Amaterasu: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 22. März 2022, 18:14 Uhr

Amaterasu kunisada.jpg
Amaterasu[Abb. 1]
Seiten-Infobox
Themengruppe Gottheiten (Götter, numinose Erscheinungen)
Name Amaterasu 天照 („Gottheit, die den Himmel beleuchtet“)
Religiöse Titel Ōmikami 大御神
Sonstige Namen Ōhirume
Rel. Zugehörigkeiten Shinto
Herkunft Japan
Attribute, Begleiter Spiegel, Krummjuwelen (magatama 勾玉)
Funktion, Wirkkraft Sonnengöttin
Bemerkung Gilt als Urahnin der japanischen Kaiserfamilie
Dieser Artikel wurde ursprünglich für das Schwesterprojekt Fudokipedia verfasst.

Amaterasu 天照 — mit vollem Titel Amaterasu Ōmikami 天照大御神, „große erlauchte Gottheit, die den Himmel beleuchtet“ — ist die japanische Sonnengöttin. Sie ist die Tochter und Nachfolgerin von Izanagi 伊邪那岐 und stellt daher neben ihrem Bruder Susanoo 須佐之男, eine zentrale Gottheit Japans dar. Sie repräsentiert die Sonne und ist demnach eine der wenigen Sonnengottheiten aus der Weltmythologie, die weiblich ist.

Des Weiteren gilt Amaterasu als Urahnin der japanischen kaiserlichen Familie. Da ihr der Ise-Schrein 伊勢大神宮 gewidmet ist, hat sie eine große Bedeutung für den kaiserlichen Kult. Ihr shintai 神体 (symbolische Verkörperung) ist der Spiegel, welcher zudem neben dem Krummjuwel (magatama 勾玉) und dem Kusanagi-Schwert 天叢雲剣 zu den Throninsignien der tennō 天皇-Dynastie gehört.

Insgesamt kann demnach festgehalten werden, dass die Sonne eine wichtige Positon in der japanischen Mythologie einnimmt. Dies gilt für die rein mythologischen Aspekte, wie auch auf gesellschaftlicher Ebene.

Rolle in den Mythen

Amaterasu and Susanoo [Abb. 2]

Amaterasu wurde gemäß dem Kojiki 古事記 durch das linke Auge des Gottes Izanagi geboren, als dieser sich in einem Fluss von Verunreinigungen (kegare) 穢れ befreite, die er sich im Land der Toten zugezogen hatte.

Amaterasu besitzt als Nachfolgerin Izanagis die höchste Autorität in den Himmlischen Gefilden. Ihr wichtigster Partner und Widersacher ist ihr jüngerer Bruder Susanoo. Ihm wird nach manchen Versionen des Mythos zunächst die Herrschaft über die Erde oder das Meer zugeteilt, letztlich führt sein Weg aber in allen Mythenvarianten in die Unterwelt.

Im bekanntesten und zentralen Mythos um Amaterasu wird davon berichtet, wie sich durch ihr Verschwinden das gesamte Universum verdunkelte:

Aufgrund eines Streites mit Susanoo — dieser führte im Himmel einige Untaten durch, unter denen vor allem Amaterasu zu leiden hatte — zieht sich die Göttin in eine Felsenhöhle (Ame no Iwato 天岩戸) zurück, wodurch sich der Kosmos verdunkelt.

Erst durch das Tanzen und Feiern der anderen Gottheiten, vor allem aber durch das Gelächter, welches die Gottheit Ame no Uzume 天宇受賣命 mit ihrem ‚erotischen‘ Tanz verursacht, wird Amaterasus Neugier geweckt und sie kommt aus der Höhle hervor. Die anderen Götter machen ihr den Rückweg unmöglich, wodurch ein erneutes Entschwinden ihrer Seite vereitelt wurde. Somit wurde die Finsternis beseitigt.[1]

Varianten in den Mythen

Da Amaterasu die oben beschriebene besondere Stellung in der japanischen Mythologie einnimmt, ist es nicht weiter verwunderlich, dass sie auch in all diesen Werken eine Rolle spielt. Diese unterscheiden sich jedoch ganz nach Variante, und so wird auch Amaterasu jeweils anders dargestellt.

