht (Gesichts-Pareidolie) erinnert. Dies inspirierte verschiedene Erklärungen innerhalb des japanischen Volksglaubens. Die heute populärste Erklärung erachtet die Krabben als Reinkarnationen der in der Schlacht von Dan-no-ura 壇ノ浦の戦い unterlegenen Heike 平家 Krieger (auch Taira), daher der Name heikegani.

Geschichte der heikegani

Frühe Erwähnungen

Die erste Erwähnung der heikegani (oder heikekani) findet sich in einem Text, der mit 1552 datiert ist. Es erzählt von einem Besuch des Shōgunen Ashikaga Yoshimitsu 足利義満 im Tempel Amida-ji 阿弥陀寺 in Nagato 長門 (das heutige Yamaguchi), jenem Tempel der zu Ehren des in der Schlacht von Dan-no-ura verstorbenen Kindkaisers Antoku errichtet wurde. Der Abt dieses Tempels berichtet dem Shōgun, dass der „Wahn“ der Schlacht von Dan-no-ura noch nicht zu Ende sei, man könne manchmal Kampfgeschrei hören, gerüstete Krieger mit dem Pferd aus dem Wasser springen oder rot-weiße Fahnen flattern sehen. Auch die Krabben dieser Gegend verkörperten dem Abt zufolge die Rachegeister der Gefallenen. Diese heikegani seien bemitleidenswerte Kreaturen, die unter ihrem schlechten Karma zu leiden hätten.[1]

Die Datierung dieses Textes wird von Takoshima jedoch angezweifelt, da die fragliche Krabbenart in Texten vor dem 17. Jh. meist mit anderen Namen bezeichnet wird. Auch fehlen Belege in anderen zeitnahen Aufzeichnungen.[2] Der Reisebericht Kyūshū no michi no ki aus dem Jahr 1592, in welchem Reisen nach Akamagaseki 赤間関 (heutiges Shimonoseki 下関) und sogar ein Besuch im Amida-Tempel mit extensiven Material über die Schlacht von Dan-no-ura beschreiben wird, enthält z.B. keine Erwähnung der heikegani. Ähnliches gilt für einen Reisebericht aus dem Jahr 1587.

Aufschlussreich ist auch ein Fehlen der Erwähnung von heikegani, wenn diese eigentlich zu erwarten wäre. So erwähnt der Bericht Fusō kishō 扶桑記勝 über die Spezialitäten verschiedener Regionen aus dem Jahr 1677 zwar die Krabbenart shimamura-gani 島村蟹 als Spezialität der Provinz Settsu 摂津 (heute Ōsaka), in Nagato finden sich dagegen nur Tuschsteine (akamasuzuri 赤間硯). Erst in späteren Berichten werden heikegani und akamazuri zu einem stereotypen Paar, wenn es um die Provinz Nagato geht.[3]

Die früheste gesicherte Erwähnung findet sich laut Takoshima in der Gedichtanthologie Kefukigusa 毛吹草 von Matsue Shigeyori (1603–1680) aus dem Jahr 1645. Danach kommen die heikegani immer häufiger in Reiseberichten vor. Laut einem Bericht von zwischen 1750 und 1756 getätigten Reisen, wurden die heikegani sogar verkauft.


Schließlich heißt es in einem populären Schwank aus dem Jahr 1798, dass sich die männlichen Krieger der Taira in heikegani, die Frauen hingegen in heikigani verwandelt hätten – ein Wortspiel mit dem Begriff heiki 平気, „gleichgültig“. Damit ist der Begriff heikegani für die Zeit um 1800 als weitgehend bekannt einzustufen.[4]

Das Aufkommen des Namens heikegani und des damit verbundenen Glaubens wäre somit mit großer Wahrscheinlichkeit in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts anzusiedeln[5] und hat sich im Laufe der Edo-Zeit landesweit durchgesetzt.

Alternative Bezeichnungen

Datei:heikegani 2.jpg
In einem Farbholzschnitt dargestellte heikegani [Abb. 2]

Im Werk Tōji rokuchō 謄氏六帖 aus 1706, in dem Tiernamen in Kanji sowie Furigana aufgeführt wurden, werden die heikegani mit den Zeichen 鬼面蟹 (kimen-gani „Dämonengesichtskrabbe“) geschrieben, aber als heikegani glossiert. Dazu findet sich die Anmerkung, dass die Schreibung kimen-gani einem chinesischen Werk aus 1511, dem 野記 von 祝允明, 1460–1527, entnommen sei.[6]

In älteren japanischen Werken finden sich auch Namen wie takebun-gani 武文蟹 oder shimamura-gani auf. Takebun-gani sind auf der Insel Awaji 淡路 (Hyōgo) belegt.[7] Der Name leitet sich von Hata no Takebun 秦武文, ein Krieger der im Genkō-Krieg (1331–1333) fiel und sich in eine Krabbe verwandelt haben soll.

Durch die Beschreibung des Verhaltens dieser Krabben ist mit großer Sicherheit davon auszugehen, dass es sich um die gleiche Art wie die heikegani handelt. Die Namen weisen auf Bezüge zur Zeit desgenkō-Krieges 元弘の乱 bzw. der späteren sengoku-Zeit 戦国時 hin.

Im Bereich der Seto-Inlandssee 瀬戸内海 scheint es weitere Legenden zu geben, in denen Schiffbrüchige Reinkarnation als Krabben finden. Daher ist als Grundlage für die Entstehung des heikegani-Glaubens vielleicht generell ein früherer Glaube zu sehen, dass Schiffbrüchige allgemein als Krabben wiedergeboren werden.[8]

Verweise

Literatur

  • Takoshima Sunao 蛸島直 2012
    „Kani ni ka shita ningen-tachi: Heikegani no kiroku o chūshin ni.“ Ningen Bunka 28 (2012), S. 85-107. („In Krabben verwandelte Menschen: Berichte über die Heikegani“.)

Fußnoten

  1. Takoshima 2012, S. 87
  2. Takoshima 2012, S. 86
  3. Beispielsweise in einem Bericht von einer Reise nach Akamagaseki aus 1727 (Takoshima 2012, S. 91).
  4. Takoshima 2012, S. 100
  5. Takoshima 2012, S. 89–90
  6. Takoshima 2012, S. 91.
  7. Takoshima 2012, S. 92–93
  8. Takoshima 2012, S. 106

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite:

  1. Heikegani.jpg
    Heikegani Photographie
    Bild © Heikegani. (Letzter Zugriff: 2016/8/14)
  2. Datei:''heikegani'' 2.jpg