Exzerpt:Geertsma 1986

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exzerpiertes Werk:

  1. WEITERLEITUNG Literatur: Geertsma 1986

Im folgenden Text wird das Vorwort, welches die drei Übersetzer dieses Buches verfasst haben, behandelt.

Autoren

Hsia, Emil C. H., über welchen keine Informationen abrufbar sind;

Veith, Ilza (1912-2013) war Professorin für die Geschichte der Medizin. Sie ist bekannt unter anderem durch die Übersetzung des chinesischen Klassikers der Medizin Huang Di Nei Jing Su Wen. The Yellow Emperor’s Classic of Internal Medicine;

Geertsma, Robert H. ist ein Psychologe und klinischer Spezialist aus El Dorado Hills, Kalifornien.

Ursprungliche Form der Medizin in Japan

Einführend werden auf den Ursprung der japanischen Medizin und Religion eingegangen, die eng miteinander verbunden waren. Krankheit und Tod waren Teil des religiösen Musters und wurden als Elemente des Bösen angesehen, die den Menschen unrein machten und aufwändige Reinigungsriten erforderten. Es gibt wenige Informationen darüber, wer die Ärzte im frühen Japan waren, denn die alten japanischen Chroniken überliefern Namen von nur wenigen hervorragenden Ärzten. Das medizinische Wissen wird als Erbe der Götter Izanagi und Izanami dargestellt, welche an ihre Nachfahren weitergegeben wurden. Faktisch wurden Ärzte aus den hohen sozialen Schichten rekrutiert, aus der Verwandtschaft der Kaiser und aus dem Adel. Für die Behandlungen wurden siebenunddreißig Heilmittel, die - als Ergebnis von Experimenten - ziemlich wirksam gewesen zu sein scheinen.

Einführung der chinesischen Medizin und ihre Beziehung zum Buddhismus

Als die chinesische Medizin im 6.-7. Jahrhundert n. Chr. als komplettes System zusammen mit dem Buddhismus über Korea in Japan eingeführt wurde, war die japanische Medizin bereits seit Jahrhunderten mit den chinesischen medizinischen Konzepten vertraut, nämlich fanden sie ihren inoffiziellen Weg z.B. zusammen mit der Überlieferung des Bronze- und Spiegelhandwerks im 3. Jhd n. Chr. Der abrupte Wechsel von der Überzeugung, dass der Buddhismus die Ursache von Krankheiten sei (zur Zeit der Einführung gab es zwei schwere Epidemien nacheinander in kurzen Abständen) zu der Annahme, dass er Krankheiten heilt, war das Ergebnis der Bemühungen buddhistischer Mönche, die aus Korea kamen. Diese Mönche übten die Doppelfunktion von Geistlicher und Arzt aus. Jeder konnte die Heilkräfte der Sutras schätzen lernen, indem aufwändige Riten abgehalten und Tempel, die der Verehrung vom König der Medizin Yakushi gewidmet waren, errichtet wurden. Die buddhistischen Gelehrten stellten den Japanern auch das chinesische medizinische Wissen vor und erklärten es ihnen.

