Exzerpt:Kawazoe S 1990

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Shōji Kawazoe 1990
„Japan and East Asia.“ In: Kozo Yamamura (Hg.), The Cambridge History of Japan, Vol. 3. Cambridge, et al.: Cambridge University Press 1990, S. 396-446. (Exzerpt Ü.: G. Cameron Hurst III.)

. In diesem Kapitel beschreibt Kawazoe Japans Beziehungen mit Ostasien während der Kamakura und Muramachi Perioden. (Anmerkung: Die veralteten Stadt- und Landnamen wurden, sogut wie möglich, an die heutige Schreibweise angepasst).

Japans Auslandsbeziehungen in Ostasien

Japan hatte zwar keine offiziellen diplomatischen Beziehungen zu den südlichen Song- und den Goryeo-Dynastien, aber es gab dennoch enge kulturelle und wirtschaftliche Bindungen zu China und Korea, speziell mit der Song-Dynastie, aufgrund der kommerziellen maritimen Aktivitäten entlang der chinesischen Küste. Das war der Grund, weshalb die Mongolen erst versuchten Japan in ihre neue Ordnung aufzunehmen und dann zu erobern. Das bedeutet, dass die Mongoleninvasionen Versuche waren Japan dazu zu bringen der internationalen Politik beizutreten. Das Kamakura-bakufu erlangte diplomatische Macht während den Invasionen und unterhielt Handelsbeziehungen mit der chinesischen Yuan Dynastie. Die Mongoleninvasionen stärkten die autoritären Tendenzen der Hōjō-Familie, welche die eigentliche Macht im Kamakura-bakufu innehatte, und führte zu einigen Problemen für diese, was schließlich das bakufu 1333 zum Stürzen brachte. Nach dem darauffolgenden Kenmu-Regime wurde von in der Nambokuchō-Periode (1333-92) das Muromachi-bakufu gegründet. In 1350 schließlich nahmen die Angriffe der wakō zu und breiteten sich von der koreanischen Halbinsel südlich entlang der chinesischen Küste aus. Die Aktivitäten der wakō zogen sich über vier Jahrhunderte und ereigneten sich in zwei Phasen. Die erste Phase der wakō begann im dreizehnten Jahrhundert und dauerte bis zur zweiten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts, während der Nambokuchō und früher Muromachi-Periode. Obwohl die koreanische Halbinsel das Hauptgebiet der wakō war, erreichten sie auch die chinesische Küste. Während dieser Zeit kamen die Ming-Dynastie in China und die Yi-Dynastie in Korea an die Macht. Diese zwei Dynastien entstanden aufgrund des wakō-Problems und führten zu Beziehungen zwischen Japan, Korea und Ming China. Die zweite Phase der wakō ereignete sich im frühen bis mittleren sechzehnten Jahrhundert. Während der Regentschaft des Kaisers Jiajing (1522-66) florierten die Aktivitäten der wakō entlang der südöstlichen chinesischen Küste. (Seite 397-398)

Auslandsbeziehungen zur Gründungszeit des Kamakura-bakufu

Das Kamakura-bakufu wollte schon früh Kyūshū als Basis für den internationalen Handel nutzen, indem es Kontrolle über das Dazaifu erlangt, welches sowohl die internen als auch die internationalen Beziehungen Kyūshūs verwaltet. Der Hafen Bōnotsu war einer der wichtigsten Handelshäfen. Außerdem waren die in Japan, vermutlich Hakata, geborenen Song-Händler sehr wichtig für den Handel zwischen Japan und Song-China. Viele dieser Song-Händler formten Beziehungen mit großen japanischen Tempeln und Schreinen als yoriudo (Außen arbeitende) und jinin (Schreinangehörige) und trieben Handel und häuften Reichtum an. Vor allem der Hakozakigū trieb Handel mit den Song-Händlern und letztlich profitierte auch der Iwashimizu Hachimangū von diesen Handelsbeziehungen. Im Jahr 1242 wurde der Jōtenji-Tempel in Fukuoka erbaut, welcher von Enni Ben’nen gegründet und von Hsieh Kuo-ming finanziert wurde. Der Bau dieses Tempels ist bedeutend für den Kontext des interkulturellen Austauschs zwischen Japan und Song-China und zusammen mit dem Sōfukuji und dem Manjuji bildete der Jōtenji das Zentrum der Entwicklung der Rinzai-Sekte in Kyūshū. Tempel und Schreine repräsentieren die Kultur des mittelalterlichen Hakata, und die meisten waren Zentren des internationalen Handels. (Seite 399-404)

