Daruma

Aus Kamigraphie
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Themengruppe Objekte (Gegenstände, Skulpturen, Bilder)
Name Daruma 達磨
Funktion Symbol für Glück und Ausdauer
Entstehungszeit 5.-6. Jahrhundert
Diese Seite entstand im Kontext des Seminars Kamigraphie:Glücksgötter.

Daruma 達磨 ist einer der beliebtesten Glücksbringer in Japan. Die Daruma–Puppe wird oft als Steh–auf–Männchen bezeichnet und wurde Bodhidharma, dem Gründer des Zen–Buddhismus nachempfunden. Traditionell sind daruma rot, wobei sich Farbe und Design je nach Region und Künstler unterscheiden. Daruma werden als Symbol für Glück und Ausdauer angesehen und daher sehr gerne verschenkt.

Ursprung

Bodhidharma − Holztafeldruck von Yoshitoshi, 1887

Der Ursprung der Daruma–Puppe führt zu dem buddhistischen Mönch Bodhidharma zurück, der während des 5. und 6. Jahrhunderts gelebt hat. Der Mönch reiste von Indien nach China und als er mit dem dortigen Kaiser, welcher dem Buddhismus freundlich gesonnen war, eine Meinungsverschiedenheit hatte, führte ihn seine Reise schließlich zu dem heiligen Berg Song, wo er Exil fand. Bei diesem Berg befindet sich auch das berühmte Kloster Shaolin, wo Bodhidharma eine buddhistisch–chinesische Kampfsportart entwickelt hat, die auch heute noch bekannt ist. Ebenso gilt er als legendenumwobene Gründer des Ch'an–Buddhismus, welcher später unter dem Namen Zen-Buddhismus in Japan verbreitete. Um seine Person ranken sich viele verschiedene Legenden, wie beispielsweise jene, der sagenhaften Meditation, weshalb Boddhidharma oft als Gestalt, die im zazen 座禅, „Sitzmeditation“, sitzt, dargestellt wird. Der Mönch saß neun Jahre lang still, was das Absterben seiner Arme und Beine zur Folge hatte. Eine andere Legende besagt, dass er einmal während einer Meditation einschlief und so sehr verärgert über sich selbst war, dass er sich seine Augenlieder abschnitt, um dies zu vermeiden. Diese beiden Legenden sind ausschlaggebend für die Form und Erscheinung der Daruma–Puppe.

Entwicklung der Daruma-Puppe

Daruma-Tempel in Takasaki

Der Glücksbringer, den wir heute unter dem Namen Daruma kennen, hat seinen Urpsrung in der Gunma Präfektur, nördlich von Tōkyō, in der Stadt Takasaki 高崎 im Daruma–dera だるま寺. Der Gründer des Tempels hatte die Idee, Neujahrsglücksbringer, die in Verbindung mit dem Mönch Bodhidharma stehen, zu malen. Die Tempelbesucher sollten dadurch Glück und Wohlstand erlangen und gleichzeitig Unglück abwehren können. Der neunte Priester namens Togaku entwickelte diese neuen Talismane, welche für ein Jahr Glück bringen würden und die Besucher so angeregt waren, sich jedes Jahr einen neuen zu holen. In der Meiwa–Periode 明和時代 (1764-1772) war es besonders beliebt, die Talismane selbst aus Holz zu fertigen. Erst später wurde die heute so typische Form des Daruma entwickelt und verwendet. Im Gedenken daran, dass Takasaki die Geburtsstadt dieses speziellen Glücksbringers ist, wird jedes Jahr im Shōrizan–Tempel ein Daruma–Festival abgehalten, zu dem Besucher aus ganz Kantō anreisen. Takasaki stellt 80 Prozent der gesamten Daruma–Puppen Japans her. Desweiteren wird jedes Jahr am 6. und 7. Januar ein Daruma–Markt abgehalten, an dem mehr als 100 Stände Daruma–Puppen und andere Daruma–Artikel anbieten. Es werden auch spezielle Daruma–Bentō–Boxen verkauft, welche mit regionalen Spezialitäten gefüllt sind.

Aussehen und Bedeutung

Daruma

Das Aussehen eines Daruma wird von seiner Form, der Farbe, seinen Augen und Barthaaren bestimmt. Jedes Element hat seine eigene Geschichte und symbolische Bedeutung vorzuweisen.

Form

Darumas sind normalerweise aus Papiermaché gemacht und haben eine runde Form. Innen sind sie hohl und haben ein kleines Gewicht an der Unterseite, sodass sie immer wieder in ihre aufrechte Position zurückkehren. Dieses „Wiederaufstehen und Weitermachen“ ist sinnbildlich für den Erfolg und das Bewältigen von Schwierigkeiten und Unglück zu verstehen. In der japanischen Kultur findet man auch das Sprichwort „nanakorobi yaoki“ was so viel wie „sieben Mal hinfallen, acht Mal aufstehen“ bedeutet und somit ein Daruma dieses Charakteristikum mit seiner Form perfekt verkörpert.

