Weltentstehung

Aus Kamigraphie
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Fast jede Kultur besitzt Mythen, die die Entstehung der Welt, der Götter und/oder der Menschen erklären. Oft bedeutet „Welt“ das eigene Land, „Menschen“ die eigene kulturell-ethnische Gruppe und „Götter“ die eigenen Ahnen.

Japan

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China

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Hinduismus

Im Hinduismus existieren verschiedene Vorstellungen darüber, wie die Welt und die Lebewesen entstanden sind. In den Upanishaden [1] entsteht die Lehre vom brahman als Konsequenz einer langen Reihe von Versuchen, den Ursprung der Welt zu erklären. Noch in den vedischen Kosmogonien [2] war man davon ausgegangen, dass die Götter bereits da waren, als die Welt mit ihren Geschöpfen entweder durch ein Elternpaar gezeugt, einen Meisterbildner gestaltet, durch die Glut der Askese oder allein durch die Kraft des Opfers erschaffen wurde. Die Frage, woher genau die Götter aber gekommen waren, blieb offen.

Eine mögliche Lösung bot nun das Bild des Eis, das ausgebrütet wird und aus dem sich ein 'goldener Keim' entfaltet, aus welchem dann ein Schöpfergott entsteht. Aber auch hier blieb eine ungeklärte Frage bestehen, denn die Herkunft des Eis wurde nicht geklärt. In den Upanishaden wurde deshalb nun nach abstrakteren Wegen gesucht die Entstehung der Welt plausibel zu erklären. Man entwickelte die Vorstellung, dass es zu Anfang Sein gegeben haben muss, den Seiendes kann nur aus Sein hervorgehen. Dieses eine Seiende musste demnach so mächtig gewesen sein, um imstande zu sein, die Welt zu schaffen. Zudem musste es den Überlegungen der Philosophen zufolge wahr sein, denn nur aus Wahrheit konnten Dinge Bestand haben. So kam man zur Überzeugung, dass aus eben diesem Einen alles, sowohl Materie als auch Geist, entstanden sein musste. Dieses Eine wurde brahman genannt, ursprünglich handelt es sich dabei um die Bezeichnung für einen im Opfer sinnvoll eingesetzten Halbvers oder Vers aus dem Veda.

Eine weitere Vorstellung mit monotheistischen Tendenzen, die einen höchsten Gott an den Anfang der Welt stellt, griff auf vedische Elemente in Form eines goldenen, unvergänglichen Embryos zurück, der sich am Anfang gebildet haben soll und als alleiniger Herr der Schöpfung geboren wurde. Er gab den Geschöpfen Atmen und Kraft und alle anderen Götter folgten seinen Anweisungen. Er schuf laut Rigveda Himmel und Erde, maß den Raum aus und stützte die Sonne. Die Vorstellung des Urmenschen Purusha (Sanskrit „Mann, Person, Mensch oder Urseele“) ist der älteste Beleg dafür und findet sich im Rigveda, wo die Entstehung der Welt und der verschiedenen Kasten aus ihm folgendermaßen geschildert wird:

11. Als sie den Purusa auseinander legten, in wie viele Teile teilten sie ihn? Was ward sein Mund, was seine Arme, was werden seine Schenkel, was seine Füße genannt?

12. Sein Mund ward zum Brahmanen, seine beiden Arme wurden zum Rajanya gemacht, seine beiden Schenkel zum Vaisya, aus seinen Füßen entstand der Sudra.

13. Der Mond ist aus seinem Geist entstanden, die Sonne entstand aus seinem Auge; aus seinem Munde Indra und Agni, aus seinem Aushauch entstand der Wind.

14. Aus dem Nabel ward der Luftraum, aus dem Haupte ging der Himmel hervor, aus den Füßen die Erde, aus dem Ohre die Weltgegenden. So regelten sie die Welten.


Anmerkungen

  1. Die Upanishaden sind allgemein gesagt philosophische Deutungen die für einen engen Schülerkreis entstanden; abgeleitet wird der Begriff von upaniṣad, was wörtlich „das Sich-in-der-Nähe-Niedersetzen“ bedeutet; gemeint ist damit: „sich zu Füßen eines Lehrers setzen“. Sie enthalten die Lehre von Brahman und Wiedergeburt, die aus vedischen Wurzeln hervorgehen, aber gleichzeitig das Wichtigste davon vernichten, denn die vedischen Götter und die bisherigen Jenseitsvorstellungen (z.B. paradiesisches Leben beim Gott Indra) werden bedeutungslos. Die Götter werden durch die Lehre von Brahman untergeordnet, was sie leisten können verdanken sie Brahman. Eine weitere wichtige Neuerung entstand durch die systematische Beobachtung der Natur und der Erkenntnis, dass alles sich in zyklische Abläufe gliedert (Jahreszeiten, Tage, Kreislauf des Wasser usw.) und es somit eine stetige Wiederkehr des Gleichen gibt, dies musste also ebenfalls auf die Menschen zutreffen. Auch die rituelle Ahnenversorgung hatte Einfluss und man fragte sich, wie alle Toten im Jenseits Platz finden können, wenn dort niemals jemand stirbt. Was also geschah mit den Verstorbenen? Auch die Frage nach Gerechtigkeit spielte eine Rolle: das Handeln des Menschen wurde als bestimmend für sein Dasein nach dem Tod gesehen, das über zukünftiges Glück oder Unglück entscheidet. Hieraus entwickelt sich die Lehre von den Tatfolgen, Karman genannt. Es existieren rund 150 Upanishaden, wovon 108 offiziell anerkannt werden. Die Texte wurden sowohl in Prosa als auch in Versform verfasst. Es wird angenommen, dass sie zwischen 700 v. Chr. und 200 v. Chr. entstanden sind
  2. Hiebei handelt es sich um etwa im 10 Jh v.Chr verschriftlichte mündliche Überlieferungen, die das Repertoire eines der drei aktiven Hauptpriester, die am Opfer beteiligt waren, darstellen. Die Veden werden unterteilt in: Samaveda,Yajurveda, Atharvaveda und Rigveda. Die älteste Sammlung mit Hymnen ist das Rigveda ("Veda der Verse"), es enthält die heiligen Texte schlechthin und umfasst 1028 Hymnen mit 10417 Versen.

Literatur und Links

  • Von Stietencron, Heinrich: Der Hinduismus, München 2001.