Amaterasu

Aus Kamigraphie
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Amaterasu 天照 — mit vollem Titel Amaterasu Ōmikami 天照大御神, „große erlauchte Gottheit, die den Himmel beleuchtet“ — ist die japanische Sonnengöttin. Sie ist die Tochter von Izanagi und dessen Nachfolgerin und stellt daher, neben ihrem Bruder Susanoo, eine zentrale Gottheit Japans dar. Sie repräsentiert die Sonne und ist demnach eine der wenigen Sonnengottheiten aus der Weltmythologie, die weiblich ist.

Des Weiteren gilt Amaterasu als Urahnin der japanischen kaiserlichen Familie. Da ihr der Ise-Schrein gewidmet ist, hat sie eine große Bedeutung für den kaiserlichen Kult. Ihr shintai (symbolische Verkörperung) ist der Spiegel, welcher zudem neben dem Krummjuwel (magatama 勾玉) und dem Kusanagi-Schwert zu den Throninsignien der tennō-Dynastie gehört.

Insgesamt kann demnach festgehalten werden, dass die Sonne eine wichtige Positon in der japanischen Mythologie einnimmt. Dies gilt für die rein mythologischen Aspekte, wie auch auf gesellschaftlicher Ebene.

Rolle in den Mythen

Amaterasu wurde gemäß dem Kojiki durch das linke Auge des Gottes Izanagi geboren, als dieser sich in einem Fluss von Verunreinigungen (kegare) befreite, die er sich im Land der Toten zugezogen hatte.

Amaterasu besitzt als Nachfolgerin Izanagis die höchste Autorität in den Himmlischen Gefilden und repräsentiert zugleich die Sonne. Der wichtigste Partner und Widersacher der Sonnengöttin ist ihr jüngerer Bruder Susanoo. Ihm wird nach manchen Versionen des Mythos zunächst die Herrschaft über die Erde oder das Meer zugeteilt, letztlich führt sein Weg aber in allen Mythenvarianten in die Unterwelt.

Amaterasu and Susanoo

Im bekanntesten und zentralen Mythos um Amaterasu wird davon berichtet, wie sich durch ihr Verschwinden das gesamte Universum verdunkelte:

Aufgrund eines Streites mit Susanoo — dieser führte im Himmel einige Untaten durch unter denen vor allem Amaterasu zu leiden hatte — zieht sich die Göttin in eine Felsenhöhle zurück, wodurch sich der Kosmos verdunkelt. Erst durch das Tanzen und Feiern der anderen Gottheiten, vor allem aber durch das Gelächter, welches die Gottheit Amen no Uzume mit ihrem ‚erotischen‘ Tanz verursacht, wird Amaterasus Neugier geweckt und sie kommt aus der Höhle hervor. Die anderen Götter machen ihr den Rückweg unmöglich, wodurch ein erneutes Entschwinden ihrer Seite vereitelt wurde. Somit wurde die Finsternis beseitigt. [1]

Amaterasus Rückzug in die Höhle

Laut einer Erzählung zog sich die Sonnengöttin, nachdem ihr Bruder Susanoo ihre Bediensteten angriff und den Palast verwüstete, aus Schrecken zurück in eine Höhle und verschloss diese. Somit nahm sie der Welt das Licht und es wurde Winter. Viele versuchten sie wieder aus der Höhle herauszulocken, aber nur der lustige Tanz der Göttin Uzume, welcher die anderen Götter zum Lachen brachte, vermochte es Amaterasu aus ihrer versteckten Höhle hervorzulocken und die später als die drei kaiserlichen Insignien bekannten Geschenke beschwichtigten sie schlussendlich. Und so wurde es wieder Sommer.

Geschlecht und Ursprung

Viele wundern sich darüber, dass Amaterasu weiblich ist, wo doch in anderen Mythologien der Sonnengott meistens ein Mann war. Es gibt eine Theorie, laut der die Sonnengöttin ursprünglich männlich war und dann erst in Anlehnung an Kaiserin Jitō (r. 686-97) als Frau dargestellt wurde. Dies war nämlich die Zeit, in der mit den Aufzeichnungen der Mythen begonnen wurde.

Es kann allerdings auch sein, dass die Rolle der Frau in Japan früher größer war als zu späterer Zeit. Dies berichtet unter anderem eine chinesische Chronik aus dem 3. Jahrhundert, welche von der Priesterkönigin Himiko (chin. Pei-mi-hu) berichtet. Diese prominente Persönlichkeit dieser Zeit könnte eine Erklärung dafür sein weshalb die wichtigste Gottheit als Frau dargestellt wurde, was auch wiederum zu Hypothesen über ein ursprüngliches Matriarchat führt.

Amaterasu scheint allgemein viele Gemeinsamkeiten mit Himiko zu haben. Die Priesterkönigin lebte in einem Palast, den Männer nicht betreten durften, abgesehen von einem jüngeren Bruder, welcher bei Regierungsaufgaben half. Amaterasu blieb ebenfalls unverheiratet und gebar ihre Kinder auf andere, mystische Weise mit Hilfe ihres Bruders Susanoo.

Verweise

Anmerkungen

  1. Der Mythos wird sowohl im Kojiki als auch im Nihongi überliefert. S. dazu auch Naumann 1996:67-81

Quellen

  • Nelly Naumann 1996
    Die Mythen des alten Japan. München: Beck 1996. (Exzerpt.)
  • Astley, Ian: „Amaterasu-Omikami.“ In: Betz, Hans Dieter e.a., Religion in Geschichte und Gegenwart. Tübingen, 1998, S. 389

Teile dieses Artikels wurden ursprünglich für das Schwesterprojekt Fudokipedia verfasst.