Buddhistische Reformen des Mittelalters: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Kamigraphie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
K (Textersetzung - „<!--Vorlage:P21 gelöscht-->[\s]*“ durch „“)
 
(48 dazwischenliegende Versionen von 9 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
== Japan im 12. und 13. Jahrhundert ==
+
{{geschichte
 +
|schlagworte= [[Dōgen Zenji|Dōgen]] 道元, [[Ikkyū Sōjun]] 一休宗純 , [[Myōan Eisai]] 明菴栄西, [[Shinran]] 親鸞, [[Nichiren]] 日蓮
 +
|kontext=[[Kamigraphie:Biographien]]
 +
|bild=  
 +
}}
  
=== Politischer Hintergrund ===
+
Der Beginn des japanischen Mittelalters (12. und 13. Jahrhundert) ist durch das Aufkommen religiöser Erneuerungsbewegungen und Reformen geprägt. Auf dieser Seite folgt ein zusammenfassender Überblick.
  
Japan war zur Zeit der buddhistischen Reformer im Mittelalter lange Etappen hindurch geprägt durch eine gesellschaftliche und politische Polarisierung. Vor allem im 12. und 13. Jahrhundert trat dies sehr deutlich zu Tage: Es bestand zum Einen die Aristokratie am Kaiserhof, die in Luxus lebte, sich den schönen Künsten, der Literatur und auf intellektueller Ebene auch der Religion widmete, allerdings zunehmend die Verbindung zum einfachen Volk und der Mehrheitsbevölkerung verlor. Und zum anderen existierte die Kriegerkaste, die von untereinander rivalisierenden Familienverbänden geprägt war.
+
== Politischer Hintergrund ==
  
An der Spitze dieser Rivalitäten standen die Familien der Minamoto 源 und Taira 平, die einander das 12. Jahrhundert hindurch immer wieder bekämpften. Einen vorzeitigen Erfolg konnten die Taira zwar im Jahr 1156 verbuchen, 1185 errungen die Minamoto aber den endgültigen Sieg im Zuge des ''Genpei-Kriegs'' und erlangten in weiterer Folge durch Unterstützung der Hōjō-Familie die politische Vormachtstellung im Land. Das Oberhaupt Minamoto no Yoritomo 源頼朝 ließ sich zum Militärherrscher ernennen und begründete das Kamakura-Shōgunat. Der Einfluss des Kriegeradels war damit gefestigt, allerdings bestanden weiterhin Machtkämpfe und militärische Konflikte, unter denen das Volk litt. Der Kaiserhof in Kyōto verlor an realpolitischer Macht und insbesondere in Gestalt der Fujiwara 藤原- und Hōjō 北条- Familien stieg der Einfluss des Kriegeradels auch hier. Doch nach wie vor bestand ein Leben in Luxus und der Kontrast zur verarmten und durch Naturkatastrophen getroffenen Mehrheitsbevölkerung verschärfte sich zusehends.
+
Japan war zur Zeit der [[Buddhismus|buddhistischen]] Reformer im Mittelalter lange Etappen hindurch geprägt durch eine gesellschaftliche und politische Polarisierung. Vor allem im 12. und 13. Jahrhundert trat dies sehr deutlich zutage: Es bestand zum Einen die Aristokratie am Kaiserhof, die in Luxus lebte, sich den schönen Künsten, der Literatur und auf intellektueller Ebene auch der Religion widmete, allerdings zunehmend die Verbindung zum einfachen Volk und der Mehrheitsbevölkerung verlor. Und zum anderen existierte die Kriegerkaste, die von untereinander rivalisierenden Familienverbänden geprägt war.  
  
=== Religiöse Entwicklungen ===
+
An der Spitze dieser Rivalitäten standen die Familien der [[Minamoto]] 源 und [[Taira]] 平, die einander das 12. Jahrhundert hindurch immer wieder bekämpften. Einen vorzeitigen Erfolg konnten die Taira zwar im Jahr 1156 verbuchen, 1185 errungen die Minamoto aber den endgültigen Sieg im Zuge des ''Genpei-Kriegs'' 源平合戦 und erlangten in weiterer Folge durch Unterstützung der Hōjō-Familie 北条氏 die politische Vormachtstellung im Land. Das Oberhaupt Minamoto no Yoritomo 源頼朝 ließ sich zum Militärherrscher ernennen und begründete das Kamakura-Shōgunat 鎌倉時代. Der Einfluss des Kriegeradels war damit gefestigt, allerdings bestanden weiterhin Machtkämpfe und militärische Konflikte, unter denen das Volk litt. Der Kaiserhof in Kyōto verlor an realpolitischer Macht und insbesondere in Gestalt der [[Fujiwara]] 藤原- und Hōjō- Familien stieg der Einfluss des Kriegeradels auch hier. Doch nach wie vor bestand ein Leben in Luxus und der Kontrast zur verarmten und durch Naturkatastrophen getroffenen Mehrheitsbevölkerung verschärfte sich zusehends.
  
Viele der damals in Japan etablierten Schulen des Buddhismus waren von den machtpolitischen Konflikten erfasst und wurden mit der politischen Elite und der Aristokratie am Kaiserhof assoziiert. Wichtige Posten in den großen Klöstern wurden exklusiv durch die Politik des Hofes vergeben, manche Klöster verfügten sogar über eigene Streitkräfte. Die etablierte Religion entfernte sich zusehends von der Mehrheit der Bevölkerung und ein Kontrast zu den Bedürfnissen des einfachen Volksglauben tat sich auf. Der ''Mappō-Gedanke'' dominierte, demzufolge man sich in einem apokalyptischen Zeitabschnitt des ''zugrunde gehenden Darma'' befand. Diese pessimistische Weltsicht war auch aufgrund der Naturkatastrophen und Missstände in weiten Teilen der Bevölkerung verbreitet und mit ein Auslöser für die im Folgenden dargestellten Reformbestrebungen.
+
Im 14. Jahrhundert gab es Konflikte zwischen dem Shōgunat und Kaiserhaus. In 1333 besiegte Kaiser Godaigo 後醍醐天皇 das Hōjō Shōgunat, jedoch wollte sein General, Ashikaga, selbst an die Macht. Nach weiteren Kriegen konnte sich schließlich der General durchsetzen und begründete das Ashikaga Shōgunat 足利幕府. Unter diesem wurde die Institutionalisierung von Religion fortgesetzt, was sich im Gozan 五山 System äußerte - es gab also eine Vielzahl von Zentempeln, die staatlich beeinflusst wurden.
  
