Exzerpt:Miyata No 1998b: Unterschied zwischen den Versionen

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== Zur Zahl Sieben ==
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Als die "[[Sieben Glücksgötter]]“ wird die Gruppe der sieben Götter und Göttinen des Glücks: [[Ebisu]], [[Daikoku-ten]], [[Bishamon-ten]], [[Benzai-ten]], [[Jurōjin]], [[Fukurokuju]] und [[Hotei]] bezeichnet. Die „Sieben“ der Sieben Glücksgötter steht in Verbindung mit der „Lucky Seven“ und hat tatsächlich eine glücksverheißende Bedeutung.
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Allerdings, wie später auch noch gezeigt werden wird, entstanden die Sieben Glücksgötter am Ende der Muromachi Periode (1333-1573), was offensichtlich macht, dass sie nicht nach der „Lucky Seven“ benannt wurden.
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Woher und wie kam nun die Zahl Sieben zu den Sieben Glücksgöttern? Und welche Bedeutung hat diese Zahl?
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Der Historiker und Literaturprofessor Kita Sadakichi, der erstmals ausführlich zur Entstehung der Sieben Glücksgötter forschte, wies darauf hin, dass der Begriff „Sieben Glücke“ (''shichi fuku'' 七福) seinen Ursprung im  Ausdruck „sieben Missgeschicke verschwanden, sieben Glücke erschienen“ (''shichinan sokumetsu shichifuku sokushō'' 七難即滅七福即生)hat, welcher im Sutra ''Ninnō gokoku hannya haramikyō''  仁王護国般若波羅密経<ref>S. [http://www.aisf.or.jp/~jaanus/deta/s/shichifukujin.htm JAANUS shichifukujin 七福神] (Stand: 2013/11/08).</ref> vorkommt.
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Ferner zeigte er, dass die „Sieben Weisen aus dem Bambushain“ (''chikurin no shichikenjin'' 竹林の七賢人) als Vorlage für die Gruppe der sieben GöttInnen des Glücks diente. Die ''chikurin no shichikenjin'' wurden von Zen-Priestern geschätzt und in der Muromachi-Zeit häufig gemalt.
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Kita zufolge gibt es im Buddhismus, neben den Ausdrücken „Sieben Missgeschicke“ und „Sieben Glücke“, extrem viele Worte, die sich von der Sieben ableiten. Darunter die sieben Inkarnationen Buddhas, die sieben Religionsgründer der buddhistischen Schule des Reinen Landes, die sieben Schätze<ref>''Shippō'' 七宝, s. [[Exzerpt:Fukujin keywords/Erster Traum und Schatzschiff]]; nach anderer Deutung: Gold, Silber, Lapislazuli, Kristall, Riesenvenusmuschel, Korallen und Achat.{{q|Quelle?}}</ref>, die sieben Geburten  usw., es sind zu viele um sie alle aufzuzählen. Man kann sagen, dass die Zahl Sieben im Buddhismus eine besondere Rolle innehat.
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Aber die Vorstellung, dass die Sieben nicht nur als Zahl, sondern darüber hinaus auch eine symbolische Bedeutung hat, ist tatsächlich nicht nur im Buddhismus vorzufinden. Auch in der traditionellen Vorstellung Chinas kommt die Sieben als besondere Zahl vor. Unter anderem bei den Sieben Weisen des Bambushains, den Sieben Planeten (''shichi yō'' 七曜), im Konzept der Sieben Emotionen (''shichi jō'' 七情) etc. Was China betrifft, so ist die Sieben eine magische Zahl, der generell eine positive Bedeutung zugeschrieben wird.
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=== Japaner und die Zahl 7 ===
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<!--Julian Ahnelt -->
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Nun [stellt sich die Frage], welche Stellung der Zahl 7 in Japan zugewiesen wurde. Hierzu befasst sich Sakata Fumiko<ref> [http://ja.wikipedia.org/wiki/%E5%B7%A6%E6%96%B9%E9%83%81%E5%AD%90 佐方郁子] (Stand: 2013/12/09), Autorin historischer Romane</ref> eingehend damit, dass die Zahl 7 auch im altertümlichen Japan eine besondere Zahl gewesen sei. Laut Sakata seien für die Japaner des Altertums die Zahlen 7 und 8 beide heilig, jedoch gebe es einen großen Unterschied in ihren Eigenschaften.
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Die Zahl 8 findet beispielsweise im folgenden berühmten Waka-Gedicht Verwendung, von dem es heißt, dass es von [[Susanoo|Susanoo no mikoto]] verfasst wurde:
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Aus achtfachen Wolken <br/>
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erhebt sich achtfach der Zaun von Izumo.<br/>
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Rund um die Liebste<br/>
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Bau ich achtfach den Zaun:<br/>
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Jenen achtfachen Zaun.<ref>Originaltext: 八雲立つ 出雲八重垣 妻ごみに 八重垣作る その八重垣を, hierbei handelt es sich um ein Zitat aus dem ''[[Kojiki]]'', es heißt, es sei das älteste Waka 和歌 </ref>
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Wie aus diesem Beispiel ersichtlich, war die Acht eine spirituelle, sowie mythische, göttliche/heilige Zahl, die ein Gefühl von Großmut innehat. 
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Im Gegensatz dazu war die 7 eine geheimnisvolle, göttliche/heilige Zahl, die vor allem eine magische Bedeutung trug. Beispielsweise sind die im mittleren Band (''nakatsumaki'' 中巻) des ''[[Kojiki]]'' vorkommenden „sieben jungen Frauen“ zu erwähnen:  „Daraufhin spielten sieben junge Frauen auf einem Feld von Takasaji … Welche von den sieben jungen Frauen (am Feld) von Takasaji in Yamato soll zur Braut genommen werden?“ 
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Bei dem shintoistischen Gebet (norito 祝詞) für das ''Chinka no matsuri'' 鎮火の祭 („Fest des Feuerlöschens“) fallen die „sieben Nächte“ und „sieben Tage“ auf: „Du darfst mich sieben Nächte und sieben Tage nicht ansehen, mein Geliebter.“