Chinesisches Heilsystem, Universitäts- und Provinzschulen

Die Notwendigkeit chinesischer Studien wurde betont, als ab 607 v. Chr. chinesische medizinische Bücher nach Japan geliefert und japanische Ärzte zur Ausbildung nach China geschickt wurden. Danach wurden, um einem größeren Kreis von Japanern ein Medizinstudium zu ermöglichen, medizinische Fakultäten eröffnet. Der Lehrplan basierte vollständig auf chinesischen Vorschriften, die Liste der erforderlichen Lektüre nahm rasch zu und umfasste bald fast die gesamte chinesische medizinische Literatur. Medizin wurde in zwei Arten von Institutionen unterrichtet, der Universität und den Provinzschulen. Für die Universität wurden durchschnittlich etwa vierzig Studenten aus den führenden Adelsfamilien rekrutiert. Die Schüler der Provinzschulen wurden aus den Söhnen der Gouverneure und anderen hohen Beamten der Provinzen ausgewählt. Sowie wurde in jeder Provinz ein Arzt ausgewählt, um eine kleine Anzahl junger Männer zu unterrichten, die sich für Medizin interessierten, aber nicht über die sozialen Qualifikationen für die Zulassung zu einer der medizinischen Fakultäten verfügten. Die durchschnittliche Studienzeit an der Universität betrug sieben Jahre, danach wurden die Absolventen in den kaiserlichen Dienst aufgenommen. Prüfungen dienten zur Kontrolle sowohl der Lehrer als auch der Schüler, denn die Professoren, deren Schüler hervorragende Leistungen erbracht hatten, wurden besonders befördert. Daneben wurden aber weiterhin buddhistische Mönche mit ihrer Praxis der Beschwörung und des Exorzismus um medizinische Hilfe gebeten. Auch eine Reihe von Kaisern nahm an buddhistischen Zeremonien teil, um Pestilenzen abzuwenden. So erlitten im ersten Jahrzehnt des 9. Jahrhunderts n. Chr., als Japan von mehreren Pestwellen heimgesucht wurde und die chinesische Medizin mit der Krankheit nicht bekämpfen konnte, der Buddhismus und die Praxis der chinesischen Medizin einen vorübergehenden Rückschlag. Es wurde Material über die Methoden der reinen japanischen Medizin gesammelt und ein Buch wurde als Sammlung von Methoden der Daidō-Ära veröffentlicht. Die darin enthaltenen Rezepte und Behandlungen sowie neue strenge Gesetze für das Verhalten von Ärzten und eine Liste von Strafen wurden aber bald, als die Pest vorüber war, wieder missachtet. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts wurden kaiserliche Zuschüsse für die Erweiterung der Universität und insbesondere der medizinischen Fakultät gewährt. Der Medizinstudent musste Kurse in materieller Medizin besuchen, die auf Lehrbüchern und dem Studium von Heilkräutern sowie Mineral- und Tierextrakten beruhten, sowie auf innerer Medizin, einschließlich Physiologie. Die längste Studienzeit war dem Puls gewidmet. Bis zum 10. Jahrhundert existierten in Japan viele chinesische medizinische Bücher in begrenzter Anzahl und wurden von Gelehrten bewacht, denen sie gehörten. Doch die Ausbildung von Ärzten an den medizinischen Fakultäten erforderte Bücher. Diese Bedingungen - die Notwendigkeit medizinischer Lehrbücher als auch die Motivation von Ärzten und Wissenschaftlern, ihr medizinisches Wissen geheim zu halten - bilden die Grundlage für die Verfassung des Ishinpō 医心方.

