Exzerpt:Kanda 1985

Aus Kamigraphie
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Rezensiertes Werk:

Christine Guth Kanda 1985
Shinzō: Hachiman imagery and its development. Cambridge, Massachussets u.a.: Harvard University Press 1985. (Exzerpt.)

Shinzō

Shinzō sind kami-Statuen aus Holz und beinhalten speziellen Respekt und Verehrung der Natur und Ausdruck des japanischen Bildes der verschiedenen Kräfte die das Universum beleben und dem Leben Sinn geben. Früher japanischer Glaube besagt, dass Gottheiten in jedem Naturphänomen, besonders Bäumen, innewohnen. Sie sind spezielle „Shintō Kunst“ (shintō bijutsu) und werden erstmals erwähnt in der Heian-Zeit. Die erste Erwähung einer kami-Statue ist in den Gründungsaufzeichnungen des Tado Jingū Tempels der Provinz Ise.

Buddhistische Statuen werden butsuzō 仏像 genannt (S. 1).

Es gibt zwei Arten von shinzō (S. 14):

  • Courtly (höfisch): Projektion eines aristokratischen Ideals auf religiöser Ebene. Durch Glauben der Abstammung der kaiserlichen Familie von Göttern beeinflusst.
  • Syncretic (vermischt [mit Buddhismus]): Beeinflusst von Buddhismus. Gemeinsamkeit der Gottheiten meist durch Funktion oder Charakter.

Besonderheit von Bäumen ist, dass sie als Brücke zwischen Himmel und Erde fungieren. Die Vitalität des Baumes bleibt erhalten, daher ist seit früher Heian-Zeit die Technik ichiboku zukuri 一木造 (alle Statuen aus einem Stück) am populärsten. Im Gegensatz dazu steht die buddhistische Technik, dass Statuen aus mehreren Teilen (yosegi zukuri 寄木造) hergestellt werden. Dies ist eher Massenproduktion (S. 3, 19).

Im Shintoismus: Göttlicher Körper (shintai) oder Echter Körper (shōtai) sind göttliche Körper von kami auf Erden, daher nur ein shinzō für ein kami in einem Schrein. Bedeutet: Einschränkung der Produktion. (S. 26) Im Buddhismus: Statuen haben Funktion der Hilfe der Visualisierung. Bedeutet je mehr desto stärkere Kräfte.

Ursprung von Shinzō

Ihr erstes Auftauchen war Ende des 8. bzw. Anfang des 9. Jahrhunderts. Der Grund warum nicht früher, war wegen der Art der Verehrung von kami als formloser Ausdruck höherer Macht, die auch räumlich sein kann und keinen fixen Wohnsitz hat bzw. überall wohnt. Personen zwischen Menschenwelt und Gottheiten konnten durch Göttlichkeit lebende kami werden (hitogami). Dies waren meist Frauen oder Kinder, wie zB.: Jingū kōgō, ausgestattet mit speziellen Kräften und Rechten.

Kami wurden verehrt durch festgelegte Riten mit Tanz, Gesten, Wörtern und Symbolen, etwa beim Herauslocken von Amaterasu aus der Höhle.

Erste handegefertigte Objekte zur Vergötterung wurden während des Aufkommens der buddhistischen Schreine verwendet. Wie Spiegel, Schwerter oder Juwelen. Dies hat den Weg für shinzō geebnet, die ersten Statuen wurden jedoch in Schreinen von buddhistischen Gottheiten aufgestellt. Butsuzō waren anfänglich in jingūji. Hier zeigt sich eine Verbindung der Funktionen von Schreinen (jingū) und Tempeln (ji)

Weitere, von buddhistischen Mönchen angefertigte, kami in Tempeln. Regionale kami wurden zu Schutzgottheiten von Tempeln. In speziellen Schreinen (chinjusha). Hachiman war der erste Schutzgott, der eigentlich aus einer entfernteren Region kam, für Tempel.

Die Tsukiyomi no Mikoto Statue im Ise Schrein ist die früheste Aufzeichnung der Verkörperung eines kami. Es gab frühe Beweise für die beiden Arten von Shinzō (courtly/syncretic)(S. 7).

Religiöse Funktion

Shinzō sind dauerhafte und wiedererkennbare Formen für kami. Durch genaue Rituale bekommen shinzō eine permanente göttliche Aura, die nicht verloren gehen, aber erneuert werden kann. Im Gegensatz dazu, sind buddhistische Statuen nie als Buddha selbst zu sehen.