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Die „sieben ''chō''“<ref>町 als Flächeneinheit; 1 ''chō'' = ca. 100a (10000m²)</ref> und die  „sieben Tage und sieben Nächte“ im Abschnitt „[[Harima#Bezirk_Taka|Taka no koori]]“<ref>託賀郡, Ortsbezeichnung</ref>  der ''[[Harima fudoki|Aufzeichnungen der Provinz Harima]]'' (播磨の国風土記) sind ein weiteres Beispiel: „Als ich Felder von 7 ''chō'' bebaute, waren die Reispflanzen bereits in sieben Tagen und sieben Nächten reif.“
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Weiters sollen noch die „sieben Stromschnellen“ aus dem siebten Band des [[Manyōshū]] an dieser Stelle Erwähnung finden: „Gerade weil auch die Vögel, die bei den ruhigen Stellen der sieben Stromschnellen des Asuka-Flusses leben,  ein Herz haben, schlagen sie keine Wellen.“
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Diese [Beispiele] der Zahl 7 veranschaulichen laut Sakata jeweils, dass es sich um eine „Götter und Menschen verbindende, von Ehrfurcht erfüllte magische Zahl“ handle.
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Schon allein deshalb, weil  Magie gegenüber der zerstörerischen Natur und den Geistern, die Unheil mit sich bringen, eingesetzt wird, unterhält sie zu beiden Seiten von Gegensatzpaaren  wie Leben und Tod, Glück und Unglück, Reinheit und Unreinheit eine gleichermaßen enge Beziehung. Hierin liegt der Unterschied zu der göttlichen Zahl 8, die positiv ist. Mit anderen Worten, kann man sagen, dass die Zahl 7 doppeldeutig ist, indem sie gegensätzliche Dinge in sich vereint. 
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[[Datei:Die sieben Reisenden.jpg|thumb|Die sieben Reisenden]]
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Beispielsweise wird in der Präfektur Kagawa eine Volkssage namens " Die sieben Reisenden" (''shichinin dōgyō'' 七人同行) überliefert. Wenn die Kühe unerwartet stehen bleiben, kommt es vor, dass wenn man durch die Beine der Kühe hindurchschaut, auf der anderen Seite sieben Verstorbene, die nicht zum ''[[hotoke]]'' 仏 geworden sind, in einer Reihe gehen sehen kann. In der Geschichte geht es darum, dass wenn man, ohne dies zu wissen, die gleiche Richtung wie diese sieben Reisenden einschlägt, stirbt. Darüber hinaus, gibt es die Geschichte des "Kaps der Sieben" (''shichinin misaki'' 七人みさき), in der ein Toter, der im Meer ertrunken ist, nicht zum ''hotoke'' werden kann, bis er sieben Menschen anlockt und umbringt. Die Erzählung "Die Jagd der Sieben" (''shichinin kari'' 七人狩り) besagt, dass  ein Unfall geschehen wird, wenn man zu siebt jagen geht.
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Somit ist die 7 eine Zahl, die sich nicht nur auf Erfreuliches beschränkt, sondern auch eine gewisse von Furcht erfüllte, mysteriöse Zahl ist<ref>Ein [[kami]] oder Geist ist in diesem Sinne neutral, da er sowohl Positives als auch Negatives bewirken kann</ref>.
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Mit dem Übergang der  Kamakura-Zeit 鎌倉時代 (1185-1333) in die Muromachi-Zeit 室町時代 (1336-1573), verschwand jene magische Eigenschaft der Zahl 7 jedoch nach und nach. Besonders ab der Muromachi-Zeit  kamen spielereische Zahlensets aller Art, wie zum Beispiel die "acht schönsten Landschaften" (''hakkei'' 八景), die "drei Götterorte" (''midokoro myōjin'' 三所明神) oder die "sieben [[Kannon]]" (''shichi kannon'' 七観音) in Mode. Darunter befand sich  auch die Zahl 7  als eine Zahl, die einfach nur beim Volk sehr beliebt war. Zu diesem Zeitpunkt war die magische und mysteriöse Bedeutung bereits verloren gegangen. Und in diesem Prozess entstehen dann die [[sieben Glücksgötter]].
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===Die Zahl 7 im Westen===
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<!--Bianca Bleicher-->
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Im bisherigen Teil des Kapitels wurde gezeigt, dass die Zahl 7 in Japan, China und in Indien, wo der Buddhismus entstanden ist, eine besondere Bedeutung hatte. Man kann ruhig behaupten, dass die Zahl 7 in Ostasien seit jeher von der Allgemeinheit für etwas Besonderes gehalten wurde. Nun aber ist es auf keinen Fall so, dass die Zahl 7 nur in Ostasien als besonders angesehen wurde. Sowohl in Westasien als auch in Europa war die 7 eine besondere Zahl. Am Anfang der Bibel zum Beispiel heißt es: Nachdem Gott 6 Tage lang das Universum erschaffen hatte, teilte er am 7ten Tag mit, sein Werk zur Vollendung gebracht zu haben. Gott hat diesen 7ten Tag gesegnet und ihn zu einem heiligen Tag erklärt.
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Ab dieser Einleitung wird die Zahl 7 in den folgenden Kapiteln der Bibel hindurch als etwas Besonderes dargestellt und es zeigt sich, dass die 7 oft mit einer symbolischen Bedeutung behaftet ist. Vor allem in der Offenbarung Johannes kommt die symbolische 7 54 Mal vor. Die Zahl 7 scheint in der Bibel mit Vollendung, Erfüllung und Perfektion gleichgesetzt zu werden.
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Aber auch außerhalb der Bibel  wurde die Sieben in der westlichen Welt als eine Zahl mit besonderer und symbolischer Bedeutung angesehen. So gibt es beispielsweise noch die 7 Töne (''shichion'' 七音) in der westlichen Tonleiter und die 7 Weisen (''shichiken'' 七賢) aus dem antiken Griechenland. Letzten Endes, stellt die Zahl 7 für die Menschheit generell etwas Besonderes dar, sei es in der Vergangenheit oder in der Gegenwart, im Osten oder im Westen, für uns Menschen war sie schon immer eine Zahl besonderer Vertrautheit.
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== Götter des Glücks ==
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<!--'''Übersetzung''' S.28-29 Lisa-Maria Maierhofer-->             
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[[Datei:Billiken2.jpg|miniatur|rechts|Abbildung des Glücksgottes Billiken]]
