Exzerpt:Joskovich 2015: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Autor stellt den Begriff von Glaube in Bezug auf den Zen-Buddhismus auf die Probe. Der Buddhismus selbst und besonders der Zen-Buddhismus wird meist als „rationale“ Religion bezeichnet. Begriffe wie Glaube werden eher den westlichen Religionen zugeschrieben, allen voran das Christentum. Dabei stützt sich der Autor vor allem auf einer der Haupttexte der Rinzai-Lehre, das ''shūmon mujintō ron'' 宗門無尽燈論, geschrieben von Tōrei Enji 東嶺圓慈 (1721-1792). Tōrei war ein Schüler von [[Hakuin Ekaku]] 白隠慧鶴(1686-1769) und spielte eine große Rolle in der Wiederbelebung der Rinzai Schule im 18. Jahrhundert. In seinem wichtigsten Werk ''shūmon mujintō ron'' gibt es ein ganzes Kapitel zum Thema Glaube (''shin'' 信) in der Rinzai-Lehre und im gesamten Werk wird das Thema Glaube immer wieder aufgegriffen. Der Artikel versucht mit Hilfe dieses Werkes die zentrale Rolle des Glaubens in der Rinzai-Lehre zu verstehen und den Zusammenhang zum ultimativen Ziel der Erleuchtung zu erläutern. (Joskovich 2015:319-321)
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Der Autor stellt den Begriff von Glaube in Bezug auf den Zen-Buddhismus auf die Probe. Der Buddhismus selbst und besonders der Zen-Buddhismus wird meist als „rationale“ Religion bezeichnet. Begriffe wie Glaube werden eher den westlichen Religionen zugeschrieben, allen voran das Christentum. Dabei stützt sich der Autor vor allem auf einer der Haupttexte der Rinzai-Lehre, das ''shūmon mujintō ron'' 宗門無尽燈論, geschrieben von Tōrei Enji 東嶺圓慈 (1721-1792). Tōrei war ein Schüler von [[Hakuin Ekaku]] 白隠慧鶴(1686-1769) und spielte eine große Rolle in der Wiederbelebung der Rinzai Schule im 18. Jahrhundert. In seinem wichtigsten Werk ''shūmon mujintō ron'' gibt es ein ganzes Kapitel zum Thema Glaube (''shin'' 信) in der Rinzai-Lehre und im gesamten Werk wird das Thema Glaube immer wieder aufgegriffen. Der Artikel versucht mit Hilfe dieses Werkes die zentrale Rolle des Glaubens in der Rinzai-Lehre zu verstehen und den Zusammenhang zum ultimativen Ziel der Erleuchtung zu erläutern (Joskovich 2015:319-321).
  
Zunächst wird der Begriff Glaube aufgegriffen und seine Bedeutung genauer definiert. Meist wird Glaube als das Gegenteil von Wissen bezeichnet. Jedoch kann Glaube innerhalb verschiedener Rahmenbedingungen vorhanden sein, nicht nur als totale Überzeugung, sondern kann sogar als starker Zweifel vorkommen. Zwei Prämissen werden vom Autor aufgestellt: Erstens die Anwendbarkeit des Begriffes Glaube im Buddhismus und zweitens die Präsenz eines ähnlichen Konzepts in der buddhistischen Denkweise. Der Autor weist hier daraufhin, dass der Artikel sich nicht auf eine bestimmte Definition des Begriffes Glaube beschränkt, sondern vielmehr ähnliche buddhistische Konzepte darin vereint. (Joskovich 2015:322)
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Zunächst wird der Begriff Glaube aufgegriffen und seine Bedeutung genauer definiert. Meist wird Glaube als das Gegenteil von Wissen bezeichnet. Jedoch kann Glaube innerhalb verschiedener Rahmenbedingungen vorhanden sein, nicht nur als totale Überzeugung, sondern kann sogar als starker Zweifel vorkommen. Zwei Prämissen werden vom Autor aufgestellt: Erstens die Anwendbarkeit des Begriffes Glaube im Buddhismus und zweitens die Präsenz eines ähnlichen Konzepts in der buddhistischen Denkweise. Der Autor weist hier daraufhin, dass der Artikel sich nicht auf eine bestimmte Definition des Begriffes Glaube beschränkt, sondern vielmehr ähnliche buddhistische Konzepte darin vereint (Joskovich 2015:322).
  
