Deguchi Nao
Themengruppe | Personen (Einzelpersonen, Familien, Gruppen) |
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Name | Deguchi Nao 出口 なお |
Lebenszeit | geb. 22.Januar 1837 in Fukuchiyama, gest. 6.November 1918 in Ayabe |
Bemerkung | Gründerin der Neureligion Ōmoto |
Kindheit und Jugend
Deguchi Nao wurde am 22. Januar 1837 als drittes Kind einer Zimmermannfamilie, Vater Gorōsaburō und Mutter Soyo, in Fukuchiyama, Kyōto unter dem Namen Kirimura Nao während einer großen Hungersnot geboren. Ihr Vater trank gerne zu viel Sake und war den Kindern und seiner Frau gegenüber streng. Ihre Mutter hingegen war liebevoll und den Kindern, sowie ihrem Ehemann gegenüber aufopfernd. Mit neun Jahren verlor Nao ihren Vater, wodurch die Familie endgültig in eine missliche finanzielle Lage stürzte, sodass Nao gezwungen war, als Bedienstete in einem wohlhabenderen Haushalt zu arbeiten. Mit sechzehn Jahren gab sie diese Tätigkeit auf, um ihrer Mutter helfen, Garn zu spinnen.
Zum Zeitpunkt ihrer Kindheit war es üblich zu adoptieren, um den Familiennamen weiterzugeben und jemanden für die Grabpflege und Familienaltar-Riten nach dem Tod zu haben. So wurde auch Nao im Alter von sechzehn Jahren von der jüngeren Schwester ihrer Mutter, Deguchi Yuriko, in Ayabe, Kyōto adoptiert, was sie nicht sehr glücklich stimmte. 1855 adoptierte die Deguchi-Familie des Weiteren Shikata Toyosuke, der den Namen Deguchi Masagorō erhielt und Nao noch im selben Jahr ehelichte. Auch er war ein Zimmermann, allerdings ohne jegliches Gespür für Geld, was die junge Familie in die Armut trieb.
Nao als Pflegerin
Fünf Töchter und drei Söhne und weitere drei Kinder, die allerdings schon im frühen Kindesalter starben, entstanden aus dieser Ehe. Die jüngste Tochter, Sumiko, die Nao mit 46 Jahren zur Welt brachte, wurde später die zweite spirituelle Führerin Ōmotos. Obwohl auch ihr Mann wie bereits ihr Vater dem Sake sehr zugeneigt war, war Nao voller Hingabe und liebenswert ihm gegenüber, heißt es. 1885 verletzte er sich schwer, als er bei Reparaturarbeiten von einem Dach fiel, und wurde bis zu seinem Tod 1887 von Nao gepflegt. Auch den ältesten Sohn, der sich bei einem Selbstmordversuch gravierend verletzte, pflegte sie bis zu seiner Genesung. Da die finanzielle Lage der Familie sich nicht besserte, sammelte Nao Altpapier und Lumpen, um zumindest etwas Geld zu verdienen.
Besessenheit
In der Nacht des Mondneujahres 1892 hatte die spätere Ōmoto-Gründerin, so heißt es, einen Traum, in dem sie mehrere Paläste von Gottheiten und den Palast ihres verstorbenen Mannes besuchte. Dieser Traum wiederholte sich in den folgenden Nächten. Sie begann zeitweise mit einer lauten, männlichen Stimme zu sprechen und verhielt sich ungewöhnlich, wodurch ihre Familie die Sorge hatte, sie wäre ebenso wie ihre älteste Tochter wahnsinnig geworden. Das war der Beginn der Besessenheit Naos durch den Geist Ushitora no Konjin, der sich die Neuerrichtung der Welt zum Ziel gesetzt hatte. Laut Ōmoto war Nao vorerst sehr skeptisch dieser angeblich sehr mächtigen Gottheit gegenüber, stellte ihr viele Fragen und besuchte Priester-Medien und Schreine, um den Geist auszutreiben.
