Maneki-neko
Allgemeines
Bei maneki-neko 招き猫 handelt es sich um eine als Glücksbringer (engimono 縁起物) betrachtete Katzenfigur, die ursprünglich im Seidenbau eingesetzt wurde. Dies lässt sich auf die Rolle der Katze als Mäuse- und Rattenfänger ab Anfang der Muromachi-Periode (1333-1600) zurückführen, da es hieß, dass die Mäuse Seidenraupen fressen. Im Laufe der Zeit wurden maneki-neko durch den Rückgang des Seidenbaus allgemein als Glücksbringer im Handel eingesetzt. Wie es im japanischen Volksmund heißt „Wenn eine Katze sich das Gesicht wäscht, wird es regnen.“ [1], wurde von jeher geglaubt, dass Katzen eine mysteriöse Kraft innehaben. Offenbar sah man in der gehobenen Haltung der Pfote eine anziehende Kraft. Deshalb gilt für maneki-neko das Sitzen der Katze auf den Hinterpfoten und das Heben von einer oder beider Vorderpfoten als charakteristisch. Ursprünglich wurden maneki-neko relativ schlicht gehalten, heutzutage aber gibt es zahlreiche Variationen in diversen Farben und mit unterschiedlichen Gegenständen.
Ursprünge der maneki-neko
Über die Ursprünge existieren zahlreiche Geschichten und Legenden, wobei in vielen Fällen die Inspiration zur maneki-neko in einer Katze des Gōtoku Tempels (Gōtoku-ji 豪徳寺) gesehen wird. Im Folgenden werden aber auch andere Erklärungsansätze für die Entstehung der maneki-neko-Figuren angeführt.
Gōtoku-ji
Der Gōtoku Tempel befindet sich im tokyoter Bezirk Setagaya und wird häufig als Herkunftsort der maneki-neko bezeichnet. Hierbei existieren unterschiedliche Versionen der Erzählungen, wobei meist Adelige, Krieger oder Mönche von einer Katze in den Tempel „hereingewunken“ werden. In einer der bekanntesten Erzählungen heißt es beispielsweise, dass der Daimyō Ii Naotaka 井伊直孝 (1590-1659), auf der Suche nach Unterkunft vor dem Regen, von einer Katze in den Tempel gelockt wird, woraufhin auf die Stelle, an der er zuvor gestanden hatte, plötzlich ein riesiger Baum stürzt. Gerührt darüber, dass die Katze sein Leben gerettet hat, ernennt der Daimyō den Gōtoku-ji schließlich zum Familientempel des Ii-Klans.
Die maneki-neko des Gōtoku Tempels werden als manegi-neko 招福猫児 bezeichnet und sind typischerweise schlichte, weiße Katzen ohne Utensilien, mit gehobener rechter Pfote. Die maneki-neko im Tempel soll jenen, die zu ihr beten, Wohlergehen des Hauses, geschäftlichen Erfolg und die Erfüllung eines Herzenswunsches gewähren.
Jishō-in
Der Jishō-in 自性院 ist ein Tempel im heutigen Bezirk Shinjuku in Tokyo. Es heißt, dass sich der Feldherr Ōta Dōkan 太田道灌 in der Schlacht von Egota-Numabukurohara[2] verirrte und schließlich von einer Katze zum Jishō-in gebracht wurde. Dort konnte er die Nacht verbringen, was ihm das Leben retten sollte. Aus Dankbarkeit der Katze gegenüber, pflegte er sie bis zu ihrem Tod, begrub sie und fertigte eine Bodhisattva-Figur (jizōson 地蔵尊) einer Katze an, die er dem Jishō-in schenkte.
Saihō-ji
Über die maneki-neko des Saihō Tempels (Saihō-ji 西方寺) im heutigen tokyoter Bezirk Suginami wird folgende Geschichte erzählt: Im Freudenviertel Yoshiwara in Edo, gab es eine Prostituierte namens Usugumo 薄雲, die ihre Katze Tama über alles liebte. Eines Tages köpfte der Besitzer des Bordells jedoch die Katze im Affekt (je nach Erzählung ist der Grund unterschiedlich), woraufhin ihr Kopf eine große Schlange erschlug, die Usugumo nach dem Leben trachtete. Die von Trauer erfüllte Usugumo ließ ihre geliebte Katze im Saihō Tempel begraben. Um sie zu trösten, ließ ein Kunde ihr eine aus Holz geschnitzte Katze anfertigen, die der maneki-neko als Vorlage gedient haben soll.
Imado-jinja
Vom Imado Schrein (Imado-jinja 今戸神社), im Bezirk Taito in Tokyo, wird Folgendes überliefert: Gegen Ende der Edo-Periode (1603-1868) soll im Stadtteil Asakusa eine ältere Frau gelebt haben, die aufgrund ihrer Armut ihre Katze bitterlich weinend freiließ. Am selben Abend kehrte die Katze zur alten Frau zurück und trug ihr auf: „Wenn du Puppen mit mir als Vorlage anfertigst, dann wirst du Glück erfahren.“ Die alte Frau machte daraufhin mehrere Puppen mit gehobener Pfote und ging zum Sensō-ji 浅草寺, um sie dort zu verkaufen. Die Puppen fanden großen Anklang und befreiten die alte Frau dadurch von ihrer Armut.
Seit 2007 gibt es im Imado-Schrein zwei Katzenstatuen, sogenannte nadeneko なで猫 („Streichelkatzen“), die Glück bringen sollen, wenn sie gestreichelt werden. Weiters ist der Schrein auch bekannt für seine Talismane, die Glück in der Liebe (en-musubi 縁結び) gewähren sollen .
