Wakō

Aus Kamigraphie
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Der Begriff wakō leitet sich von der Benennung waegu durch die Koreaner ab. Die Verschriftlichung dieses Ausdrucks (倭寇) wird sino-japanisch wakō gelesen. Wakō setzt sich zusammen aus dem Schriftzeichen für den Beinamen für Japaner, welches oft als „Zwerg“ (倭 jap. wa, chin. wo, kor. wae) übersetzt wird und aus dem Schriftzeichen mit der Bedeutung „Räuber“ (寇 jap. , chin. kou, kor. gu). Die Bezeichung waegu/wokou stammt wahrscheinlich erst aus dem 14. Jahrhundert [1].

Die Chosŏn und Ming Literaten benutzen den Begriff wae/wo verachtend gegenüber ihren eigenen Küstenbewohnern mit niedrigem Status, die Wanderarbeit nachgingen, sich mit auswärtigen Banden und Händlern einließen und öfter gegen die Gesetze des Landes verstießen. Koreanische und chinesische Beamte beschrieben die waegu und wokou als bestialisch und barbarisch. Sie wurden als halbnackte, barfüßige „Wasser Dämonen“, die über unheimliche Fähigkeiten im Tauchen, Schwimmen, Kämpfen und Überleben auf dem Meer verfügten. Die Verbreitung solcher Vorstellungen und Beschreibungen von japanischen Piratenangriffe, die in Liedern und Geschichten sowie im offiziellen Diskurs auftauchten, führte dazu, dass sich die chinesische Auffassung von Japanern von Tributpflichtigen und buddhistischen Mönchen zu blutdurstigen und hinterlistigen Piraten änderte [2].

Geschichte

Anfänge der wakō

Die wakō fanden im frühen 5. Jahrhundertzum ersten Mal Erwähnung, und zwar in einer Inschrift des koreanischen Königreiches Goguryeo, wurden aber erst später durch ihre seeräuberischen Taten bekannt [3].

1223 ist der erste Überfall auf Korea von einer Gruppe Japaner, die waegu genannt wurden, schriftlich festgehalten. Umstände die einen Anfang um diese Zeit günstig machten sind Hungersnöte. Auch das Wissen um die Seefahrt und Korea selbst stiegen zu dieser Zeit wieder, nachdem dies durch den Abbruch der Tributmissionen 894 verloren gegangen war. Zudem war Korea damals durch die Mongolenangriffe geschwächt [4].

Auch der Jōkyū-Krieg 1221 resultierte in einer Ansammlung verschiedenster, oft gewaltbereiter Gruppen in Kyūshū - so fand der erste Überfall nur zwei Jahre nach dem Krieg statt. Der zweite Überfall involvierte anscheinend nur wenige und geschah erst 1225. 1226 sind zwei Überfälle bekannt, deren Details durch den Brief koreanischem Beamten auch bis zur Hauptstadt vordrangen. Die Erwähnung einer Matsuura Bande impliziert die Involvierung lokaler Herrscherfamilien [5]. Die Matsuura scheinen tatsächlich auch in späteren Angriffen tatkräftig in Organisation und Durchführung involviert gewesen zu sein.

Es folgten weitere Hungersnöte und darauf folgende Überfälle, die zwar abgewehrt wurden, Korea aber zur Beschwerde anregte und die Exekution der Beteiligten sowie eine offizielle Entschuldigung - jedoch ohne Rücksprache des Dazaifus - bewirkte [6]. Ein Angriff 1232 involvierte Männern, die mit einem Shintō Schrein bei Karatsu sowie der Kusano Familie in Verbindung standen und sich durch ihren hohen Status keine negativen Konsequenzen erwarteten. Da Korea zu der Zeit mit Abwehr der Mongolen beschäftigt war, war die Gegenwehr nur gering [7].

Erneute Angriffe wurden wahrscheinlich um 1251 gestartet, da Korea trotz seiner schlechten Lage wegen der Mongolenangriffe die Verteidigung gegen Überfälle aus Japan ausbauten. Größere Hungersnöte um 1257 legen weiter Überfälle nahe, eine größere Konzentration von koreanischer Seite konnte jedoch erst nach ihrer Kapitulation 1259 erfolgen [8]. 1263 gelang es den wakō koreanische Schiffe mit Steuersammlungen, großteils in Reis, erfolgreich zu überfallen [9]. Doch schon zwei Jahre danach fand der vorerst letzte Angriff statt. Die Aktivität begann erst wieder 1350 und zwar in hohem Organisationsgrad [10].

Gegen Ende des 14. Jahrhunderts verwendeten koreanische Beamte den Ausdruck „Japanische Piraten der drei Inseln“, um die Region um Tsushima, Iki und nordwestliches Kyūshū als besonders seeräuberisch zu bezeichnen. Im 15. Jahrhundert vergrößerten diese und andere Piraten die Reichweite ihrer Raubzüge und ihres Handelsverkehrs soweit, bis sie die nordöstlichen und schließlich die südöstlichen Küsten Chinas umfassten [11].

