Ōharae
Themengruppe | Riten (Feste, Zeremonien) |
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Name | Ōharae 大祓 („große Reinigung“) |
Typus | Reinigungszeremonie (shintoistisch) |
Funktion | Abwehr von ritueller Unreinheit (öffentlich) |
Ort | Kaiserpalast; landesweit |
Zeit | 6. und 12. Monat; anlassbezogen |
Entstehungszeit | Altertum |
Ōharae 大祓 ist ein Ritual, bei dem die unbewusst angehäuften Sünden und Verunreinigungen kegare 穢れ beseitigt werden um die potenzielle Gefahr abzuwehren.
Das Jingiryō-System 神祇令 unterscheidet 2 Arten von ōharae. Die Erste ist die jährlich ausgeführte rituelle Reinigung, die an den letzten Tagen des 6. und 12. Monats stattfindet und von dem Kaiser, seiner Familie und manchen seinen Abgeordneten ausgeführt wird. Die zweite ist das ad hoc Ritual, das in der jeweiligen Provinz ausgeführt wird falls notwendig. Das ad hoc Ritual wurde ausgeführt, wenn man die Götter kami 神 unabsichtlich beleidigt hatte und diese begnadigen wollte.
Die regelmäßig ausgeführte Zeremonie findet zweimal in einem Jahr, in dem 6. Und 12. Monat (nach der neuen Zahlrechnung am 30. Juni und 31. Dezember), statt. Ōharae im Sommer bezeichnet man als Nagoshi no harae 夏越の祓 gekürzt als Nagoshi, das als 「夏越」und「名越」geschrieben werden kann, oder Minazuki barae 六月祓.
Ursprung der Zeremonie
Ōharae ist bereits in dem 7. Jahrhundert entstanden und fortdauerte bis zum 15. Jahrhundert, wobei das Ritual mit jeder Revision des Ritsuryō-Systems im 8. Jahrhundert eine wesentliche Veränderung unterging. Es wurde wiederbelebt in der Edo-Periode, wobei sich der Verlauf des Rituals im Gegensatz zum Mittelalter wesentlich änderte. Während der Meiji Periode hat man die historisch korrekte Form der Zeremonie teilweise wieder eingestellt.
Verlauf der Zeremonie und regionale Besonderheiten
Während Nagoshi no harae 夏越の祓 wird vor dem Schrein ein Kreis aus Schilfgras chi no wakuguri 茅の輪潜り von den Priestern rituell angefertigt. In Shaku nihongi 釈日本紀, in den Fragmenten aus Bingo fudoki 備後国風土記 wird in der Erzählung von sominshōrai 蘇民将来(蘇民將來)beschrieben, dass das Unglück und Unheil in der direkten Nähe von chi no wakuguri 茅の輪潜り aus dem Körper verschwindet und das frische Schilfgras in demselben Moment mysteriös austrocknet.
Während des Neujahrfeiers bindet man an die Bambuskonstruktion an den beiden Seiten von chi no wakuguri 茅の輪 tanzaku 短冊, die Papierstreifen, an den ein Wunsch geschrieben wird.
Im Kyōto isst man während Nagoshi no harae 夏越の祓 eine Japanische Süßigkeit mit der Azukibohnen-Füllung 和菓子 minazuki 水無月. Minazuki 水無月 hat die Form eines Dreiecks und die Azukibohne, die oben an dem Kuchen ist, soll einen bösen Geist oder Unheil akuryōbarae 悪霊ばらい repräsentieren.
Quellen
- Ōharae (Stand: 2012/9/21). Aus: Encyclopedia of Shinto (Akademische HP/ Online-Enzyklopädie, Kokugakuin University, Tokyo).
Dieser Artikel wurde ursprünglich für das Schwesterprojekt Fudokipedia verfasst.