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Glücksgötter haben wohl meist in schlechten Zeiten Konjunktur.
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Außerdem zeichnen sie sich dadurch aus,  dass sie ohne einen konkret erkennbaren Grund  zu plötzlicher Popularität gelangen.
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Erst kürzlich gab es im Raum Kansai einen Glücksgott namens "Birikensan" ([[Billiken]]), der auf einmal bei den Leuten beliebt war und sogar verfilmt wurde.
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Billikens Ursprung liegt bei einer amerikanischen Bildhauerin<ref> Der Artikel gibt den Namen "E.I. Horseman" an. Meinen Recherchen zufolge handelte es sich aber um Florence Pretz, eine Kunstlehrerin und Illustratorin [http://en.wikipedia.org/wiki/Billiken Wikipedia] (Stand: 2013/11/20). Horseman war hingegen die Firma, die die Figur verkaufte:
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"From 1909 to 1912, Billikens were the biggest sellers for New York dollmaker E.I. Horseman Co." ( [http://articles.mcall.com/2004-12-15/news/3567809_1_billiken-watchman-popular ''The Morning Call'', December 15, 2004])
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</ref>, welche die komische Gestalt dieses Glücksgottes, der ihr im Traum erschien, in Stein gemeißelt hat. Man sagt, wenn man seine Sohlen streichelt, erfüllt sich ein Wunsch.
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Billiken wurde offenbar 1908 zum ersten Mal in einem Kunstmuseum in Chicago ausgestellt  und soll bereits 1910 in Tōkyo zu sehen gewesen sein.
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Noch vor  Beginn der Shōwa-Zeit (1926) war er im Raum Kantō und Kansai allseits beliebt. Anfang der Taisho-Zeit (1912-1926) warb ein westliches Restaurant in Kōbes Bezirk Motomachi mit einem Billiken, der als eine Art [[Daikoku]] auf einem Reissack (''komedawara'' 米俵)<ref>
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Reissäcke in Form von runden Säulen. Sie gelten oft als Glückssymbole [http://ja.wikipedia.org/wiki/俵 Wikipedia](Stand: 2013/11/20)
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</ref> saß und in der rechten Hand einen Wunschhammer (''uchide no kozuchi'' 打ち出の小槌)<ref>
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Legendärer japanischer Hammer, der beim Schwingen einen Wunsch erfüllt. Ursprünglich war er im Besitz eines Dämons. Heute wird der Wunschhammer oft mit [[Daikoku]] assoziiert [http://ja.wikipedia.org/wiki/うちでのこづち Wikipedia] (Stand: 2013/11/20)
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</ref> hielt. Er soll allerdings derart beliebt gewesen sein, dass sich Trauben von Leuten um ihn bildeten und den Eingang in das Geschäft blockierten.
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Daher wurde die Billiken Statue vom  Inhaber des Restaurants zum Matsuo-Inari Schrein<ref>
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Wird auch Billiken-Matsuo Inari Schrein (jap. ''biriken matsuo inari jinja'' ビリケン松尾稲荷神社) genannt und befindet sich in Kōbe. Zwar stehen Inari-Schreine oft in Verbindung mit Nahrung oder Argrarwirtschaft, aber dieser Schrein steht in Verbindung mit Ehe(schließungen). Man kann dort auch Totenmessen unter dem Glücksgott [[Billiken]] abhalten lassen. [http://www.billiken-inari.com/ billiken-inari.com](Stand: 2013/11/20)
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</ref> gebracht, wo sie noch heute zusammen mit [[Inari]] als Gottheit verehrt wird.
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Trotz dieser Umstände ist völlig unklar, warum Billiken gerade in letzter Zeit wieder Aufmerksamkeit erregt hat. Esmag sein, dass ein zufälliges Gerücht  die Aufmerksamkeit der Leute auf sich zieht, und ehe man es sich versieht, hat sich daraus ein Trend entwickelt. Solch seltsame Eigenschaften scheinen allen „Glücksgöttern“ immanent zu sein.
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===Der Fukusuke-Glaube===
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[[Datei:Daikoku ebisu fukusuke.jpg|miniatur|rechts|Fukusuke und andere Glücksgötter]]
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<!--Julia Bretterklieber, S.30-->
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Die meisten Leser kennen wohl die Puppen namens „Kanō-Fukusuke“ 叶福助, die einen Kamishimo<ref>Ein traditionelles Outfit, das während der Edo-Zeit von den Samurai und Leuten am Hof getragen wurde. Es besteht aus einem formellen Kimono, einem Hakama und einer ärmellosen Jacke, bei der die Schultern betont werden (''kataginu''). [http://en.wikipedia.org/wiki/Kamishimo#Kamishimo.2C_kataginu.2C_and_naga-bakama](Stand: 2013/11/24)</ref>  tragen. Vor langer Zeit  wurde uns diese Gestalt unter anderem auch durch Fernsehwerbungen ziemlich vertraut. Laut historischen Aufzeichnungen soll diese Fukusuke-Puppe schon in der Kansei-Zeit (1789-1801) auf den Markt gebracht worden und im Frühling des Jahres  Bunka 1 (1804) in Edo sehr in Mode gekommen sein.
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Dieser [[Fukusuke]], den man als Glückgott ansehen kann, hatte wahrscheinlich ein reales Vorbild.
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Es gibt hierzu verschiedene Erzählungen, unter anderem, dass er ein außergewöhnlich loyaler Diener eines  Edo-zeitlichen Samurai war, oder dass er ein Bauernkind aus Ōsaka war, der sich  einen Namen machen konnte, nachdem  ein ''hatamoto''-Samurai ihn in einer Schaubude in Ryōgoku gesehen und sich in ihn verliebt hatte. Laut dem „Gaidan bunbun shūyō“ 街談文々集要 sind das jedoch spätere Fiktionen. Das echte Vorbild soll der Besitzer eines Bordells von Shinyoshiwara gewesen sein.