Farbe

Es ist nicht sicher belegt, aber man nimmt an, dass die traditionelle rote Farbe den Roben der höherrangigen Priester nachempfunden ist. Auch Bodhidharma wird in der Ikonographie zumeist mit roter Kleidung dargestellt. Heute kann man Daruma in verschiedenen Farben vorfinden, wobei die Bedeutungen sich jeweils unterscheiden bzw. für bestimmte Situationen gedacht sind:

  • Violett: langes Leben und Abwehr von Unheil
  • Grün: erinnert einen, dass man noch am Anfang steht
  • Rosa: sichere Geburt, harmonische Beziehungen und Liebe
  • Gelb: Glück
  • Schwarz: wehrt alles Böse ab und zieht Wohlstand an
  • Weiß: Reinheit, oft als Hochzeitsgeschenk
  • Gold: Wohlstand

Daruma wurden des Öfteren auch als Set in fünf verschiedenen Farben verkauft und sind hierbei als goshiki daruma 五色だるま bekannt.

Augen

Wenn die Daruma–Puppen verkauft werden, sind ihre großen, runden Augen weiß und symbolisieren dadurch das Verfolgen von Zielen und die Motivation etwas zu vollenden. Nachdem der Besucher sich eine Daruma–Puppe gekauft hat, überlegt er sich ein Ziel, das er erreichen möchte oder einen Wunsch, der in Erfüllung gehen soll. Anschließend wird ein Auge aufgemalt und von nun an, erinnert man sich stets, wenn man den ein-äugigen Daruma erblickt, dass man ein Ziel oder einen Wunsch vor Augen hat. Man verspricht der Puppe, dass das zweite Auge aufgemalt wird, sobald das Ziel oder der Wunsch erfüllt ist. Dieser Prozess wird als das „Öffnen der Augen“ bezeichnet, ein Ideal aus dem Buddhismus. In der Regel wird, wenn man sich etwas wünscht das linke Auge bemalt und wenn der Wunsch in Erfüllung gegangen ist, bemalt man das rechte Auge.

Barthaare

Die Barthaare des Daruma symbolisieren die Langlebigkeit des Kranichs und der Schildkröte, welche in der asiatischen Kultur für ihre Eigenschaften verehrt werden. Die Augenbrauen haben die Form des Kranichs, während die Haare auf den Wangen einen Schildkrötenpanzer darstellen. Ein japanisches Sprichwort besagt: „Der Kranich lebt 1000 Jahre und die Schildkröte 10.000 Jahre.“

Das Verbrennen der Daruma

Verbrennen der Daruma

Am Ende des Jahres, wenn die Daruma–Puppen in jenen Tempel zurückgebracht werden in dem sie gekauft wurden, findet eine traditionelle Verbrennungszeremonie statt. Diese wird daruma kuyo だるま供養 genannt und wird normalerweise am Neujahrstag abgehalten. Die bekanntesten Zeremonien sind im Nishi–Arai Daishi Tempel in Tōkyō und im Dairyū–ji Tempel 大龍寺 in Gifu. Die Besucher bringen ihre Daruma–Puppen mit zum Tempel und übergeben sie als Zeichen der Dankbarkeit und Wertschätzung dem Feuer. Anschließend kaufen sie sich eine neue, welche für das nächste Jahr Glück bringen soll. Jedes Jahr werden tausende von Daruma–Puppen verbrannt.

Weibliche Daruma

hime daruma

Im letzten Jahrhundert sind Daruma–Puppen dargestellt als Frau beliebt geworden. Diese werden als hime daruma 姫だるま oder als onna daruma 女だるま bezeichnet. Diese Darstellungen stehen in starkem Kontrast zu der traditionellen Form, welche die männlichen Attribute, wie Barthaare oder das Erlernen einer Kampfkunst, betont. Weibliche Darstellungen reflektieren unter anderem den sozialen Wandel der Bevölkerung. Die Ursprünge werden der Edo–Zeit 江戸時代 (1603-1868) zugeschrieben, als die strikte Klassentrennung dazu führte, dass die Händler und das Volk ihre eigene Kultur entwickelten. In diesem Prozess entstanden auch weibliche Daruma–Puppen.

Verweise

Literatur

  • Helen Chapin 1945-1946
    „Three early portraits of Bodhidharma.“ Archives of the Chinese Art Society of America 1 (1945-1946), S. 66-98.
  • Finex Co. (2012). „Daruma/Shorinzan Daruma-ji Temple“, Website
  • Alan Gettis 2003
    Seven times down, eight times up: Landing on your feet in an upside-down world. Trafford Publishing 2003.
  • Monte Greer 2002
    „Daruma Eyes: The Sixth Century Founder of Zen Buddhism and Kung Fu Had the Earliest Recorded Graves' Ophthalmopathy.“ Thyroid 12/5 (2002), S. 389-391.
  • Josef Kyburz 1994
    „,Omocha‘: Things to play (or not to play) with.“ Asian Folklore Studies 53/1 (1994), S. 1-28.
  • Neill McFarland 1986
    „Feminine motifs in Bodhidharma symbology in Japan.“ Asian Folklore Studies 45/2 (1986), S. 167-191.
  • Noboru Miyata, e.a. 1998
    „,Shichifukujin‘ nanatsu no kīwādo.“ In: Miyata Noboru (Hg.), Shichifukujin shinkō jiten. Tokyo: Ebisu Kōshō Shuppan 1998, S. 24–59. (S.a. Exzerpt.)
  • Henry Punsmann 1962
    „Daruma, a symbol of luck.“ Folklore Studies 21 (1962), S. 241-244.

Internetquellen