Spätere Geschichte

Bis zum 16. Jahrhundert plünderten die wakō weiterhin häufig die Küsten Koreas und des Chinesischen Kaiserreiches. Der Begriff wakō umfasste auch bald nicht nur japanische Seefahrer, sondern alle jene, die vertraut mit dem ostasiatischen Mittelmeer waren und in dieser Zeit Schiffe angriffen und Häfen überfielen. Zu den wakō gehörten außer den Japanern auch Chinesen, Koreaner, portugiesische Rebellen und Freibeuter. Als die Basis der wakō auf Tsushima von den koreanischen Joseon Herrschern während der Ōei Invasion eingenommen wurde, reduzierten sich die Aktivitäten der japanischen Plünderer [12].

Die Herrschenden Japans wurden mit der Zeit auch immer mehr von den Piraten abhängig, etwa bei Schlachten, Handel, Schutz, etc. [13]. Die Abhängigkeit bei Schlachten war dem Nicht-Vorhandensein einer Marine geschuldet. Die Machthabenden haben die wakō oft als Vasallen dargestellt, was aber lediglich der Sicht der Daimyō entsprach [14].

Das lässt sich auch an Seefahrern illustrieren, die einen Vasallenstatus hatten, aber den Piraten ähnliche Aufgaben erfüllten, wie etwa die shirai, deren Auftrag es war, die Küsten zu sichern. Sie hatten möglicherweise die stärkste Meeresflotte zu dieser Zeit und ermöglichten den Daimyō die Kontrolle über den Handel zu haben. Die Unterstützer der shirai sahen sie daher als Sicherheitskräfte wohingegen ihre Feinde sie als Piraten sahen [15].

Als Piraten im 14.Jh. erstmals nachweisbar zum „Schutz“ (keigo), also für Schlachten eingesetzt wurden, gab es noch eine Begriffstrennung zwischen keigo und kaizoku (das gebräuchlichere Wort für Piraten in Japan) getrennt nach Legalität. Diese Distinktion verschwand jedoch im Laufe der Zeit. Die Dienstleistungen der Piraten weiten sich dabei auch zu Eskort, Verwaltung und Transport aus. Zwischen 1540 und 1582 setzte sich die Bande der Noshima Murakami durch, die über ein ganzes Netzwerk von Inseln und Häfen über die Inlandssee herrschten [16].

Ein Schlüssel zum Erfolg schien auch in der Errichtung von Zollbarrieren auf See gelegen zu haben. Der Ursprung dieser wird von manchen Forschern in früheren Verbindungen zu Tempeln und Schreinen gesehen, wobei der Zoll als Opfer für die Götter eingetrieben wurde und dafür göttlicher Schutz geboten wurde. Piraten wurden eventuell bis zum frühen 14.Jh. in dieser Vermittlerrolle gesehen, ab dann wurde dieses Vorgehen stark verurteilt [17].

Neben diesen geschickten Schachzügen der Piraten zur Erlangung von Macht, war es vor allem die Zeit der kämpfenden Domänen, die Möglichkeiten bat, durch Handel, Schmuggel sowie dem direkten Dienst an die Daimyō, in Macht und Bedeutung aufzusteigen [18]. Verbunden mit der Tatsache, dass die Handelsverbote in China nur lasch umgesetzt wurden, herrschten geradezu ideale Bedingungen um vom illegalen Handel zu profitieren [19].

In der zweiten Hälfte des 16.Jh. ging die chinesische Regierung allmählich gegen die wakō vor, welche zur selben Zeit in den Philippinen erschienen, vermutlich um den chinesischen Maßnahmen auszuweichen. Durch die häufige Piraterie-Verwicklung japanischer Tributmissionen, lehnte der chinesische Kaiser 1544 eine japanische Tributmission als inoffiziell ab [20]. Diese Tributmission traf Wang Zhi und markierte damit gewissermaßen den Anfang einer extensiven, illegalen Handelsbeziehungen zwischen China und Japan. Auch die Portugiesen unterstützten vermutlich die Piraten und so konnte dem Aufschwung der Piraterie um die 1550er trotz der Maßnahmen Chinas erst 1559 mit der Exekution Wang Zhis ein kleiner Dämpfer versetzt werden [21]. Es lässt sich dadurch auch sehr gut die Internationalität der wakō veranschaulichen - was 1574 sogar im Überfall auf Manila durch den Piraten Lin Feng gemeinsam mit 400 Japanern gipfelt [22].

Die Aktivitäten der wakō gingen ab dem Jahre 1580 aufgrund des Bestreben der Regierung unter Toyotomi Hideyoshi den wakō Einhalt zu gebieten, zu Ende. Dieser nutzte die japanische Seemacht um seine Gewalt über die japanischen Inseln zu festigen und um seine Anti-Piraterie Erlasse in Kraft zu setzen, wodurch der internationale Handel reguliert werden sollte [23]. Einige Banden wie die Noshima Murakami oder Tagaya konnten aber durch die zuvor bestehende Akzeptanz zu Samurai und Daimyō werden und ihre Macht in anderer Form behalten [24].

