Esoterischer Buddhismus

Aus Kamigraphie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Seiten-Infobox
Themengruppe Sonstige Themen
Schlagworte Buddhismus, mikkyō, Mönch Kūkai
Diese Seite entstand im Kontext des Seminars Kamigraphie:Randfiguren.

Synonyme: Tantrismus, Vajrayana („Diamantweg“), Geheime Lehre

Indien

Tantra

Tantrayāna, das Fahrzeug des Tantra, dem auch das Ritual des Kalchakra-Mandala entstammt, gliedert man gewöhnlich in vier Klassen:

  • Kriya-Tantra
  • Charya-Tantra
  • Yoga-Tantra
  • Anuttara-Yoga-Tantra

Die höchste Klasse, das Anuttara-Yoga-Tantra, ist zweigeteilt: In das männliche Vater-Anuttara-Yoga-Tantra und das weibliche Mutter-Anuttara-Yoga-Tantra. In dem Vater-Anuttara-Yoga-Tantra wird besonderes Gewicht auf die Methode oder den Weg gelegt. Im Mutter-Anuttara-Yoga-Tantra wird der Weisheit mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Das Kalachakra-Tantra gilt als weibliches Anuttara-Yoga-Tantra.

Das System des Tantras sind Schriften, die erklären, wie mit anspruchsvollen, zum Teil geheimen Ritualpraktiken, vor allem mit dem Gott-Yoga, der Visualisation von Gottheiten, das letzte Ziel, die Wesenslosigkeit oder die Leere schneller erreicht werden kann. [1]

Das Sanskrit-Wort „Tantra“ bedeutet „die Kette“ oder „der gespannte Längsfaden eines Webstuhls“. Auch kann der Sanskrit-Begriff für die Stränge eines Zopfes oder ein Geflecht stehen. Wie die Kettfäden eines Webstuhls dienen die Tantra-Praktiken als Struktur um die Sūtra-Themen zu verweben. Tantra verflechtet körperliche, verbale und geistige Ausdrucksformen der jeweiligen Praxis zu einem Strang, wodurch ein ganzheitlicher Pfad der Entwicklung ensteht. Die Wurzel des Wortes „Tantra“ bedeutet, ohne Unterbrechung anzudauern oder weiterzugehen. Tibetischen Gelehrten übersetzten den Begriff mit „gyü“ (tib. rgyud), was „ungebrochene Kontinuität“ bedeutet. Tantras sind fortgeschrittene Praktiken, die auf Sūtren basieren. Auch die auf diesen Themen basierenden Texte nennt man Tantra. Buddhas Lehren beinhalten Sūtren und Tantren. Die Sūtren stellen die grundlegenden Themen der Praxis dar, um Befreiung aus dem samsara zu erlangen und den erleuchteten Zustand eines Buddha zu erreichen. Mit diesem angestrebten Zustand geht die Fähigkeit einher, anderen auf bestmögliche Weise zu helfen. Zu den dargestellten Themen in den Sūtra- und Tantra-Texten gehören Methoden zur Entwicklung ethischer Selbstdisziplin, von Konzentration, Liebe, Mitgefühl und einem Verständnis von der tatsächlichen Existenz der Dinge. [2]

Vajra

Vajra

Das Vajra ist ein buddhistisches Ritualobjekt. Es ist das essentielle Symbol des Vajrayana-Buddhismus. Die wörtliche Bedeutung des Vajra ist Donnerkeil oder Gewitterblitz. Diese Bedeutung und die Abbildung des Vajra lassen einen Vergleich zum Gott Zeus oder Jupiter zu. Eine tatsächliche Verbindung lässt sich zu der Gottheit Indra in den Veden finden, die eine ähnliche Figur zu Zeus darstellt Das Vajra wird auch mit der Bezeichnung Diamant übersetzt. Diese Beschreibung soll die Unvergänglichkeit und die Härte des Gegenstands symbolisieren. Wie ein Diamant, so ist auch die Leere unzerstörbar. In Mandalas stellt der Diamant oft den auf das Erwachen gerichteten Geist, die Offenheit und die makellose Leere dar. Die Doppel-Vajra symbolisiert das gegenseitige Durchdringen von allem, was ist.

Mudrās: Handgesten des historischen Buddha

Mudrās III.jpg Mudrās II.jpg
Mudrās I.jpg Mudrās IV.jpg

[3]

Japan

Den esoterischen Buddhismus brachte der Mönch Kūkai im 9. Jahrhundert von China nach Japan. Der esoterische Buddhismus, auch geheimer Buddhismus (mikkyō) genannt, lehrt die Lehren und Riten, welche zur Selbsterkenntnis und zur Erleuchtung führen, nicht theoretisch, sondern seine Lehren werden seit Jahrhunderten von Meister zu Schüler weitergegeben. Das zentrale Element der Lehre im esoterischen Buddhismus ist der Gedanke, dass die Erleuchtung nicht als ein unerreichbares Ziel angesehen wird, sondern mithilfe und durch die Anleitung des Meisters, kann basierend auf Kontinuität und stetigem Training diese Erleuchtung bereits in diesem Leben erreicht werden. Eine der ältesten und bedeutendsten Schulen des esoterischen Buddhismus in Japan ist der Shingon-Buddhismus, welcher von Kūkai begründet wurde.

Shingon

Das Wort shingon kommt aus dem Japanischen und bedeutet "wahres Wort". Es handelt sich um die Übersetzung des Sanskritbegriffs „Mantra“ (Gebetsformel). Shingon-shū ist die "Schule des wahren Wortes" oder der Shingon Buddhismus. Er konzentriert sich auf die Geheimnisse (rituelle Praktiken) des Körpers, der Rede und des Geistes.

  • Körper: Zugehörig dazu sind die Mudrās und die Handhabung des Lotus und des Vajra (Ritualinstrument).
  • Rede: Hierführ stehen Mantras und Dhāraṇī
  • Geist: Visualisierung von Mandalas.

Wie generell im esoterischen Buddhismus hat auch im Shingon die direkte Übertragung von Lehrer zu Schüler besonderes Gewicht. Gelehrt werden u.a. fünf Methoden um die Wahrheit zu erfassen, die mündlich und nie schriftlich übertragen werden sollen. [4]

Verweise

Anmerkungen

  1. Brauen 1992:15
  2. Berzin Archiv-Das Buddhismus Archiv
  3. Notz 2007, S. 555, 556, 557, 558
  4. Bowker 1999:914

Quellen

  • John Bowker (Hg.) 1999
    Das Oxford-Lexikon der Weltreligionen. Düsseldorf: Patmos Verlag 1999. (Ü. ins Deutsche von Karl-Heinz Golzio.)
  • Martin Brauen 1992
    Das Mandala: Der heilige Kreis im tantrischen Buddhismus. Köln: DuMont 1992. (Zweite Auflage 1992, anlässlich der Ausstellung: "Mandala- der heilige Kreis im tantrischen Buddhismus", Völkerkundemuseum der Universität Zürich.)
  • Klaus-Josef Notz 2007
    Herders Lexikon des Buddhismus: Grundbegriffe, Traditionen, Praxis in 1200 Stichwörtern von A-Z. Erfstadt: Verlag HOHE GmbH 2007.
  • Shinnyo-En auf einen Blick (Textarchiv, Peter Rall). (Stand: 2012/09/30).