== Die Reformer ==
+
== Religiöse Entwicklungen ==
  
=== [[Myōan Eisai]] ===
+
Viele der damals in Japan etablierten Schulen des Buddhismus waren von den machtpolitischen Konflikten erfasst und wurden mit der politischen Elite und der Aristokratie am Kaiserhof assoziiert. Wichtige Posten in den großen Klöstern wurden exklusiv durch die Politik des Hofes vergeben, manche Klöster verfügten sogar über eigene Streitkräfte. Die etablierte Religion entfernte sich zusehends von der Mehrheit der Bevölkerung und ein Kontrast zu den Bedürfnissen des einfachen Volksglauben tat sich auf. Der ''Mappō-Gedanke'' 末法 dominierte, demzufolge man sich in einem apokalyptischen Zeitabschnitt des ''zugrunde gehenden Darma'' befand. Diese pessimistische Weltsicht war auch aufgrund der Naturkatastrophen und Missstände in weiten Teilen der Bevölkerung verbreitet und mit als ein Auslöser für die im Folgenden dargestellten Reformbestrebungen.
  
[[Myōan Eisai]] 明菴栄西 wurde 1141 im heutigen Okayama 岡山 geboren und starb im Jahre 1215 in Kamakura. Er war ein buddhistischer Mönch und seine wichtigsten Errungenschaften sind die Einführung des Zen-Buddhismus 禅, die ''rinzai'' Lehre und die Einführung der Teezeremonie. [[Myōan Eisai| Eisai]] reiste zwei Mal nach China um den Ursprung des Buddhismus näher kennen zu lernen. Dort erhielt er die Insignien der Nachfolge und konnte somit den Zen-Buddhismus in Japan lehren. Dort stoß er zu Beginn allerdings auf Widerstand durch die Tendai-Buddhisten in Kyōto. Durch die Hilfe der Minamoto konnte er dann jedoch einen Tempel in Kyōto und in Kamakura errichten. Er hatte einen wichtigen Schüler, nämlich Myōzen, der der Lehrer von [[Dōgen Zenji|Dōgen]] war.
+
== Die Reformer ==
  
=== [[Dōgen Zenji]] ===
+
=== Myōan Eisai ===
  
Dōgen 道元 lebte von 1200 bis 1253 und war der Begründer der Sōtō-Schule des japanischen Zen-Buddhismus. Er kam als Kind einer Fujiwara 藤原 auf die Welt und wuchs innerhalb der Hofaristokratie auf, was ihm einen frühen Zugang zu Bildung ermöglichte. Sein eigentlich vorgezeichneter Lebensweg war der eines Beamten. Dōgens Eltern starben beide früh - sein Vater als Dōgen zwei Jahre alt war und seine Mutter fünf Jahre später. Ein Schlüsselerlebnis war hierbei das Aufsteigen des Weihrauchs bei ihrer Beerdigung, im Zuge dessen Dōgen auf einprägsame Weise die Vergänglichkeit allen Seins realisierte und seine spirituelle Suche ihren Ausgang nahm.
+
[[Myōan Eisai]] 明菴栄西 wurde 1141 im heutigen Okayama 岡山 geboren und starb im Jahre 1215 in Kamakura. Er war ein buddhistischer Mönch und seine wichtigsten Errungenschaften sind die Einführung des Zen-Buddhismus 禅, die ''rinzai'' 臨済宗 Lehre und die Einführung der Teezeremonie. Eisai reiste zwei Mal nach China, um den Ursprung des Buddhismus näher kennenzulernen. Dort erhielt er die Insignien der Nachfolge und konnte somit den Zen-Buddhismus in Japan lehren. Dort stieß er zu Beginn allerdings auf Widerstand durch die Tendai-Buddhisten in Kyōto. Durch die Hilfe der Minamoto konnte er dann jedoch einen Tempel in Kyōto und in Kamakura errichten. Er hatte einen wichtigen Schüler, nämlich Myōzen 了然明全, der der Lehrer von [[Dōgen Zenji|Dōgen]] war.
  
Im Alter von Zwölf entschied sich Dōgen bereits gegen den Beruf des Beamten und für jenen des Mönchs - er lernte zunächst in einem Tendai-Kloster am Berg Hiei nördlich von Kyoto. Die Unterweisung im Tendai-Buddhismus verschaffte ihm allerdings keine Zufriedenheit und sein zentrales Unverständnis bezog sich auf den Begriff der ''ursprünglichen Erleuchtung'': "Warum durch religiöse Praxis Erleuchtung suchen, wenn sie schon da ist?"
+
=== Dōgen Zenji ===
  
Ein Treffen mit Myōan Esai 明菴栄西 weckte Dōgens Interesse am Zen und gemeinsam mit Esais Nachfolger Myōzen 明全 brach er nach China auf um dort die "wahre Lehre" und den passenden Meister zu finden. Gegen Ende des vierjährigen Aufenthalts fand dann Dōgen in Form der Zen-Lehre des Meisters Ju-ching 如淨� (jap. Nyōjō), wonach er suchte. Ju-ching lehrte eine sehr schlichte Form des Buddhismus, in deren Zentrum die ausschließliche Zen-Meditation ''shikantaza'' 只管打坐 stand.
+
[[Dōgen Zenji|Dōgen]] 道元 lebte von 1200 bis 1253 und war der Begründer der Sōtō-Schule 曹洞宗 des japanischen Zen-Buddhismus. Er wuchs in der Hofaristokratie auf, und hatte einen privilegierten Zugang zu Bildung. Nach dem frühen Tod seiner Eltern entschied er sich für den Mönchsberuf und lernte in einem Tendai-Kloster am Berg Hiei. Seine Unzufriedenheit mit der etablierten Form des Buddhismus führte ihn zum Zen. In China traf Dōgen in Gestalt von Ju-ching 如淨 (jap. Nyōjō) den passenden Lehrer und führte dessen Form der Lehre als ''Sōtō-Zen'' nach seiner Heimkehr in Japan ein. Dōgen lehrte zunächst in der Region rund um die Hauptstadt Kyōto, musste allerdings wegen steigendem Widerstand in die entlegene Provinz Echizen 越前国 übersiedeln, wo er eine eigene Gemeinschaft an Praktizierenden aufbaute und den noch heute bestehenden Eiheiji-Tempel 永平寺 errichtete.
  
