Ape-huci-kamuy
Themengruppe | Gottheiten (Götter, numinose Erscheinungen) |
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Name | Ape-huci-kamuy アペフチカムィ |
Religiöse Titel | Feuergottheit der Ainu |
Rel. Zugehörigkeiten | Ainu-Glaube |
Herkunft | Hokkaido |
Funktion, Wirkkraft | Beschützerin der Familien, schützte vor Krankheiten, half bei der Entbindung, hielt Unglück fern und war stets bei wichtigen Beratungen an der Feuerstelle anwesend |
Unter diesem Namen ist die Feuergöttin der Ainu bekannt, die mehr Verehrung genoss als alle anderen Gottheiten, die von den Ainu wertgeschätzt wurden. Sie war die Beschützerin der Familien, schützte vor Krankheiten, half bei der Entbindung, hielt Unglück fern und war stets bei wichtigen Beratungen an der Feuerstelle anwesend. Sie war für Recht und Sitte im Dorf zuständig und verhängte, wenn es sein musste, auch Strafen. Eine weitere wichtige Aufgabe war, dass sie die Verbindung zwischen Menschen und anderen Gottheiten darstellte. Sie übermittelte der Gottheit an die es gerichtet war das Gebet und erklärte seinen Sinn; anderenfalls würde es von der Gottheit nicht verstanden werden. Sie galt als der religiöse Mittelpunkt im Ainu-Glauben, so wie der Herd im Haus der Mittelpunkt des Familienlebens und des Kults war.
Sie gilt als die Ahnin sämtlicher Ainu-Frauen und hat von allen Göttern den am stärksten ausgebildetsten Charakter. Bei ihrer großen Bedeutung, die schon in der Achtung gegenüber der häuslichen Feuerstelle Ausdruck findet, scheint es nicht unberechtigt zu sein, in den Wohnhäusern der Ainu eine Art von Sakralbauten, also Schreine für die Feuergöttin, zu sehen, die sonst eher ungewöhnlich für dieses Volk waren. Die am Herd aufgestellten Inaw [1] waren auch die, die am meisten verehrt wurden.
Über ihre Entstehung gibt es verschiedene Angaben. Sie soll aus einer Ulmenart oder aus einem Feuerzeug entstanden und gemeinsam mit dem Donnergott vom Himmel gekommen sein. Die Ulme lieferte auch das Material, aus dem der Weltschöpfer Kotan-kar-kamuy Unterlage und Quirl des Feuerzeuges herstellte, mit dem das erste Feuer von ihm entfacht wurde. Er fertigte auch ein Haus für Ape-huci-kamuy an, als diese auf die Erde herabstieg damit sie ein irdisches Heim habe. Somit entstand auch das erste Haus auf der Welt.
Ihre irdische Gestalt ist natürlich das Feuer indem sie, sowohl bei der Jagd als auch im Haus, verehrt wurde. Schon bevor man mit dem Hausbau begann, wurde die Stelle des Herdes mit Bedacht ausgewählt. Nach dem Bau des Hauses wurden der Göttin Inaw geopfert indem man sie im Herd verbrannte. Es wurde auch zeremoniell ein Feuer entfacht, mit dem sie im Herd neu geboren wurde. Sie wurde begrüßt und gebeten den Hausstand zu schützen und ihm zu vielen Kindern zu verhelfen. Anschließend fand am Herd ein Festmahl statt.
Die Pflege des Herdes war die Aufgabe der Frau. Sie glättete die Asche, achtete darauf, dass Sauberkeit herrschte, deckte am Abend das Feuer ab, wobei sie darauf achten musste, das Feuer keinesfalls zu ersticken. Falls sie es doch ausgehen ließ, war dies ein Scheidungsgrund, gleichzusetzen mit Ehebruch. Beim Sitzen durften die Füße nicht dem Herd zugewandt werden und wenn etwas unreines wie eine Entbindung passierte, bediente man sich eines zweiten Feuers am unteren Ende der Herdstelle.
Die Feuergöttin verließ niemals den Herd und wenn das Feuer nachts abgedeckt war, schlief sie. Ihr vorgetragene Bitten leitete sie an andere Götter weiter und ließ diese gegebenfalls außerhalb des Hauses tätig werden. Viele Älteste glaubten, dass Inaw durch die Feuergöttin zu anderen Gottheiten gelangten weshalb Anfang und Ende aller religiöser Zeremonien beim Herd stattfanden.
Quellen
- Dettmer Hans A., e.a. (1994). „Die Mythologie der Ainu". In: Schmalzriedt Egidius (Hg.), Wörterbuch der Mythologie Band VI - Götter und Mythen Ostasiens . Stuttgart: Klett-Cotta, S. 187-188.
- ↑ S. Inaw - Rituelle Holzstöcke (Stand: 2013/12/08).