Exzerpt:Shapinsky 2009

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Exzerpiertes Werk:

Peter D. Shapinsky 2009
„Predators, protectors, and purveyors: pirates and commerce in Late Medieval Japan.“ Monumenta Nipponica 64/2 (2009), S. 273–313. (Exzerpt.)

Einleitung

Im späten Mittelalter haben einzelne Anführer der kaizoku verbreitet Akzeptanz als wichtige Personen in den polit. Und wirtschaftl. Strukturen der Zeit gewonnen

2 große hist. Prozesse der Zeit: Dezentralisation der politischen Organisation Kommerzialisierung der Wirtschaft

Wirtschaftsprozesse werden komplexer: Eigentum/Vermögensbunde verbinden Eigentümer und Produzenten – diese entwickeln sich zu auf Bargeld basierende, Inselgruppen überschreitende Wirtschaftsnetzwerken (S. 273)

Die als Piraten bezeichneten Seefahrer waren mehr Unternehmer, die Kontrolle über Netzwerke maritimer Produktion, Distribution und Handel herstellten und ebenso eine Vielfalt an Leistungen anboten, darunter auch gelegentliche Gewaltanwendung (S. 274)

Economic History of Pirates

Diskurs: Piraten einerseits als die Wirtschaft behindernde Störenfriede, andererseits Argument, dass Piraten für die premoderne Wirtschaft unerlässlich waren bezüglich Verpflegung, Redistribution und Schutz zB: Folgend dem Model von Chinas ritsuryō-Code aus dem 8. Jahrhundert, behandelte das Kamakura-bakufu die Piraterie als gesetzwidrige Gewal. Auch die Zunahme der Verwendung von Wechsel (kawase) wird auf die Verbreitung der Gefahr von Piratenangriffen zurückgeführt. Argumente andererseits: Piraterie sei entstanden wegen Versorgungsbedarf (vgl. Hazard), Piraten hätten auch für religiöse Institutionen gearbeitet, Handelsschiffe beschützt, Handel zum Kontinent getrieben und in Seeschlachten für daimyōs gekämpft. -> Amino Yoshihiko: Definition von Piraten als Führer einer „Meernation“ (kaimin 快眠) die Vorreiter waren, da sie außerhalb der traditionellen Institutionen tätig waren (S. 275)

Nach dem Verfall des risturyō-Imperiums gab es in Japan keine Marineflotte bis Toyotomi Hideyoshi das Land vereinte und in Korea einfiel. Nur durch die Anheuerung diverser Seefahrerbanden konnten bis dahin Machthaber friedvolle wie gewaltvolle Ziele auf See erreichen, sodass durch diese Abhängigkeit der Begriff kaizoku im späten Mittelalter sowohl mit gesetzmäßigen als auch gesetzwidrigen Aktivitäten assoziiert war. (S. 276)

Einige Anführer dieser Seefahrerbanden haben Gelegenheit genutzt und Handel mit Gewalt verbunden um sich selbst als „sea lords“ (Herren des Meeres) eingesetzt. Von Amino bezeichnet als umi no ryōshu (海の領主) Feudalherren des Meeres, von Kishida Hiroshi als umi no daimyō (海の大名) um die Besonderheiten der institutionellen Strukturen von Piraten wie den Noshimo Murakami zu beschreiben. Begriff „sea lords“ nach Shapinsky: Identität und Ambitionen von Seefahrern zu vertreten, welche versuchten eine Hegemonie zu entwickeln über maritime Netwerke, die Routen, Ressourcen und Menschen mit einschließen „sea lords“ arbeiteten nicht durch Lord-Vasall-Beziehungen, sondern entwickelten eigenständige Leistungsverhältnisse zu einer Vielzahl von Gönnern. Sie spielten diese gegeneinander aus für den größten Profit. Sie waren Söldner und boten ihre Dienste jenen an die gut bezahlen konnten. Kaum in den Rücken fallen vorgekommen, eher Dienste an mehrere gleichzeitig verkauft Hatten den Vorteil größerer Mobilität, nach Murai Shōsuke: Seefahrer zwischen Korea und Japan im 15./16. Jahrhundert, als waegu/wakō identifiziert, waren Randgestalten, die in Räumen lebten die zwei Zentren als peripher auffassten aber beide vermitteln konnten Trotz dieser Mobilität und Unentbehrlichkeit zu traditionellen Autoritäten, war diese Unabhängigkeit gemäßigt durch sea lords Bedürfnis für Legitimität, Abnehmer und zuweilen Nahrungsmittel (S.277)