1227 kehrte Dōgen nach Japan zurück und führte Ju-chings Lehre in Form des japanischen Sōtō-Zen ein. Fünf Jahre später gründete er Kōshō-hōrinji, das erste vollwertige Zen-Kloster Japans, nahe Kyoto. Aber Dōgen hatte mit wachsendem Widerstand durch Kaiserhof sowie die etablierte Tendai-Schule in Kyoto zu kämpfen und auch die Rivalität mit der Rinzai-Schule nahm zu. Aufgrund dieser steigenden Spannungen sah sich Dōgen 1243 gezwungen, die Region um die Kaiserstadt zu verlassen und er zog in die entlegene Provinz Echizen (heute: Präfektur Fukui). Dort nahm sich Dōgen der einfachen Landbevölkerung an, öffnete seine Lehre auch für Frauen und errichtete den noch heute bestehenden Eiheiji-Tempel.
+
=== Shinran ===
  
=== [[Shinran]] ===
+
[[Shinran]] 親鸞 war ein buddhistischer Mönch und ist die Gründerfigur der Wahren reine Land-Schule, der Jōdo Shinshū 浄土真宗. Er wurde 1173 als Sohn des Hino Arinori 日野有範, einem Hofbeamten geboren. Nach zwanzig Jahren des Studiums der Tendai-Lehre ließ er die Schule hinter sich. Nach einer Vision vom Bodhisattva Kannon begann Shinran, bei Hōnen zu lernen. Während Shinrans Studium bei seinem neuen Lehrer stieg die Kritik an ebendiesem aus bedeutenden Zentren des Buddhismus stetig an, bis auch Shinran ins Exil geschickt wurde. Da er sich in extremer Abgeschiedenheit wiederfand, war Shinran in doktrinellen Fragen auf sich alleine gestellt, wodurch seine Ansichten begannen, sich von denen seines Lehrers zu unterscheiden. 1211 wurde er begnadigt; daraufhin betätigte er sich missionarisch und erstellte zahlreiche Schriften. 1263 starb Shinran in hohem Alter.
  
[[Shinran]] 親鸞 war ein buddhistischer Mönch und ist die Gründerfigur der Wahren Reine Land-Schule, der Jōdo Shinshū 浄土真宗.
+
=== Nichiren ===
[[Bild:Shinran.jpg|thumb|Shinran]]
+
{{abb
Er wurde 1173 als Sohn des Hino Arinori 日野有範, einem Hofbeamten, geboren. Mit neun Jahren begann er seine Laufbahn als buddhistischer Mönch am Berg Hiei in der Tradition der [[Tendai]]-Schule. Nach zwanzig Jahren des Studiums veranlasste ihn seine Unzufriedenheit mit seiner eigenen Person (er konnte das asketische Ideal des Mönchtums nicht erreichen) dazu, den Berg zu verlassen.
+
| bild= <!-- z.B. kami.jpg -->Nichiren Beten für Regen.jpg
 +
| text= <!-- Kurzbeschreibung  -->Nichiren betet für Regen
 +
| pos = rechts <!-- oder links oder zentriert -->
 +
| w= 
 +
| crop_top=  <!--Bild oben beschneiden-->
 +
| crop_bottom=
 +
| ref= <!-- 0, wenn keine Anm. erwünscht -->
 +
}}
  
Es folgte eine hunderttägige Phase der völligen Isolation, in der Shinran intensiv meditierte. Am 95. Tag soll er eine Vision gehabt haben, in der ihm der Bodhisattva Kannon erschien. Er teilte ihm mit, sollte Shinran jemals aufgrund von Karma aus vorigen Leben den Drang verspüren, mit einer Frau zu schlafen, so werde der Bodhisattva für ihn als eine Frau inkarnieren. Am Ende seines Lebens werde er ihn darüberhinaus ins Reine Land führen.
+
[[Nichiren]] 日蓮 war ein buddhistischer Mönch und Gründer der Nichiren-Schule, der 1222–1282 lebte. Er wurde in Kominato 小湊町 geboren, sein Vater war Fischer, es gibt aber Behauptungen, dass sein Vater Amtsvorsteher des Fischerdorfes war. [[Nichiren]] beschreibt seine Verhältnisse als sehr arm.  
 +
[[Nichiren]] wurde im Alter von 12 Jahre in den Tempel Seichōji 清澄寺 aufgenommen, in dem er seine erste Ausbildung erhielt. Mit 16 Jahren, reiste [[Nichiren]] nach Kamakura um seine Studien zu erweitern. Er befasste sich mit ''Jōdo''-Lehre 浄土宗 und mit ''Zen''-Buddhismus. Im 1242 kehrte [[Nichiren]] nach Seichōji zurück. Dann studierte er noch in Kyōto, wo angeblich [[Nichiren]] die Entscheidung, das ''Lotos-Sūtra'' als das wichtigste ''Sūtra'' zu sehen, traf.
 +
Die bedeutungsvollen Fragen, die [[Nichiren]] beschäftigt haben, bevor er mit seiner Lehre hervortrat, waren vor allem:
 +
1.) Die Frage nach dem wahren und authentischen Buddhismus
 +
2.) Die Frage nach Ursachen für die Zerstörung der Ordnung, Niederlagen des Kaisers trotz Unterstützung des hohen Priesters
 +
3.) Die Fragen nach Ursachen der Naturkatastrophen
 +
in 1260 schrieb er seine wichtigste Arbeit ''„Risshō ankoku ron“'' 立正安国論, nachdem die Rituale der ''Shingon'' Schule 真言宗 gegen Naturkatastrophen und Hunger nicht halfen. Die ''Hōjō'' Familie sah aber Gefahr in [[Nichiren]] und sie wollte ihn vernichten. Zuerst hat die Familie seine Briefe ignoriert, diese kursierten aber in den Schulen. Schließlich wurde [[Nichiren]] in seiner Hütte in ''Matsubagayatsu'' 松葉ケ谷 von ''Nenbutsu'' 念仏 -Anhängern überfallen.
 +
In 1261 wurde er nach Izu Insel 伊豆大島 in Exil verbannt. Gerade die Überfälle vertieften [[Nichiren]] seine religiöse Überzeugung. 1263 wurde [[Nichiren]] begnadigt. Er kehrte nach Kamakura zurück und verfasste einige Schriften (z.B. die Überlegenheit des ''Daimoku'' 題目 über den Namen ''Amidas'' 阿弥, Über die Regelblutung).
 +
Im September 1271 wurde [[Nichiren]] wieder zur Todestrafe verurteilt, woraus aber am Ende ein Exil im Sado wurde. Während diesem Exil hat [[Nichiren]] viele wichtige Schriften geschrieben und den großen Gohonzon 御本尊 [[Mandala]] fertiggestellt. 1274 wurde [[Nichiren]] befreit und er reiste zum Berg Minobu 身延町. 1277 wurde er krank und starb später im Jahr 1282 in Ikegami 池上.
  
