Exzerpt:Kuroda 1996a

Aus Kamigraphie
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Wird bearbeitet von Andip 21:02, 16. Okt. 2012 (CEST)

Rezensiertes Werk:

Toshio Kuroda 1996
„The discourse on the ,Land of kami‘ (Shinkoku) in medieval Japan: National consciousness and international awareness.“ Japanese Journal of Religious Studies 23/3-4 (1996), S. 353-385. (Exzerpt.)

Das Thema des Artikels ist die Ausbreitung des shinkoku 神国 (dt. "Götterland") Konzeptes im mittelalterlichen Japan und seine Rolle bei der Entwicklung einer Staatsideologie.

Das japanisches Mittelalter lässt sich von 1185 bis ca 1600 (d.h.Kamakura Zeit → 1185-1333, Muromachi Zeit → 1333-1568) abgrenzen.

Kurodas wichtigste Fragen:

  • Wann genau ist Shintō als eigenständige Religion in der Geschichte in Erscheinung getreten und welchen Anteil hatte der Buddhismus bei diesem Prozess?
  • Inwieweit ist die mittelalterliche Interpretation des Shinkoku Konzeptes heute noch gültig? Welche Funktion hatte es zur "Bewusstseinsbildung" des Staates?

Wichtige Begriffe

Das shinkoku 神国 Konzept ist die Annahme, dass Japan das Land der kami ist, bzw. von den Göttern beschützt wird. Es ist ein Ausdruck von einheimischen Glauben in Verbindung mit religiösen Riten und Lehren und politischer Ideologien.

Das "exoteric-esoteric system" (kenmitsu taisei 顕密体制) sieht Kuroda als Zentrum des Shinto an. Es ist ein dominanter politisch-religiöser Ethos, der stark beeinflusst durch die buddhistische Lehre der Erleuchtung und im Prinzip untrennbar mit dem Mittelalter verbunden ist. Nach Kuroda ist es ein Ineinandergreifen von esoterischen Riten und exoterischen Dogmen, aber nur als historische Konstruktion zu sehen. Es ist die Essenz/Ursprung des shinkoku Gedanken.

  • Esoterisch: Nur für Eingeweihte bestimmt oder verständlich.
  • Exoterisch: Für weitere Kreise, also die Öffentlichkeit, bestimmt und allgemein verständlich.
  • Dogma: Der Religion grundlegender Glaubenssatz, kirchlicher Lehrsatz.
  • Ideologie: Politische Theorie einer Bewegung.

Mittelalterlicher Diskurs

Annäherung/Interpretationsansätze/Begriffsverständnis des Shinkoku Konzepts:

  1. Shintō und Buddhismus sind in Japan zwar verbunden, aber eigenständige Glaubenslehren.
  2. Das mittelalterliche shinkoku Konzept war eine Manifestation von nationalem Bewusstsein in der gleichen Art, wie das Bewusstsein des Nationalstaates.
  3. Ausdruck eines religiösen Gedankens.
  4. Ein von religiöser Logik geleiteter politisch-religiöser Diskurs.

Die Shintō Glaubenslehre geht aus einem klaren Konzept von Japan als "das Land der Götter" hervor. Es enstand aus Systemen wie ryōbu 両部 (synkretische Schule, die Shintō mit den Lehrer der buddhistischen Shingon Sekte verbindet) Es gab im Mittelalter einen enormen Aufschwung des Interesses in die kami.

Shinkoku ist ein Konzept, das entstand zum Ausdruck verschiedener Götterlehren. Die Ideologie diente, neben der Schaffung eines universellen Ideals und Beobachtung der internationalen Situation in Ostasien, als eine fundamentale Kraft und staatliche Ideologie, um das Konzept eines Staates im mittelalterlichen Japan aufkommen zu lassen. Ein gemeinsames Bewusstsein und "Pflichtbewusstsein" dem eigenen Land gegenüber sollte gestärkt und gefestigt werden.

Viele Shintō Glaubensdoktrine sind stark beeinflusst vom Buddhismus. Die Leute wollten sich loslösen von buddhisten Gedanken, da man, wie man z.B. beim Ise Shintō (welcher angeblich den Buddhismus verdrängt hat) davon ausging, dass der Buddhismus geprägt ist durch Anmaßung des Geistes, Arroganz und Eigennützigkeit. Shintō hingegen existiere seit je her, wäre typisch für Japan und würde zu Japan gehören.

Der Kenmitsu Buddhismus bediente sich verschiedensten Strömungen, sowie Richtungen und passte sich stets den jeweiligen Machtverhältnissen an.

Göttliches Land

Schon seit dem Nihon shoki wird Japan als das "göttliche Land" bezeichnet, denn damit wurden politische Ereignisse erklärt und begründet. Der Begriff shinkoku hatte die Funktion einer lebenden Ideologie (vor allem im Vorkriegs-Japan).

Auch heute noch ist der stark verwurzelte Glaube daran, dass Japan das "Land der Götter" ist, aktuell.

Hachiman

In dem Artikel wird Hachiman in Verbindung mit Kurodas "Formation of Medieval Shinto Doctrines" (S.359-366). Es geht um den Ise Shintō, der viele buddhistische Lehren in sich vereint und stark beeinflusst ist von esotherischen Lehrsätzen der Erleuchtungslehre. Die Doktrine beziehen primär aus den Göttern ihre Kraft, während Hachiman hier als Verbindung zwischen Buddhismus und Shintō gilt. Er soll im Ise Schrein zum Buddha-Dharma geworden sein, ist aber gleichzeitig ein kami des "Ersterwachens" (initial awakening). Dies kann als Beispiel für die Gleichstellung von kami und Buddhas angesehen werden. Viele Shintō Schreine versprachen sich mit dieser Methode eine Besserstellung der von ihnen verehrten kami.

Kommentar

Kuroda wirft in seinem Artikel sehr viele Fragen auf und beantwortet sie jedoch umgehend durch Analysen. Sehr interessanter Artikel, jedoch ist dessen Essenz für mich sehr komplex und schwer zu fassen.

Dieser Artikel wurde ursprünglich für das Schwesterprojekt Hachiman-no-pedia verfasst.