Weltentstehung

Aus Kamigraphie
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Fast jede Kultur besitzt Mythen, die die Entstehung der Welt, der Götter und/oder der Menschen erklären. Oft bedeutet „Welt“ das eigene Land, „Menschen“ die eigene kulturell-ethnische Gruppe und „Götter“ die eigenen Ahnen. Trotz dieser „ethnozentristischen“ Tendenzen finden sich zwischen den Weltentstehungsmythen einzelner Kulturen oft erstaunliche Gemeinsamkeiten.

Japan

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China

Pangu (P'an ku)

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Daoismus

Um die Weltenstehung im Daoismus betrachten zu können, kann eine seiner wichtigen religiösen und philosophischen Werke herangezogen werden. Eines von ihnen ist das Daodejing (ca. 4. Jh. V. Chr.). In ihm heißt es nun:

Der Weg brachte die Eins hervor / die Eins brachte die Zwei hervor /die Zwei brachte die Drei hervor /und die Drei brachte die zehntausend Dinge hervor.
Daodejing, Kapitel 42

Das Dao ist also der Ursprung von Allem. Das Zitat aus dem Daodejing kann so gesehen werden, dass aus dem Dao eine Einheit hervor geht, die nicht benannt wird und aus der dann Yin und Yang entstanden sind. Ab hier beginnt also die Einteilung in zusammengehörende Polaritäten. Schließlich entstehen aus der Drei die zehntausend Dinge, die als Synonym für alles Existierende auf der Welt und die Welt selbst gelten können. Darauf, was die Eins und die Drei sind, wird nicht in besonderem Maße eingegangen. Die Drei wird jedoch mitunter mit der Triade „Himmel, Erde, Mensch“ identifiziert, wobei „Mensch“ im Speziellen den Kaiser bezeichnet. Durch den Zwischenschritt vom Dao über die Eins zu den Zweien wird die Bedeutung von Yin und Yang im Bezug auf das Dao verdeutlich. Yin und Yang folgen nämlich nicht unmittelbar auf das Dao. Somit wird die Besonderheit des Daos hervorgehoben. Ähnlich verhält es sich wohl mit der Drei, die zwischen Yin und Yang und den zehntausend Dingen steht. Interessant ist dabei, dass es sich hier um einen Transformationsprozess handelt. Es wird daher von einem Prozess gesprochen. Generell ist auch zu sagen, dass im daoistischen Kontext weniger auf den Zustand von etwas eingegangen wird, es wird eher nach der Funktion gefragt. Festzuhalten ist insgesamt, dass das Dao schon immer da war/ist, jedoch nicht als ein Gott angesehen wird. Alles, was aus ihm entstand, wurde nicht geschaffen, sondern entstand von selbst, was mit dem Begriff des ziran (des Von-Selbst-so-Seins) in Verbindung gebracht werden kann.

(Mehr Infos zu dem Thema Daoismus finden Sie hier)

Indien

Im Hinduismus existieren verschiedene Vorstellungen darüber, wie die Welt und die Lebewesen entstanden sind. In den vedischen Kosmogonien [1] ging man davon aus, dass die Götter bereits da waren, als die Welt mit ihren Geschöpfen entweder durch ein Elternpaar gezeugt, einen Meisterbildner gestaltet, durch die Glut der Askese oder allein durch die Kraft des Opfers erschaffen wurde.

Purusha

Ein Schöpfungsmythos erzählt von einem goldenen, unvergänglichen Embryo, der sich am Anfang gebildet haben soll und als alleiniger Herr der Schöpfung geboren wurde. Er gab den Geschöpfen Atmen und Kraft und alle anderen Götter folgten seinen Anweisungen. Er schuf laut Rigveda[1] Himmel und Erde, maß den Raum aus und stützte die Sonne. Die Vorstellung des Urmenschen Purusha (Sanskrit „Mann, Person, Mensch oder Urseele“) ist der älteste Beleg dafür und findet sich im Rigveda, wo die Entstehung der Welt und der verschiedenen Kasten aus ihm folgendermaßen geschildert wird:

11. Als sie den Purusa auseinander legten, in wie viele Teile teilten sie ihn? Was ward sein Mund, was seine Arme, was werden seine Schenkel, was seine Füße genannt?

12. Sein Mund ward zum Brahmanen, seine beiden Arme wurden zum Rajanya gemacht, seine beiden Schenkel zum Vaisya, aus seinen Füßen entstand der Sudra.

13. Der Mond ist aus seinem Geist entstanden, die Sonne entstand aus seinem Auge; aus seinem Munde Indra und Agni, aus seinem Aushauch entstand der Wind.

14. Aus dem Nabel ward der Luftraum, aus dem Haupte ging der Himmel hervor, aus den Füßen die Erde, aus dem Ohre die Weltgegenden. So regelten sie die Welten.

Philosophische Spekulationen

Die Frage, woher genau diese Götter gekommen waren, blieb in den Veden offen. Die Upanishaden [2] gehen diesen Fragen nach und entwickeln so die Lehre vom brahman als Konsequenz einer langen Reihe von Versuchen, den Ursprung der Welt zu erklären. 

Eine mögliche Lösung bot nun das Bild des Eis, das ausgebrütet wird und aus dem sich ein 'goldener Keim' entfaltet, aus welchem dann ein Schöpfergott entsteht. Aber auch hier blieb eine ungeklärte Frage bestehen, denn die Herkunft des Eis wurde nicht geklärt. In den Upanishaden wurde deshalb nun nach abstrakteren Wegen gesucht die Entstehung der Welt plausibel zu erklären. Man entwickelte die Vorstellung, dass es zu Anfang Sein gegeben haben muss, den Seiendes kann nur aus Sein hervorgehen. Dieses eine Seiende musste demnach so mächtig gewesen sein, um imstande zu sein, die Welt zu schaffen. Zudem musste es den Überlegungen der Philosophen zufolge wahr sein, denn nur aus Wahrheit konnten Dinge Bestand haben. So kam man zur Überzeugung, dass aus eben diesem Einen alles, sowohl Materie als auch Geist, entstanden sein musste. Dieses Eine wurde brahman genannt, ursprünglich handelt es sich dabei um die Bezeichnung für einen im Opfer sinnvoll eingesetzten Halbvers oder Vers aus dem Veda.

Eine weitere Vorstellung mit monotheistischen Tendenzen, die einen höchsten Gott an den Anfang der Welt stellt, griff auf den oben zitierten Schöpfungsmythos des Purusha zurück.


Anmerkungen

  1. 1,0 1,1 Bei den Veden handelt es sich um etwa im 5. Jh. n. Chr. verschriftlichte, davor (und auch noch danach) mündliche tradierte Überlieferungen. Die ältesten Sammlungen sind ca. um 1000 v.Chr entstanden. Die Veden werden unterteilt in: Samaveda, Yajurveda, Atharvaveda und Rigveda. Die älteste Sammlung mit Hymnen ist der Rigveda ("Veda der Verse"), er enthält die heiligen Texte schlechthin und umfasst 1028 Hymnen mit 10417 Versen. S.a. Veda und Upanishaden.
  2. Es existieren rund 150 Upanishaden, wovon 108 offiziell anerkannt werden. Die Texte wurden sowohl in Prosa als auch in Versform verfasst. Es wird angenommen, dass sie zwischen 700 v. Chr. und 200 v. Chr. entstanden sind. S.a. Veda und Upanishaden.

Literatur und Links

  • Von Stietencron, Heinrich: Der Hinduismus, München 2001.
  • Rigveda
  • Van Ess, Hans: Der Daoismus, München 2011.