Viele sea lords versuchten den Zugang zum Meer und Ressourcen durch Androhung von Gewalt zu regulieren, unter anderem Seeschlachten. In dieser Zeit der Dezentralisation und unsicheren Seerouten war Gewalt eine Eigenschaft des damaligen Handels, zB hatten Staaten keine mächtige Marine heuerten sie Piraten an Andere Tätigkeiten die zum Spektrum der sea lords gehörten: Handel, Fischerei, Herstellung von Salz, Erzwingung von Schutzgeld von Schiffen für sichere Durchfahrt, Überfälle etc Solche Aktivitäten zwar weltweit bekannt, aber besonders gut dokumentiert für Seto Inlandsee, dynamische Region für Handel und vielen unabhängigen Seefahrerbanden: da aufgrund geografischer Nadelöhre Schiffe leicht geplündert oder Schutzgeld erzwungen werden konnten, hier wichtig da am besten dokumentiert: Yugeshima 弓削島 und Shiwaku 塩飽, beide gebirgige Inseln entlang wichtiger Inlandsee Seerouten (S.278)

Yugeshima Quellen zeigen wie es lokalen Seemagnaten im 14. Jahrhundert möglich war sich als sea lords zu etablieren in dem sie Nutzen zogen aus Spannungen in der Küstenregion zwischen Landbesitzern und Vertretern der Kamakura Statthalter. Sie verdingten sich als kämpfende Söldner und Gutsverwalter und eigneten sich so am Festland in Küstengebieten Titel shiki 職 zu Positionen an, um wachsenden Einfluss über Bewohner, maritime Industrie und lokale Handelsnetzwerke zu legitimieren. Im 15. Jahrhundert hatten es einige zu generationsübergreifende sea lords gebracht: sie erweiterten ihre Leistungen als Söldner und Gutsverwalter für Auftraggeber zu Anerkennung ihrer Autorität über ehemalige Ländereien, welche sie in überregionale Zentren maritimer Produktion, Distribution und Handel verwandelten, regelten Zugang zu ihren Netzwerken durch am Meer stationierte Zollsperren und fingen auch die Fracht von Mitbewerbern auf

Im 16. Jahrhundert etablierten sich einige erfolgreiche sea lords, wie etwa die Noshima Murakami, die alleinige Autorität über Shiwaku erlangten, als Dynastien die einen Großteil der Inlandsee kontrollierten, sie entwickelten hochentwickelte Verwaltungsmaschinerien und etablierten stabilie Seegebietsgrenzen und reduzierten den Einflussbereich der Rechtsprechung auf den Handel (S:280)

Yugeshima: Maritime Estates in Medivial Japan

Angang 13. Jahrhundert Eigentumstitel gehalten von Prinzessin Sen’yōmon-in 宣陽門院, welche die Insel 1239 in den Besitz des Tōji Tempels東寺 überstellte, seit der Zeit der frühesten bekannten Quellen spezialisierten sich Yugeshimas Bewohner auf die Seeindustrie, bereits im frühen 14. Jahrhundert 3 Typen der maritimen Industrie: Salzgewinnung shiohama 塩浜, Versand und „Fangnetzplätze“ amiba網場 Um 1313 wurden Yugeshimas Gebühren fast gänzlich mit Salz bezahlt, Namen zeigen maritimen Lebensunterhalt zB Tsurihama 釣浜 (Fischereistrand), weitere Information zu Salzproduktion (S. 280-281)

So weit entfernt von der Hauptstadt war Yugeshima gefährdet durch Einfälle lokaler Machthaber und die Einführung der Kamakura Statthalter kreierte zusätzlich Spannungen, Konflikte zwischen Statthalter und Tōji enden 1303 mit Teilung des Besitzes shitaji chūbun 下地中分 und führte zu gradueller Verminderung der Macht der Kamakura auf der Insel, Statthalter-Titel verlor an Macht während die lokalen Verwalter mehr Einfluss gewannen Yugeshima Ländereien umfassten 5 Kilometer der Küste von Heyaji Kojima 部屋路小島 vorgelagert, Yugeshima, seewärtige Fischereiplätze und das in den Zwischenräumen gelegene Meer Die Ausweitung der Grenzen zu den Seerouten gibt Teilnahme der Bewohner am ausgedehnten Handel zu Verstehen, Tōji kam nicht auf für die Ausgaben der Arbeiter die nötig waren um Schiffe in Stand zu halten oder ihren Lebensunterhalt, förderten dadurch dass Arbeiter Salz behielten und selbst verkauften und machte diese so offener Versuchen lokaler Magnaten beizutreten eigene unabhängige Handel/Transportrouten zu schaffen (S.282-286)