Daraufhin wurde er ein Schüler des Hōnen 法然; zu diesem Zeitpunkt ließ Shinran die strenge Lehre vom Berg Hiei endgültig hinter sich und widmete sich der Verehrung des Buddha Amida 阿弥陀 und hielt die Überzeugung, dass man nur durch dessen Hilfe ins Reine Land gelangen könnte. Während Shinrans Studium bei seinem neuen Lehrer stieg die Kritik an ebendiesem aus bedeutenden Zentren des Buddhismus stetig an, so auch vom Berg Hiei. Man warf Hōnen vor, seine Anhänger würden sich nicht an Benimmregeln halten und den Göttern gegenüber keinerlei Respekt haben. Zur Eskalation kam es als zwei Mönche unter seiner Obhut zwei Hofdamen bekehrten. Der Kaiser interpretierte die Situation so, dass die involvierten Personen wohl ein unmoralisches Verhältnis haben müssten. Aus diesem Grund ließ er die beiden Mönche hinrichten, Hōnen und mehrere Mönche (darunter auch Shinran) wurden dem Priesteramt enthoben und ins Exil geschickt. Shinran sollte seinen Lehrer nie wieder sehen.
+
=== Ikkyū Sōjun ===
  
Im Exil in Echigo 越後 stand er vor der Aufgabe, sein neues einfaches Leben am Land mit seiner geistlichen Vergangenheit in Einklang zu bringen. Passend zu seiner Vision heiratete er Eshin'ni 恵信尼. Da er sich in extremer Abgeschiedenheit wiederfand, war Shinran in doktrinellen Fragen auf sich alleine gestellt.
+
[[Ikkyū Sōjun]] 一休宗純 war ein Zen Meister, der von 1394 bis 1481 lebte und für seine exzentrische Zenpraktik bekannt ist.
 +
Er war der Sohn des Kaisers Gokomatsu, wobei er wegen seiner Mutter von vermutlich niedrigem Rang kein offizieller Nachfolger des Kaisers sein konnte. Zu seinem eigenen Schutz wurde Ikkyū daher noch in früher Kindheit zum Zentempel Ankokuji 安国禅寺 geschickt, wo er neben Buddhismus auch über chinesische Klassiker lernte.
 +
Schon in jungen Jahren äußerte er seine Unzufriedenheit mit der Institutionalisierung der Religion, da seine Glaubensgenossen eher Künstler, Diplomaten oder Händler waren, als Spirituelle.
  
1211 wurde er begnadigt; er kehrte allerdings nicht nach Kyōto zurück, sondern zog in die Kantō-Region. Dort widmete er sich intensiv der Missionierung der einfachen Landbevölkerung und verfasste zahlreiche Schriften. Erst mit circa 60 Jahren übersiedelte Shinran dann nach Kyōto, wo er ein ruhiges Leben führte, seine schriftstellerische Tätigkeit fortsetzte und in Briefkontakt mit Anhängern aus Kantō stand. Er verstarb im Jahre 1263 im hohen Alter von 90 Jahren.
+
Aus diesem Grund verließ er Ankokuji und suchte Mönche auf, die sich politisch nicht beeinflussen ließen und Zen dementsprechend ernster nehmen würden. Diese Suche führte ihn 1410 zuerst zu Ken'o Sōi 謙翁宗為, und nach dessen Tod in 1414  Kasō Sōdon 華叟宗曇 bei Katada 片田, zwei strenge Mönche der Ōtōkan 応灯関 Schule vom Zen. Bei Letzterem erhielt Ikkyu seinen Namen und erlangte Satori 悟り.
  
=== [[Nichiren]] ===
+
Nach einem Streit mit Kaso verließ Ikkyu Katada, worauf in seiner Biographie eine achtjährige Lücke vorzufinden ist. Vermutlich fand er eine Frau und zeugte einen Sohn, später fand er sich in der Hafenstadt Sakai ein. Jedenfalls gab es in dieser Zeit einen großen Umbruch in Ikkyūs Lebensstil, in seinen Gedichten sind seither viele Hinweise darauf zu finden, dass er Alkohol und Frauen sehr zugeneigt war. Für Mönche war das höchst ungewöhnlich, doch er verbrachte die kommenden Jahre damit, seine eigene Interpretation vom Zen zu propagieren, und fand dafür viel Zuspruch.
[[Bild:Nichiren Beten für Regen.jpg|thumb|200x200px|Nichiren Beten für Regen]]
 
[[Nichiren]] war ein buddhistischer Mönch und Gründer der Nichiren-Schule, der 1222-1282 lebte. Er wurde in Kominato geboren, sein Vater war Fischer, also die Familie gehörte zu der niedrigsten Kaste- ''Chandāla'', die lebendige Wesen tötete um zu überleben, in diesem Fall Fische. Es gibt auch Theorien, dass [[Nichiren]] adoptiert wurde und sein leiblicher Vater der erste Sohn des Kaisers Gotoba Tsuchimikado und in Wirklichkeit war [[Nichiren]] nicht so arm. Es gibt auch Thesen, dass [[Nichiren]] ein kurzes Schwert besaß, dessen Schmied dem Kaiser diente, er hatte auch drei Ammen und eine weitere These sagt, sein Vater sei eher ein Amtsvorsteher des Fischerdorfes.
 
[[Nichiren]] wurde im Alter von 12 Jahren in den Tempel Seichōji aufgenommen, in dem er seine erste Ausbildung erhielt. Als 16-Jähriger, wollte [[Nichiren]] der „weiseste Mann Japans“ werden und so betete er zum Boddhisatva Kokūzō (die ´Morgenstern-Meditation´, ''Gumonjihō''). Der Boddhisatva sollte sein Gebet gehört haben und [[Nichiren]] soll große Weisheit erlangt haben. Mit 16 Jahren, nachdem er sich zum Mönch-Novizen namens Renchō ordinieren lassen hat, reiste [[Nichiren]] nach Kamakura um seine Studien zu erweitern. Er befasste sich mit Jōdo-Lehre und mit Zen-Buddhismus. 1242 kehrte [[Nichiren]] nach Seichōji zurück. Dann studierte er noch in Kyōto, wo angeblich Nichiren die Entscheidung, das Lotos-Sūtra als das wichtigste Sūtra anzusehen, traf.
 
Nachdem [[Nichiren]] viele Gelehrte und Anhänger des [[Amida]]-Buddhismus durch qualvolle Tode sterben sah, begann er zu zweifeln, ob so eine Vielfalt an buddhistischen Schulen wirklich richtig ist. Die Situation der Bevölkerung, Naturkatastrophen und Hungersnöte sah er als Zeichen der End-Zeit des Dharma. Auch fast alle Schulen haben das Lotos-Sūtra verworfen oder nur als gering angesehen.
 
Die bedeutungsvollen Fragen, die [[Nichiren]] beschäftigt haben, bevor er mit seiner Lehre hervortrat waren vor allem:
 
1.) Die Frage nach dem wahren und authentischen Buddhismus
 
2.) Die Frage nach Ursachen für die Zerstörung der Ordnung, Niederlagen des Kaisers trotz Unterstützung des Hohen Priesters
 
3.) Die Frage nach den Ursachen der Naturkatastrophen
 
1253 kehrte [[Nichiren]] zurück nach Seichōji und hielt dort seine erste Rede. Am 28. April 1253 hat er auch zum ersten Mal, nach sieben Tagen Meditation und Einsamkeit gegen die aufgehende Sonne ''´Namu-myōhō-renge-kyō´'' rhythmisch gerufen und er nahm den Namen [[Nichiren]] (Sonnen-Lotos) an.
 