Die Kunst der shinzō verbietet jedoch die Identifikation des einfachen Menschen mit Gottheiten, dadurch Vertrauen und Ergebenheit der Laien.

Das Unendliche kann nur durch Endliches begriffen werden. Kami werden in der Heian-Zeit als weltliche Manifestation von buddhistischen Gottheiten angesehen. Kami gelten als zeitweilige Spuren (suijaku) oder provisorische Manifestationen (gongen), Buddhas und Bodhisattvas hingegen werden als echte, originale Form (honji) angesehen. Diese Auffassung als Ausdruck in Kunst gibt es erst seit der Kamakura-Zeit.

Nach Ende der Heian-Zeit sind kami mit Buddhas und Bodhisattvas gleichgestellt, durch die Auffassung, dass Unbewusstes wie Bewusstes buddhistischer Natur entspringt. Kami sind in Japan das einzig mögliche Gefäß für buddhistische Lehren (S. 26).

Hachimankult

Die ersten Hachiman Schreine wurden in Usa (725), in Tōdaiji (749), in Iwashimizu (859) und in Tsurugaoka (1180). Hachimanstatuen sind die Ersten und größte Anzahl eines einzelnen Gottes. Der Hachimankult unterliegt schamanistischen Unterströmungen mit buddhistischen Elementen überlagert. Diese einzigartige Mischung aus Glauben und Praktiken hat für den landesweiten Aufstieg von Hachiman gesorgt.

Annahme über Herkunft des Namens Hachiman: Keine Erwähnung eines Usa-Schreines bis 859. Davor nur Bezug auf Gottheit Yahata (alternative Lesung zu Hachiman) und Yahata-Schrein. 3 Priesterfamilien: Usa, Karashima und Oga (identifizieren Hachiman als Ōjin Tennō)

Hōjō-e (Verbot des Fischens und Jagens) und gyōkō-e (Weitertransport des shintai zum nächsten Schrein, bis hin zum letzten Schrein des Netzwerks) sind die zwei wichtigsten Zeremonien am Usa Schrein.

807 gründet ein Mönch einen Tempel für Hachiman in Daianji. Dessen Aufzeichnungen beziehen sich auf die Gottheit Hachiman Daibosatsu – der bedeutende Bodhisattva Hachiman. Somit wurde Hachiman offiziell ins buddhistische Pantheon aufgenommen. Andere kami folgten.

Während der Kamakura-zeit wurde er zu einem Kriegsgott.

Hachiman wird als Mönch dargestellt durch Übereinstimmung der Mischung von Buddhismus und Shintoismus, da Möchstracht und rasierter Kopf eindeutigster Ausdruck des buddhistischen Glaubens sind. Andere kami werden ebenfalls als Mönche dargestellt (S. 35).

Kommentar

Das Thema des Artikels ist shinzō, also die Verkörperung von kami als hölzerne Abbildungen. Die Autorin wirft verschiedene Fragen auf, die sie großteils gut strukturiert und detailliert beantwortet, wie etwa die späte Entwicklung von shinzō. Besonders gut hebt sie in ihren Erläuterungen immer wieder den Unterschied zwischen Buddhismus und Shintoismus hervor, sprich, da beide Glaubensrichtungen sich vermischt haben, den Ursprung bestimmter Gründe und Fakten. Doch teilweise kann ich ihren Erklärungen nicht ganz folgen, da sie bestimmtes Wissen vorrauszusetzten scheint. Die Begründungen ihrer Schlussfolgerungen und die Herstellung gewisser Zusammenhänge lassen auf einen hohen Grad des Wissens seitens der Autorin über das Thema schließen. Manche Teile des Buches lesen sich sehr schwer in Bezug auf das Geschichtliche, da sie, selbstverständlich, auch sehr genau auf künsterische Aspekte der Statuen eingeht, aber ohne Vorwissen in dieser Sparte, meiner Meinung nach, ihre Erläuterungen schwer verständlich sind. Doch will ich hier nicht die Leistung der Autorin schmälern, sondern mein mangelndes Wissen in der Kunst des shinzō bloßstellen.

Im Großen und Ganzen ist das Buch sehr verständlich geschrieben und gewährt einen guten Einblick in die Kunst, sowie deren Entwicklung in der japanischen Geschichte. Der Zusammenhang des Buches mit Hachiman ist klar ersichtlich durch den Titel des Buches und die darin detaillierte Behandlung der shinzō in den verschiedenen Epochen mit geschichtlichen und mythischen Begründungen.

Dieser Artikel wurde ursprünglich für das Schwesterprojekt Hachiman-no-pedia verfasst.