Exzerpt:Smyers 1996

Aus Kamigraphie
Version vom 19. Oktober 2021, 13:12 Uhr von Bescheid (Diskussion | Beiträge) (Textersetzung - „[^:.\]]*Werk[:\s]*(\{\{[lL]iteratur:[^\{]+\}\})“ durch „{{Exzerpt | werk= $1 | bild= | bild_w= | bild_t= | kontext= | toc= <!--0, wenn kein toc --> }}“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Seiten-Infobox
Themengruppe Exzerpte
Behandeltes Werk
Karen A. Smyers 1996
„My own Inari: The personalization of the deity in Inari worship.“ Japanese Journal Of Religious Studies 23/1-2 (1996). (Exzerpt.)

Die Autorin

Karen A. Symers wurde am 31. Oktober 1954 geboren. Nachdem sie Religion als Hauptfach an der Smith Akademie studiert hatte, arbeitet sie für den U.S. Kongress, im Büro des Professors des Dekans an der Smith Akademie, wo sie Englisch unterrichtet. Später studierte sie Japanisch in Japan. Nachdem sie ihren Doktortitel in Anthropologie an der Princeton Universität erhalten hatte, unterrichtet sie 8 Jahre lang an der Fakultät für Religion an der Wesleyan Universität. Zu ihren Vorträgen zählten Kurse wie “Death and the Afterlife in World Cultures”, “Magic, Science, and Religion”, und “Imagining the Other: Alterity Theory in Religious and Anthropological Perspective”. Im Herbst 2001 ging Karen in die Schweiz um am Jung Institut zu studieren. Nachdem sich das Institut in zwei neue Organisationen gespalten hatte, studierte Karen an beiden Instituten und erhielt im letztendlich ein Diplom der International School for Analytical Psychology (ISAP). Heute ist Karen ein Mitglied der International Jungian associations IAAP und der Association of Graduate Analytical Psychologists AGAP und Präsidentin der Western Massachusetts Association of Jungian Psychology.

Kommentar des Rezensenten

Ich würde diesen Artikel auch Nicht-Japanologen empfehlen, da er nicht nur einfach und verständlich geschrieben ist, sondern er sehr gut in den Inari-Glauben einführt und vor allem die persönlichen Aspekte der Verehrung hervorhebt. Es sind keine besonderen Vorkenntnisse nötig um der Autorin in ihrer Argumentation folgen zu können. Ich habe mir gerade diesen Artikel ausgesucht, da Karen Symers eine der Persönlichkeiten ist, die sich nicht nur mit den Fuchs und seiner Bedeutung in Japan beschäftigt hat, sondern auch kulturübergreifend über dieses Thema forscht (Beispiele für ihre aktuelle Forschung entnehme man dem unten angeführten Link!).

Dieser Artikel von Karen A. Smyers beschreibt nicht nur die starke persönliche Beziehung, die Japaner zu der Gottheit Inari haben, sondern er beschreibt ebenso die unterschiedlichen Arten/Möglichkeiten der Inari-Verehrung und erklärt, warum das individuelle Beten zu Inari für viele Japaner solch eine wichtige Bedeutung hat.

Allgemeines zum Inari-Glauben

Inari-Verehrung (Inari shinkō 稲荷信仰) geschieht in Japan nicht durch die Anbetung einer bestimmten Gottheit, sondern es gibt verschiedene Schreine und Tempel welche komplett unterschiedliche kami (神) als Inari verehren (S.85). Generell gibt es drei zentrale Punkte an denen Inari-Verehrung betrieben wird (auch bekannt als „die drei großen Inari Schreine in Japan“ 日本の三大稲荷):

Fushimi Inari Taisha 伏見稲荷大社

Toyokawa Inari 豊川稲荷

Der dritte Ort unterliegt einigen Variationen (laut Smyers): Immer der größte Inari Schrein in der jeweiligen Region z.B.: In Kyūshū → Yūtoku Inari 祐徳稲荷; Im Norden → Takegoma Inari 竹駒稲荷 (S.86).

Inari wurde zuerst in der Form von drei (vermutlich aufgrund der drei Bergspitzen des Inari Berges), und später (ca. Kamakura-Zeit) von fünf Gottheiten verehrt. Diese drei Hauptgottheiten des Inari Berges während der Meiji-Periode waren:

