Exzerpt:Katō 1981

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Themengruppe Exzerpte
Behandeltes Werk
Hidetoshi Katō 1981
„The significance of the period of national seclusion reconsidered.“ Journal of Japanese Studies 7/1 (1981), S. 85-109. (Exzerpt.)

Der Artikel

Indem Katō erklärt, mit welcher Technik er seinen Studenten Japan verständlich zu machen gedenkt, nimmt er gleichzeitig die Aussage des gesamten Artikels vorweg:

When we try to help Occidentals understand Japan, the more we emphasize the “uniqueness” of Japan, the more we end up burdening the same Westerners with a growing sense that a gulf has been introduced between them and Japan. […] Explaining Japanese things in terms of how unique they are may appear to lead others to understanding them but in my opinion, such an approach interferes with, or even rejects, understanding.
(Vgl. Katō 1981:86)

Als Lösungsweg findet Katō den der, wie er sie nennt, komparativen Soziologie, indem er Elemente in nicht-japanischen Gesellschaften ausfindig mache, die analog zu japanischen wären, um sie dann als Vermittler zu benutzen, um Japan zu erklären [1]. Da er sich selbst als Nicht-Historiker sieht und bezeichnet, er die Geschichte allerdings für unabdingbar hält, sobald man eine ernsthafte Diskussion über alles Japanische anstrebt, führt er den Begriff der „komparativen Sozialhistorik“ ein; eine Historik, die mit den Augen eines Soziologen betrachtet wird, der sich auf die vergleichende Wissenschaft spezialisiert hat, und die sich hauptsächlich im Rahmen seiner Vorträge auf Analogien zwischen Europa und Japan bezieht. Überraschend ist für Katō, wie er bemerkt, festzustellen, dass sich die Geschichten Japans und des Westens nicht nur ähnlich sind, sondern sich sogar in einem solchen Maß gleichen, was ihn dazu verleitet, die „unique circumstances“ beider als unerheblich und vernachlässigbar anzusehen.

Eine Revolution in der Navigation

Westeuropa und Japan – zwei Regionen, die der Mongolenherrschaft im 13. und 14. Jahrhundert entgehen. Katō führt das zu großen Teilen auf ihre (aus mongolischer Sicht) entlegene Position zurück; beide sind „fortunate beyond description“, dass sie derart fernab der zentralen Herrschaft liegen, dass sie nicht mehr als „a few secondary tremors of the Mongol explosion“ abbekommen [2]. Als die Mongolenherrschaft im 14. Jahrhundert zu bröckeln beginnt, nutzen sowohl Westeuropa als auch Japan die Umstände, um sich Eurasien anzunähern. Europa gelingt dies durch moderne Navigationstechniken, adäquate Schiffsbautechnik und Feuerwaffen (im Speziellen jene Kanonen, die an Bord des Schiffes platziert und eingesetzt werden können) [3]. Ähnliche Errungenschaften schreibt Katō den Japanern zu; Erfahrung in der Seefahrt, gesammelt durch jahrhundertelange Handelsbeziehungen mit China, wird ab der Muromachi-Periode (1336–1573) durch Navigationskarten gefördert. Sowohl Europa als auch Japan profitieren in Bezug auf Schiffsbau unabhängig voneinander von dem Wissen der Araber; shōgun Ashikaga Yoshimitsu 足利 義満 (1358-1408) beschäftigt einen Araber, der sein Wissen an die japanischen Flotten weitergibt.

Vom Randgebiet ins Zentrum

Den Vorstößen angelsächsischer Piraten im Atlantik stellt Katō die wakō 倭寇 gegenüber; japanische Seeräuber, die sich zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert auf das Chinesische Meer und seine Küsten spezialisieren. Allein in den Jahren 1607 bis 1635 haben laut Iwao Seiichi regelmäßig 341 mit wakō bemannte Schiffe zwischen japanischen Häfen, Thailand, und Luzon geplündert. Doch nicht nur auf See kommt den Japanern nun Aufmerksamkeit zu. Katō zitiert den im Jahr 1610 versandten Brief eines Spaniers in Japan an den spanischen Königshof:

[…]I […]have decided that any approach through military force is ruled out. This is because, even were not Spain as far distant as it is, nevertheless there is still to be found here a large population, with stout fortresses and defenses, so that it is quite impossible to invade this country.
(Vgl. Katō 1981:97)

Auch außerhalb des Heimatlandes siedeln sich die Japaner an: China beherbergt ein autonomes, von Japanern besiedeltes Areal; 800 japanische Soldaten sollen sich in der Leibgarde des Königs von Thailand finden; die Bevölkerung „Japantowns“ in den Außenbezirken von Manila sprengt 1620 die 3.000-Mann-Grenze; ein Zehntel der Angestellten der East India Company in Batavia (heute Jakarta) ist japanischer Herkunft. Japan greift nach Südostasien, während gleichzeitig England und die Niederlande vom Westen aus nach Afrika und Indien streben; die einstigen Randgebiete Eurasiens „establish[…] one stronghold after another along the southern coast of the continent. […] What had been the “periphery” suddenly began to enlarge the mental map of the world, thanks to the new techniques of naval warfare[4].

Kritik

Bereits im Einleitungswort wird Katōs Ansicht bezüglich seiner Hörer respektive Leser deutlich ersichtlich, indem er Amerikaner generell als „unsophisticated“ und „naive“ bezeichnet, und der Eindruck entsteht, dass es ihm zuwider ist oder er es zumindest als große Last empfindet, solchen Leuten (beziehungsweise seinen Studenten, die er an einer amerikanischen Universität 1963-64 unterrichtet) Japan und seine Gepflogenheiten näher zu bringen, wenn er sagt: „Indeed, one begins to enter upon the impossible when one tries to help students understand a country like Japan[5]. Generell scheint Katō – obwohl er immer wieder betont, wie ähnlich Europa und Japan sich in ihrem geschichtlichen Werden doch sind – Japan um einen Fingerhut besser darstellen zu wollen. Dies zeigt sich etwa an seiner vorgenommenen Korrektur des etablierten Parry-Werks über kommerziellen Seehandel europäischer Mächte zwischen 1415 und 1715, dessen Titel The Establishment of the European Hegemony Katō in seiner bescheidenen Weise um and Japanese zu erweitern vorschlägt.

Verweise

Anmerkungen

  1. Katō 1981:85
  2. Katō 1981:90
  3. Parry 1961
  4. Katō 1981:97
  5. Katō 1981:85

Quellen

  • Iwao Seiichi 岩生成一 (1958): Shuinsen bōekishi no kenkyū 朱印船貿易史の研究. Tōkyō: Kōbundō.
  • Parry, J. H. (1961): The Establishment of the European Hegemony: 1415-1715; Trade and Exploration in the Age of the Renaissance. New York: Harper & Row.