Exzerpt:Tanimoto 1967

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„Die religiösen Lehrer der Kamakura-Zeit unterschieden sich allesamt voneinander und jeder für sich äußerte sich in individueller Art über die Frauen“ (Tanimoto 1967:821). Mit diesem Satz startet die Autorin Tanimoto Junnō ihren Text – eine Abhandlung, die sich gänzlich dem Frauenbild des Zen-Meisters Dōgen (1200-1253) widmet. Tanimoto ist Religionswissenschaftlerin, die sich innerhalb ihrer Forschung besonders auf die Sōtō-Schule des japanischen Zen-Buddhismus konzentriert und ihren Schwerpunkt auf das Werk Dōgens legte. Bei ihrer Abhandlung handelt es sich um eine akribische Beschreibung der Frauenfiguren aus Dōgens Hauptwerk Shōbōgenzō 正法眼蔵, welche sie in drei Gruppen einteilt. Innerhalb buddhistischer Gemeinschaften unterschied man zur damaligen Zeit zwischen Mönchen, Nonnen und männlichen sowie weiblichen Laienpraktizierenden, die nicht offiziell zur Tempel- oder Klostergemeinschaft gehörten (Tanimoto 1967:823). Dieser Trennlinie folgt die Einteilung Tanimotos, die drei Gruppen der Frauenfiguren in Dōgens Werk identifiziert. Die erste Gruppe umfasst voll-ordinierte Nonnen, die sich in besonderer Weise auszeichneten und deren Existenz historisch belegt ist. Ihre Biografie, Erleuchtungserfahrung und vor allem ihre Sicht der Dinge nach intensiver Praxis wurde von Dōgen detailliert beschrieben (Tanimoto 1967:821). Zur zweiten Gruppe zählt Tanimoto Frauen, die nicht als ordinierte Nonnen praktizierten, manchmal anonym und manchmal namentlich im Shōbōgenzō referenziert werden und deren Erleuchtungserfahrung nicht sonderlich genau dokumentiert ist. Die dritte Gruppe kann abschließend als „allgemeine Kategorie“ definiert werden: „Bei den Frauenfiguren der dritten Gruppe handelt es sich um Personen, die im buddhistischen Sinne den Status ‚normaler Frauen‘ innehatten [sie hatten keinen fixen Rang innerhalb der Gemeinschaftshierarchie, Anm. d. Verf.]“ (Tanimoto 1967:822). Die Autorin geht auf zahlreiche Beispiele dieser einzelnen Kategorien aus Dōgens Shōbōgenzō ein und kommt erst im hinteren Abschnitt des Textes zu einer allgemeinen Bewertung des Frauenbildes. Dieses entspricht für Tanimoto durchaus einer modernen Sichtweise und wieder zitiert die Autorin Dōgens Shōbōgenzō:

„‚Welche Tugenden ein junger Mann auch hat, handelt es sich um einen schlechten Menschen, so ist es nun einmal ein schlechter Mensch, auch wenn es sich um einen jungen Mann handelt. Ist es aber ein guter Mensch, so ist es natürlich auch ein guter Mensch, so es sich um eine Frau handelt‘“ (Dōgen Zenji zit. n. Tanimoto 1967:822).

Demnach nahm Dōgen eine Unterscheidung nicht auf Basis des Geschlechts, sondern lediglich auf Basis der tatsächlichen Praxis und Zen-Erfahrung vor (Tanimoto 1967:823). „‚Im Zeitpunkt des ‚Loslösens von allen irdischen Dingen‘ [jap. danwaku 断惑, Anm. d. Verf.] ist es gleich, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt und es macht wirklich keinerlei Unterschied...‘“ (Dōgen Zenji, zit. n. Tanimoto 1967:823). Die Autorin attestiert dem Zen-Mönch aus dem 13. Jahrhundert also ein durchaus modernes Frauenbild im religiösen Bereich, verweist aber auch auf den historischen Kontext: „Dass man versuchte, nun auch Frauen auf den Weg der religiösen Praxis zu führen, kann als Merkmal der damaligen Zeit und als wichtiger Schritt hin zu einem Buddhismus für das ganze Volk bezeichnet werden“ (Tanimoto 1967:822).