Uganomitama no ōkami

Sasahiko no ōkami

Ōmiyanome no ōkami

Diese Praxis des Einbeziehens von drei (inari sanza 稲荷三座) oder fünf kami (inari goza稲荷五座), findet man in vielen Inari Schreinen auch neben Fushimi (einem der Bekanntesten). Aber generell unterliegen die Darstellungen der drei Gottheiten den unterschiedlichsten regionalen Variationen (S.87). Japaner suchen einen sehr persönlichen Kontakt zu der Inari Gottheit (watashi no O-Inari sama 私の稲荷様). Diese Art der persönlichen Verehrung von Inari geht laut Symers zurück bis in die Edo-Zeit und trug erheblich zu dem Wachstum der Vielfalt an Inari Schreinen zu dieser Zeit bei (S.88). Wichtig zu erwähnen ist auch, dass Inari eine der Gottheiten ist, welche am häufigsten erneut in einen Schrein einbezogen wurde (reenshrinement, kanjō 感情), und dies daher einer der Gründe sein könnte, weshalb Inari eine der meisten Variationen in der Darstellung aufweist. Bei einer Wiedereinbeziehung in einen Schrein (erstes Beispiel für ein Inari kanjō 感情 in der frühen Heian-Zeit) verweilt der ursprüngliche kami an seinem Platz in dem jeweiligen Schrein, während ein Teil seiner Seele (wakemitama, bunrei, 分霊: „gespaltener Geist/Seele“; heute shinpu 神札, der „heilige Talisman“ genannt) spirituell getrennt wird und an einem anderen Ort/Schrein aufbewahrt wird. Heutzutage bieten die meisten großen Inari Schreine den Gläubigen Talismane von der Inari Gottheit an, die in dem Schrein einbezogen ist (S.89-91).

Verschiedene Arten der Inari-Verehrung

Genauso wie in den Schreinen unterschiedliche Inari Darstellungen zu finden sind, so haben auch die Menschen verschiedene Vorstellungen von dieser Gottheit und unterschiedliche Praktiken der Verehrung. Zum Beispiel versehen sie die Gottheit mit anderen Namen und schreiben ihr somit auch eine spezielle Funktion zu. In der Fischerei z.B.: wird Inari als Schutzpatron der Fischerindustrie verehrt. Daher findet man bei Schreinen wie Fushimi Inari auch Amulette (ofuda) für z.B.: „Sicherheit auf See“(kaijō anzen 海上安全) (S.92-93). Eine andere Form der persönlichen Verehrung von Inari wäre das Errichten von sogenannten Steinaltaren (otsukaお塚), welche Mitte des 19.Jhdt., kurz vor Beginn der Meiji-Zeit, auf dem Berg Inari ihren Anfang fand. Gegenwärtig befinden sich auf diesem Berg ungefähr 10.000 solcher otsuka. Den Steinen werden zwischen ein bis drei Namen gegeben und die meisten enden entweder auf Ōkami 大神oder Daimyōjin 大明神 (z.B.: Aotama Ōkami 青玉大神; „Große Gottheit des blauen Juwels“). Es gibt immer zwei Wege seinen eigenen Steinaltar zu bekommen: Entweder man lässt sich einen neuen erbauen (was heutzutage aufgrund der unheimlichen Kosten und des fehlenden Platzes sehr schwierig ist), oder man erhebt Anspruch auf einen der bereits existierenden otsuka (dabei verehrt eine große Gruppe an Gläubigen 講 den kami bei diesem Steinaltar) (S.93-96).

Die Symbolik des Fuchs

rotes Lätzchen um den Hals (bei der Fuchsstatue) (S.104)

das „Wunsch-erfüllende Juwel“ nyo hōju 如意宝珠 → wird auch als Symbol für die Seele (tamashii 魂) angesehen

(Nicht im Text erwähnt:) Schlüssel im Maul oder

eine Schriftrolle

Der Fuchs symbolisiert in Japan die Abtrennung von dem Schutz einer Gruppe welche notwendig ist, um Unabhängigkeit und Reife zu entwickeln (S.105).

Inari und die Individualität

Da Japan eine Gesellschaft ist, in der Individualität zwar existiert, es aber schwierig ist diese gesellschaftlich ausdrücken, ermöglichen unterschiedliche Geschichten aber auch Filme über die Rollen des Fuchses jedem Einzelnen in eine Welt einzutauchen, in der jeder individuell sein kann. Neben Geschichten über Menschen, die von einem Fuchsgeist besessen sind (kitsune tsuki 狐付き), sind vor allem Erzählungen, in denen der Fuchs seine Gestalt wandelt (henshin 変身), sehr beliebt. Der Grund für diese Beliebtheit ist das weit verbreitete „Verlangen nach Verwandlung“d.h., dass sich viele oft wünschen einmal jemand anders zu sein und einfach aus ihrer alltäglichen Rolle austreten möchten (S.106).

Inari und die Vielfältigkeit

Der Inari-Glaube spiegelt somit das wieder, was man oft in Japan vorfindet, auch wenn man es auf den ersten Blick nicht gleich erkennt: „Vielfältigkeit, welche hinter kollektiven Formen verborgen ist“ (S.112). So unterschiedlich der Inari-Glaube ist, so verschieden sind auch die Menschen die zu ihm beten. Sie unterscheiden sich in ihrem Dialekt, ihren Sitten und Gebräuchen, ihrem Verhalten, und in noch vielen anderen Dingen (S.110). Individuelle Inari-Verehrung ermöglicht dem Einzelnen „seine persönlichen Anliegen nicht nur anzuerkennen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen“(S.99), sondern auch damit umgehen zu lernen, in einer Gesellschaft zu funktionieren, in der Individualität schwer auszuleben ist

Links

  • Karen A. Smyers Ph.D. (Persönliche HP, Karen A. Smyers, President Western Massachusetts Association of Jungian Psychology).
    Webseite zur analytischen Psychologie nach Jung durch Smyers.