Die Nachbarschaft war ebenso Naos Verhalten gegenüber sehr argwöhnisch und bewirkte schließlich, dass Nao unter strenge Aufsicht durch ihren Schwiegersohn gestellt wurde. Zu dieser Zeit begann der Geist durch ihre Hand das Ofudesaki [From the tip of a writing brush] auf eine Säule ihres Gefängnisses zu schreiben. Im Tausch gegen ihr Haus erhielt Nao bald darauf wieder die Freiheit. In dieser Zeit begann sie kranke Menschen durch Gebete zu heilen. Bald darauf wollte ein Priester des Konkō-kyō-Schreins in Kameoka (Präfektur Kyōto) Naos Bekanntheit für seine Werbezwecke ausnutzen und baute einen Schrein für Naos Gottheit neben dem seiner. Als Nao 1897 die Hintergründe dafür erfuhr, verließ sie den Schrein.
Am 8. Oktober 1898 traf die Ōmoto-Gründerin den 27-jährigen Ueda Kisaburo aus Anao (heute: Teil Kameokas), der zuvor als „Mann aus dem Osten“ im Ofudesaki erwähnt worden war und selbst durch einen Traum an diesen Ort getrieben worden war. Nach einem zweiten Treffen am 1. Januar 1900 wurden Naos jüngste Tochter, Sumiko, und Kisaburo verheiratet. Er nahm den Namen Deguchi Onisaburō an und wurde zum Mitbegründer Ōmotos.
Pilgerfahrten
Ab 1900 erfüllte Nao einige Aufträge, die durch die Gottheit im Ofudesaki verfasst worden waren. So besuchte sie angeblich unter schwierigen Wetterbedingungen im Juli die Insel Oshima, auf der sich der Palast des Drachenkönigs des Meeres befinden soll, und im folgenden August die Insel Meshima, auf der sie und einige Anhänger einen Schrein für Ushitora no Konjin errichteten. Eine weitere Pilgerschaft führte sie zum Berg Kurama. Anschließend machte Nao sich mit einer inzwischen viel größeren Anhängerschaft auf nach Moto-Ise, dem Schrein, in dem Amaterasu eingeschlossen war, bevor sie zum Ise Schrein kam. Dort entnahmen ihre Anhänger unerlaubterweise heiliges Wasser, das anschließend u.a. in die Kimmeisui-Quelle und beim Meshima-Schrein ausgeleert wurde. Im Juli 1902 besuchte Nao den Izumo Schrein und brachte auch von dort Wasser und eine heilige Flamme mit, die ebenfalls für rituelle Zwecke verwendet wurden.
Interne Konflikte
Nach der Rückkunft von Izumo folgten fast tägliche Besuche der inzwischen auf die Gemeinschaft aufmerksam gewordenen Polizei, die eine öffentliche Anerkennung dieser religiösen Gruppierung forderten. Also machte sich Onisaburō Ende 1901 auf dem Weg zur Stadt Shizuoka, um mit seinem früheren Mentor und Direktor einer Shintō Laienorganisation die Vorgehensweise zu besprechen. Nao, die strikt gegen diese Reise war, zog sich in einen Schrein auf dem Berg Misen zurück. Onisaburō, der die Religionsgemeinschaft nicht autorisieren lassen konnte, da ihm ein Stempel fehlte, kehrte nach Ayabe zurück, wo er Nao von der Polizei abholen musste, da sie aufgrund ihres achttägigen Aufenthaltes im Schrein, der Frauen damals verboten war, mitgenommen worden war.
Es kristallisierte sich immer mehr eine Anti-Onisaburō Fraktion unter der Ōmoto-Anhängerschaft heraus. Sie kritisierte u.a. dass Nao auch im hohen Alter noch bescheiden und aufopfernd lebte, während Onisaburō das für nicht notwendig erachtete. Allgemein war es die Rolle Naos die Befehle Ushitora no Konjins entgegenzunehmen und zu befolgen, wohingegen Onisaburō diese interpretierte und eine Organisation rundherum aufbaute.