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Dieser Murata Ichibe 村田市兵衛 vom hochklassigen Restaurant ''Daimojiya'' 大文字屋 hat es geschafft, das ''Daimojiya'' von einem Geschäft am Flussufer, welches Essen auf Bestellung ausliefert, in einer Generation zu einem großen Geschäft zu verwandeln. Durch den berühmten Geiz eines Vorfahren, der im Sommer in großen Mengen billigen Kürbis kaufte und bis zum Herbst täglich aß, und weiters durch die Tatsache, dass Ichibe selbst einen schrecklich großen Kopf hatte, soll ihm jedoch der Spitzname Kürbis gegeben worden sein. Aber Ichibe war über diese Nachrede keineswegs  zornig, sondern engagierte sich unter dem Namen „Kürbis-Motonari“ (jap.''kabocha no motonari'' 加保茶元成) in der Welt der ''kyōka''.<ref>Eine ironische, satirische Form des Waka, besonders beliebt bei Intellektuellen in Großstädten wie Edo oder Ōsaka. [http://en.wikipedia.org/wiki/Waka_(poetry)#Edo_period_.281603_-_1867.29] (Stand: 2013/11/24)</ref> Er war bekannt dafür, dass er selbst seine Karikaturen und Spottlieder in Umlauf brachte.
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Monika List, vorläufige Übersetzung, S.31
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{{q|wichtig:異形!}}-->
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Auch die Menschen in Edo versuchten wohl seinem sozialen Vorwärtskommen nachzueifern.
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Ferner, war Bunka Gannen (1804), in dem Fukusuke in Mode war, ein Holz-Ratten Jahr, in dem der [[Sechziger Zyklus]] neu begann. Bereits in China wurde angenommen, dass in diesem Jahr große Veränderungen stattfinden.  Damit einhergehende Wünsche nach Veränderung und „Weltverbesserung“ (''yonaori'' 世直り) mögen wohl auch neue Moden angespornt haben.
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Darüber hinaus ist die großköpfige Fukusuke-Puppe eine von vielen Gestalten, deren abweichendes Aussehen (''igyō'' 異形) Gemeinsamkeiten mit den Sieben Glücksgöttern aufweist. Möglicherweise kann man diese Fremdartigkeit sogar als einen weiteren Schlüsselbegriff der Glücksgötter bezeichnen.
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===Glücksgott Sendai Shirō ===
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Weiters entstand in der Meiji-Periode in Sendai, Tōhoku, die Figur des [[Sendai Shirō]] 仙台 四郎, der als Gott des Glückes bekannt wurde.
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Laut Awano Kunios 粟野邦夫 "Rätsel des Sendai Shirō" 仙台四郎のなぞ (Seiunsha, 1993) war Sendai Shirō eine zwischen dem Ende der Bakumatsu-Zeit bis zum Jahr Meiji 35 (1902) lebende reale Person. Es heißt, er war der vierte Sohn einer aus Sendai stammenden reichen Unternehmerfamilie.
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Sendai Shirōs Biographie ist von mehreren Schicksalsschlägen geprägt, die ihn zum  Glücksgott prädestinierten. Bis zu seinem dritten Lebensjahr wurde er als Mädchen aufgezogen, erst ab dem im vierten  schließlich als Junge. Im 5. Lebensjahr wurde er "wie von Geisterhand entführt" (''kamikakushi''), d.h. er war eine Zeitlang abgängig. Im Alter von sieben Jahren ertrank er beinahe in einem  Fluss und kam erst  nach einer Woche wieder zu Bewusstsein. <!--
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Carina Zöhrer, vorläufige Übersetzung Seite 32-->
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Deshalb könnte man vielleicht sagen, dass sein Verstand Schaden litt.
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Ab  dieser Zeit kam es dazu, dass er ziellos in der Stadt umherirrte. Schließlich verbreitete sich das Gerücht, dass Geschäfte, vor denen er stehen blieb, erfolgreich wurden, was ihn zu einer Art  Glücksgott werden ließ. Es heißt, dass die Geschäfte, die er mochte und besuchte, gewiss erfolgreich waren, während  Geschäfte, die ihn oftmals herein gebeten hatten ohne dass er sie betrat, bald darauf Pleite gingen.
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So kam es, dass sich auch nach seinem Tod eine Art Glaube von ihm als Glücksgott entwickelte und sein Foto in den Häusern aufgehängt wurde. Auf diesen Fotos ist Sendai Shirō ein beleibter Glatzkopf. Eindrucksvoll sind sein liebenswertes Gesicht, dessen Alter man nicht erkennt, seine halb geschlossenen Augen und sein freundliches Lächeln.
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Auch der geistig behinderte Sendai Shirō, der jeden Tag ziellos in der Stadt herumirrte, kann  als "fremdartig" bezeichnet werden. Er lebte zu einer Zeit, als das alte System des Edo Shogunats (1603-1867) zusammenbrach und das neue System der Meiji Regierung (1868-1912) zu Unruhen führte. In dieser Hinsicht ähnelt er dem "Kanō-Fukusuke", der ebenfalls für eine Zeit der Unruhe und Reform steht.
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==Verweise==
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=== Fußnoten ===
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<references/>
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===Weiterführende Informationen===
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* [http://www.aisf.or.jp/~jaanus/deta/s/shichifukujin.htm JAANUS / shichifukujin 七福神] (Stand: 2013/11/08). Aus: {{Link:JAANUS}}
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* [http://www.onmarkproductions.com/html/seven.shtml Seven Lucky Gods of Japan] (Stand: 2013/11/18). Aus: {{Link: A to Z Dictionary of Japanese Sculpture and Art}}
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* [http://en.wikipedia.org/wiki/Seven_Sages_of_the_Bamboo_Grove Seven Sages of the Bamboo Grove] (Stand: 2013/11/08). Aus: {{Link: Wikipedia(en)}}