[[Nichiren]] nahm eine radikale Stellung gegenüber andere Schulen ein. Alle die an ''Nenbutsu''-Schulen glauben, den Namen vom [[Amida]]-Buddha rezitirten und Selbstmord begehen, um schneller ins reine Land zu gelangen, werden nach ''Avici'' gehen- die Hölle. Die, die an Zen glauben, sind Teufel, ''Shingon'' werden das Land vernichten und ''Ritsu'' sind Verräter. Sein Meister Dōzen, wollte ihn zuerst exkomunizieren, dann hat er ihn aber beschützt. [[Nichiren]] erhielt die Todesstrafe vom Herrn Kagenobu Tōjō. [[Nichiren]] fliehte nach Renge-ji. [[Nichiren]] predigte hauptsächlich bei den unabhängigen Daimyos. 1260 schrieb er seine wichtigste Arbeit „Risshō ankoku ron“, nachdem die Rituale der ''Shingon'' Schule gegen Naturkatastrophen und Hunger nicht halfen. Die Hōjō Familie sah aber Gefahr in [[Nichiren]] und sie wollte ihn vernichten.
 
Der Legende nach, hat [[Nichiren]] ein weißer Affe geholfen, zu fliehen. [[Nichiren]] kam aber wieder zurück nach Kamakura, als er 1261 auf die Izu Insel ins Exil verbannt wurde. 1263 wurde er befreit.
 
Im September 1271 wurde [[Nichiren]] wieder zur Todestrafe verurteilt, woraus aber am Ende ein Exil im Sado wurde. Während diesem Exil hat [[Nichiren]] viele wichtige Schriften geschrieben und den großen Gohonzon [[Mandala]] fertiggestellt. 1274 wurde [[Nichiren]] befreit und er reiste zum Berg Minobu. 1277 wurde er krank und starb später im Jahr 1282 in Ikegami.
 
  
=== Ikkyū Sōjun ===
+
Im Alter wurde er zum Abt des Daitokuji 大徳寺 ernannt, einem der zentralsten Tempel des Ōtōkan Zen.
  
 
== Gemeinsamkeiten ==
 
== Gemeinsamkeiten ==
 
   
 
   
Durch die Probleme in der damaligen Zeit (politischer Umschwung, Naturkatastrophen, etc.) hatten all diese Persönlichkeiten die Möglichkeit eine Veränderung hervorzurufen. Alle kommen aus einflussreichen Familien und konnten daher an elitären Klöstern, wie denen am Hiei Berg, unterrichtet werden.  
+
Durch die Probleme in der damaligen Zeit (politischer Umschwung, Naturkatastrophen etc.) hatten all diese Persönlichkeiten die Möglichkeit eine Veränderung hervorzurufen. Alle (ausgenommen [[Nichiren]]) kommen aus einflussreichen Familien und konnten daher an elitären Klöstern, wie denen am Hiei Berg, unterrichtet werden.  
  
 
=== Motivation ===
 
=== Motivation ===
Zeile 67: Zeile 76:
 
=== Reaktionen ===
 
=== Reaktionen ===
  
Dies führte in logischer Konsequenz zu starker Kritik ebendieser mächtigen religiösen Organisationen. [[Myōan Eisai|Eisai]] wurde mit einem Verbot konfrontiert bis er sich der Unterstützung durch den Minamoto-Clan erfreuen konnte, [[Dōgen Zenji|Dōgen]] zog freiwillig in die Abgeschiedenheit des Landes um; [[Shinran]] hingegen wurde verbannt. Aus diesem Grund konnten genau die letzteren beiden unter der Landbevölkerung viele Anhänger gewinnen.
+
Dies führte in logischer Konsequenz zu starker Kritik ebendieser mächtigen religiösen Organisationen. [[Myōan Eisai|Eisai]] wurde mit einem Verbot konfrontiert, bis er sich der Unterstützung durch den Minamoto-Clan erfreuen konnte, [[Dōgen Zenji|Dōgen]] zog freiwillig in die Abgeschiedenheit des Landes um; [[Shinran]] hingegen wurde verbannt. Aus diesem Grund wird oft berichtet, die letzteren beiden konnten unter der Landbevölkerung viele Anhänger gewinnen. [[Shinran]] formulierte seine Schriften so einfach wie möglich, damit auch die einfacheren Menschen sie verstehen konnten. Allerdings sollte man im Hinterkopf behalten, dass die Bauern der damaligen Zeit nicht fähig gewesen wären, die auf sie ausgerichteten Schriften zu lesen. Er soll ebenfalls zahlreiche Geschenke von Anhängern aus der ländlichen Kantō-Region erhalten haben, was auch ein Hinweis auf besser situierte Schüler ist.
  
Was Frauen betrifft, so fällt eine gelockerte Doktrin auf. Entgegen den klassischen chinesischen Reines Land-Schriften macht [[Shinran|Shinrans]] Ehefrau Eshin'ni in ihren Briefen deutlich, dass sie überzeugt davon war, als Frau im Reinen Land wiedergeboren zu werden. Da sie höchstwahrscheinlich vor der Heirat eine Schülerin [[Shinran|Shinrans]] war, wird er diese Ansicht geteilt haben. [[Dōgen Zenji|Dōgen]] zeigte ebenfalls eine inklusive Attitüde Frauen gegenüber.
+
Was Frauen betrifft, so fällt eine gelockerte Doktrin auf. Entgegen den klassischen chinesischen Reines Land-Schriften macht [[Shinran|Shinrans]] Ehefrau Eshin'ni 恵信尼 in ihren Briefen deutlich, dass sie überzeugt davon war, als Frau im Reinen Land wiedergeboren zu werden. Da sie höchstwahrscheinlich vor der Heirat eine Schülerin [[Shinran|Shinrans]] war, wird er diese Ansicht geteilt haben. [[Dōgen Zenji|Dōgen]] zeigte ebenfalls eine inklusive Attitüde Frauen gegenüber, indem er seine Klöster für sie öffnete. Laut Briefen, die [[Nichiren]] an die Ehefrau von Daigaku Saburō 大学三郎 schickte, sah er die Regelblutung nicht als etwas unreines und Frauen durften das ''Lotos-Sūtra'' auch während der Blutung rezitieren. Die Nonnen würden also deswegen nicht degradiert.
  