Verfassung von Ishinpō und dessen Kopien

Tamba Yasuyori (911-995 v. Chr.) ist der Verfasser von Ishinpō, dem ältesten japanischen medizinischen Buch, das bis heute erhalten ist. Es besteht aus Fragmenten chinesischer medizinischer Werke aus der frühen Tang- und der Vor-Tang-Periode. Der Tamba-Klan konkurrierte mit dem Mikogi-Klan über viele Generationen hinweg um die Gunst des Gerichts und die Position des kaiserlichen Apothekers. Nach Abschluss seiner Zusammenstellung im Jahr 984 überreichte der damals 73-jährige Tamba dem kaiserlichen Hof das einzige Exemplar seines 30-teiligen Werks. Es ist bemerkenswert, dass eine einzige Manuskriptkopie dieses Werks bis heute erhalten geblieben ist. 1309 wurde aus den dreißig Schriftrollen ein handkopiertes Duplikat angefertigt und in ein Album eingebaut. 1532 gab Kaiser Ogimachi Tambas Schriften zur Aufbewahrung an seinen Hauptapotheker Nakanai Mitsumuchi, ein Nachkommen des Mikogi-Klans. Laut einer Notiz aus dem Jahr 1857 befanden sich sowohl die Originalrollen als auch das Album in der Nakanai-Sammlung bevor ein Brand im Jahr 1855 die Albumkopie fast vollständig zerstörte. Eine weitere Kopie aus dem Jahr 1338 befand sich in der geheimen Sammlung von Prinz Ninna. Diese letztere Kopie, die nicht vollständig war, wurde Taki Motonari übergeben, einem direkten Nachkommen der Familie Tamba, wodurch nach 800 Jahren eine Kopie des Ishinpō der Familie Tamba zurückkam. Taki Motonari schrieb anschließend das Buch Ko-kei-sai-kyu-ho, welches zum ersten Leitfaden der medizinischen Informationen für das japanische Volk wurde. Als jedoch die Nakanai-Familie hartnäckig die Hauptkopie für sich behielt, zwang 1854 die Tokugawa-Regierung der Familie, die Hauptkopie für ein Darlehen zu übergeben. So gelang es schließlich, die Hauptkopie des Ishinpō fertigzustellen und 1860 wurde eine Holzschnittausgabe veröffentlicht. Diese „Ensei“-Ausgabe war offensichtlich in der Anzahl (500) der gedruckten Exemplare sehr begrenzt. 1909 fertigte Asaikuraya aus Tokio einen weiteren Druck aus denselben Holzblöcken an, bevor sie durch das Erdbeben und den Brand in Tokio von 1923 zerstört wurden. Dies ist als Kogen-in-Ausgabe bekannt. Zehn Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in China eine Kopie der Kogen-in-Ausgabe entdeckt, die 1955 von der Chang Chun-Presse sofort nachgedruckt wurde. Die in Ishinpō und anderen medizinischen Büchern zum Ausdruck gebrachten medizinischen Konzepte und Praktiken zeigen, dass die japanische Medizin leicht von ihren chinesischen Quellen abweicht. Das dargestellte System der Medizin ist ein hoch entwickeltes System des Glaubens und der Praxis, das auf den grundlegenden und seit langem entwickelten Prinzipien der chinesischen Philosophie basiert. Es repräsentiert eine komplexe und dennoch außergewöhnlich integrierte Herangehensweise an den Körper, seine Funktionsweise, seinen Schutz und seinen Platz in der Welt und im Kosmos, die keine Beziehung zu oder Gegenstück zum westlichen Denken hat.

Philosophische Hintergründe und Methoden der chinesischen Medizin

Weiters werden Taoismus sowie dessen Rolle in der chinesischen Medizin näher behandelt. In den frühen Tagen war der Arzt ein Schamane, ein magischer Heiler, der Leiden behandelte und auf der Suche nach Geheimnissen der Langlebigkeit war. Neben dem Magier gibt es im Taoismus eine weitere zentrale Figur - den Xian, ein Unsterblicher. Es wurde angenommen, dass Xian gewöhnliche Wesen waren, die durch ihr Wissen und ihre Praxis der taoistischen Hygienegeheimnisse unsterblich wurden. Im Ishinpō wird auch behandelt, wie man zu so einem Xian werden kann. Weitere Konzepte wie unter anderem Qi, werden von den Autoren im medizinischen Kontext, sowie als Hintergrund für das Verständnis des Ishinpō erklärt. Dem Arzt stand eine Reihe von Diagnosemethoden zur Verfügung, von denen die wichtigste die Pulsdiagnose war. Anhand des Pulses konnte der Arzt den Krankheitszustand, seine Ursache und Dauer beurteilen, ob er chronisch oder akut war und ob er zum Tod oder zur Genesung führen würde. Akupunktur und Moxibustion waren Standardbehandlungsmethoden und werden heute noch in vielen Teilen der Welt angewendet.

Ishinpō-Bücher und Schwierigkeiten beim Übersetzen

Die Übersetzer haben im ersten Band die ersten zwei Bücher des Ishinpō bearbeitet und im zweiten Band die Bücher 26, 27 und 28. Buch 1 dient als Einführung in die gesamte Arbeit und Buch 2 bietet einen Überblick über die wichtigen Behandlungsmethoden, wie Akupunktur und Moxibustion. Die anderen drei Bücher wurden ausgewählt, um die Form und den Kontext der damaligen Medizin zu zeigen.

Zum Schluss werden die Schwierigkeiten beim Übersetzen erklärt. Nämlich ist es bereits eine Herausforderung, ein tausend Jahre altes Schriftstück zu entziffern, welches eine Sammlung aus hunderten Quellentexten mit unterschiedlichem Stil ist. Darüber hinaus ist eine ständige Unsicherheit vorhanden, veraltete medizinische Substanzen, Materialen und Dosierungen zu identifizieren.