Außenbeziehungen während der Hōjō-Regentschaft

Die erste schriftliche Erwähnung der wakō findet man im Eintrag 5/1223 des 22. kwon des Goryeosa welche lautet „Japanese (pirates) attacked Kumjo“. Weiters steht im Eintrag von 4/1225, dass Truppen der Goryeo zwei Schiffe der wakō, welche die Küste von Gyeongsando attackierten. Die Berichte sind ziemlich detailliert, was darauf hindeuten könnte, dass die Besorgnis über die Piraterie zunahm. Die wakō attackierten Gyeongsando Anfang 1226 ein weiteres Mal und drangen sechs Monate später in Kumjo ein, die meisten der Piraten waren Einwohner der Insel Tsushima. Im Februar 1227 beschwerte Goryeo sich beim Dazaifu und Fujiwara no Sadaie fürchtete sich vor einer Attacke Goryeos. Aufgrund des wakō-Problems fürchtete man sich vor einer ausländischen Krise und so setzte man schließlich Mutō Sukeyori als shōni von Dazaifu ein. Aus verschiedenen Quellen erfährt man, wie er mit der Krise umging. In Fujiwara no Sadaies Tagebuch steht am 17.10.1226 geschrieben, dass die Piratengruppe Matsura-tō mit mehreren Dutzend Schiffen Goryeo attackierte und daraufhin Goryeo japanische Handelsschiffe in Brand gesetzt hatte. Daraufhin öffnete Sukeyori das Goryeo Kommuniqué und ließ 90 Piraten vor den Goryeo-Gesandten köpfen und schickte heimlich eine eigene Antwort, welche man im Goryeosa als Eintrag für den 17.5.1227 findet: „Japan sent a letter apologizing fort he crime oft he pirate ship invasions and seeking to improve relations.“ Sukeyori versuchte die guten Beziehungen dadurch wiederaufzubauen, dass er die Piratenangriffe unter Kontrolle brachte.

Bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts hat sich die Beziehung zwischen Japan und Goryeo zu einer reinen Handelsbeziehung entwickelt, allerdings gab es im Folgenden 12. Jahrhundert keine diplomatischen Beziehungen, das wakō-Problem war mitunter ein Grund davon. Goryeos König Gojong übte diplomatischen Druck auf Japan aus und verstärkte die Verteidigung, doch am signifikantesten gingen die wakō-Angriffe zurück, nachdem 1231 die Mongolen in Goryeo eingefallen waren.

Im Jahr 1263 gab es einen wakō-Angriff bei Ungjin, woraufhin Goryeo abermals an Japan plädierte die Piraten zu unterdrücken. Eine Untersuchung des Dazaifu ergab, dass die meisten Schuldigen abermals Einwohner Tsushimas waren. Die Mongolen setzten schließlich Kubilai Khan als König ein und 1265 attackierten die wakō die Küsten der südlichen Goryeo-Provinzen, was zu einem Teil schließlich auch zu den Mongoleninvasionen in Japan beitrug. (Seite 404-411)

Die Mongoleninvasionen

Kawazoe erklärt die Mongoleninvasionen so, dass Kubilai Khan sich erst zu den Invasionen entschloss nachdem er erst Goryeo eingenommen hatte und ihm schließlich von einem Informanten berichtet wurde, dass es das Land Japan gäbe, in welchem die Gesetze und Regierung den seinen überlegen wären. Er riet ihm zu Verhandlungen mit Japan, welche im Jahr 1265 schlussendlich begannen.

Ein mongolisches Dokument, welches Japan im Jahr 1268 erreichte, beschrieb erst die Macht des mongolischen Reiches, sowie die Beziehung der Mongolen zu Goryeo, welche wie die von Vater und Sohn sei. Des Weiteren sprachen die Mongolen die Hoffnung aus eine Freundschaft zwischen Japan und ihnen zu etablieren, jedoch ging hervor, dass wenn Japan sich nicht unterordnen würde, würden sie sich dazu genötigt sehen, auf militärische Schritte zurückzugreifen. Kubilai Khan verwendete die Verhandlungen als Druckmittel auf Goryeo, außerdem plante er die südlichen Song zu unterwerfen, welche stetig mit Japan Handel trieben und sich so kontinuierlich stärken konnten. Folglich musste also der Handel Japans mit den Song unterbunden und Japan in Kubilais Imperium integriert werden.