Kojiki und Nihongi

In den kiki 記紀 wird Amaterasu zumeist von Izanagi gezeugt, als er sich die Verunreinigungen der Unterwelt in einem Fluss abwäscht. Amaterasu entsteht demnach beim Waschen seines linken Auges, während dem des rechten Auges und dem der Nase die Mondgottheit Tsukuyomi 月読尊 und Susanoo 須佐之男 entstehen. In einer Variante des Nihongi allerdings entstehen all diese Gottheiten aus der Verbindung zwischen Izanagi und Izanami - welche Variante die ursprünglich richtige darstellt, bleibt umstritten. Im Kojiki überreicht Izanagi Amaterasu darüber hinaus ein Juwelenhalsband aus magatama 曲玉, die bereits an dieser Stelle auf die spezielle Bedeutung der Krummjuwelen in Zusammenhang mit Amaterasu hinweisen.

Anschließend findet die sogenannte Bestallung dieser drei erlauchten Kinder statt, indem Izanagi ihnen ihre Herrschaftsgebiete zuweist. Amaterasu erhält an dieser Stelle stets den Bereich des Himmels und der Sonne. Susanoo, der nach einigem Hin und Her (siehe Susanoo no Mikoto) schließlich der Unterwelt zugeteilt wird, steigt daraufhin zu seiner Schwester Amaterasu in den Himmel hinauf und möchte sich von ihr verabschieden. Da er dabei jedoch lautstark trampelt, erwartet diese einen Angriff und rüstet sich zum Kampf; indem sie ihre Frisur verändert, wandelt sie ihr weibliches Aussehen in das eines Mannes um und rüstet sich mit Bogen, mehreren Köchern und einem Schild aus, um ihrem Bruder gegenüberzutreten. Als dieser bei ihr ankommt, beteuert er jedoch seine reinen Absichten, was die beiden dazu bewegt, einen Schwur zu leisten. Dieser sieht je nach Version sehr unterschiedlich aus (mehr dazu unter Wettstreit zwischen Susanoo und Amaterasu), jedoch bleibt das Ergebnis, dass Susanoo letztlich die Himmelsgefilde betritt, stets dasselbe.

Dieser gerät schließlich in Übermut über seinen Sieg und begeht die Untaten, die Amaterasu schließlich dazu bewegen, sich in die Felsenhöhle zurückzuziehen. Obwohl sie Handlungen wie dem Zerstören der Reisfelder und dem Verstreuen von Kot in ihrer großen Halle noch gutmütig gegenübersteht und ihren Bruder vor anderen in Schutz nimmt, kann sie über die letzte seiner Übeltaten nicht hinwegsehen: Als er ein Pferd durch Rückwärtsschindung häutet und durch ein Loch in die heilige Webhalle wirft, sticht sich eine der Weberinnen mit dem Weberschiffchen in die Scham und stirbt daraufhin. In einigen Varianten ist es sogar Amaterasu selbst, die an dieser Stelle stirbt. Sie begibt sich daraufhin in die Felsenhöhle.

Der Tod der Nahrungsgöttin

Sowohl im Kojiki als auch im Nihongi findet sich eine Episode, in der die Rolle von Amaterasu als Göttin der japanischen Kultur noch weiter hervorgehoben wird: In einer Variante des Nihongi soll Izanagi demnach sowohl Amaterasu, als auch Tsukuyomi 月読尊 geschickt haben, um den Himmel zu regieren. Amaterasu schickt dann an späterer Stelle Tsukuyomi zu der Göttin Ukemochi 保食神 im Mittelland der Schilfgefilde, die diesen mit gekochtem Reis, Fischen und Fleisch, das aus ihrem Mund entsteht, auf hundert Tischen bewirtet. Tsukuyomi ist sehr wütend darüber, dass sie ihn mit Essen, das aus ihrem Mund kam, versorgen möchte, und erschlägt sie. Amaterasu wird daraufhin so erbost, dass sie sich vor ihm zurückzieht und seither durch einen Tag und eine Nacht von ihm getrennt ist.