Version vom 20. Februar 2014, 00:22 Uhr

Bearbeiteter Artikel:

  • Noboru Miyata, e.a. 1998
    „,Shichifukujin‘ nanatsu no kīwādo.“ In: Miyata Noboru (Hg.), Shichifukujin shinkō jiten. Tokyo: Ebisu Kōshō Shuppan 1998, S. 24–59. (S.a. Exzerpt.)

Zur Zahl Sieben

Als die "Sieben Glücksgötter“ wird die Gruppe der sieben Götter und Göttinen des Glücks: Ebisu, Daikoku-ten, Bishamon-ten, Benzai-ten, Jurōjin, Fukurokuju und Hotei bezeichnet. Die „Sieben“ der Sieben Glücksgötter steht in Verbindung mit der „Lucky Seven“ und hat tatsächlich eine glücksverheißende Bedeutung.

Allerdings, wie später auch noch gezeigt werden wird, entstanden die Sieben Glücksgötter am Ende der Muromachi Periode (1333-1573), was offensichtlich macht, dass sie nicht nach der „Lucky Seven“ benannt wurden. Woher und wie kam nun die Zahl Sieben zu den Sieben Glücksgöttern? Und welche Bedeutung hat diese Zahl?

Der Historiker und Literaturprofessor Kita Sadakichi, der erstmals ausführlich zur Entstehung der Sieben Glücksgötter forschte, wies darauf hin, dass der Begriff „Sieben Glücke“ (shichi fuku 七福) seinen Ursprung im Ausdruck „sieben Missgeschicke verschwanden, sieben Glücke erschienen“ (shichinan sokumetsu shichifuku sokushō 七難即滅七福即生)hat, welcher im Sutra Ninnō gokoku hannya haramikyō 仁王護国般若波羅密経[1] vorkommt. Ferner zeigte er, dass die „Sieben Weisen aus dem Bambushain“ (chikurin no shichikenjin 竹林の七賢人) als Vorlage für die Gruppe der sieben GöttInnen des Glücks diente. Die chikurin no shichikenjin wurden von Zen-Priestern geschätzt und in der Muromachi-Zeit häufig gemalt.

Kita zufolge gibt es im Buddhismus, neben den Ausdrücken „Sieben Missgeschicke“ und „Sieben Glücke“, extrem viele Worte, die sich von der Sieben ableiten. Darunter die sieben Inkarnationen Buddhas, die sieben Religionsgründer der buddhistischen Schule des Reinen Landes, die sieben Schätze[2], die sieben Geburten usw., es sind zu viele um sie alle aufzuzählen. Man kann sagen, dass die Zahl Sieben im Buddhismus eine besondere Rolle innehat.

Aber die Vorstellung, dass die Sieben nicht nur als Zahl, sondern darüber hinaus auch eine symbolische Bedeutung hat, ist tatsächlich nicht nur im Buddhismus vorzufinden. Auch in der traditionellen Vorstellung Chinas kommt die Sieben als besondere Zahl vor. Unter anderem bei den Sieben Weisen des Bambushains, den Sieben Planeten (shichi yō 七曜), im Konzept der Sieben Emotionen (shichi jō 七情) etc. Was China betrifft, so ist die Sieben eine magische Zahl, der generell eine positive Bedeutung zugeschrieben wird.

Japaner und die Zahl 7

Nun [stellt sich die Frage], welche Stellung der Zahl 7 in Japan zugewiesen wurde. Hierzu befasst sich Sakata Fumiko[3] eingehend damit, dass die Zahl 7 auch im altertümlichen Japan eine besondere Zahl gewesen sei. Laut Sakata seien für die Japaner des Altertums die Zahlen 7 und 8 beide heilig, jedoch gebe es einen großen Unterschied in ihren Eigenschaften.

Die Zahl 8 findet beispielsweise im folgenden berühmten Waka-Gedicht Verwendung, von dem es heißt, dass es von Susanoo no mikoto verfasst wurde:

Aus achtfachen Wolken
erhebt sich achtfach der Zaun von Izumo.
Rund um die Liebste
Bau ich achtfach den Zaun:
Jenen achtfachen Zaun.[4]

Wie aus diesem Beispiel ersichtlich, war die Acht eine spirituelle, sowie mythische, göttliche/heilige Zahl, die ein Gefühl von Großmut innehat. 