Konsolidierung und Expansion
1901 bis 1904 war Ōmoto in großen finanziellen Schwierigkeiten. Nao schrieb weiterhin am Ofudesaki und ihre Anhänger arbeiteten hart, um genug Geld für Schreibmaterialien zu verdienen. 1905 brach Nao mit zwei Anhängern erneut zur Insel Meshima auf, wo sie ursprünglich mit kaum Nahrungsmitteln ausgestattet 40 Tage verbringen wollten. Einer der Anhänger ertrug das Fasten allerdings nicht und wollte zurück. Daher wurde die Mission frühzeitig erfüllt, und die drei verließen die Insel nach nur zwölf Tagen. Von 1906 bis 1908 musste Onisaburō Ayabe verlassen und bildete sich in dieser Zeit in der Shintō Theologie und Praxis weiter. 1909 baute die Ōmoto-Gemeinschaft ihr erstes Heiligtum. Die Anhängerschaft wurde größer und die finanziell schwierigen Zeiten waren vorbei. Nao jedoch lebte weiterhin sehr karg.
1914 wurden ein weiteres Heiligtum, Kinryūden, und ein Haus für Nao Deguchi in Ayabe fertig gestellt. Auch mit der Anfertigung eines kleinen Sees, Kinryūkai („Goldenes Drachenmeer“) als Nachahmung des Meeres der Prinzessin des Drachenpalasts wurde begonnen. Darin befanden sich Nachahmungen der Inseln Meshima, Oshima und Ōyashima (soll Kamishima entsprechen) mit kleinen Schreinen darauf, die sich auch im echten Meer der Prinzessin befinden. Nachdem Onisaburō jene dritte Insel besucht und einen Schrein auf ihr errichtet hatte, schrieb Ushitora no Konjin durch Nao nieder, dass der Geist Onisaburōs sein ergänzendes Gegenteil und der Retter der Welt wäre. So konnte Nao darauf vertrauen, dass Onisaburō den göttlichen Plan weiter ausführen würde. Sie hörte auf am Ofudesaki zu schreiben. Am 6. November 1918 starb Nao Deguchi im Alter von 81 Jahren. Begraben wurde sie auf dem Gipfel des Tennōdaira Hügels in einem von Mitgliedern selbst erbauten Grab. 1921 wurde von den japanischen Behörden gefordert, das Grab zu verkleinern, da es zu sehr dem Grab der kaiserlichen Familie ähnle. 1935 wurden Naos sterbliche Überreste zu einem öffentlichen Friedhof überstellt und erst 10 Jahre später wieder rückgeführt.
Quellen
Biographien
Interessiert man sich für das Leben und Wirken der Gründerin der japanischen Glaubensgemeinschaft Ōmoto, Nao Deguchi, bleibt einem nichts Anderes übrig, als in biographische Schriftstücke ihr nahestehender bzw. sie erforschender Personen zu schmökern, da Nao selbst kein autobiographisches Werk verfasste.
Auf Ōmotos englischsprachiger Homepage selbst findet sich eine Biographie Nao Deguchi. A biography of the foundress of Oomoto. Diese basiert hauptsächlich auf Sakae Ōishis japanischsprachigem Kaiso-den [Life of the foundress] von 1949, das von der Glaubensgemeinschaft als maßgebliches Werk behandelt wird. Laut der Autoren der Webseite wurden allerdings auch neuere Forschungen eingebunden. Da die in dieser Arbeit verwendeten Quellen allerdings zur Gänze von Ōmoto nahestehenden Personen verfasst wurden und somit die Objektivität der Autoren angezweifelt werden kann, sind sämtliche angeführten Daten, Inhalte und biographische Anhaltspunkte kritisch zu hinterfragen.
Literatur
- Charles Rowe, Yasuko Matsudaira 1982Nao Deguchi: A biography of the foundress of Oomoto. Based on 'Kaiso-den' by Sakae Ōishi. Kameoka: The Oomoto Foundation 1982.