Buddhistische Hölle

Aus Kamigraphie
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In Zeiten von Unsicherheit, die durch politische Unruhen und wütenden Seuchen in der Heian-Zeit ausgelöst wurden, machten sich buddhistische Sekten dies zu nutze, um ihren Glauben weiter zu propagieren. So wollte man durch die detailreiche Darstellung der Grausamkeiten, die den Ungläubigen in der Hölle erwarteten, die Menschen dazu bringen den Weg der Erleuchtung anzustreben. Das erste schriftliche Werk, das einen Einblick in die Qualen der Hölle gab wurde von dem Priester Genshin 源信 (942-1017) geschrieben und gilt als Vorlage zahlreicher illustrierter Höllendarstellungen. Das Ōjōyōshū 往生要集 („Essentielle [Lehren] der Wiedergeburt“), im Jahr 985 veröffentlicht, beinhaltet neben einer facettenreichen Darstellung der Qualen in der Hölle auch eine Beschreibung der angenehmen Seiten, wenn man die Erlösung durch Amida Buddha erfahre und in dessen Reines Land einkehren durfte. Wie einflussreich Höllendarstellungen in der damaligen Zeit waren zeigen eindrucksvoll Belege in vielen waka 和歌 („Japanisches Gedicht“) und auch in Manifestationen der japanischen Literatur zu dem das Makura no Sōshi 枕草子 („Das Kopfkissenbuch“) der Hofdame Sei Shōnagon 清少納言 zählt.

Vorstellungen buddhistischer Höllen

König Enma vor dem Tor zur Hölle

Bevor der Sünder seinen Weg in einer der existierenden Höllen antritt, wird er gefesselt und entkleidet dem Höllenrichter Enma 閻魔, Herrscher über das buddhistische Totenreich, vorgeführt. In meist chinesischer Richtertracht gekleidet und mit einem Spiegel, der die Sünden des Vorgeführten aufzeigt, richtet er über dessen Seele. Zur Unterstützung stehen ihm Höllenwächter (gokusotsu 獄卒) zur Seite, die die verstorbenen Seelen zu Enma geleiten. Gokusotsu befinden sich aber nicht nur am Eingang zur Totenwelt, der durch Enmas Palast dargestellt wird, sondern finden sich immer wieder in den einzelnen Höllen wieder. Mit ihrem muskulösen Körperbau, den zornigen runden Augen und den spitzen Klauen machen sie einen überaus furchterregenden Eindruck. Oftmals ist es sehr schwierig sie von oni 鬼 („Dämonen“), die sich ebenfalls in der Hölle befinden, zu unterscheiden, da sie sich in vielerlei Hinsicht ähneln. Die Hölle selbst wurde bereits in frühen Texten wie dem Nihon ryōiki 日本霊異記 („Wundersame Begebenheiten aus Japan“) als Ort beschrieben indem überall Flammen wüten und die übermäßige Hitze das Fleisch der Sünder grillt. Berge und Flüsse dienen oft als Abgrenzung zwischen der Menschenwelt und der Hölle, wie es auch in der Shōkyū-Version als Nichizō über den Berg Kimpu getragen wurde um seine Jenseitsreise zu beginnen deutlich wird. Die einzelnen Höllen werden durch große eiserne Tore getrennt und stellen eine der wenigen architektonischen Gebilde dar, da es kaum Gebäude gibt.

Verweise