Verbindungen zu Hachiman

Nichimin Flagge.jpg

Hachiman 八幡 spielte offenbar auch für die wakō eine Rolle als Identifikationsfigur. Eine Verbindung zu Hachiman kann anhand der Beziehung der wakō zur Shō-Dynastie in Okinawa festgestellt werden. Einer der Herrscher Shō-Hashi soll eine Flagge mit tomoe geflogen haben.

Shohashi had a signal flag consisting of a crest in the shape of three heraldic designs of a counterclockwise eddy flown on all seaward bound tribute ships.[...]

In addition, Shotoku, who became the last of the early Sho dynasty rulers, built Naha Hachimandaibosatu to commemorate bringing Kikai Is under control. Plus, when he ascended to the throne as the Ryukyu King he named himself Hachiman's Aji.

The ships the wakō sailed were known as Hachiman ships in China and their ships' flag-mark was the Hachiman signal. This is indicative of their connection with the Ryukyu Kingdom.

Kameshima Yasushi, Mystery & Romance of Ryukyu History (Stand: 2012/10/28)

Auch ein alternativer chinesischer Name für die wakō legt diese Verbindung nahe - dieser Name bahan scheint durch die Präsenz der Symbole Hachimans auf den Flaggen der wakō entstanden zu sein.

Für japanische Piraten wurde oft der Begriff bahan (oder bafan) gebraucht. Das Wort wird als bafan (Hachiman) oder pofan ("Lumpensegel") geschrieben.
Wōkòu (Stand: 2012/10/28). Aus: Wikipedia(de)
[...]man gab ihnen [den wakō] sogar einen eigenen Namen: Bahan (Kriegsgötter – chinesische Lesung des Piratenbanners mit dem Namen des jap. Gottes Hachiman )[...]

Das Banner der wakō war eine Fahne mit dem Schriftzug des Japanischen Kriegsgottes Hachiman oder ein Wappen, welches einen Strudel aus drei Wellen symbolisierte - das Tomoe mon.

There were the so-called wakō (“Japanese raiders”), also known as the babansen (from the Ming-period Chinese pronunciation of the characters for Hachiman, the name of the Japanese god of battles, that they displayed on their mainsail).

Verweise

Siehe auch: Tomoe

Anmerkungen

  1. Shapinsky 2014: 190
  2. Shapinsky 2014: 191
  3. Sajima 2009:111
  4. Hazard 1967:260
  5. Hazard 1967:261-263
  6. Hazard 1967:264-267
  7. Hazard 1967:269-270
  8. Hazard 1967:272-273
  9. Hazard 1967:274-275
  10. Hazard 1967:276-277
  11. Shapinsky 2014: 191
  12. Sajima 2009:111
  13. Shapinsky 2010:27
  14. Shapinsky 2010:28-29
  15. Petrucci 2010:67-69
  16. Shapinsky 2010:32
  17. Shapinsky 2010:34-35
  18. Petrucci 2010:59
  19. Petrucci 2010:60-62
  20. Igawa 2010:78
  21. Igawa 2010:79
  22. Igawa 2010:80
  23. Sajima 2009: 111
  24. Shapinsky 2010:41

Quellen

  • Benjamin H. Hazard 1967
    „The formative years of the wakō, 1223-63.“ Monumenta Nipponica 22/3-4 (1967), S. 260-277. (Exzerpt.)
  • Kenji Igawa 2010
    „At the Crossroads: Limahon and Wakō in Sixteenth-Century Philippines.“ In: Robert J. Antony (Hg.), Elusive pirates, pervasive smugglers: Violence and clandestine trade in the Greater China Seas. Hong Kong: Hong Kong University Press 2010, S. 73-84. (Exzerpt.)
  • Hidetoshi Katō 1981
    „The significance of the period of national seclusion reconsidered.“ Journal of Japanese Studies 7/1 (1981), S. 85-109. (Exzerpt.)
  • Maria Grazia Petrucci 2010
    „Pirates, Gunpowder, and Christianity in Late Sixteenth-Century Japan.“ In: Robert J. Antony (Hg.), Elusive pirates, pervasive smugglers: Violence and clandestine trade in the Greater China Seas. Hong Kong: Hong Kong University Press 2010, S. 59-71. (Exzerpt.)
  • Naoko Sajima, Kyochi Tachikawa 2009
    Japanese sea power: A maritime nation’s struggle for identity. Canberra: Sea Power Centre 2009.
  • Peter D. Shapinsky 2010
    „From sea bandits to sea lords: Nonstate violence and pirate identities in fifteenth- and sixteenth-century Japan.“ In: Robert J. Antony (Hg.), Elusive pirates, pervasive smugglers: Violence and clandestine trade in the Greater China Seas. Hong Kong: Hong Kong University Press 2010, S. 27-41. (Exzerpt.)
  • Peter D. Shapinsky 2014
    Lords of the sea: Pirates, violence, and commerce in late medieval Japan. Ann Arbor, Michigan: The Univ. of Michigan 2014. (S.a. Exzerpt.)

Dieser Artikel wurde ursprünglich für das Schwesterprojekt Hachiman-no-pedia verfasst.