Obwohl im Buddhismus nicht ausdrücklich von Glaube gesprochen wird, so wird von den Praktizierende erwartet, dass sie die buddhistischen Lehren akzeptieren und somit eine gewisse Einstellung von Glaube an diese Lehren annehmen. Glaube ist somit eine notwendige Voraussetzung um den Weg Buddhas überhaupt gehen zu können. Überzeugung, Hingabe und Verpflichtung sind alle Teil davon und dies sind auch alles Merkmale von Glaube. Tōrei schreibt auch von dem Glauben an die Natur Buddhas, welches auch als Ausgangspunkt für die Erleuchtung gilt und an den Glauben bzw. das Vertrauen in den eigenen Meister. (Joskovich 2015:325-326)
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Obwohl im Buddhismus nicht ausdrücklich von Glaube gesprochen wird, so wird von den Praktizierende erwartet, dass sie die buddhistischen Lehren akzeptieren und somit eine gewisse Einstellung von Glaube an diese Lehren annehmen. Glaube ist somit eine notwendige Voraussetzung um den Weg Buddhas überhaupt gehen zu können. Überzeugung, Hingabe und Verpflichtung sind alle Teil davon und dies sind auch alles Merkmale von Glaube. Tōrei schreibt auch von dem Glauben an die Natur Buddhas, welches auch als Ausgangspunkt für die Erleuchtung gilt und an den Glauben bzw. das Vertrauen in den eigenen Meister (Joskovich 2015:325-326).
  
Durch die Hilfe einer der umfangreichsten Sutras, dem ''kegonkyō'' 華厳経, will Tōrei die Wichtigkeit von Glaube in der Rinzai-Lehre noch verdeutlichen. Glaube ist die Fähigkeit das beschränkte Bewusstsein loszuwerden und daher erleichtert es die wahre Natur der Realität zu erkennen. Tōrei beschreibt die Zen-Erleuchtung als „Sprung des Glaubens“, als das Aufgeben sämtlicher Ansichten. (Joskovich 2015:328-330)
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Durch die Hilfe einer der umfangreichsten Sutras, dem ''kegonkyō'' 華厳経, will Tōrei die Wichtigkeit von Glaube in der Rinzai-Lehre noch verdeutlichen. Glaube ist die Fähigkeit das beschränkte Bewusstsein loszuwerden und daher erleichtert es die wahre Natur der Realität zu erkennen. Tōrei beschreibt die Zen-Erleuchtung als „Sprung des Glaubens“, als das Aufgeben sämtlicher Ansichten (Joskovich 2015:328-330).
  
Am Schluss geht der Autor darauf ein, dass Zen ein Versuch des Buddhismus ist, die religiösen Aspekte auszulöschen. Dies ist ein Trend, der im modernen Buddhismus häufig zu finden ist. Abschließend erwähnt der Autor, dass der Glaube im Zen-Buddhismus bisher wenig Aufmerksamkeit bekommen hat, welches geändert werden sollte. (Joskovich 2015:333-334)
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Am Schluss geht der Autor darauf ein, dass Zen ein Versuch des Buddhismus ist, die religiösen Aspekte auszulöschen. Dies ist ein Trend, der im modernen Buddhismus häufig zu finden ist. Abschließend erwähnt der Autor, dass der Glaube im Zen-Buddhismus bisher wenig Aufmerksamkeit bekommen hat, welches geändert werden sollte (Joskovich 2015:333-334).

Aktuelle Version vom 6. November 2016, 19:52 Uhr

Artikel

Erez Joskovich 2015
„The inexhaustible lamp of faith: Faith and awakening in the Japanese Rinzai tradition.“ Japanese Journal of Religious Studies 42/2 (2015), S. 319-338. (Exzerpt.)

