Exzerpt:Yoshida T 1981

Aus Kamigraphie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Exzerpt:

Teigo Yoshida 1981
„The stranger as god: The place of the outsider in the Japanese folk religion.“ Ethnology 20/2 (1981), S. 87-99. (Exzerpt.)

Über den Autor

Yoshida Teigo (1923-2018), geboren in Tokio graduierte an der Tokio University im Jahr 1947, an welcher er später auch Professor war. Er war zudem an vielen weiteren Universitäten tätig, unter anderem der Kyushu University, Oxford University, Keio University, um nur einige zu nennen. Sein Forschungsfeld lag im Bereich der Sozial- und Kulturanthropologie.

Einleitung

Dieser Artikel beschreibt die Bedeutung des „Fremden“ im traditionellen Kontext von Japan. Generell wird gesagt, dass die japanische Gesellschaft zwar äußerst gastfreundlich ist, sich jedoch auch häufig verschließt. Dies kann mit den symbolischen Aspekten des Begriffs des „Fremden“ in Verbindung gebracht werden, welcher sowohl im vormodernen als auch im modernen Japan zu finden ist. Spezielle Beachtung wird der Verbindung von „Besessenheit von Tiergeistern“ (kitsune tsuki) und dem „Fremden“ in traditionellen japanischen Dörfern gewidmet. Häufig wird auch gesagt, dass Reisenden, Neuankömmlingen etc. spezielle mystische Kräfte und böse Eigenschaften zugeschrieben wurden und es sich dabei um einen Gott in menschlicher Gestalt handelt. Jedoch gibt es auch oppositionelle Strukturen, die dem Symbolsystem des „Fremden“ in Japan innewohnen.

„Fremde“ und die Besessenheit eines Tiergeistes

Familien, welchen nachgesagt wurde, dass sie einen Tiergeist „halten“ waren Familien, dessen Familiengründer, erst später zugezogen ist und dem Dorf gegenüber somit als fremd galt. Der Muramata Familie des 17. Jh. in der Präfektur Shimane wurde nachgesagt, dass sie einen Fuchsgeist halten, da das Familienoberhaupt später zugezogen ist und eine unbekannte Frau heiratete. Bei der Nakao Familie in derselben Präfektur ergab sich in der Genroku Periode (1688-1704) das selbe, dort wurde jedoch die Frau eines Schmiedes „geklaut“. Weitere derartige Beispiele gab es unter anderem in der Präfektur Gunma, bei dem ein gyouja (行者) als „Fremd“ galt und auch im Nordosten von Japan.

Die Wurzeln von der Furcht von Neuankömmlingen liegt unter anderem also im Volksglaube japanischer Dörfer, in welchen beispielsweise Schmiede, Maurer, Handwerker, Händler und Religionspraktiker häufig mit mystischer Kraft assoziiert wurden. Auch den Objekten, von diesen „Fremden“ wurde eine spirituelle Kraft zugeschrieben.

„Fremde“ aus dem 16./17. Jh.

Ausländern aus dem Westen im 16. und 17. Jh. wurde ebenso mystische Kraft nachgesagt und sie wurden daher auch als gefährlich angesehen (tenjiku). Ein bekanntes Beispiel ist unter anderem Francisco Xavier, über den es auch eine Referenz in einer mystischen Geschichte zu diesem Thema gibt und auch Matthew C. Perry. In japanischen Geschichten wurden zu dieser Zeit häufig Europäer mit Magie assoziiert, in China japanische Reisende und in Europa wurden Menschen aus dem Orient als „Fremd“ und mystisch angesehen.

Das „Fremde“ als gute Kraft

Der Begriff des „Fremden“ kann sowohl gute als auch böse Kräfte beinhalten, so gab es in Japan auch Reisende marebito, welche als glückbringend angesehen wurden und es entstanden neue Rituale. Das in Nordost Japan stattfindende nama hage, bei dem sich junge Männer Goblin Masken anziehen und Häuser besuchen basiert auf dem ähnlichen Begriff von marōdo gami „besuchende Götter“, auch in Tokunoshima gibt es ein derartiges Fest namens muchi tabore. Der Begriff dieser „besuchenden Götter“ ist häufig Basis in Geschichten, bei denen Reiche arm werden und Arme reich nachdem sie etwas gutes tun, Mythen aus dem fudoki über Mt. Fuji und Mt. Tsukuba basieren auf diesem Prinzip. Ein weiteres Beispiel dafür ist ein flacher Stein, welchem von den Bewohnern dem Gott ebisu zugeschrieben wird.

Ebisu und das „Fremde“

Ebisu ist ist der Schutzgott der Fischer und der Händler und kann ebenso mit dem Prinzip eines „Fremden“ erklärt werden, bei dem er von einem abgelegenen Ort Glück bringt. So kann man als Ausländer, beispielsweise bei Fischerkulturen in Ōita und Shimane (Yoshida 1981:91) auch spezielle Gastfreundschaft bekommen, falls ein Fischer einen besonderen Fang macht, während man vorbeigeht.

Ein besonders interessanten Beispiel ist das Fischerdorf Katsumoto-ura (Iki Inseln). Falls auf dem Meer ein toter Körper gefunden wird, wird dieser als ebisu angesehen und später dann begraben. Dies koexistiert mit dem Dorfbewohnern und dem Konzept von kegare, obwohl es diesem zunächst eigentlich widerspricht. Trotzdem besteht jedoch der Glaube, dass Frauen Unglück auf ein Fischerboot bringen können und auch bei Toten besteht eigentlich kegare. Falls ein toter Körper also aus dem Meer geborgen wird, muss eine Vielzahl von Schritten eingehalten, und eine Zeremonie im Dorf abgehalten werden, bei welcher Boot und funa-dama gereinigt werden. In Ōshima (Yamaguchi) gibt es eine bekannte Geschichte mit Steinen, welche als ebisu angebeten werden. Eine weitere Geschichte erzählt über eine Sake-Flasche, durch welche ein Mann, der sie einsammelte, reich wurde und in Misaka (Kagawa) wird über eine Nōh-Maske mit demselben Prinzip erzählt. Auch hier ergibt sich eine Verbindung zwischen ebisu und Dingen und Tieren, welche, falls man dem „Fremden“ etwas Gutes tut, Glück bringen.

Conclusio

Zusätzliches