Besessenheit im Genji Monogatari

Aus Kamigraphie
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(in Bearbeitung)

Das Genji Monogatari erzählt über das Leben des Prinzen Genji und seine unzähligen Liebesaffären. In Verlauf der Geschichte wurden fünf Frauen, Yūgao, Aoi, Murasaki, die dritte Prinzessin und Ukifune, auf unterschiedliche Weißen und Gründen besessen.

Besessenheit

Doris Bargen beschäftigte sich bereits in ihren Werk A woman's weapon: Spirit possession in the Tale of Genji mit den Thema Besessenheit (jp. mono no ke 物の怪 もののけ).

Yūgao

Genji hat sich, als er seine ehemalige Amme besuchte, in ein Mädchen aus dessen Nachbarschaft verliebt, das später in der Geschichte Yūgao genannt wurde. Das erste Kennenlernen beider erfolgte über einen Boten. Diesen hat Genji ausgesandt um ihn vom Gartenzaun des Hauses, in den die Dame wohnt, einige der dort blühenden Blüten zu pflücken. Die Hausherrin schickte ihm daraufhin die Blüten mit einem Fächer auf den ein Gedicht geschrieben stand. Daraufhin war Genjis Interesse geweckte. Er begann sie regelmäßig zu besuchen und seine Gefühle zu ihr wuchsen. Eines Tages waren die Gefühle so stark, dass er sie gerne öfters sehen würde. So reisten sie gemeinsam zum Nijô-in, einen Haus im besitzt von Genji. Sie nahmen nur die Zofe Ukon mit. Das Haus selbst war dadurch, dass es nicht bewohnt wurde sehr ungepflegt. Beim Anblick des verwilderten Gartens meinte Genji:

„Das ist ja wirklich ein unheimlicher Ort!“, rief Genji aus, „Aber mögen auch Dämonen hier hausen, seid unbesorgt, sie werden mir nichts Böses tun.“[1]

In der Nacht als Yūgao neben Genji schlief taucht eine Gestallt auf.

Als die Nacht weiter vorrückte und sie beide in leichten Schlaf sanken, erschien plötzlich eine sehr hübsche Frau an seinem Kopfkissen und sprach:

„Ich bewundere Eure Schönheit über alles, aber Ihr achtet meiner nicht. Es betrübt und erzürnt mich, daß Ihr nun eine unbedeutende Frau hierher brachtet und sie liebt!“

Er sah sie eine Gebärde machen, als wollte sie die neben ihm Schlafende in die Höhe ziehen. Er zog sein großes Schwert, da ihm unheimlich zumute war, legte es neben sich und weckte hierauf die Dienerin Ukon. Auch sie erschrak tief. Als Genji ihr von der Erscheinung berichtete.[2]

Das ziehen des großen Schwertes, ist ein Zauber um böse Geiser zu verscheuen.

„Weckt meine Diener, die im Korridorflügel schlafen! Sagt ihnen, sie sollen sofort mit Handfackeln kommen!“ befahl er ihr, aber sie klagte: „Es ist so dunkel draußen! Ich wage mich nicht dorthin!“ „Oh, was seid Ihr für ein Kind!" lächelte er und schlug in die Hände, um so seine Leute herbeizurufen, doch es scholl nur ein geisterhaftes Echo zurück, niemand hatte ihn offenbar gehört, und keiner erschien. Yūgao bebte am ganzen Körper und litt furchtbar; sie war ganz in Schweiß gebadet und hatte wohl das Bewußtsein verloren.[3]
„Sie ist von Natur aus ängstlich“, bemerkte Ukon, „wie entsetzlich wird sie sich jetzt fürchten!“ Genji erinnerte sich voll Mitleid, wie geistesabwesend und bekümmert sie schon Tage immer nur nach dem Himmel gestarrt hatte, und er rief: "Nun will ich die Leute selber wecken. Wenn ich, um sie rufen, in die Hände klatsche, schallt nur dieses elende Echo zurück! Bleibt Ihr hier!" Er zog Ukon nahe zu Yūgao heran, schritt auf die Flügeltüre an der Westseite zu und öffnete sie. Das Licht im Korridor war erloschen. Ein kühler Wind wehte draußen. Die wenigen Leute, die hier wachen sollten, schlummerten tief.[4]
Es waren dies der Sohn des Verwalters dieses Hauses, ein jüngerer der schon lange vertraut diente, sodann ein Page und der Mann aus seiner Leibwache, der ihn ständig begleitete. Der Sohn des Verwalters antwortete dem Rufe Genjis sofort und erhob sich, da befahl ihm Genji:

"Bringt eine Fackel hierher! Sagt dem Mann meiner Leibwache, er solle die Saite seines Bogens erdröhnen lassen und pausenlos und mit lauter Stimme rufen! Ihr konntet ja an diesem menschenfernen Orte prächtig schlafen! Ist Koremitsu denn nun da?"

"Er erschien", antwortete ihm jener, "aber weil Ihr ihm keinen Auftrag gabt, ging er wieder fort und ließ bestellen, er wolle früh kommen, Euch abzuholen!»[5]

[...]er solle die Saite seines Bogens erdröhnen lassen und pausenlos und mit lauter Stimme rufen[...][6], soll Geister vertreiben.