Das erste Dokument das Japan erreichte wurde vom bakufu bereits als Kriegserklärung angesehen und folglich stärkte Japan die Verteidigungen, außerdem antwortete Japan nie auf die mongolischen Dokumente und deren Gesandten mussten stets mit leeren Händen zurückkehren. Dieses Verhalten schließlich führte zur ersten Mongoleninvasion. Der Grund weshalb Japan die Verhandlungsversuche der Mongolen so negativ aufnahm lag darin, dass Japan von den Song, welche in Japan residierten, und von japanischen Priestern, welche Song besucht hatten, viele Informationen über die Mongolen erhalten hatten. Die Song sahen die Mongolen als nichts anderes als Eindringlinge und Eroberer. Für die „Mongolenpolitik“ war Hōjō Tokimune, welcher stark von dem patriotischen und nationalistisch religiösen Gedanken der Song-Priester beeinflusst war.

Im Jahr 1274 kam es zur ersten Invasion Japans durch die Mongolen, welche sich allerdings wieder zurückzogen, als das Kämpfen aussichtlos schien und auch die heftigen Stürme (kamikaze, ‚göttliche Winde‘) die Mongolen zum Rückzug zwangen. Im Jahr 1281 kam es zur zweiten Invasion, welche drei Monate dauerte, jedoch abermals von den kamikaze vereitelt wurde. Die Mongolen sahen ihre erste Invasion als gescheitert an, fühlten sich jedoch nicht besiegt, die Zweite sollte den Fehlschlag der Ersten wieder gut machen. Der erste Angriff war, wie bereits erwähnt, mit der Goryeo-Politik und den Plänen zur Unterwerfung der Song verbunden. Beim zweiten Angriff spielten außerdem die Song, welche die Mongolen bei ihrer Invasion festgenommen hatten, eine wichtige Rolle. Diese wurden zur zweiten Invasion Japans genötigt. Ebenso wichtig war die Rolle Goryeos. Bei der ersten Invasion wendeten sie passive Taktiken an um die Mongolen nicht von der Einnahme Japans abzulenken. Bei der Zweiten jedoch beteiligten sie sich aktiv, wohl in der Hoffnung, dass wenn die Mongolen in Japan einfielen, einiges Druck von Goryeo abfallen würde. Einige Wissenschaftler argumentierten, dass die Goryeo sich eigentlich für die japanischen wakō stärken wollten, Kawazoe jedoch teilt diese Ansicht nicht, sondern denkt, dass Goryeo das wakō-Problem mit der Stärke der Mongolen lösen wollte. Es gibt außerdem die Ansicht, dass die Mongolen nur auf Reichtum aus waren, da sie dachte, dass Japan ein Land voller Gold wäre, da die Japaner Goldstaub mit den Song handelten, allerdings ist dieses Streben nach Reichtum beim zweiten Angriff viel besser nachzuvollziehen.

Die Mongoleninvasionen stärkten die Macht der Hōjō über Kyūshū, allerdings war es ihnen nicht möglich die Aktivitäten der wakō zu überwachen. In der Kamakura-Zeit wurden verschiedene Widersprüche in der vorherrschenden sozialen Ordnung stärker und die Macht der Goryeo wurde geschwächt. Unter diesen Umständen war es leicht für die wakō aktiv zu werden, was dazu führte, dass es im Jahr 1323 zu einem Überfall auf die Piraten kam, bei welchem 100 wakō in der Provinz Cholla (heute Jeolla-do) geköpft wurden.

Nach der zweiten Invasion gab es zwar regen Handel sowie kulturellen Austausch, doch die Yuan (das Reich Kubilai Khans) bereiteten sich weiter auf einen erneuten Angriff auf Japan vor, welcher jedoch nie zustande kam, da Kubilai immer zu wenig Ressourcen hatte und schließlich 1294 starb.

Nach Kubilais Tod fürchteten sich die Mongolen von einem Racheangriff Japans und die mongolische Regierung nahm eine feste Haltung japanischen Handelsschiffen gegenüber ein. Sowohl aufgrund dieser Haltung als auch aufgrund illegaler Verfolgung durch die Yuan sah Japan sich dazu gezwungen die Selbstverteidigung zu stärken. Zusätzlich dazu gingen die Piratenangriffe der wakō auf die Yuan weiter. Infolgedessen sah Yuan sich dazu gezwungen den Handel mit Japan zu verbieten und sandte wiederholt Boten aus um den Handel zu regulieren.

Vom Ende der Kamakura-Zeit bis zur Nambokuchō-Zeit an, genehmigte das bakufu Handelsschiffe, welche mit Gütern für den Bau diverser Tempel in China (z.B. Kechōji, Sumiyoshi-Schrein, Tenryūji) beladen waren, damit diese nicht mit wakō-Schiffen verwechselt werden würden. Dies führte später zum Handel mit Ming-China und außerdem stieg auch der Handel der wakō an. In der Postinvasionszeit der Beziehungen von Japan und China sind also zwei Trends erkennbar: der von autorisiertem Handel und der der Piraterie. (Seite 411-423)