Exzerpt:Scheid 2012a

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Exzerpiertes Werk:

Bernhard Scheid 2012
„‚May the leaves and twigs of my descendants bloom forever‘: Posthumous deification among political rulers in pre-modern Japan.“ In: Karl-Heinz Spieß, Immo Warntjes (Hg.), Death at Court. Wiesbaden: Harrassowitz 2012, S. 321–338. (Exzerpt.)

Der von Bernhard Scheid geschriebene Artikel "May the leaves and twigs of my descendants bloom forever: Posthumous deification among potical rulers in pre-modern Japan" ist ein Kapitel des von Karl-Heinz Spieß und Immo Warntjes herausgegebenen Buches "Death at Court". Dieser Artikel befasst sich mit der Deifizierung von japanischen Herrschern im vormodernen Japan.

Einführung

Im ersten Teil seines Artikels gibt Scheid einen allgemeinen Überblick über die Vergöttlichung der japanischen Kaiser. Er beschreibt den Glauben des japanischen Volkes, dass der Tenno eine lebende bzw. manifestierte Gottheit darstellt und als solcher verehrt wurde. Diese Sicht wurde als Standard während der Zeit des sogenannten Staats-Shinto (1868 - 1945 angenommen und erst nach Ende des zweiten Weltkrieges, unter der Besatzung des amerikanischen Militärs, mit einer öffentlichen Rede des Tenno, beendet. Die Vergöttlichung des Kaiser hat ihre Ursprünge allerdings schon früher; so wurde bereits der Shogun Tokugawa Ieyasu (徳川家康) nach seinem Tod 1616 ebenfalls als Gott verehrt.

Die Urgeschichte der Deifizierung des Kaisers

Die Vergöttlichung der Herrscher der japanischen Reiche kann durch die archäologischen Funde der Kofun-Gräber allerdings auch noch früher angenommen werden. Diese Gräber hatten Ähnlichkeit mit den Pyramiden der alten Ägypter oder der Maya und beinhalten Schätze und Sarkophage. Durch diese Funde kann davon ausgegangen werden, dass geglaubt wurde, dass die Herrscher auch nach dem Tod noch Einfluss auf das Leben der Bevölkerung hatten. Diese Art der prunkvollen Bestattung ließ mit der Zeit allerdings nach. Gründe hierfür könnten die Impraktikabilität der Bauwerke sein, da diese sehr viel Platz einnehmen, die Errichtung der Tenno-Dynastie oder aber auch der Einfluss des Buddhismus mit neuen Vorstellungen über den Tod und das Jenseits, sein.Nach der Etablierung des Buddhismus in Japan, wurden die Aufmerksamkeit von den Kofun-Gräber weg gezogen und auf die einzelnen buddhistischen Tempel verlegt.

Die Deifizierung militärischer Herrscher

Zu Beginn dieses Kapitels beschreibt Scheid die Einigung Japans durch die drei Reichseiniger Oda Nobunaga, Toyotomi Hideyoshi und Tokugawa Ieyasu. Hideyoshi und Ieyasu scheuten zu ihren Lebzeiten nicht davor brutal gegen ihre Gegenspieler vorzugehen, auch wenn sie sich selbst als überzeugte Buddhisten sahen. Während in dieser Zeit Buddhismus die vorherrschende Religion in Japan war, so wurde auch noch dem Glauben an kami gefolgt. Die shintoistischen Schreine unterstanden dabei allerdings oft unter der Autorität eines buddhistischen Tempels.

Bereits vor seinem Tod ließ Hideyoshi einige neue religiöse Stätten errichten und einigen Quellen zufolge plante er seine posthume Deifizierung bereits zu seinem Lebzeiten. Nach dem Tod Hideyoshis wurde ihm zu Ehren ein neuer Schrein erbaut und er erhielt den Titel Toyokuni Daimyōjin. Weiters wurde er als Schutzgottheit des neuen Schreins deklariert. Diese Entwicklung ging nicht ganz unproblematisch vonstatten. Der erbaute Schrein sollte ursprünglich zu Ehren Hachimans geweiht werden, der eine der wichtigsten Gottheiten Japans ist. Diese Art der Deifizierung in Schreinen die offiziell einer anderen Gottheit geweiht werden, wurde von einigen weiteren Kriegsfürsten kopiert.

Ieyasu, der nach der Schlacht von Sekigahara Herrscher Japans wurde, förderte nach Hideyoshis Tod zunächst die Ambitionen der Toyotomi-Familie den verstorbenen Kriegsherrn zu vergöttlichen, ließ aber schon 1615 den Toyokuni-Schrein dem Erdboden gleich machen und löschte die Linie der Toyotomi fast komplett aus. Vor seinem Tod ließ Ieyasu oft religöse Berater zu sich kommen und sich die Wege des Shinto erklären. Auch wenn er einige Ideen für seine eigene Deifizierung an seine Nachfolger weitergab, folgten die Priester doch dem Weg, der auch schon bei Hideyoshi angewendet wurde. Ieyasu erhielt den Titel Tōshō Daigongen und wurde offiziell eine Schutzgottheit. Eine prunkvolle Grabstätte wurde ihm zu Ehren in Nikkō errichtet. Die wichtigsten Rollen in der posthumen Vergötterung Ieyasus spielten die beiden Mönche Tenkai und Sūden.

In der Zeit zwischen Hideyoshis und Ieyasus Tod, der nicht einmal 20 Jahre beträgt, folgten zahlreiche weitere Kriegsherren Hideyoshis Beispiel und liesen sich nach ihrem Tod in einem Schrein deifizieren.

Conclusio

In diesem Artikel zeigt Scheid auf, dass Tokugawa Ieyasu eigentlich der einzige dokumentierte Fall einer Deifizierung als göttlicher Vorfahr ist, der direkt nach seinem Tod offiziell verehrt wurde. So geht auch die Vergötterung des Meiji-Tenno eher auf das Beispiel des Gründers der Tokugawa-Dynastie, als auf die urgeschichtliche Deifizierung der Herrscher durch Hügelgräber zurück. Der entscheidende und wichtigste Punkt während einer Apotheose ist die Frage, ob die Person einen ihr exklusiven Schrein erhält, bei dem zu ihr gebetet werden kann.