Engimono: Unterschied zwischen den Versionen

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Glück spielt im heutigen Japan eine sehr große Rolle, was man vor allem an Neujahr sehen kann. An diesem Tag kaufen die Meisten Japaner engimono, wenn sie den ersten Schreinbesuch des Jahres machen. Vor allem die Glückspfeile, hamaya genannt, sind beliebte engimono, die man zu dieser Zeit erwirbt. Das englische Wort „luck“ umfasst jedoch nicht alle Nuancen des japanischen Konzeptes von Glück. Die japanischen Konzepte des Glücks können auf folgende zwei Gegebenheiten zurückgeführt werden: das Buddhistische Konzept der karmischen Kausalität und dem taoistischen Glauben dem eine zyklische Auffassung der Zeit zugrunde liegt. Viele Japaner benutzen taoistische astrologische Kalender mit hilfreichen Tipps für Events, die zum Leben gehören wie zum Beispiel Hochzeiten, Geburten oder Begräbnisse aber auch für Ereignisse die andere „Veränderung“ bedeuten wie der Bau eines Hauses oder der Antritt einer Reise. Japaner benutzen oft verschiedene Ausdrücke für „Glück“. Der wichtigste ist wohl fuku wie er auch in dem Terminus „shichi fuku jin“, also die sieben Glücksgötter vorkommt. Dieser Ausdruck ist sehr stark mit dem Segen der Götter verbunden. Ein weiterer Ausdruck für Glück ist un, welcher mit Bewegung in Verbindung gebracht wird. Es kann mit Schicksal übersetzt werden. Außerdem gibt es noch den Begriff engi, welcher ein verkürzter Ausdruck des buddhistischen Konzeptes inen seigi ist. Dieser Ausdruck bedeutet, dass direkte und undirekte Ursachen physische Resultate hervorrufen. Durch Aktionen und Taten, die die Menschen ausführen, haben sie direkte Auswirkungen auf die Phänomene die in der Welt passieren. Göttliche Hilfe gehört zu den undirekten Ursachen, durch die Gutes hervorgerufen wird. En bezieht sich auf die Beziehung mit den Gottheiten, mit der Menschen versuchen, ihr Schicksal zu ändern. Engimono sind Dinge, die dabei Helfen sollen, dies zu erreichen.
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Glück spielt im heutigen Japan eine sehr große Rolle, was man vor allem an Neujahr sehen kann. An diesem Tag kaufen die meisten Japaner ''engimono'', also Glücksbringer, wenn sie den ersten Schreinbesuch des Jahres, ''hatsumode'', machen. Vor allem die Glückspfeile, ''hamaya'' genannt, sind beliebte ''engimono'', die man zu dieser Zeit erwirbt.  
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Das englische Wort „luck“ umfasst nicht alle Nuancen des japanischen Konzeptes von Glück. Dieses kann auf folgende zwei Gegebenheiten zurückgeführt werden: das Buddhistische Konzept der karmischen Kausalität und dem taoistischen Glauben dem eine zyklische Auffassung der Zeit zugrunde liegt. Viele Japaner benutzen taoistische astrologische Kalender mit hilfreichen Tipps für Events, die zum Leben gehören wie zum Beispiel Hochzeiten, Geburten oder Begräbnisse aber auch für Ereignisse die andere „Veränderung“ bedeuten, wie der Bau eines Hauses oder der Antritt einer Reise. Japaner benutzen oft verschiedene Ausdrücke für „Glück“. Der wichtigste ist wohl ''fuku'' wie er auch in dem Terminus ''shichi fukujin'', also die sieben Glücksgötter, vorkommt. Dieser Ausdruck ist sehr stark mit dem Segen der Götter verbunden. Ein weiterer Ausdruck für Glück ist ''un'', welcher mit Bewegung in Verbindung gebracht wird. Es kann mit Schicksal übersetzt werden. Außerdem gibt es noch den Begriff ''engi'', welcher ein verkürzter Ausdruck des buddhistischen Konzeptes ''inen seigi'' ist. Dieser Ausdruck bedeutet, dass direkte und indirekte Ursachen physische Resultate hervorrufen. Durch Aktionen und Taten, die die Menschen ausführen, haben sie direkte Auswirkungen auf die Phänomene die in der Welt passieren. Göttliche Hilfe gehört zu den indirekten Ursachen, durch die Gutes hervorgerufen wird. ''En'' bezieht sich auf die Beziehung mit den Gottheiten, mit der die Menschen versuchen, ihr Schicksal zu ändern. ''Engimono'' sind Dinge, die dabei helfen sollen, dies zu erreichen. Im folgenden Abschnitt soll noch einmal genau auf die ''engimono'' eingegangen werden.
  
 
==Engimono==
 
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Version vom 4. Februar 2014, 13:22 Uhr

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Glück spielt im heutigen Japan eine sehr große Rolle, was man vor allem an Neujahr sehen kann. An diesem Tag kaufen die meisten Japaner engimono, also Glücksbringer, wenn sie den ersten Schreinbesuch des Jahres, hatsumode, machen. Vor allem die Glückspfeile, hamaya genannt, sind beliebte engimono, die man zu dieser Zeit erwirbt.