Im Gegensatz dazu war die 7 eine geheimnisvolle, göttliche/heilige Zahl, die vor allem eine magische Bedeutung trug. Beispielsweise sind die im mittleren Band (nakatsumaki 中巻) des Kojiki vorkommenden „sieben jungen Frauen“ zu erwähnen: „Daraufhin spielten sieben junge Frauen auf einem Feld von Takasaji … Welche von den sieben jungen Frauen (am Feld) von Takasaji in Yamato soll zur Braut genommen werden?“ Bei dem shintoistischen Gebet (norito 祝詞) für das Chinka no matsuri 鎮火の祭 („Fest des Feuerlöschens“) fallen die „sieben Nächte“ und „sieben Tage“ auf: „Du darfst mich sieben Nächte und sieben Tage nicht ansehen, mein Geliebter.“ Die „sieben chō[5] und die „sieben Tage und sieben Nächte“ im Abschnitt „Taka no koori[6] der Aufzeichnungen der Provinz Harima (播磨の国風土記) sind ein weiteres Beispiel: „Als ich Felder von 7 chō bebaute, waren die Reispflanzen bereits in sieben Tagen und sieben Nächten reif.“ Weiters sollen noch die „sieben Stromschnellen“ aus dem siebten Band des Manyōshū an dieser Stelle Erwähnung finden: „Gerade weil auch die Vögel, die bei den ruhigen Stellen der sieben Stromschnellen des Asuka-Flusses leben, ein Herz haben, schlagen sie keine Wellen.“ Diese [Beispiele] der Zahl 7 veranschaulichen laut Sakata jeweils, dass es sich um eine „Götter und Menschen verbindende, von Ehrfurcht erfüllte magische Zahl“ handle.

Schon allein deshalb, weil Magie gegenüber der zerstörerischen Natur und den Geistern, die Unheil mit sich bringen, eingesetzt wird, unterhält sie zu beiden Seiten von Gegensatzpaaren wie Leben und Tod, Glück und Unglück, Reinheit und Unreinheit eine gleichermaßen enge Beziehung. Hierin liegt der Unterschied zu der göttlichen Zahl 8, die positiv ist. Mit anderen Worten, kann man sagen, dass die Zahl 7 doppeldeutig ist, indem sie gegensätzliche Dinge in sich vereint.

Die sieben Reisenden

Beispielsweise wird in der Präfektur Kagawa eine Volkssage namens " Die sieben Reisenden" (shichinin dōgyō 七人同行) überliefert. Wenn die Kühe unerwartet stehen bleiben, kommt es vor, dass wenn man durch die Beine der Kühe hindurchschaut, auf der anderen Seite sieben Verstorbene, die nicht zum hotoke 仏 geworden sind, in einer Reihe gehen sehen kann. In der Geschichte geht es darum, dass wenn man, ohne dies zu wissen, die gleiche Richtung wie diese sieben Reisenden einschlägt, stirbt. Darüber hinaus, gibt es die Geschichte des "Kaps der Sieben" (shichinin misaki 七人みさき), in der ein Toter, der im Meer ertrunken ist, nicht zum hotoke werden kann, bis er sieben Menschen anlockt und umbringt. Die Erzählung "Die Jagd der Sieben" (shichinin kari 七人狩り) besagt, dass ein Unfall geschehen wird, wenn man zu siebt jagen geht.

Somit ist die 7 eine Zahl, die sich nicht nur auf Erfreuliches beschränkt, sondern auch eine gewisse von Furcht erfüllte, mysteriöse Zahl ist[7].

Mit dem Übergang der Kamakura-Zeit 鎌倉時代 (1185-1333) in die Muromachi-Zeit 室町時代 (1336-1573), verschwand jene magische Eigenschaft der Zahl 7 jedoch nach und nach. Besonders ab der Muromachi-Zeit kamen spielereische Zahlensets aller Art, wie zum Beispiel die "acht schönsten Landschaften" (hakkei 八景), die "drei Götterorte" (midokoro myōjin 三所明神) oder die "sieben Kannon" (shichi kannon 七観音) in Mode. Darunter befand sich auch die Zahl 7 als eine Zahl, die einfach nur beim Volk sehr beliebt war. Zu diesem Zeitpunkt war die magische und mysteriöse Bedeutung bereits verloren gegangen. Und in diesem Prozess entstehen dann die sieben Glücksgötter.

Die Zahl 7 im Westen

Im bisherigen Teil des Kapitels wurde gezeigt, dass die Zahl 7 in Japan, China und in Indien, wo der Buddhismus entstanden ist, eine besondere Bedeutung hatte. Man kann ruhig behaupten, dass die Zahl 7 in Ostasien seit jeher von der Allgemeinheit für etwas Besonderes gehalten wurde. Nun aber ist es auf keinen Fall so, dass die Zahl 7 nur in Ostasien als besonders angesehen wurde. Sowohl in Westasien als auch in Europa war die 7 eine besondere Zahl. Am Anfang der Bibel zum Beispiel heißt es: Nachdem Gott 6 Tage lang das Universum erschaffen hatte, teilte er am 7ten Tag mit, sein Werk zur Vollendung gebracht zu haben. Gott hat diesen 7ten Tag gesegnet und ihn zu einem heiligen Tag erklärt.

Ab dieser Einleitung wird die Zahl 7 in den folgenden Kapiteln der Bibel hindurch als etwas Besonderes dargestellt und es zeigt sich, dass die 7 oft mit einer symbolischen Bedeutung behaftet ist. Vor allem in der Offenbarung Johannes kommt die symbolische 7 54 Mal vor. Die Zahl 7 scheint in der Bibel mit Vollendung, Erfüllung und Perfektion gleichgesetzt zu werden.

