Tsuno Daishi
Themengruppe | Geister (inkl. Tiere und Monster) |
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Name | Tsuno Daishi 角大師 |
Sonstige Namen | Jie Daishi Ryōgen 慈恵大師良源, Gansan Daish 元三大師, Mame Daishi 豆大師 |
Herkunft | Hiei-zan 比叡山 |
Ikonographie | schwarzer Dämon mit Hörnern |
Funktion, Wirkkraft | Vertreibung des Bösen |
Begriffserklärung
Bei den Hohenpriester oder Dämon namens Tsuno Daishi 角大師, welchen man auf Amuletten buddhistischer Tempel abgebildet findet, handelt es sich oft um eine Form des Jie Daishi Ryōgen 慈恵大師良源(912-985). Auch bekannt als Gansan Daish 元三大師, oder Mame Daishi 豆大師. Er war der 18. tendai zasu 天台座主 (oberster Priester der Tendai-Schule) und wichtiger Reformer des Enryaku-ji 延暦寺. Ab der späten Heian-Zeit und im Mittelalter haben sich die Menschen vorgestellt, dass sich Ryōgen posthum in anderen Formen manifestierte. Darunter zählen z.B. die Reinkarnation von Bodhisattva Kannon 觀音 菩薩, Drachenkönig ryuō竜王, als Gottheit Fudō Myōō 不動明王 (auch bekannt als Acala) und Teufel oder König der Dämonen maō 魔王.
Ursprung des Tsuno Daishi
Zu einer Zeit als der kenmitsu-Buddhismus instabil wurde, gelangte Ryōgen ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Als das shōen-System langsam zusammenbrach, somit die Haupteinnahmequelle verloren ging, die provinzielle Kriegerklasse aufstieg und sich neue buddhistische Schulen entwickelten (Zen, Reines Land und Nichiren), gerieten kenmetsu-Priester immer mehr aufgrund ihrer Gewaltbereitschaft (z.B. Kämpfe mit bewaffneten Mönchen), ihren Macht- und Prestige-Bestreben, sowie ihren luxuriösen Lebensstil, in Kritik. Unter all diesen Umständen tat sich Ryōgen unter den traditionellen Buddhisten als Beschützer des Bergs Hiei und der Tendai-Schule hervor.
Kritiker von traditionellen Schulen sahen Ryōgen dagegen in einem negativen Licht. Von beiden, Befürworter und Kritikern, wurde Ryōgen gemalt als Personifizierung des ma 魔 (das Böse). Seit der späten Heian-Periode wurde daran geglaubt, dass Ryōgen die Macht besaß, das ma zu besiegen und somit waren Darstellungen von ihm Bestandteil von religiösen Ritualen, um böse Geister zu vertreiben. Ab der Kamakura-Zeit wurde er jedoch von verschiedenen literarischen Quellen als maō oder tengu 天狗 portraitiert. In weiterer Folge wurde seine Manifestation als maō sogar von den Tendai-Tempel angenommen und er wurde verehrt als ein guter, beschützender maō, was den Ursprung des Tsuno Daishi darstellt.
Verwandlung zum Tsuno Daishi
Die Geschichte über die Benennung Ryōgens zum Tsuno Daishi (der gehörnte Großmeister) lautet wie folgt: Einst griff ein Seuchen-Gott Ryōgen an. Obwohl diese krankheitsbringende Gottheit sich nur in die Spitze des kleinen Fingers von Ryōgen einnisten konnte, bekam er hohes Fieber und starke Schmerzen. Um den bösen Gott zu vertreiben meditierte Ryōgen solange, bis er sich in eine dämonenvertreibende Gestalt (nackt und mit Hörner) manifestierte. Diese Gestalt hat den Namen Tsuno Daishi. Aufgrund dieser Legende wurden Holzblöcke als Amulette verteilt, als Schutz gegen die Pest oder andere Seuchen, sowie als Schutz gegen Räuber. In der Aomori-Region werden Amulette des Tsuno Daishi zu Neujahr verteilt, um das neue Jahr zu begrüßen, was vermutlich mit dem Todestag (der dritte Tag des ersten Monats) des Ryōgen zusammenhängt.
Weitere Legende des maō Tsuno Daishi
In der Kyōto-Region gibt es noch einen anderen Brauch, indem junge Frauen zu Tsuno Daishi für einen geeigneten Ehemann beten. Ein dem Tsuno Daishi ähnliches Abbild von Ryōgen der eine Dämonen-Maske trägt, findet sich auch im Rozan-ji. Der Legende nach hatte Ryōgen ein ansehnliches Gesicht, welches unter den Frauen für Gerede sorgte. Um dies zu unterbinden ging er in den Palast und trug dabei eine Dämonenmaske. Im Volksglauben besteht zum Beispiel auch die Annahme, dass Ryōgen (im Wiederspruch zu seiner buddhistischen Biografie) als Beschützer auf den Berg Hiei geblieben ist. Außerdem wird eine besonders präsente Bedeutung der Verbreitung von bildlichen Darstellungen des Ryōgen zugeschrieben. Diese Bilder tauchten ab der Kamakura-Zeit auf und ihnen wird eine spirituelle Kraft zugeschrieben. Der Tendai-Mönch Eijo veranlasste eine Verbreitung der Bilder in jeder Provinz, für den Schutz gegen die Invasion der Mongolen. Manchen Bildern wird auch eine spezielle Bedeutung zugeschrieben. Wie zum Beispiel das Symbol in Higashidani in Tōdō am Berg Hiei namens Konoha Daishi. Die Legende besagt, dass das Abbild aus dem Bild schlüpft und den Mönchen mit ihrer Arbeit hilft, wenn diese zu krank sind, um sie selbst zu verrichten. Einer anderen Erzählung nach ändert sich die Schlafposition der Mönche aufgrund des Symbols. Wenn die Mönche mit den Füßen zum Bild einschlafen, wachen sie mit dem Kopf zur Abbildung wieder auf. Auch Portraits des Ryōgen wurden verbreitet. Es heißt, dass Ryōgen einst in den Spiegel sah und meinte, dass sein Abbild böse Geister vertreibt.
Siehe auch
Literatur
- Haruko Wakabayashi 1999„From conqueror of evil to devil king: Ryο̄gen and notions of Ma in medieval Japanese Buddhism.“ Monumenta Nipponica 54/4 (1999), S. 481-507. (Exzerpt.)