Da er einst der Takiguchi-Wache angehört hatte, ließ er seine Saite höchst geschickt erdröhnen und lief, laut "Habt acht vor Feuer! Habt acht vor Feuer!" rufend, auf das Haus seines Vaters zu. Im Palast war, wie Genji einfiel, der Appell der Höflinge wohl schon vorbei, der der Takiguchi aber fand wohl gerade um diese Stunde statt. Es konnte also noch nicht sehr spät sein.

Als er in das Gemach zurückkehrte und im Dunkeln nach der dort Liegenden tastete, lag diese unverändert so wie zuvor da; Ukon kauerte, mit dem Gesicht auf dem Boden, neben ihr.

"Was ist geschehen? Ihr seid ja fast irre vor Furcht! An einsamen Orten versuchen zwar Füchse und andere unheimliche Wesen die Menschen zu erschrecken, aber ich bin ja da! Seid also ohne Angst!"[7]
Mit diesen Worten zog er Ukon in die Höhe, und diese erklärte ihm dann:

"Mir war so grauenvoll unheimlich zumute, und ich warf mich in meiner Not flach auf den Boden. Ach, wie elend mag sich erst meine Herrin fühlen!" "Ja! Was ist mit Euch?" wandte er sich hierauf an diese. Er tastete mit der Hand nach ihr, aber da erkannte er plötzlich, daß sie nicht mehr atmete. Er zog und rüttelte sie, doch ihr Körper war schlaff; sie schien völlig leblos zu sein. Vielleicht hat ein böser Dämon von ihr Besitz ergriffen? dachte er erschreckt, sie war ja noch ein Kind! Er war in unsäglicher Bedrängnis. Da brachte der Sohn des Verwalters die Handfackel. Weil Ukon offenbar noch immer außerstande war, sich zu bewegen, zog Genji den nahen Vorhangständer mit eigener Hand vor ihr Lager und forderte den Mann auf, näher zu treten. Doch dieser scheute sich davor, weil er dergleichen noch nie getan hatte, und blieb jenseits der Schwelle stehen. "Bringt doch die Fackel näher her! Hier ist doch keine Etikette vonnöten!" rief ihm Genji zu. Als er hierauf im Schein der Fackel nach Yūgao sah, glaubte er, jene Frauengestalt, die ihm vorhin im Traum erschienen war, wie ein Gespenst an ihrem Kopfkissen hocken zu sehe. Doch sofort war sie wieder verschwunden. In alten Erzählungen, fiel Genji ein, liest man gelegentlich vo solchen Erscheinungen, allein, wie wunderlich und unheimlich ist einem zumute, wenn man ihnen wirklich begegnet! Doch vor allem: wie mag sie sich fühlen? Ängstlich sorgte er sich um sie und vergaß, für sich selbst zu fürchten.

Er legte sich ganz dicht neben sie und versuchte, sie mit leisen Zurufen zu wecken. Allein, sie war schon immer mehr erkaltet, sie atmete auch nicht mehr, und da verstummte er hilflos. In einem solchen Falle, dacht er nach einer Weile, war das beste, wenn ein Priester gegen war; ratlos und allein, raffte er verzweifelt seine ganze Kraft zusammen, aber als er immer klarer die furchtbare Vergänglichkeit des Lebens hier erkannte wußte er in seinem jungen, unerfahrenen Herzen keinen Trost. Er hielt sie fest in seinen Armen und rief: "Hört mich! Kehrt doch zum Lebenzurück!Tut mir das nicht an!" Aber da sie schon erkaltet war, verzerrten sich nur ihre Gesichtszüge unheimlich. Die bisher völlig verstörte Ukon kam jetzt wieder zu sich und weinte laut. Dann fiel Genji plötzlich die Geschichte von jenem Dämon im Südpalast ein, der einmal den Minister Soundso erschreckt hatte, und er redete sich neuen Mut zu. "Auch wenn sie nun nicht atmet, so wird sie doch noch nicht tot sein! Euer Weinen hallt furchtbar durch das ganze Haus! Beruhigt Euch!" So mahnte er Ukon. Da alles so war,fühlte auch er sich wie gelähmt,und er wußte in seiner Not nicht aus noch ein. Schließlich rief er den Sohn des Verwalters herbei.« "Es ist hier ganz rätselhaft jemand von einem bösen Dämon überfallen worden und fühlt sich wie erloschen! Schickt sofort einen Boten in Koremitsus Haus; manmögeihm bestellen, er möge ungesäumt hier erscheinen! Ist sein Bruder, der Azari, zugegen, so richte man ihm


[8]
  1. Literatur: Benl 1966:109
  2. Literatur: Benl 1966:109
  3. Literatur: Benl 1966:111-112
  4. Literatur: Benl 1966:112
  5. Literatur: Benl 1966:112
  6. Literatur: Benl 1966:112
  7. Literatur: Benl 1966:113
  8. Literatur: Benl 1966:114-115