Aber auch außerhalb der Bibel wurde die Sieben in der westlichen Welt als eine Zahl mit besonderer und symbolischer Bedeutung angesehen. So gibt es beispielsweise noch die 7 Töne (shichion 七音) in der westlichen Tonleiter und die 7 Weisen (shichiken 七賢) aus dem antiken Griechenland. Letzten Endes, stellt die Zahl 7 für die Menschheit generell etwas Besonderes dar, sei es in der Vergangenheit oder in der Gegenwart, im Osten oder im Westen, für uns Menschen war sie schon immer eine Zahl besonderer Vertrautheit.

Götter des Glücks

Abbildung des Glücksgottes Billiken

Glücksgötter haben wohl meist in schlechten Zeiten Konjunktur. Außerdem zeichnen sie sich dadurch aus, dass sie ohne einen konkret erkennbaren Grund zu plötzlicher Popularität gelangen. Erst kürzlich gab es im Raum Kansai einen Glücksgott namens "Birikensan" (Billiken), der auf einmal bei den Leuten beliebt war und sogar verfilmt wurde.

Billikens Ursprung liegt bei einer amerikanischen Bildhauerin[8], welche die komische Gestalt dieses Glücksgottes, der ihr im Traum erschien, in Stein gemeißelt hat. Man sagt, wenn man seine Sohlen streichelt, erfüllt sich ein Wunsch.

Billiken wurde offenbar 1908 zum ersten Mal in einem Kunstmuseum in Chicago ausgestellt und soll bereits 1910 in Tōkyo zu sehen gewesen sein. Noch vor Beginn der Shōwa-Zeit (1926) war er im Raum Kantō und Kansai allseits beliebt. Anfang der Taisho-Zeit (1912-1926) warb ein westliches Restaurant in Kōbes Bezirk Motomachi mit einem Billiken, der als eine Art Daikoku auf einem Reissack (komedawara 米俵)[9] saß und in der rechten Hand einen Wunschhammer (uchide no kozuchi 打ち出の小槌)[10] hielt. Er soll allerdings derart beliebt gewesen sein, dass sich Trauben von Leuten um ihn bildeten und den Eingang in das Geschäft blockierten. Daher wurde die Billiken Statue vom Inhaber des Restaurants zum Matsuo-Inari Schrein[11] gebracht, wo sie noch heute zusammen mit Inari als Gottheit verehrt wird.

Trotz dieser Umstände ist völlig unklar, warum Billiken gerade in letzter Zeit wieder Aufmerksamkeit erregt hat. Esmag sein, dass ein zufälliges Gerücht die Aufmerksamkeit der Leute auf sich zieht, und ehe man es sich versieht, hat sich daraus ein Trend entwickelt. Solch seltsame Eigenschaften scheinen allen „Glücksgöttern“ immanent zu sein.

Der Fukusuke-Glaube

Fukusuke und andere Glücksgötter

Die meisten Leser kennen wohl die Puppen namens „Kanō-Fukusuke“ 叶福助, die einen Kamishimo[12] tragen. Vor langer Zeit wurde uns diese Gestalt unter anderem auch durch Fernsehwerbungen ziemlich vertraut. Laut historischen Aufzeichnungen soll diese Fukusuke-Puppe schon in der Kansei-Zeit (1789-1801) auf den Markt gebracht worden und im Frühling des Jahres Bunka 1 (1804) in Edo sehr in Mode gekommen sein.

Dieser Fukusuke, den man als Glückgott ansehen kann, hatte wahrscheinlich ein reales Vorbild.

Es gibt hierzu verschiedene Erzählungen, unter anderem, dass er ein außergewöhnlich loyaler Diener eines Edo-zeitlichen Samurai war, oder dass er ein Bauernkind aus Ōsaka war, der sich einen Namen machen konnte, nachdem ein hatamoto-Samurai ihn in einer Schaubude in Ryōgoku gesehen und sich in ihn verliebt hatte. Laut dem „Gaidan bunbun shūyō“ 街談文々集要 sind das jedoch spätere Fiktionen. Das echte Vorbild soll der Besitzer eines Bordells von Shinyoshiwara gewesen sein.

Dieser Murata Ichibe 村田市兵衛 vom hochklassigen Restaurant Daimojiya 大文字屋 hat es geschafft, das Daimojiya von einem Geschäft am Flussufer, welches Essen auf Bestellung ausliefert, in einer Generation zu einem großen Geschäft zu verwandeln. Durch den berühmten Geiz eines Vorfahren, der im Sommer in großen Mengen billigen Kürbis kaufte und bis zum Herbst täglich aß, und weiters durch die Tatsache, dass Ichibe selbst einen schrecklich großen Kopf hatte, soll ihm jedoch der Spitzname Kürbis gegeben worden sein. Aber Ichibe war über diese Nachrede keineswegs zornig, sondern engagierte sich unter dem Namen „Kürbis-Motonari“ (jap.kabocha no motonari 加保茶元成) in der Welt der kyōka.[13] Er war bekannt dafür, dass er selbst seine Karikaturen und Spottlieder in Umlauf brachte.

Auch die Menschen in Edo versuchten wohl seinem sozialen Vorwärtskommen nachzueifern.

Ferner, war Bunka Gannen (1804), in dem Fukusuke in Mode war, ein Holz-Ratten Jahr, in dem der Sechziger Zyklus neu begann. Bereits in China wurde angenommen, dass in diesem Jahr große Veränderungen stattfinden. Damit einhergehende Wünsche nach Veränderung und „Weltverbesserung“ (yonaori 世直り) mögen wohl auch neue Moden angespornt haben.

