Kumaso
Laut dem Nihon shoki 日本書紀 lag das Territorium der Kumaso 熊襲/熊曾 im südlichen Teil Kyūshūs, auf dem Gebiet der Provinzen Hyūga 日向, Ōsumi 大隅 und Satsuma 薩摩. Kumaso steht für zwei unterschiedliche Stämme, die Kuma und die So (Aston 1896: 192). Im Südwesten von Kyūshū befand sich der Stamm der Kuma, deren Name vermutlich noch heute im Bezirk Kuma 球磨郡 enthalten sein könnte. Im Bereich der Kuma finden sich hauptsächlich Grabstätten, wo der Leichnam von plattenförmigen Steinen bedeckt begraben wurden. Diese Gräber werden Chikashiki'itaishidzumisekishitsubo 地下式板石積石室墓 (ちかしきいたいしづみせきしつぼ) genannt (Nagayama 2009:14-15). Im Gegensatz dazu findet man im Südosten von Kyūshū im Bereich der So vermehrt sogenannte Chikashikiyokoanabo 地下式横穴墓 (ちかしきよこあなぼ) Grabstätten (Nagayama 2009:12-14). Dabei werden mehrere Leichname nebeneinander mit Opfergaben in einer Höhle begraben. Neben der Höhle befindet sich ein Ausgang, der mit Steinen versperrt wird. Der Name dieses Stammes ist möglicherweise heute noch im Bezirk Soo 曽於郡 enthalten.
Die Kumaso im Nihon shoki
Keikō Tennō
Im 12. Regierungsjahr des Keikō Tennō 景行天皇 (Ōtarashi 大足,60-130) rebellieren die Kumaso und weigern sich Tribut zu zahlen (Aston 1896: 192). Die Kumaso hatten zwei Anführer namens Atsukaya und Sakaya. Am fünften Tag des zwölften Monats beschließt Keikō Tennō, der beste Plan zur Unterwerfung der Kumaso wäre eine der beiden hübschen Kumaso-Töchter Ichi-fukaya und Ichi-kaya zu umgarnen und so Informationen über die Kumaso zu erhalten. Nach dem Liebesakt mit Ichi-fukaya machte diese sich mit zwei Soldaten des Tennō auf zu ihrem Vater. Sie machte ihren Vater mit starkem Sake betrunken und schnitt seine Bogenschnur durch. Daraufhin brachte einer der beiden Soldaten den schlafenden Anführer der Kumaso um. Der Tennō, aufgebracht durch ihr Handeln, tötete Ichi-fukaya und sandte ihre Schwester Ichi-kaya in die Provinz Hi 火國 (Aston 1896: 195-196).
Im 18. Regierungsjahr erreicht Keikō Tennō den Kuma-Bezirk. Dort gibt es zwei Brüder, die Kuma-tsu-hiko (Prinz von Kuma) genannt werden. Er lässt den älteren zu sich kommen, aber als er auch den jüngeren zu sich rufen lässt und dieser sich weigert lässt ihn der Tennō von seinen Soldaten töten (Aston 1896: 197).
Im 27. Regierungsjahr rebellieren sie erneut und überfallen die angrenzenden Provinzen. Keikō Tennō sendet seinen 16-jährigen Sohn Yamato Takeru/Yamato-dake no mikoto 日本武尊 (82-113), sie zu unterwerfen. Ihr Anführer Torishi-kaya, auch der Tapfere von Kahakami genannt, gibt ein großes Bankett. Yamato Takeru nimmt, als Frau verkleidet, daran teil. Als die Gäste weniger werden, zieht er sein Schwert und stößte es Torishi-kaya in die Brust. Sterbend fragt Torishi-kaya fragt nach seinem Namen. Yamato Takeru bezeichnet sich als Yamato Oguna 日本童男 (Yamato Woguna, der "Knabe von Yamato"). Torishi-kaya gibt ihm den Namen Yamato-dake ("Held von Yamato"). Dieser vollendet zwar seinen Mord, behält aber den ihm von seinem Opfer verliehenen Namen (Aston 1896: 201). Nach diesem Zwischenfall verhalten sich die Kumaso vorerst friedlich.
Der Ort dieser Geschichte wird nahe der Stadt Kirishima in der Präfektur Kagoshima vermutet. Dabei handelt es sich um zwei Höhlen, die als Kumaso no Ana 熊襲の穴 bekannt sind. Die erste Höhle ist etwa 100 Tatami groß (22m tief und 10m breit) und für Besucher zugänglich. Der Eingang zur zweiten Höhle ist verschüttet, ihre Fläche soll aber ca. 300 Tatami betragen.
Chūai Tennō
Unter der Regentschaft des Chūai Tennō 仲哀天皇 rebellieren die Kumaso allerdings erneut (Aston 1896: 219). Chūai Tennō will Krieg gegen sie führen, aber seine Gattin Jingū 神功 rät ihm, aufgrund einer göttlichen Eingebung, er solle stattdessen über den Ozean fahren und dort ein Land namens Silla 新羅 unterwerfen. Danach würden sich die Kumaso von alleine ergeben (Aston 1896: 222). Chūai tennō ist misstrauisch und hält weiter an seiner Idee fest, aber er kann keinen Sieg erringen. Nach einer plötzlichen Krankheit verstirbt er im Alter von 52 Jahren. Einer anderen Version des Nihon shoki zufolge wird er durch einen verirrten Pfeil der Kumaso getötet (Aston 1896: 222-223).
Jingū Kōgō
Zur Zeit von Jingū Kōgō wurden die Kumaso von Kamo no Wake angegriffen und ergaben sich. In der Ortschaft Notoria 荷持田村 gab es einen Mann namens Hashiro Kuma-washi 羽白熊鷲 der sich gegen Befehle widersetzte und die Menschen plünderte. Dieser wurde schließlich beim Moor von Sosoki 層増岐野 niedergestreckt (Aston 1896:226). Die Textstelle um Kuma-washi schließt direkt an die Unterwerfung der Kumaso an, es ist aber nicht sicher, ob er auch ein Kumaso war. In Yanotake in der Präfektur Fukuoka befindet sich das Hügelgrab von Hashiro Kuma-washi.
Die Kumaso im Fudoki
Ōsumi-no-kuni Fudoki
Hier sind zwei Wörter der Kumaso-Sprache enthalten.[1] Das Wort hishi 必志 wird in etwa mit der Bedeutung 'Strand' angegeben.[2] Als zweites Wort wird kushira 髪梳 angeführt. (Akimoto 1971:526)[3] In der Schreibung Kushira-chō 串良町 bezeichnete das Wort bis zur Zusammenlegung am 1.1.2006 eine Stadt im Südosten von Kyūshū.
Verweise
Quellen
- William George Aston (Ü.) 1896Nihongi: Chronicles of Japan from the earliest times to a.d. 697. London: Kegan Paul 1896. (Zahlreiche Neuauflagen, JHTI Onlineversion, Onlineversion (Wiki-Source).)
- Kichirō Akimoto (Hg.) 1971Fudoki. (Nihon koten bungaku taikei 日本古典文学大系 2.) Tōkyō: Iwanami Shoten 1971. (Erste Auflage 1958.)
- Shūichi Nagayama 2009Hayato to Kodai Nihon: Kodaishi Sensho 6. Tōkyo: Dōseisha 2009.
Dieser Artikel wurde ursprünglich für das Schwesterprojekt Fudokipedia verfasst.