== Literatur ==
+
{{verweise
 +
| themen= <!-- Liste interner Links mit verwandten Themen -->
  
* {{Literatur:Bloom 1968}}
+
| literatur= <!-- verwendete Literatur  -->
* {{Literatur: Christensen 2001}}
+
* {{Literatur:Bloom A 1968}}
 +
* {{Literatur:Bodiford 2006}}
 +
* {{Literatur:Bodiford 1993}}
 +
* {{Literatur:Christensen 2001}}
 
* {{Literatur:Dobbins 1990}}
 
* {{Literatur:Dobbins 1990}}
 
* {{Literatur:Dobbins 2004}}
 
* {{Literatur:Dobbins 2004}}
*{{Literatur:Dumoulin 1986}}
+
* {{Literatur:Dumoulin 1959}}
 +
* {{Literatur:Dumoulin 1986}}
 +
* {{Literatur:Heine 2003}}
 +
* {{Literatur:Hoover 1980}}
 +
* {{Literatur:Kasulis 2011}}
 +
* {{Literatur:Kim 2004}}
 
* {{Literatur:Matsudo 2004}}
 
* {{Literatur:Matsudo 2004}}
*{{Literatur:Taga 1965}}  
+
* {{Literatur:Riggs 2004}}
*{{Literatur:Welter 2005}}
+
* {{Literatur:Sanford 1981}}
* {{Literatur:Wilhelm 1996}}
+
* {{Literatur:Taga 1965}}  
 
+
* {{Literatur:Welter 2005}}
Bodiford, William
+
* {{Literatur:Wilhelm C 1996}}
1993 Sōtō Zen in Medieval Japan. Honolulu: University of Hawaii Press
+
| links= <!-- Liste externer Links -->
 
+
* [https://www.britannica.com/biography/Shinran-Japanese-Buddhist-philosopher „Shinran“], [https://www.britannica.com/ ''Encyclopedia Britannica'']
Kim, Hee-Jin
+
| update= 2021/08/14<!-- Datum der Linkliste -->
2004 Eihei Dōgen. Mystical Realist. New York: SUNY Press
+
| ref= 0 <!-- oder 1, wenn <ref> verwendet wird -->
 
+
| abb= 1 <!-- oder 1, wenn {{abb}} verwendet wird -->
Pohl, Manfred
+
}}
2005 Geschichte Japans. München: C.H. Beck-Verlag
 
 
 
 
=== Externe Links ===
 
 
 
* [https://www.britannica.com/biography/Shinran-Japanese-Buddhist-philosopher Shinran] (Stand: 2016/10/30). Aus: [http://www.britannica.com/ Encyclopedia Britannica]
 
 
 
Patricia Mayer,
 
Elias Romagna,
 
Florian Münzer,
 
Max Mayrhauser,
 
Lenka Wuscherova
 

Aktuelle Version vom 18. Oktober 2021, 16:21 Uhr

Seiten-Infobox
Themengruppe Geschichte (historische Ereignisse, Perioden und Fachbegriffe)
Schlagworte Dōgen 道元, Ikkyū Sōjun 一休宗純 , Myōan Eisai 明菴栄西, Shinran 親鸞, Nichiren 日蓮
Diese Seite entstand im Kontext des Seminars Kamigraphie:Biographien.

Der Beginn des japanischen Mittelalters (12. und 13. Jahrhundert) ist durch das Aufkommen religiöser Erneuerungsbewegungen und Reformen geprägt. Auf dieser Seite folgt ein zusammenfassender Überblick.

Politischer Hintergrund

Japan war zur Zeit der buddhistischen Reformer im Mittelalter lange Etappen hindurch geprägt durch eine gesellschaftliche und politische Polarisierung. Vor allem im 12. und 13. Jahrhundert trat dies sehr deutlich zutage: Es bestand zum Einen die Aristokratie am Kaiserhof, die in Luxus lebte, sich den schönen Künsten, der Literatur und auf intellektueller Ebene auch der Religion widmete, allerdings zunehmend die Verbindung zum einfachen Volk und der Mehrheitsbevölkerung verlor. Und zum anderen existierte die Kriegerkaste, die von untereinander rivalisierenden Familienverbänden geprägt war.

An der Spitze dieser Rivalitäten standen die Familien der Minamoto 源 und Taira 平, die einander das 12. Jahrhundert hindurch immer wieder bekämpften. Einen vorzeitigen Erfolg konnten die Taira zwar im Jahr 1156 verbuchen, 1185 errungen die Minamoto aber den endgültigen Sieg im Zuge des Genpei-Kriegs 源平合戦 und erlangten in weiterer Folge durch Unterstützung der Hōjō-Familie 北条氏 die politische Vormachtstellung im Land. Das Oberhaupt Minamoto no Yoritomo 源頼朝 ließ sich zum Militärherrscher ernennen und begründete das Kamakura-Shōgunat 鎌倉時代. Der Einfluss des Kriegeradels war damit gefestigt, allerdings bestanden weiterhin Machtkämpfe und militärische Konflikte, unter denen das Volk litt. Der Kaiserhof in Kyōto verlor an realpolitischer Macht und insbesondere in Gestalt der Fujiwara 藤原- und Hōjō- Familien stieg der Einfluss des Kriegeradels auch hier. Doch nach wie vor bestand ein Leben in Luxus und der Kontrast zur verarmten und durch Naturkatastrophen getroffenen Mehrheitsbevölkerung verschärfte sich zusehends.

Im 14. Jahrhundert gab es Konflikte zwischen dem Shōgunat und Kaiserhaus. In 1333 besiegte Kaiser Godaigo 後醍醐天皇 das Hōjō Shōgunat, jedoch wollte sein General, Ashikaga, selbst an die Macht. Nach weiteren Kriegen konnte sich schließlich der General durchsetzen und begründete das Ashikaga Shōgunat 足利幕府. Unter diesem wurde die Institutionalisierung von Religion fortgesetzt, was sich im Gozan 五山 System äußerte - es gab also eine Vielzahl von Zentempeln, die staatlich beeinflusst wurden.

Religiöse Entwicklungen

Viele der damals in Japan etablierten Schulen des Buddhismus waren von den machtpolitischen Konflikten erfasst und wurden mit der politischen Elite und der Aristokratie am Kaiserhof assoziiert. Wichtige Posten in den großen Klöstern wurden exklusiv durch die Politik des Hofes vergeben, manche Klöster verfügten sogar über eigene Streitkräfte. Die etablierte Religion entfernte sich zusehends von der Mehrheit der Bevölkerung und ein Kontrast zu den Bedürfnissen des einfachen Volksglauben tat sich auf. Der Mappō-Gedanke 末法 dominierte, demzufolge man sich in einem apokalyptischen Zeitabschnitt des zugrunde gehenden Darma befand. Diese pessimistische Weltsicht war auch aufgrund der Naturkatastrophen und Missstände in weiten Teilen der Bevölkerung verbreitet und mit als ein Auslöser für die im Folgenden dargestellten Reformbestrebungen.

Die Reformer

Myōan Eisai

Myōan Eisai 明菴栄西 wurde 1141 im heutigen Okayama 岡山 geboren und starb im Jahre 1215 in Kamakura. Er war ein buddhistischer Mönch und seine wichtigsten Errungenschaften sind die Einführung des Zen-Buddhismus 禅, die rinzai 臨済宗 Lehre und die Einführung der Teezeremonie. Eisai reiste zwei Mal nach China, um den Ursprung des Buddhismus näher kennenzulernen. Dort erhielt er die Insignien der Nachfolge und konnte somit den Zen-Buddhismus in Japan lehren. Dort stieß er zu Beginn allerdings auf Widerstand durch die Tendai-Buddhisten in Kyōto. Durch die Hilfe der Minamoto konnte er dann jedoch einen Tempel in Kyōto und in Kamakura errichten. Er hatte einen wichtigen Schüler, nämlich Myōzen 了然明全, der der Lehrer von Dōgen war.

