Exzerpt:Blacker 1975

Aus Kamigraphie
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Rezensiertes Kapitel:

  • Carmen Blacker 1975
    The Catalpa bow: A study of shamanistic practices in Japan. London: Allen & Unwin 1975.

Die Autorin

Die britische Japanologin Carmen Blacker hatte in Ihrer Studienzeit oft Japan besucht, um mehr über Buddhismus und religiöse Sekten herauszufinden. Während ihrer Forschung hat sie sich auch den itako gewidmet.


Der Inhalt

Am Anfang des Kapitels erklärt Blacker die Definition einer itako oder ichiko und dass sie von manchen nicht als Schamaninnen angesehen werden, da sie keine starke Bindung zu Gottheiten oder der anderen Welt haben und von dieser „kontaktiert“ werden, wie es sonst im Schamanismus üblich ist. Nichtsdestotrotz besteht ihre Tätigkeit als blinder Medium zwischen Menschen und Geistern bzw. kami aus einer urzeitlichen Tradition, die seit langem wertgeschätzt wird. Sie waren hauptsächlich in der Region Tōhoku tätig und sie widmeten ihr Leben ihrem Beruf. Zunächst beschreibt Blacker den Beweggrund und beruflichen Werdegang einer itako, wobei sie sich auf die Erfahrungen von einigen dieser Medien stütz, unter anderem Hasegawa Sowa und Suzuki Tsuyako. Junge Mädchen, die blind geboren werden oder während ihrer Kindheit erblinden, erhalten die Möglichkeit zur itako ausgebildet zu werden, was wiederum eine Chance darstellt, ein brauchbares Mitglied der Gesellschaft zu werden, anstatt eine Hürde für andere zu sein. Aus diesem Grund sind junge Mädchen zu älteren erfahrenen itako geschickt worden, um dort ihre harte und jahrelange Ausbildung zum Medium durchzuziehen.


In den darauffolgenden Absätzen widmet Blacker sich dem anstrengenden Tagesablauf im Ausbildungsprozess der itako. Dieser kann je nach Schülerin bzw. Meisterin, den älteren itako, abweichen, doch im Großen und Ganzen besteht der Alltag aus einem Wasserritual und dem Auswendiglernen von heiligen Texten und Sutras. Beim Wasserritual, welches mehrmals am Tag durchgeführt wurde, muss der weibliche Lehrling von einem Fluss oder Brunnen eine bestimmte Anzahl Kübel gefüllt mit eiskaltem Wasser über ihre Schultern schütten. Auch im Winter muss dieses Ritual durchgeführt werden und um das Bewusstsein nicht zu verlieren, rezitieren die Mädchen Sutras. Die itako Ausbildung kann 2 bis 5 Jahre in Anspruch nehmen und der Schwierigkeitsgrad steigt stets an, um die Lehrlinge auf das Initiationsritual vorzubereiten. Das Initiationsritual findet in einem abgedunkelten Raum statt, der mit heiligen Seilen und Vorhängen zum Schutz vor bösartigen Geistern und Kräften geschmückt ist. Die Familie des ausgebildeten Mädchens und mehrere ältere itako sind zu diesem Ritual eingeladen. Die itako umkreisen die Schülerin und ihre Meisterin und rezitieren Sutras bis die Schülerin ihr Bewusstsein verliert. Anschließend wacht sie in einem anderen Raum auf und ihre itako-Meisterin nennt ihr ihren Schutzgott, der während sie bewusstlos war, Besitz von ihr ergriffen hatte und nun die Rolle ihres Schutz-kami übernimmt. Mit der Vollendung dieses Rituals erfolgt der nächste Schritt, nämlich die spirituelle Vermählung des Mädchens mit ihrer Schutzgottheit in Form einer pompösen Hochzeit. Zum Abschluss ihrer Ausbildung erhält die itako Werkzeuge bzw. Instrumente, die ihr beim Beschwören von Geistern und kami helfen soll, darunter zählen ein Rosenkranz, zwei Puppen und ein Bogen.


Anschließend erwähnt die Autorin die Aufgaben der itako, also die Beschwörung von Geistern und kami und die Tätigkeit als Vermittlerin zwischen Mensch und Verstorbenen. Blacker hatte während ihrem Aufenthalt in Japan im Jahre 1959 die Arbeit der itako drei Tage lang beobachtet, und sie konnte feststellen, dass die übermittelten Nachrichten der Verstorbenen oft Gemeinsamkeiten aufwiesen. Beispielsweise im Kontakt mit Geistern von Soldaten übersetzten einige itako ihre Worte ähnlich: es war schrecklich für die Soldaten, im Krieg zu sterben, aber sie waren glücklich, dass mit ihnen Kontakt aufgenommen wurde und wie bedeutungsvoll das für sie doch ist. Blacker ist ebenfalls aufgefallen, dass die itako sich nicht wirklich in Trance befanden und die überbrachten Aussagen der Verstorbenen in bestimmte Kategorien unterteilt und von Kundschaft zu Kundschaft wiederholt wurden.