Exzerpt:Thal 2002

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Themengruppe Exzerpte
Behandeltes Werk
Sarah Thal 2002
„Redefining the gods: Politics and survival in the creation of modern kami.“ Japanese Journal of Religious Studies 29/3 (2002), S. 397-404.
Diese Seite entstand im Kontext des Seminars Projekt:Wirtschaft.

Autorin

Sarah Thal arbeitet als Historikerin an der Universität Wisconsin-Madison in den USA. Ihr Schwerpunkt liegt bei der Geschichte der frühen Moderne und Moderne Japans, wobei sie die religiösen, sozialen und politischen Dynamiken untersucht. Derzeit widmet sie sich der Studie über die Reinterpretation des hagakure - Ethik der Samurai, als Werkzeug der Kriegspropaganda, aber auch als Ideal der Maskulinität, Spiritualität und des Business Managements.

Re-Definierung der Götter

Mit einer Übersicht der Veränderungen in Religionen in den Ländern weltweit führt Sarah Thal ihren Artikel ein. Diese Veränderungen und Anpassungen der Religionen sind von Thal und weiteren als eine unvermeidbare Antwort auf die sozialen, ökonomischen und politischen Entwicklungen gesehen, denn diese Prozesse treiben die Änderungen und Neu-Erstellungen in den bisherigen Glauben und Ansichten der Gesellschaft voran. [1] Um das Prozess der Veränderung in der Meiji-Restauration besser verstehen zu können, bietet die Autorin einen Einblick in die früheren historischen Entwicklungen der japanischen Religion an. Besonders im Vordergrund steht die finanzielle Unterstützung der religiösen Einrichtungen in der Geschichte Japans. Die Transformation der Religion innerhalb des Landes ist ein zweistufiger Prozess, in dem zuerst die politische Unterstüt-zung ersucht wird und im Anschluss ökonomische Stabilität der Einrichtung. [2] In der Geschichte vor der Tokugawa-Ära, versuchten die führenden Persönlichkeiten den Einfluss über religiösen Einrichtungen zu gewinnen. Beispielsweise werden Oda Nobunaga und seine Finanzierung des Kultes von Gozu-Tennō 牛頭天王, Toyotomi Hideyoshi und die Familie der Priester Yoshida, oder das Beispiel von Chōsokabe Moto-chika 長宗我部元親 und seine Unterstützung von den sanjūbanjin 三十番神. [3] Die Verbindung von Buddhismus und Shintoismus half dabei, die Temple und Schreine in größeren Systemen zu erhalten, sodass diese während der Tokugawa-Zeit blühen konnten. Weitere Verstärkung der Position, sowie finanzielle Sicherung stellte die Registration der Bevölkerung in den Tempeln. Diese Entwicklung öffnete den Weg für unabhängige Heilpraktiker Lizenzierungen von beiden- buddhistischen und shintoistischen Einrichtungen, womit sie die Unterstützung von diesen bei Ihrer Tätigkeit gewinnen konnten. [4] Ab dem 17. Jahrhundert wurden aber die prächtigen Tempel und Schreine unter Kritik gezogen, als die ökonomischen Reformen ersucht wurden. Besonders der Besitz des Landes, oder kitō-Rituale, die für praktische Benefits angewendet wurden und eine wichtige Einnahmequelle der Einrichtungen waren, wurden von den konfuzianistischen Strategien kritisiert. [5] Die Autorin vergleicht die Veränderungen in den zwei Jahrhunderten mit dem Coup am Anfang der Meiji-Zeit. Erneut wird der Prozess der zweistufigen Transformation ersichtlich. Die Loyalisten ersuchen erstens die politische Unterstützung zu gewinnen, bevor sie sich um die finanzielle Unterstützung bemühen. Sie führen das Ideal von Shinto ein, mit dem sie die Herrschaft des Kaisers befestigten. [6] Als Beispiel für die Anpassung der Einrichtungen auf das neue Regime nennt Thal den Gion Schrein in Kyōto. In diesem Fall wurde der buddhistische Mönch zu einem shintoistischen Priester, der Schrein wurde von Gion auf Yasaka 八坂 unbenannt, um alle Bezüge auf Buddhismus zu löschen. Weitere Beispiele für diese Überlebungsstrategie werden beschrieben. Unter anderem der Konpira Daigongen und die Transformation in den Kotohira Schrein und der Erwerb des besonderen Status als chokusai no yashiro 勅際の社 oder Schrein des kaiserlichen Palastes. [7] Die größte ökonomische Veränderung der frühen Meiji-Zeit stellt die Konfiskation des Landes von den Schreinen und Tempeln und die volle Abhängigkeit der Institutionen von Spenden und Sponsoren dar. Ebenfalls wurden die Stufen der Schreine anhand der Verbindung zum kaiserlichen Haus eingeführt, die kanpeisha 官幣社 und kokuheisha 国弊社, die auch eine entsprechende finanzielle Unterstützung mit sich brachte. [8] Weitere Zentralisierung der Macht der Regierung über die Schreine war die Ersetzung der erblichen Priester durch von der Regierung eingesetzten Priester. Diese Priester vollendeten die Vernichtung oder den Verkauf von buddhistischen Symbolen. Nach dem die Existenz der Schreine und deren Priester versichert wurde, wendeten sich diese an die Bevölkerung. Die finanzielle Unterstützung durch die Regierung wurde geschmälert und die Priester wendeten sich wieder langsam zurück zu den Verkäufen von Amuletten und Ritualen. [9] Die Autorin schließt den Artikel mit der Erklärung ab, in der sie die ständige Anpassung der Gottheiten an die Veränderung in der Gesellschaft und Politik im Laufe der Zeit aufmerksam macht. Dies definiert die angeblich unveränderten und uralten Gottheiten neu. [10]

Anmerkungen

  1. Thal 2022, S. 379-380
  2. Thal 2022. S.380
  3. Thal 2022. S.381
  4. Thal 2022. S.383
  5. Thal 2022. S.385
  6. Thal 2022, S. 391
  7. Thal 2022, S. 394
  8. Thal 2022, S. 396
  9. Thal 2022, S. 398-400
  10. Thal 2022, S. 401

Quellen