Autor

Erez Joskovich ist ein Professor an dem Institut für Ostasienwisschenschaften an der Tel-Aviv Universität. Er hat seinen Ph.D. an der Tel-Aviv Universität und an der Tokyo Universität 2014 abgeschlossen. Seine Interessensgebiete sind hauptsächlich der Buddhismus in Japan vom Mittelalter bis hin zur Moderne. Seine Publikationen haben ihren Fokus auf den vormodernen und modernen Zen-Buddhismus.

Inhalt

Der Autor stellt den Begriff von Glaube in Bezug auf den Zen-Buddhismus auf die Probe. Der Buddhismus selbst und besonders der Zen-Buddhismus wird meist als „rationale“ Religion bezeichnet. Begriffe wie Glaube werden eher den westlichen Religionen zugeschrieben, allen voran das Christentum. Dabei stützt sich der Autor vor allem auf einer der Haupttexte der Rinzai-Lehre, das shūmon mujintō ron 宗門無尽燈論, geschrieben von Tōrei Enji 東嶺圓慈 (1721-1792). Tōrei war ein Schüler von Hakuin Ekaku 白隠慧鶴(1686-1769) und spielte eine große Rolle in der Wiederbelebung der Rinzai Schule im 18. Jahrhundert. In seinem wichtigsten Werk shūmon mujintō ron gibt es ein ganzes Kapitel zum Thema Glaube (shin 信) in der Rinzai-Lehre und im gesamten Werk wird das Thema Glaube immer wieder aufgegriffen. Der Artikel versucht mit Hilfe dieses Werkes die zentrale Rolle des Glaubens in der Rinzai-Lehre zu verstehen und den Zusammenhang zum ultimativen Ziel der Erleuchtung zu erläutern (Joskovich 2015:319-321).

Zunächst wird der Begriff Glaube aufgegriffen und seine Bedeutung genauer definiert. Meist wird Glaube als das Gegenteil von Wissen bezeichnet. Jedoch kann Glaube innerhalb verschiedener Rahmenbedingungen vorhanden sein, nicht nur als totale Überzeugung, sondern kann sogar als starker Zweifel vorkommen. Zwei Prämissen werden vom Autor aufgestellt: Erstens die Anwendbarkeit des Begriffes Glaube im Buddhismus und zweitens die Präsenz eines ähnlichen Konzepts in der buddhistischen Denkweise. Der Autor weist hier daraufhin, dass der Artikel sich nicht auf eine bestimmte Definition des Begriffes Glaube beschränkt, sondern vielmehr ähnliche buddhistische Konzepte darin vereint (Joskovich 2015:322).

Obwohl im Buddhismus nicht ausdrücklich von Glaube gesprochen wird, so wird von den Praktizierende erwartet, dass sie die buddhistischen Lehren akzeptieren und somit eine gewisse Einstellung von Glaube an diese Lehren annehmen. Glaube ist somit eine notwendige Voraussetzung um den Weg Buddhas überhaupt gehen zu können. Überzeugung, Hingabe und Verpflichtung sind alle Teil davon und dies sind auch alles Merkmale von Glaube. Tōrei schreibt auch von dem Glauben an die Natur Buddhas, welches auch als Ausgangspunkt für die Erleuchtung gilt und an den Glauben bzw. das Vertrauen in den eigenen Meister (Joskovich 2015:325-326).

Durch die Hilfe einer der umfangreichsten Sutras, dem kegonkyō 華厳経, will Tōrei die Wichtigkeit von Glaube in der Rinzai-Lehre noch verdeutlichen. Glaube ist die Fähigkeit das beschränkte Bewusstsein loszuwerden und daher erleichtert es die wahre Natur der Realität zu erkennen. Tōrei beschreibt die Zen-Erleuchtung als „Sprung des Glaubens“, als das Aufgeben sämtlicher Ansichten (Joskovich 2015:328-330).

Am Schluss geht der Autor darauf ein, dass Zen ein Versuch des Buddhismus ist, die religiösen Aspekte auszulöschen. Dies ist ein Trend, der im modernen Buddhismus häufig zu finden ist. Abschließend erwähnt der Autor, dass der Glaube im Zen-Buddhismus bisher wenig Aufmerksamkeit bekommen hat, welches geändert werden sollte (Joskovich 2015:333-334).