Dōgen Zenji

Dōgen 道元 lebte von 1200 bis 1253 und war der Begründer der Sōtō-Schule 曹洞宗 des japanischen Zen-Buddhismus. Er wuchs in der Hofaristokratie auf, und hatte einen privilegierten Zugang zu Bildung. Nach dem frühen Tod seiner Eltern entschied er sich für den Mönchsberuf und lernte in einem Tendai-Kloster am Berg Hiei. Seine Unzufriedenheit mit der etablierten Form des Buddhismus führte ihn zum Zen. In China traf Dōgen in Gestalt von Ju-ching 如淨 (jap. Nyōjō) den passenden Lehrer und führte dessen Form der Lehre als Sōtō-Zen nach seiner Heimkehr in Japan ein. Dōgen lehrte zunächst in der Region rund um die Hauptstadt Kyōto, musste allerdings wegen steigendem Widerstand in die entlegene Provinz Echizen 越前国 übersiedeln, wo er eine eigene Gemeinschaft an Praktizierenden aufbaute und den noch heute bestehenden Eiheiji-Tempel 永平寺 errichtete.

Shinran

Shinran 親鸞 war ein buddhistischer Mönch und ist die Gründerfigur der Wahren reine Land-Schule, der Jōdo Shinshū 浄土真宗. Er wurde 1173 als Sohn des Hino Arinori 日野有範, einem Hofbeamten geboren. Nach zwanzig Jahren des Studiums der Tendai-Lehre ließ er die Schule hinter sich. Nach einer Vision vom Bodhisattva Kannon begann Shinran, bei Hōnen zu lernen. Während Shinrans Studium bei seinem neuen Lehrer stieg die Kritik an ebendiesem aus bedeutenden Zentren des Buddhismus stetig an, bis auch Shinran ins Exil geschickt wurde. Da er sich in extremer Abgeschiedenheit wiederfand, war Shinran in doktrinellen Fragen auf sich alleine gestellt, wodurch seine Ansichten begannen, sich von denen seines Lehrers zu unterscheiden. 1211 wurde er begnadigt; daraufhin betätigte er sich missionarisch und erstellte zahlreiche Schriften. 1263 starb Shinran in hohem Alter.

Nichiren

Nichiren betet für Regen [Abb. 1]

Nichiren 日蓮 war ein buddhistischer Mönch und Gründer der Nichiren-Schule, der 1222–1282 lebte. Er wurde in Kominato 小湊町 geboren, sein Vater war Fischer, es gibt aber Behauptungen, dass sein Vater Amtsvorsteher des Fischerdorfes war. Nichiren beschreibt seine Verhältnisse als sehr arm. Nichiren wurde im Alter von 12 Jahre in den Tempel Seichōji 清澄寺 aufgenommen, in dem er seine erste Ausbildung erhielt. Mit 16 Jahren, reiste Nichiren nach Kamakura um seine Studien zu erweitern. Er befasste sich mit Jōdo-Lehre 浄土宗 und mit Zen-Buddhismus. Im 1242 kehrte Nichiren nach Seichōji zurück. Dann studierte er noch in Kyōto, wo angeblich Nichiren die Entscheidung, das Lotos-Sūtra als das wichtigste Sūtra zu sehen, traf. Die bedeutungsvollen Fragen, die Nichiren beschäftigt haben, bevor er mit seiner Lehre hervortrat, waren vor allem: 1.) Die Frage nach dem wahren und authentischen Buddhismus 2.) Die Frage nach Ursachen für die Zerstörung der Ordnung, Niederlagen des Kaisers trotz Unterstützung des hohen Priesters 3.) Die Fragen nach Ursachen der Naturkatastrophen in 1260 schrieb er seine wichtigste Arbeit „Risshō ankoku ron“ 立正安国論, nachdem die Rituale der Shingon Schule 真言宗 gegen Naturkatastrophen und Hunger nicht halfen. Die Hōjō Familie sah aber Gefahr in Nichiren und sie wollte ihn vernichten. Zuerst hat die Familie seine Briefe ignoriert, diese kursierten aber in den Schulen. Schließlich wurde Nichiren in seiner Hütte in Matsubagayatsu 松葉ケ谷 von Nenbutsu 念仏 -Anhängern überfallen. In 1261 wurde er nach Izu Insel 伊豆大島 in Exil verbannt. Gerade die Überfälle vertieften Nichiren seine religiöse Überzeugung. 1263 wurde Nichiren begnadigt. Er kehrte nach Kamakura zurück und verfasste einige Schriften (z.B. die Überlegenheit des Daimoku 題目 über den Namen Amidas 阿弥, Über die Regelblutung). Im September 1271 wurde Nichiren wieder zur Todestrafe verurteilt, woraus aber am Ende ein Exil im Sado wurde. Während diesem Exil hat Nichiren viele wichtige Schriften geschrieben und den großen Gohonzon 御本尊 Mandala fertiggestellt. 1274 wurde Nichiren befreit und er reiste zum Berg Minobu 身延町. 1277 wurde er krank und starb später im Jahr 1282 in Ikegami 池上.

Ikkyū Sōjun

Ikkyū Sōjun 一休宗純 war ein Zen Meister, der von 1394 bis 1481 lebte und für seine exzentrische Zenpraktik bekannt ist. Er war der Sohn des Kaisers Gokomatsu, wobei er wegen seiner Mutter von vermutlich niedrigem Rang kein offizieller Nachfolger des Kaisers sein konnte. Zu seinem eigenen Schutz wurde Ikkyū daher noch in früher Kindheit zum Zentempel Ankokuji 安国禅寺 geschickt, wo er neben Buddhismus auch über chinesische Klassiker lernte. Schon in jungen Jahren äußerte er seine Unzufriedenheit mit der Institutionalisierung der Religion, da seine Glaubensgenossen eher Künstler, Diplomaten oder Händler waren, als Spirituelle.

Aus diesem Grund verließ er Ankokuji und suchte Mönche auf, die sich politisch nicht beeinflussen ließen und Zen dementsprechend ernster nehmen würden. Diese Suche führte ihn 1410 zuerst zu Ken'o Sōi 謙翁宗為, und nach dessen Tod in 1414 Kasō Sōdon 華叟宗曇 bei Katada 片田, zwei strenge Mönche der Ōtōkan 応灯関 Schule vom Zen. Bei Letzterem erhielt Ikkyu seinen Namen und erlangte Satori 悟り.