Als sie daraufhin Ama no Kumahito 天熊人命 zu Ukemochi schickt, ist diese zwar schon tot, aber auf ihrem Körper sind verschiedene Dinge wie Reis, Bohnen, Gerste, Rind und Pferd, sowie Seidenraupenkokons entstanden. Amaterasu stellt aus diesen Dingen Samen her und begründet die Seidenraupenzucht.

Auch im Kojiki ist diese Erzählung vorhanden, jedoch ist es hier Susanoo, der mit Nahrung aus Mund, Nase und After bewirtet wird und die Nahrungsgöttin, die hier allerdings Ohogetsu-hime 大宜都比 heißt, erschlägt. Dass die Geschichte in verschiedenen Varianten vorkommt, deutet laut Naumann darauf hin, dass sie ursprünglich keine Verbindung zu den Mythen hatte. Wichtig ist an ihr, dass die Nahrung als Teil der Götter aufgefasst wurde, und Amaterasu, indem sie Samen und die Bestellung der Felder sowie die Seidenraupenzucht entwickelt, zu einer Art „Kulturheros“, wie Naumann es nennt, wird.[2]

Kogo Shūi

Im Kogo Shūi wird diese Episode weitaus weniger detailliert beschrieben als in den anderen Versionen. Amaterasu wird hier ebenfalls von Izanami und Izanagi gezeugt, eine Bestallung der Gottheiten findet allerdings nicht statt. Als Susanoo zu Amaterasu hinaufsteigt, spielt sich auch der Schwur grundlegend anders ab als in den anderen Varianten, da Amaterasu ihm nicht gegenübertritt und entscheidende Elemente ausgetauscht oder weggelassen wurden (mehr dazu unter Wettstreit zwischen Susanoo und Amaterasu). Darauf folgen auch schon die Untaten des Susanoo, die hier alle gleich gewertet werden und schließlich bewirken, dass Amaterasu sich einschließt.

Interpretationen

  • Dass Amaterasu aus dem linken Auge entsteht, geht vermutlich auch den chinesischen Einfluss, unter dem die Werke entstanden, zurück - die Bevorzugung der linken Seite gegenüber der rechten hat ihren Ursprung laut Florenz nämlich möglicherweise in China, wenn sich auch nicht nachweisen lässt, ob es vorher andere Vorstellungen in Japan gab.[3]
  • Besonders im Zusammenhang mit der Theorie von Inzest und Wiedergeburt geht man davon aus, dass es tatsächlich Amaterasu ist, die durch Susanoos Untaten in der Webhalle stirbt. Demnach ist ihr Rückzug in die Felsenhöhle lediglich eine Metapher für ihren Tod, wodurch das Verlassen der Höhle die Bedeutung einer Wiedergeburt erhält.[4]
  • Laut Naumann allerdings ist nicht davon auszugehen, dass Amaterasu tatsächlich stirbt, da in mehreren Varianten vom Tod einer Weberin die Rede ist, die sterben muss, während Amaterasu sich freiwillig in die Felsenhöhle begibt. Dafür spricht auch die Metapher ihagakuru 石隠, die wörtlich übersetzt „sich im Fels verbergen“ bedeutet, jedoch zur Kōfun-Zeit 古墳時代 mit „sterben“ gleichzusetzen war – jedoch suggerierte dieser Ausdruck laut Naumann nicht dezidiert den Tod einer Person, sondern lediglich, dass diese ein anderes Leben an einem anderen Ort führte.[5]

