Exzerpt:Groner 2018

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Exzerpiertes Werk:

  • Paul Groner 2018
    „Epilogue: Ryōgen’s posthumous career.“ In: Paul Groner (Hg.), Ryōgen and Mount Hiei. (15.) Honolulu: University of Hawai'i Press 2018, S. 289-304. (Exzerpt.)

Zum Autor

Der Autor Paul Groner ist an der Universität Virginia im Department of Religious Studies tätig und hat in Philosophie an der Yale University promoviert. Sein Fachgebiet ist Buddhismus in China und Japan, mit einem besonderen Fokus auf die Tendai-Schule. Zu dieser Thematik hat er schon mehrere Monografien veröffentlicht.

Einleitung

In diesem Kapitel geht Groner auf die Entstehung von Folklore, Sagen und Mythen des Ablebens von dem buddhistischen Mönch und wichtigen Wegweiser der Tendai-Schule namens Ryōgen良源 (912-985) ein. Einleitend geht der Autor kurz auf den Titel daishi ein. Prinzipiell ein Ehrentitel, welcher während der Heian-Zeit nur an acht Mönche verliehen wurde. Im Falle des Ryōgen wurde der Titel erst posthum verliehen. Zu seinen Lebzeiten gab es nur wenige Erzählung von esoterischen Ritualen. Die Legenden um seine mystische Gestalt entstanden erst nach seinem Tod und weisen keinen direkten Zusammenhang mit seiner Biografie per se auf.

Erzählungen nach dem Abbleben des Ryōgen

Da der Autor auch erwähnt, dass Ryōgen zu Lebzeiten bereits von seinen Anhängern vergöttert wurde, lässt sich darauf schließen, dass daher der Ursprung über die Legenden als Geist stammen. Seine tatsächlichen Heldentaten zu Lebzeiten gaben den Anstoß Ryōgen zu verherrlichen. Eine der ersten fantastischen Erzählung entsteht bereits an seinem Todestag, an dem violette Wolken über ihn schwebten als Zeichen der Wiedergeburt im „reinen Land“. Auch sein Todesdatum gab Anlass für den Beginn mystischer Erzählungen, da er als einer der drei berühmten Mönche die Fujiwara no Morosuke 藤原師輔(908-960) dienten, am dritten Tag des ersten Monats verstarb. Eine andere Geschichte handelt über einen Schüler von Ryōgen namens Myōfu. Dieser soll nach seinem Ableben die Nachricht erhalten haben, dass Ryōgen eine vorübergehende Erscheinung einer Gottheit darstellt und der Glauben an diesen ihn ins „reine Land“ bringt. Da Myōfu dies befolgte, wird er 980 wiederbelebt. In anderen Aufzeichnungen wird Ryōgen auch als Wiedergeburt von Sākyamuni Ennin oder Saichō beschrieben. Diese Erzählungen stammen aus Biografien der ersten 50 Jahre nach seinem Ableben. Diese Idealisierung wird im Laufe der Zeit fortgeführt und er wird des Weiteren auch mit Kannon, Kokūzō, Fudō Myōō, Shōgun Jizō, mit einem Drachen oder kami identifiziert.

Um den weiteren Verlauf Ryōgen´s posthumer Karriere näher zu beschreiben, geht der Autor darauf ein, dass diese zunächst eng mit Ryōgen´s Mausoleum verknüpft war. So spürten Mönche bereits kurz nach seinem Tod seinen Geist und hatten Angst vor seinen posthumen Kräften. Seine Schüler verfassten verschiedene Texte und Hymnen, in denen Ryōgen verherrlicht wird, in einer davon als Manifestation der Gottheit Kannon. Einige dieser Geschichten wurden in tägliche Rituale und Gebete der Mönche miteingebunden. Der Autor beschreibt somit den Beginn der Idealisierung von Ryōgen, bis hin zu dessen Anbetung und Verbreitung von Legenden. Als nächstes geht Groner näher auf die tatsächliche Symbolik des Ryōgen als Beschützer der Tendai-Schule und Gründung von Kriegsmönchen ein. Neben zahlreichen, heldenhaften Erzählungen gibt es auch eine Geschichte, nach welcher Ryōgen manchen Mönchen erlaubt haben soll Alkohol zu trinken, obwohl er das Verbot von Alkohol in seinen Regeln verfasst hat.

Ryōgen in Folklore, Sagen und Legenden

Nach der Darstellung einer eher biographischen Auseinandersetzung mit den buddhistischen Aufzeichnungen, handeln die nächsten Abschnitte des Textes über Legenden im Volksglauben, Weissagungen und Dämonen.

Im Volksglauben besteht zum Beispiel die Annahme, dass Ryōgen (im Wiederspruch zu seiner buddhistischen Biografie) als Beschützer auf den Berg Hiei geblieben ist. Außerdem wird eine besonders präsente Bedeutung der Verbreitung von bildlichen Darstellungen des Ryōgen zugeschrieben. Diese Bilder tauchten ab der Kamakura-Zeit auf und ihnen wird eine spirituelle Kraft zugeschrieben. Der Tendai-Mönch Eijo veranlasste eine Verbreitung der Bilder in jeder Provinz, für den Schutz gegen die Invasion der Mongolen. Manchen Bildern wird auch eine spezielle Bedeutung zugeschrieben. Wie zum Beispiel das Symbol in Higashidani in Tōdō am Berg Hiei namens Konoha Daishi. Die Legende besagt, dass das Abbild aus dem Bild schlüpft und den Mönchen mit ihrer Arbeit hilft, wenn diese zu krank sind, um sie selbst zu verrichten. Einer anderen Erzählung nach ändert sich die Schlafposition der Mönche aufgrund des Symbols. Wenn die Mönche mit den Füßen zum Bild einschlafen, wachen sie mit dem Kopf zur Abbildung wieder auf. Auch Portraits des Ryōgen wurden verbreitet. Es heißt, dass Ryōgen einst in den Spiegel sah und meinte, dass sein Abbild böse Geister vertreibt.

