Exzerpt Gethin 1998
Themengruppe | Exzerpte |
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Behandeltes Werk | Rupert Gethin 1998 The Foundations of Buddhism. Oxford: Oxford University Press 1998. |
In “The Foundations of Buddhism” skizziert der Indologe und Religionswissenschaftler Rupert Gethin eine umfassende Darstellung der wichtigsten Konzepte und Doktrinen des Buddhismus – vom Leben des historischen Buddha, zu den wichtigsten Text und Schulen, den vier edlen Wahrheiten als Grundaussage des Buddha, der Organisierung der buddhistischen Gemeinschaft, buddhistischer Kosmologie, der Lehre vom Nicht-Selbst, dem buddhistischen Pfad zur Erlösung, der Entwicklung des Mahāyāna-Buddhismus und späteren Entwicklungen und Ausbreitungen des Buddhismus in Asien.
Bezüglich der Konzeption des karma-Konzepts und seinem Stellenwert innerhalb der buddhistischen Doktrin und Praxis schreibt Gethin folgendes:
Karmischer Verdienst (engl. merit, skt. puṇya, pāli puñña) ist die wichtige Grundlage der Praxis von buddhistischen Mönchen und Nonnen sowie Laien. Karmischer Verdienst entsteht durch bestimmte, (moralisch) gute Handlungen bzw. gutes Karma. Solche guten oder förderlichen (kuśala) Taten bilden laut den Lehren des Buddha den Samen, also die Grundlage für das Reifen guter karmischer Resultate in der Zukunft und in den zukünftigen Existenzen im Wiedergeburtenkreislauf. Dies Resultate können dann wiederum dazu dienen, dass in der Zukunft weitere gute Handlungen getätigt werden, und fördern damit das Vorankommen auf dem buddhistischen Heilsweg. (Vgl. S. 101)
Als Grundlage für karmischen Verdienst gelten drei Arten von Handlungen: Freigiebigkeit bzw. das großzügige Geben von Spenden (dāna), ethisches Verhalten (śīla) und meditative Versenkungspraxis (bhāvanā). Die Praxis von dāna bezieht sich dabei vor allem auf die Verpflichtung der buddhistischen Laien, die Ordensgemeinschaft der Mönche und Nonnen (saṅgha) durch ihre Spenden zu versorgen. Im Austausch dagegen fungiert die Ordensgemeinschaft als “Feld karmischen Verdienstes“ (engl. ‚field of merit‘, skt. puṇya-kṣetra, pali puñña-kkhetta) für die Spendenden, denn die Mönche und Nonnen sind durch ihr der Ordensdoktrin (vinaya) entsprechendes, moralisches Verhalten würdige Empfänger von Gaben, sodass die Spenden an sie karmisch besonders wirksame, gute Taten sind. Außerdem bieten die Mönche und Nonnen im Austausch gegen die materielle Unterstützung den Laien Unterweisungen im dharma, der Lehre des Buddha, an. (Vgl. S. 102 f.) Zugleich wird Großzügigkeit bzw. die Bereitschaft zu großzügigen Spenden (dāna) sowie der Akt des Spendens aber auch als Loslassen von Anhaftung verstanden und ist daher ein Ausdruck der heilsamen geistigen Einstellungen von Nicht-Anhaftung und Freundlichkeit. (Vgl. S. 108) Daher wird in buddhistischen Texten ein Fokus darauf gelegt, aus welcher Intention heraus gespendet wird, bzw. dass diese selbstlos ist, was sich auch in den Praktiken des Verdienst-Transfers des eigenen erlangten Verdienstes zum Vorteil anderer und der Mitfreude am erlangten Verdienst anderer zeigt. (vgl. S. 109)
Ethisch korrektes, gutes Verhalten (śīla) als karmisch verdienstvolle Handlung bedeutet für alle Buddhist*innen ein Einhalten der fünf Vorschriften: Lebewesen kein Leid anzutun, nicht zu stehlen, sexuelles Fehlverhalten zu vermeiden, keine falsche Rede zu tätigen, keine Rauschmittel zu konsumieren. (vgl. S. 110)
Das Ansammeln guten karmischen Verdienstes und das Vermeiden karmisch schlechter Resultate ist deshalb im Buddhismus relevant, weil es determiniert, wie die zukünftigen Wiedergeburten aussehen. In der buddhistischen Kosmologie kann ein Lebewesen im samsarischen Kreislauf jeweils in einem der 31 Existenzsphären wiedergeboren werden, wobei manche Existenzen, wie die als Götter (devas) oder Menschen weniger leidvoll und daher besser sind als die als Tiere, Höllenwesen oder Hungergeister. Als Resultat von schlechten (akuśala, pāpa) Handlungen (was man intentional tut, sagt oder denkt), d.h. schlechtem karma, ist die Wiedergeburt in niederen d.h. schlechteren Sphären, während gutes (kuśala, puṇya) Karma zu höheren, guten Wiedergeburten führt. Das Erlangen des nirvāna, also das Beenden des Wanderns im Wiedergeburtenkreislauf, ist jedoch aus jeder der Daseinssphären (außer den untersten vier) heraus möglich. (Vgl. S. 115 - 119)
Verweise
Literatur
- Rupert Gethin 1998The Foundations of Buddhism. Oxford: Oxford University Press 1998.