Haltung der Pfote
Katzen mit gehobener rechter Pfote werden häufig als Männchen angesehen; sie sollen Geld oder auch Glück anziehen. Maneki-neko , die die linke Pfote heben, stellen Weibchen dar und dienen dazu, Kunden anzulocken. Über maneki-neko, die beide Pfoten hochheben gibt es unterschiedliche Vorstellungen: Einerseits gibt es die Ansicht, dass beide gehobenen Pfoten den doppelten Effekt erzielen, d.h. dass sie sowohl Geld, als auch Kunden anlocken. Andererseits besteht auch die Meinung, dass die Habgier, beides zu erlangen, zu Misserfolgen führt und deshalb maneki-neko mit beiden gehobenen Pfoten gemieden werden sollten. Weiters wird das Heben beider Pfoten oft mit "Aufgeben" (oteage 御手上げ) verglichen.
Höhe der Pfote
Je nach Figur hält die Katze die Pfote unterschiedlich hoch, beispielsweise bis zum Ohr oder über den Kopf hinaus. Dabei wird davon ausgegangen, dass, je höher die Pfote hochgehoben wird, desto wirkungsvoller der Glücksbringer sein soll(eine weiter ausgestreckte Pfote zieht selbst entferntes Glück heran).
Farbe des Fells
Dreifärbig
Die häufigste Variante unter den maneki-neko . In der Regel eine weiße Katze mit schwarzen und braunen Flecken. Solche dreifarbigen Männchen wurden aufgrund ihrer Seltenheit als Glücksbringer wertgeschätzt, weshalb sie auch heute häufig als maneki-neko anzutreffen sind.
Schwarz
Schwarze maneki-neko sollen vor Krankheiten und Unheil schützen. In Kyoto heißt es, dass schwarze Katzen Kunden anlocken.
Rot
Von der Farbe Rot heißt es, dass sie vom Pockengott gemieden wird, weshalb rote maneki-neko vor allem vor Pocken und Masern schützen sollen. Im weiteren Sinn gelten rote maneki-neko ebenfalls als Glücksbringer für gute Gesundheit.
andere Farben
Die folgenden Farben spielten ursprünglich keine besondere Rolle bei maneki-neko; jedoch wurden sie in den letzten Jahrzehnten mit unterschiedlichen Bedeutungen besetzt. Die untere Tabelle zeigt den jeweiligen Bereich auf, in dem die maneki-neko jeweils wirksam sein soll.
Gold | Geld |
Rosa | Liebe |
Lila | schulische Leistung |
Grün | Begabung, Talent |
Silber | langes Leben |
Orange | Arbeitsleben |
Objekte
Halsband und Schelle
In der Edo-Periode war es üblich, Katzen Halsbänder bzw. Schellen umzuhängen. Zu damaligen Zeiten wurde das Halten von Katzen als Luxus angesehen, weshalb man sie an einem Seil hielt, damit sie nicht weglaufen konnten. Zusätzlich hängte man ihnen auch Schellen um, um zu hören, wo sie sich gerade befinden.
koban Münze
Es wird vermutet, dass das Tragen der koban Münzen erst ein Charakteristikum von Maneki-neko in letzter Zeit ist. Zwischen den Münzen und Glücksbringern im Allgemeinen besteht eine offensichtliche Verbindung: In der Edo-Periode gab es Tonfiguren von Füchsen oder Mäusen auf koban; maneki-neko auf Münzen gab es jedoch auch vereinzelt. Schließlich kam es dazu, dass die Katzen die Münzen halten, auf denen sie ursprünglich saßen. Eine weitere Theorie der Lucky Cat Association (nippon maneki neko kurabu 日本招猫倶楽部) besagt, dass sich die Münze aus der goldenen Schelle am Halsband der Katze entwickelt haben könnte. Beispielsweise gibt es alte Darstellungen von maneki-neko , an deren Halsbänder eine Goldmünze anstatt einer Schelle befestigt ist. Auch auf den Lätzchen mancher maneki-neko , auf denen glücksbringende Bilder angebracht sind, inkludieren Abbildungen von koban.
Weitere Varianten
Tama
Die dreifarbige Katze Tama gilt als lebendige maneki-neko . Sie wird am Bahnhof der Stadt Kishi, Präfektur Wakayama, als Bahnhofsvorsteherin eingesetzt, um Fahrgäste anzulocken. Aufgrund der großen Beliebtheit Tamas werden inzwischen auch limitierte Tama-maneki-neko Figuren zum Verkauf angeboten.
Dollarcat
Es gibt auch die sogenannte „Dollarcat“ (dorukyatto ドルキャット), eine Katze mit blauen Augen, die in der Pfote einer Münze mit einem Dollarzeichen hält. Anders als die typische maneki-neko , bei der die Innenseite der Pfote sichtbar ist, winkt die „Dollarkatze“ auf „westliche Art“ mit der Pfoteninnenseite zu sich hin.
Verweise
Anmerkungen
Quellen
http://homepage1.nifty.com/manekinekoclub/kenkyu/chisiki.html, 22.12.2013 http://homepage1.nifty.com/manekinekoclub/kenkyu/keizu/keizu_index.html, 28. 12.2013 http://nyanko.yanag.net/index.php?FrontPage, 05.02.2014 http://www.hitachi-ies.co.jp/pdf/voltage/2009/200903_5.pdf, 05.02.2014