Darüber hinaus ist die großköpfige Fukusuke-Puppe eine von vielen Gestalten, deren abweichendes Aussehen (igyō 異形) Gemeinsamkeiten mit den Sieben Glücksgöttern aufweist. Möglicherweise kann man diese Fremdartigkeit sogar als einen weiteren Schlüsselbegriff der Glücksgötter bezeichnen.

Glücksgott Sendai Shirō

Weiters entstand in der Meiji-Periode in Sendai, Tōhoku, die Figur des Sendai Shirō 仙台 四郎, der als Gott des Glückes bekannt wurde.

Laut Awano Kunios 粟野邦夫 "Rätsel des Sendai Shirō" 仙台四郎のなぞ (Seiunsha, 1993) war Sendai Shirō eine zwischen dem Ende der Bakumatsu-Zeit bis zum Jahr Meiji 35 (1902) lebende reale Person. Es heißt, er war der vierte Sohn einer aus Sendai stammenden reichen Unternehmerfamilie.

Sendai Shirōs Biographie ist von mehreren Schicksalsschlägen geprägt, die ihn zum Glücksgott prädestinierten. Bis zu seinem dritten Lebensjahr wurde er als Mädchen aufgezogen, erst ab dem im vierten schließlich als Junge. Im 5. Lebensjahr wurde er "wie von Geisterhand entführt" (kamikakushi), d.h. er war eine Zeitlang abgängig. Im Alter von sieben Jahren ertrank er beinahe in einem Fluss und kam erst nach einer Woche wieder zu Bewusstsein. Deshalb könnte man vielleicht sagen, dass sein Verstand Schaden litt.

Ab dieser Zeit kam es dazu, dass er ziellos in der Stadt umherirrte. Schließlich verbreitete sich das Gerücht, dass Geschäfte, vor denen er stehen blieb, erfolgreich wurden, was ihn zu einer Art Glücksgott werden ließ. Es heißt, dass die Geschäfte, die er mochte und besuchte, gewiss erfolgreich waren, während Geschäfte, die ihn oftmals herein gebeten hatten ohne dass er sie betrat, bald darauf Pleite gingen.

So kam es, dass sich auch nach seinem Tod eine Art Glaube von ihm als Glücksgott entwickelte und sein Foto in den Häusern aufgehängt wurde. Auf diesen Fotos ist Sendai Shirō ein beleibter Glatzkopf. Eindrucksvoll sind sein liebenswertes Gesicht, dessen Alter man nicht erkennt, seine halb geschlossenen Augen und sein freundliches Lächeln.

Auch der geistig behinderte Sendai Shirō, der jeden Tag ziellos in der Stadt herumirrte, kann als "fremdartig" bezeichnet werden. Er lebte zu einer Zeit, als das alte System des Edo Shogunats (1603-1867) zusammenbrach und das neue System der Meiji Regierung (1868-1912) zu Unruhen führte. In dieser Hinsicht ähnelt er dem "Kanō-Fukusuke", der ebenfalls für eine Zeit der Unruhe und Reform steht.


Verweise

Fußnoten

  1. S. JAANUS shichifukujin 七福神 (Stand: 2013/11/08).
  2. Shippō 七宝, s. Exzerpt:Fukujin keywords/Erster Traum und Schatzschiff; nach anderer Deutung: Gold, Silber, Lapislazuli, Kristall, Riesenvenusmuschel, Korallen und Achat.
  3. 佐方郁子 (Stand: 2013/12/09), Autorin historischer Romane
  4. Originaltext: 八雲立つ 出雲八重垣 妻ごみに 八重垣作る その八重垣を, hierbei handelt es sich um ein Zitat aus dem Kojiki, es heißt, es sei das älteste Waka 和歌
  5. 町 als Flächeneinheit; 1 chō = ca. 100a (10000m²)
  6. 託賀郡, Ortsbezeichnung
  7. Ein kami oder Geist ist in diesem Sinne neutral, da er sowohl Positives als auch Negatives bewirken kann
  8. Der Artikel gibt den Namen "E.I. Horseman" an. Meinen Recherchen zufolge handelte es sich aber um Florence Pretz, eine Kunstlehrerin und Illustratorin Wikipedia (Stand: 2013/11/20). Horseman war hingegen die Firma, die die Figur verkaufte: "From 1909 to 1912, Billikens were the biggest sellers for New York dollmaker E.I. Horseman Co." ( The Morning Call, December 15, 2004)
  9. Reissäcke in Form von runden Säulen. Sie gelten oft als Glückssymbole Wikipedia(Stand: 2013/11/20)
  10. Legendärer japanischer Hammer, der beim Schwingen einen Wunsch erfüllt. Ursprünglich war er im Besitz eines Dämons. Heute wird der Wunschhammer oft mit Daikoku assoziiert Wikipedia (Stand: 2013/11/20)
  11. Wird auch Billiken-Matsuo Inari Schrein (jap. biriken matsuo inari jinja ビリケン松尾稲荷神社) genannt und befindet sich in Kōbe. Zwar stehen Inari-Schreine oft in Verbindung mit Nahrung oder Argrarwirtschaft, aber dieser Schrein steht in Verbindung mit Ehe(schließungen). Man kann dort auch Totenmessen unter dem Glücksgott Billiken abhalten lassen. billiken-inari.com(Stand: 2013/11/20)
  12. Ein traditionelles Outfit, das während der Edo-Zeit von den Samurai und Leuten am Hof getragen wurde. Es besteht aus einem formellen Kimono, einem Hakama und einer ärmellosen Jacke, bei der die Schultern betont werden (kataginu). [1](Stand: 2013/11/24)
  13. Eine ironische, satirische Form des Waka, besonders beliebt bei Intellektuellen in Großstädten wie Edo oder Ōsaka. [2] (Stand: 2013/11/24)

Weiterführende Informationen