Initial Stages of Sea-Lordship: Ben no Bō Shōyo and Yugeshima

Die vom Tōji eingestellten Magnaten nutzten den Besitz um ihren eigenen Einfluss über Yugeshimas Seeindustrie zu vergrößern. Ersetzten den Ländereien-Konnex mit einem umfangreicheren regionalen Tauschnetzwerk, und in diesem Vorgang haben sie sich einen Platz als sea lords geschaffen. Amino definiert diesen Typ sea lord als: professioneller Besitzverwalter, der die lokalen Seestraßen kennt, mit den nautischen und militärischen Fähigkeiten um Meeresküstengrundbesitz von Einfällen und Veruntreuung zu beschützen, hielten Positionen in mehreren Ländereien die es ermöglichten vermehrt Verbindungen zu knüpfen und Hanel zu erhöhen Ben no Bō Shōyo einer der frühesten mit solcher Position ab ca 1313, hat daraus Nutzen gezogen um sich Pachtgeld anzueignen, hat Yugeshima in Produktion und Tauschhandel über Seerouten integriert, verbindet Yugeshima mit Oyama, versuchte Kontrolle über Schiffe durch Kauf und Entleihen zu gewinnen, was eine neue Praxis war, verteidigte Insel aus eigenen Mittel, aber nutzte diese Mittel auch um gegen diejenigen vorzugehen, die ihn dem Amt entheben wollten und wurde deswegen als Pirat bezeichnet und beschuldigt Yugeshima in Zufluchtsort für Piraten zu verwandeln (S.286-290)

Transgenerational Sea Lords and Commerce in the Muromachi Period

Aufsteigende sea lords führten Shōyos Vorgehensweise fort, fortdauernde Ansammlung von Titeln und Anerkennungen verbunden mit Herrschaft am Land, Muromachi bakufu erkennt den Einsatz von Gewalt als Verteidigung als legitim an, genauso wie sea lords deren Einsatz als Schutz deklarierten: keigo 警固 = ursprünglich als Gewalt gefördert und zugelassen von Obrigkeit; bedeutete im 15. Jahrhundert immer häufiger die Erpressung eines Schutzgeldes an Zollbarrieren, einflussreiche Personen zu See nutzten Meerengen vermehrt für dafür Einfluss über Handel zu gewinnen und errichteten an diesen Stellen Barrieren, führte dazu, dass der Begriff Schrankenerbauer sekidachi 関立 auch als Synonym für Pirat verwendet wurde, Strategie Schranken zu errichten generationsübergreifend genutzt und etablierte erbliche Befugnis Gewalt auszuüben im Tausch für sichere Überfahrt Erhöhter Wettbewerb um Ressourcen machte es notwendig, dass Tōji mehr Spielraum gewährte dafür was notwendig war um Kontrolle über Insel und Industrie zu behalten, aber Erlaubnis für weitere Maßnahmen notwendig – legt nahe, dass angestellte Verwalter vermehrt Gewalt anwandten ohne Erlaubnis einzuholen, Maßnahmen dagegen erwiesen sich als unausführbar Wirtschaftlicher Merkmal von Schutz zugenommen, nicht mehr nur für Waren bezahlt sondern auch für „Geschenke“ shukōryō 酒肴料 (als Bestechung zu verstehen), ab 16. Jahrhundert wurden Schutzgeldzahlungen an sea lords als „protection rice“ bezeichnet Ab Muromachi Zeit haben sea lords machtvollen Ruf als Händler im Schutzbereich erarbeitet, dass sie selbst vom bakufu engagiert wurden um Schiffe nach China zu beschützen, vervielfältigte Kundschaft ermöglichte sea lords Unabhängigkeit von Tōji (S.290-292)

Sea-Lord Commerce

Sea lords in Yugeshima in Muromachi Zeit nutzten nicht nur Gewalt um ihre Macht auszuweiten, nahmen auch aktiv am regionalen Handel teil, die diversen Banden auf Yugeshima – Yamaji, Koizumi Kobayakawa, Noshima Murakami, Kurushima Murakami – verwandelten Insel in wichtiges Zentrum für wirtschaftlichen Versand, zwischen 1445 und 1446 sind 26 Schiffe von Yugeshima dokumentiert, die die Nordgrenze von Hyōgo mit Waren für die Hauptstadt überquerten, Bericht vom Tōdaiji, der Zugang zu Hyōgo vom Norden aus kontrollierte, gibt detaillierten Bericht darüber, Bericht gibt außerdem Auskunft über erweiterte Handelsrouten durch Angaben von Ursprungsorten der Waren Auch aus Shiwaku Beweise einer Expansion der Handelsrouten der sea lords in der Inlandsee, große Bandbreite an dokumentierten Waren legt nahe das Shiwaku zu wichtigen Umschlagshafen wurde, Shiwaku-Verfrachter erhielten Förderung von Muromachi bakufu zB Ausnahmegenehmigung für Zölle Es war aber unter der Administration der Noshima Murakami, dass sich Shiwaku zu wichtigem Zentrum der Seenetzwerke wurde (S.294-297)