Nach einem Streit mit Kaso verließ Ikkyu Katada, worauf in seiner Biographie eine achtjährige Lücke vorzufinden ist. Vermutlich fand er eine Frau und zeugte einen Sohn, später fand er sich in der Hafenstadt Sakai ein. Jedenfalls gab es in dieser Zeit einen großen Umbruch in Ikkyūs Lebensstil, in seinen Gedichten sind seither viele Hinweise darauf zu finden, dass er Alkohol und Frauen sehr zugeneigt war. Für Mönche war das höchst ungewöhnlich, doch er verbrachte die kommenden Jahre damit, seine eigene Interpretation vom Zen zu propagieren, und fand dafür viel Zuspruch.

Im Alter wurde er zum Abt des Daitokuji 大徳寺 ernannt, einem der zentralsten Tempel des Ōtōkan Zen.

Gemeinsamkeiten

Durch die Probleme in der damaligen Zeit (politischer Umschwung, Naturkatastrophen etc.) hatten all diese Persönlichkeiten die Möglichkeit eine Veränderung hervorzurufen. Alle (ausgenommen Nichiren) kommen aus einflussreichen Familien und konnten daher an elitären Klöstern, wie denen am Hiei Berg, unterrichtet werden.

Motivation

Bei allen Persönlichkeiten zeigt sich eine Unzufriedenheit mit dem etablierten Buddhismus der damaligen Zeit - vornehmlich der Tendai-Schule - aufgrund derer sich die Reformer auf die Suche nach einer Alternative machten. Dōgen und Eisai zum Beispiel führte diese Suche nach China, wo sie zum Zen fanden; währenddessen war Shinran durch seine eigene Sündhaftigkeit angetrieben, einen Weg zu finden, trotzdem zur Erlösung zu gelangen und widmete sich der exklusiven Verehrung des Buddha Amida.

Reaktionen

Dies führte in logischer Konsequenz zu starker Kritik ebendieser mächtigen religiösen Organisationen. Eisai wurde mit einem Verbot konfrontiert, bis er sich der Unterstützung durch den Minamoto-Clan erfreuen konnte, Dōgen zog freiwillig in die Abgeschiedenheit des Landes um; Shinran hingegen wurde verbannt. Aus diesem Grund wird oft berichtet, die letzteren beiden konnten unter der Landbevölkerung viele Anhänger gewinnen. Shinran formulierte seine Schriften so einfach wie möglich, damit auch die einfacheren Menschen sie verstehen konnten. Allerdings sollte man im Hinterkopf behalten, dass die Bauern der damaligen Zeit nicht fähig gewesen wären, die auf sie ausgerichteten Schriften zu lesen. Er soll ebenfalls zahlreiche Geschenke von Anhängern aus der ländlichen Kantō-Region erhalten haben, was auch ein Hinweis auf besser situierte Schüler ist.

Was Frauen betrifft, so fällt eine gelockerte Doktrin auf. Entgegen den klassischen chinesischen Reines Land-Schriften macht Shinrans Ehefrau Eshin'ni 恵信尼 in ihren Briefen deutlich, dass sie überzeugt davon war, als Frau im Reinen Land wiedergeboren zu werden. Da sie höchstwahrscheinlich vor der Heirat eine Schülerin Shinrans war, wird er diese Ansicht geteilt haben. Dōgen zeigte ebenfalls eine inklusive Attitüde Frauen gegenüber, indem er seine Klöster für sie öffnete. Laut Briefen, die Nichiren an die Ehefrau von Daigaku Saburō 大学三郎 schickte, sah er die Regelblutung nicht als etwas unreines und Frauen durften das Lotos-Sūtra auch während der Blutung rezitieren. Die Nonnen würden also deswegen nicht degradiert.

Verweise

Literatur

  • Alfred Bloom 1968
    „The life of Shinran Shonin: The journey to self-acceptance.“ Numen 15/1 (1968), S. 1-62.
  • William M. Bodiford 2006
    „Remembering Dōgen: Eiheiji and Dōgen hagiography.“ Journal of Japanese Studies 32 (1) (2006), S. 1-21.
  • William M. Bodiford 1993
    Sōtō zen in medieval Japan. Honolulu: University of Hawai'i Press 1993.
  • Jack Arden Christensen 2001
    Nichiren: leader of buddhist reformation in Japan. Fremont, California: Jai Publishing Co. 2001.
  • James C. Dobbins 1990
    „The biography of Shinran: Apotheosis of a Japanese Buddhist visionary.“ History of Religions 30/2 (1990), S. 179-196. (Exzerpt.)
  • James C. Dobbins 2004
    Letters of the Nun Eshinni: Images of Pure Land Buddhism in medieval Japan. Honolulu: University of Hawai'i Press 2004.
  • Heinrich Dumoulin 1959
    Zen: Geschichte und Gestalt. Bern: Francke Verlag 1959.
  • Heinrich Dumoulin 1986
    Geschichte des Zen-Buddhismus. (Band 2.) Bern: A. Francke AG 1986.
  • Steven Heine 2003
    „Did Dōgen go to China? Problematizing Dōgen's relation to Ju-ching and Chinese Ch'an.“ Japanese Journal of Religious Studies 30/1-2 (2003), S. 27-59. (Exzerpt.)
  • Thomas Hoover 1980
    The Zen experience. New York: The New American Library 1980.
  • Thomas Kasulis 2011
    „Dōgen.“ In: Heisig, James, Thomas Kasulis und John Maraldo (Hg.), Japanese Philosophy. A Sourcebook. Honolulu: University of Hawai'i Press 2011.
  • Hee-Jin Kim 2004
    Eihei Dōgen. Mystical realist. New York: SUNY Press 2004.
  • Yukio Matsudo 2004
    Nichiren, der Ausübende des Lotos-Sūtra. Norderstedt: Books on Demand GmbH 2004.
  • David Riggs 2004
    „The life of Menzan Zuihō, founder of Dōgen Zen.“ Japan Review 2004/16 (2004), S. 67-100.
  • James H. Sanford 1981
    Zen-man Ikkyū. Virginia: Scholars Press 1981.
  • Munehaya Taga 1965
    Eisai. Tōkyō: Yoshikawa Kōbunkan 吉川弘文館 1965.
  • Albert Welter 2005
    „Zen buddhism as the ideology of the Japanese state: Eisai and the kōzen gokokuron.“ In: Steven Heine und Dale S. Wright (Hg.), Zen classics: Formative texts in the history of zen buddhism. Oxford: Oxford University Press 2005, S. 65-112.
  • Claudia Wilhelm 1996
    Shinrans Vorstellung von der Rettung der Menschheit: eine Untersuchung seiner Hauptwerke. Wiesbaden: Harrassowitz 1996.

Internetquellen

Letzte Überprüfung der Linkadressen: 2021/08/14

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite:

  1. Nichiren Beten für Regen.jpg
    Nichiren betet für Regen Farbholzschnitt (Papier, Farbe) von Utagawa Kuniyoshi (1797–1861). Edo-Zeit, ca. 1835; 22,2 x 34,6 cm
    Bild © The Metropolitan Museum of Art. (Letzter Zugriff: 2021/8/18)