Das englische Wort „luck“ umfasst nicht alle Nuancen des japanischen Konzeptes von Glück. Dieses kann auf folgende zwei Gegebenheiten zurückgeführt werden: das Buddhistische Konzept der karmischen Kausalität und dem taoistischen Glauben dem eine zyklische Auffassung der Zeit zugrunde liegt. Viele Japaner benutzen taoistische astrologische Kalender mit hilfreichen Tipps für Events, die zum Leben gehören wie zum Beispiel Hochzeiten, Geburten oder Begräbnisse aber auch für Ereignisse die andere „Veränderung“ bedeuten, wie der Bau eines Hauses oder der Antritt einer Reise. Japaner benutzen oft verschiedene Ausdrücke für „Glück“. Der wichtigste ist wohl fuku wie er auch in dem Terminus shichi fukujin, also die sieben Glücksgötter, vorkommt. Dieser Ausdruck ist sehr stark mit dem Segen der Götter verbunden. Ein weiterer Ausdruck für Glück ist un, welcher mit Bewegung in Verbindung gebracht wird. Es kann mit Schicksal übersetzt werden. Außerdem gibt es noch den Begriff engi, welcher ein verkürzter Ausdruck des buddhistischen Konzeptes inen seigi ist. Dieser Ausdruck bedeutet, dass direkte und indirekte Ursachen physische Resultate hervorrufen. Durch Aktionen und Taten, die die Menschen ausführen, haben sie direkte Auswirkungen auf die Phänomene die in der Welt passieren. Göttliche Hilfe gehört zu den indirekten Ursachen, durch die Gutes hervorgerufen wird. En bezieht sich auf die Beziehung mit den Gottheiten, mit der die Menschen versuchen, ihr Schicksal zu ändern. Engimono sind Dinge, die dabei helfen sollen, dies zu erreichen. Im folgenden Abschnitt soll noch einmal genau auf die engimono eingegangen werden.

Engimono

Engimono (縁起もの, zu Deutsch: Glücksbringer) ist ein buddhistisches Wort und bedeutet so viel wie „Dem Schicksal/den Vorzeichen zufolge, passieren Dinge“. Es ist eine Zusammensetzung aus den Kanji 縁, was Schicksal oder Vorzeichen bedeutet und 起, das man mit „etwas passiert/etwas tritt ein“ übersetzen kann. Engimono waren ursprünglich keine Gegenstände, sondern Aufzeichnungen in denen die Wunderkräfte von Göttern und Buddhas und Geschichten über Schreine, Tempel oder der Ursprung der sich dort befindlichen Schätze erläutert wurden. Unter den Leuten in der Edozeit wurde diese Art von Glücksbringern sehr hoch geschätzt. Auch engi in der damaligen Redewendung „engi wo katsugu“ 縁起をかつぐ, zu Deutsch „das Glück schultern, rührt von derartigen Texten. Shinto-Priester und Mönche namens kanjin hijiri 勧進聖, die in viele Länder reisten und Spenden sammelten, trugen, als sie herum gingen und über die Wunderkräfte (der Götter) redeten, die Glücksbringer nicht in einem niedrigen Bereich bei sich, sondern auf der Schulter, da die Texte aufgrund ihres ehrwürdigen Inhaltes wichtig waren. Früher oder später waren es nicht mehr Texte, sondern man wies auf die Schätze die darin vorgekommen sind hin und bald darauf kam es dazu, wundersame Waren dieser Art, vor allem Spielzeug aus einer bestimmten Gegend mit dem man um göttliche Hilfe bat, gezeigt wurden. Jedenfalls, steht in der Sammlung der Kulturdenkmäler folgende Bestimmung geschrieben: „Es ist etwas, das man von Schreinen oder Tempeln bekommt, wenn an die Wirksamkeit des Glück-Heranwinkens geglaubt wird. Der Handel mit solchen Glücksbringern hat nicht etwa in der heutigen Zeit begonnen. Bereits in der Edozeit gab es das Gewerbe, dass Mönche anstelle der Bürger für etwas beteten. Es gab ein Gewerbe, das die Wünsche der Leute vertrat und es wird gesagt, dass dies einen über alle Erwartung großen Aufschwung erlebt hatte. Die Leute die Handel mit Glücksbringern betrieben erstellten Listen ,chūhō-oboe 重宝覚 genannt, von Schreinen oder Tempeln und deren Wunderkräften, opferten Gegenstände die zu den Wünschen der Leute passten und verkauften diese auch. Schließlich fingen die Schreine und Tempel an, selbst Gegenstände die man opfern konnte zu verkaufen und als Resultat von zahlreichen Bemühungen in Bezug auf diese Waren, wurden die vielfältigen O-miyage der heutigen Zeit geboren. Übrigens ist es im Fall dieser Glücksbringer nicht so, dass sie auch wenn man Mitbringsel sagt, nicht einfach nur Andenken an eine Reise sind, sondern sie bedeuten, dass man den Leuten zu Hause göttliche Hilfe und Glück mitbringt.