Unitary Sea Lord Control of Commerce: The Noshima Murakami and Shiwaku

Die Noshima Murakami tauchen im Bezug auf Shiwaku zum ersten Mal Mitte 15. Jahrhundert in Dokumenten auf und beeinflussten Versandstrukturen spätestens ab 1434. Aus diesem Jahr Brief eines Shōgunat Beamten aus dem hervorgeht, dass die Noshima Murakami versuchten Zollschranken um Shiwaku ohne offizielle Erlaubnis zu errichten. Bekamen kurz danach Unterstützung von den Hosokawa und versuchten Titel in Küstengebieten wie Yugeshima zu erhalten, kommt zum Streit zwischen den Kōno um Erbschaft eines Militärgouverneurs Titel andauernd von 1440 bis 1470, der es den Noshima und anderen sea lords ermöglicht Beziehungen mit Auftraggebern zu schließen Danach bis 1520 keine Erwähnung der Noshima, 1520 anerkennen die Hosokawa die Kontrolle der Noshima über Shiwaku indem sie deren Position als Verwalter daikan shiki 代官式 für die Provinz Sanuki bestätigen, in den folgenden 60 Jahren verwandeln die Noshima Murakami Shiwaku zum Drehkreuz für Versand und Schutz-Netzwerke die die ganze Seto Inlandsee beinhalten. (S.297) Zu ihrer Blütezeit in den 1580ern kontrollierten die Noshima Murakami ein enormes Meeresgebiet, bestehend aus ungefähr 1000 Seefahrern, Schifffahrtskaufmänner und Kämpfer; obwohl ihr Hauptquartier auf Noshima lag, sind viele Unternehmungen auf Shiwaku stationiert unter ihnen wird Shiwaku zu einem Zwischenstopp um bspw. Schiff zu wechseln, auf den Wind warten oder um Schutz durch Piraten zu organisieren, im späten 16. Jahrhundert hatten die Noshima Murakami ihre Tätigkeit ausgedehnt, ihre Flotten bestanden aus Dreadnoughts atakebune 安宅船 für Belagerungen, Blockaden, Schlachten und kleineren, schnelleren „Hindernisschiffe“ sekibune 関船, zum Waffenarsenal gehörten Schusswaffen, Granaten, Schwerter, Stangenwaffen und Pfeil und Bogen (S.298-299)

durch umfangreiche Kriegsführung Mitte bis Ende 16. Jahrhunderts konnten Noshima Murakami profitieren durch Bereitstellung ihrer Dienste als Söldner sowie Beschützung von durch diese Kämpfe gefährdete Schiffe, sie erweiterten ihre Schutzoperation in 2 Richtungen: 1) strengere Kontrolle ihrer Untergebenen 2) die Noshima Murakami und ihre Kollegen arbeiteten gegenseitiges anerkennen und abstecken ihrer Reviere heraus begannen um Zusammenarbeit attraktiver zu gestalten in von ihnen kontrollierten Gebieten die Zölle abzuschaffen oder reduzieren, Zollausnahmegenehmigungen der Noshima gab es in Form von Flaggen mit ihrem Familienwappen – wurden bereits im Voraus angefordert, Zeichen dafür, dass Schiff in Schutz der Noshima Murakami steht (S.300) alle genannten Strategien spielten eine Rolle in Beziehungsentwicklung zwischen Noshima Murakami und Sengoku daimyō, ihr Söldnerdasein machte sie den daimyōs gegenüber wenig vertrauensvoll, gleichzeitig waren daimyō von ihren angebotenen Service angezogen und betrachteten die Noshima Murakami als begehrenswerte Partner (S.302)

Conclusio

Obwohl frühe sea lord Konkurrenz die Wirtschaftsentwicklung durch Kosten für Schutz behinderte, war bewaffnete Sicherung zu dieser Zeit notwendig, Aktivitäten der sea lords scheinen Entwicklung zu kommerzieller Verschiffung vorangetrieben zu haben semiunabhängige Nezwerke von sea lords wie Noshima Murakami geschaffen spielten wichtige Rolle in Ausweitung von inländischen und überseeischen Handel (S.303)