Geschlecht und Ursprung

Es herrscht oft Verwunderung über das weibliche Geschlecht Amaterasus, wenn man bedenkt, dass in den meisten Mythologien der Sonnengott männlich ist. Einer Theorie nach war auch Amaterasu ursprünglich männlich und wurde erst in Anlehnung an Kaiserin Jitō 持統天皇 (r. 686–97) als Frau dargestellt. Diese Annahme wird durch die Tatsache unterstützt, dass die mythologische Aufzeichnung zu genau dieser Zeit begann.

Eine andere Erklärung könnte sein, dass die Rolle der Frau sich im Verlauf der Geschichte stark geändert hat. Dies beschreibt unter anderem eine chinesische Chronik aus dem 3. Jahrhundert, welche von der Priesterkönigin Himiko 卑弥呼 (chin. Pei-mi-hu) berichtet. Diese prominente Persönlichkeit könnte eine Erklärung dafür sein, weshalb die wichtigste Gottheit als Frau dargestellt wurde. Zusätzlich führt diese These zu der Möglichkeit eines Matriachats im frühen Japan.

Amaterasu scheint allgemein viele Gemeinsamkeiten mit Himiko zu haben. Die Priesterkönigin lebte in einem Palast, den Männer, abgesehen von einem jüngeren Bruder, der bei Regierungsaufgaben half, nicht betreten durften. Amaterasu blieb ebenfalls unverheiratet und gebar ihre Kinder auf mystische Weise mit Hilfe ihres Bruders Susanoo.

Verweise

Verwandte Themen

Literatur

  • Ian Astley 1998
    „Amaterasu-Omikami.“ In: Hans Dieter Betz u.a. (Hg.), Religion in Geschichte und Gegenwart. Tübingen 1998, S. 389.
  • Karl Florenz 1919
    Die historischen Quellen der Shinto-Religion. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1919. (Übersetzungen von Kojiki und Nihon shoki [in Auszügen] sowie Kogo shūi [ganz].)
  • Fuminobu Murakami 1988
    „Incest and rebirth in Kojiki.“ Monumenta Nipponica 43/4 (1988), S. 455-463. (Exzerpt.)
  • Nelly Naumann 1996
    Die Mythen des alten Japan. München: Beck 1996. (Exzerpt.)

Internetquellen

Letzte Überprüfung der Linkadressen: 2021/08/12

Fußnoten

  1. Der Mythos wird sowohl im Kojiki als auch im Nihongi 日本書紀 überliefert. S. dazu auch Naumann 1996, S. 67–81
  2. Naumann 1996, S. 94
  3. Florenz 1919, S. 29
  4. siehe Murakami 1988
  5. Naumann 1996, S. 114–115

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite:

  1. Amaterasu kunisada.jpg
    Amaterasu tritt aus der Höhle Blockdruck (Papier, Farbe) von Utagawa Kunisada (1786–1865), Detail. 1857
    Bild © Fuji Arts. (Letzter Zugriff: 2021/9/6)
    Die Darstellung stammt aus einem Tryptichon mit dem Titel „Ursprung des Tanzes vor der Felsenhöhle“ (Iwato kagura no kigen). Dieser Tanz stellt die mythologische Szene nach, in der Amaterasu durch den Tanz von Ame no Uzume aus ihrer Felsenhöhle gelockt wird. Solche Kagura-Tänze werden auch heute noch häufig aufgeführt. In der Darstellung ist deutlich die Kabuki-artige Schminke der Darsteller zu erkennen.
  2. Amaterasu and Susanoo.jpg
    The sun goddess Amaterasu and her brother Susanoo (Tsurezuregusa) Blockdruck, shikishiban von Gakutei Harunobu. Edo-Zeit, 1818; Museum Rietberg Zürich
    Bild © Carpenter 2008