Übertragung der spirituellen Kräfte auf die engimono

Doch wie wird spirituelle Macht auf engimono reduziert und übertragen und wie kam es dazu, dass sie auch noch entfernt von spirituellen Orten etwas nutzen? Im Christentum basiert Heiligkeit tragbarer Objekte auf der Spiritualität des Originals von dem sie abstammen. Die Macht des Originals kann durch Worte, Berührung oder mimetische Gestaltung übertragen werden. Engimono werden auf ähnliche Weise mit ihrer Kraft versehen. Reislöffel aus Miyajima beispielsweise, sind engimono, die von dieser Insel ausgehend über ganz Japan verteilt werden. Miyajima ist einer der Hauptorte, der der Verehrung von Benzaiten, einer der sieben Glücksgötter gewidtmet ist. Die Reislöffel sind durch Kontakt mit der Spiritualität dieser Gottheit verbunden. Laut lokaler Mythen, werden die Reislöffel aus heiligen Bäumen hergestellt, die auf Miyajima wachsen da die Insel als ganzes die Verkörperung von Benzaiten darstellt. Heutzutage werden die Reislöffel jedoch von importierten Holz hergestellt. Durch das stempeln der Schriftzeichen für Miyajima auf den Griff, erhalten sie jedoch ihre Authentizität. Die meisten anderen engimono sind ebenfalls durch Worte oder Symbole mit einer bestimmten Region Japans verbunden. Ein anderes Beispiel sind die Kotohira-Fächer, welche mit dem Kotohira-Schrein auf dem Berg Konpira in Shikoku in Zusammenhang stehen und durch lokale kommerzielle Netzwerke in ganz Japan verkauft werden. Der Verkauf von engimono beschränkt sich aber oft nicht nur auf den Schrein oder die Region aus der sie stammen. Die hölzernen Vogelstatuen, uso genannt, die ursprünglich als engimono von dem Dazaifu-Schrein in Kyuushuu vekrauft wurden, werden heuten von sehr vielen Schreinen, die mit dieser Gottheit assoziert werden, verkauft. Sie werden zwar als lokale Objekte der Kyuushuu Region angesehen, man kann sie jedoch in ganz Japan erwerben. Dieser Fakt bedeutet auch, dass engimono nicht unbedingt mit einem bestimmten heiligen Ort verbunden sein müssen um effektiv zu sein.

Engimono im kamidana

Ein wichtiges Charakteristikum von Engimoni ist, dass man sie nicht bei sich am Körper trägt, sondern zu Hause aufstellen sollte. Es gibt zwei Orte im Haus die traditionell mit religiösem und spirituellen Kult in Verbindung stehen. Zum einen gibt es den butsudan, also den buddhistischen Hausaltar, der vor allem zur Verehrung der Ahnen und vor kurzem Verstorbener benutzt wird. Der kamidana auf der anderen Seite ist ein shintoistischer Hausaltar, bei dem die Götter verehrt werden, die das Haus beschützen und der auch in engem Zusammenhang mit dem Glück der Familie steht. Im Folgenden soll kurz ein Beispiel für die Verbindung zwischen kamidana und Glück erläutert werden. Familie Miyada auf der Insel Miyajima. Herr Miyada ist Vorsitzender einer Firma die Küchenutensilien verkauft, Frau Miyada ist Hausfrau. Über ihrer Küchentür hängt ein kamidana in dem sich 3 Objekte befinden. Das erste Objekt ist ein Pfeil den das Paar bei einem lokalen Schrein gekauft hat, das zweite ist ein hölzernes kegelförmiges Objekt, das otama oder die Saat des Lebens genannt wird. Dies war ein Geschenk, das Herr Miyada bei einem lokalen Shinto-Fest erhalten hat. Dann gibt es auch noch einen hölzernen Reislöffel mit dem Bild eines Hasens und dem Text kaiun (öffnen für besseres Glück). Jedes Jahr produziert die Firma von Herr Miyada solche Löffel mit dem passenden Tier-Sternzeichen. Sie werden wie die anderen Küchenutensilien verkauft und an lokale souvenir-shops verteilt, die engimono werden jedoch hauptsächlich zu Neujahr verkauft.

Alle drei Objekte in dem kamidana der Miyadas sind engimono. Sie stehen für die Hauptcharakteristika der materiellen Kultur von Glück. Zum einen haben die Objekte einen temporären Charakter. Zwei davon stehen in engen Zusammenhang mit Neujahr, eines davon mit einem jährlichen Fest, das bei einem Schrein abgehalten wird. Außerdem ist das otama, oder Saat des Lebens ein Geschenk. Das letzte Charakteristikum ist, dass sie durch ihre physische Qualität einen Sinn oder einen „Auftrag“ erfüllen: entweder laden sie Glück ein oder sie verscheuchen Böses. Der Pfeil schießt auf Böses, durch die Saat des Lebens wird Glück gepflanzt und der Reislöffel schöpft Glück. Ein sehr großer Teil der engimono sind Werkzeuge oder Utensilien. Es gibt auch die kumade, zu Deutsch Bambusrechen, mit denen Glück zusammengekehrt wird. Die Aufgabe der engimono ist somit eng verbunden mit alltäglichen Praktiken.