Eine weitere Folklore beschreibt die Geschichte über die Benennung Ryōgens zum Tsuno Daishi (der gehörnte Großmeister). Einst griff ein Seuchen-Gott Ryōgen an. Obwohl diese krankheitsbringende Gottheit sich nur in die Spitze des kleinen Fingers von Ryōgen einnisten konnte, bekam er hohes Fieber und starke Schmerzen. Um den bösen Gott zu vertreiben meditierte Ryōgen solange, bis er sich in eine dämonenvertreibende Gestalt (nackt und mit Hörner) manifestierte. Diese Gestalt hat den Namen Tsuno Daishi. Aufgrund dieser Legende wurden Holzblöcke als Amulette verteilt, als Schutz gegen die Pest oder andere Seuchen und als Schutz gegen Räuber. In der Aomori-Region werden Amulette des Tsuno Daishi zu Neujahr verteilt, um das neue Jahr zu begrüßen, was vermutlich mit dem Todestag (der dritte Tag des ersten Monats) des Ryōgen zusammenhängt. In der Kyōto-Region gibt es noch einen anderen Brauch, indem junge Frauen zu Tsuno Daishi für einen geeigneten Ehemann beten. Ein dem Tsuno Daishi ähnliches Abbild von Ryōgen der eine Dämonen-Maske trägt, findet sich auch im Rozan-ji. Der Legende nach hatte Ryōgen ein ansehnliches Gesicht, welches unter den Frauen für Gerede sorgte. Um dies zu unterbinden ging er in den Palast und trug dabei eine Dämonenmaske.

Im nächsten Abschnitt beschreibt der Autor die Sage des Ryōgen als Begründer der Wahrsagerei. Ryōgen soll einem gläubigen Mönch im Traum erschienen sein und hat ihn erzählt, dass er 100 Verse verfasst hat. Hat man einen Wunsch, so soll man eine Nummer auf einem Stück Papier oder Holz aus einer Box ziehen. Die Nummer ist einem der Verse zugeteilt und dieser soll dann den idealen Rat für die Erfüllung des Wunsches darstellen. Voraussetzung ist hierfür die religiöse Reinigung von Mund, Körper und Geist des Gläubigen. Der Mönch interpretiert danach den Vers für die Person. Im weiteren Verlauf der Geschichte soll somit das Kannon-Wahrsagungssystem entstanden sein.

Danach geht Groner nochmals auf die Erzählungen des Ryōgen als oni ein, oder sogar als maō (König der Dämonen), da ihm übernatürliche Kräfte nachgesagt wurden und er durch seine Neigung zur Macht oft nicht als wahrhaftig buddhistischer Mönch angesehen wurde. Er wiederholt auch noch einmal kurz die anderen Sagen nach denen er zum Beispiel eine Dämon-Maske trug, sowie seine Verwandlung zum Tsuno Daishi.

Auswirkungen auf die Tendai-Schule

Zuletzt fasst Groner nocheinmal die Veränderungen der Tendai-Schule zusammen. Er beschreibt die Dominanz der Mönche, die aus einer adeligen Schicht kommen, sowie ein bestimmtes Geburtsrecht eines Tendai-Mönches. Die Änderung der finanziellen Mittel, keine Steuergelder, sondern Verteilung von Landgut, führte zu einer neuen Gruppierung von Verwaltungsmönchen. Obwohl es auch schon vor Ryōgen Rituale gab, war er doch wegweisend für die Weiterentwicklung von spirituellen Ritualen in der Tendai-Schule.

Kommentar

Gewählt habe ich dieses Buchkapitel, um einen Einblick in die verschiedenen Legenden des Ryōgen zu erhalten. Dabei wird teilweise auf einzelne Erzählungen über das Nachleben des Ryōgen nur stichwortartig eingegangen. Um einen überfassenden Einblick in die einzelnen mythischen Geschichten zu erhalten, reicht das Kapitel nicht aus, allerdings kann man einen prägnanten Überblick zu den einzelnen fantastischen Erzählungen des posthumen Ryōgen als buddhistische Figur erhalten und somit im weiteren Verlauf für Recherchen diesbezüglich, wichtige Begriffe kennenlernen. Zu der Begriffserklärung in diesem Werk ist zu erwähnen, dass bereits von einem gewissen Grundwissen zu der Thematik des Tendai-Buddhismus ausgegangen wird und die einzelnen Begriffe teilweise nur in einem kurz eingeschobenen Nebensatz, oder überhaupt nicht erklärt werden. Abgesehen von den buddhistischen Begrifflichkeiten, kann man in diesem Kapitel nachvollziehen, wie eine tatsächliche, historische Person im Laufe der Zeit durch eine Anhäufung von verschiedenen Legenden nach dessen Ableben zu einer mystischen Figur werden kann. Das Kapitel beschreibt kurz die ersten esoterischen Legenden seit dem Tod des Ryōgen und fasst diese zusammen. Verwirrend könnte hierbei sein, dass es keine Gliederung zwischen mystischen Legenden nach seinem Ableben und Erzählungen aus seinem Schaffen in der Tendai-Schule während seinen Lebzeiten gibt. Der Text scheint zunächst eher chronologisch nach Erscheinung der Biografien und Aufzeichnungen vorzugehen, danach wechselt der Autor in eine Aufteilung nach Kategorien.