Exzerpt:Katō 1981
In Bearbeitung von Xenon
Exzerpiertes Werk:
Der Artikel
Indem Katō erklärt, mit welcher Technik er seinen Studenten Japan verständlich zu machen gedenkt, nimmt er gleichzeitig die Aussage des gesamten Artikels vorweg:
Als Lösungsweg findet Katō den der, wie er sie nennt, komparativen Soziologie, indem er Elemente in nicht-japanischen Gesellschaften ausfindig mache, die analog zu japanischen wären, um sie dann als Vermittler zu benutzen, um Japan zu erklären [1]. Da er sich selbst als Nicht-Historiker sieht und bezeichnet, er die Geschichte allerdings für unabdingbar hält, sobald man eine ernsthafte Diskussion über alles Japanische anstrebt, führt er den Begriff der „komparativen Sozialhistorik“ ein; eine Historik, die mit den Augen eines Soziologen betrachtet wird, der sich auf die vergleichende Wissenschaft spezialisiert hat, und die sich hauptsächlich im Rahmen seiner Vorträge auf Analogien zwischen Europa und Japan bezieht. Überraschend ist für Katō, wie er bemerkt, festzustellen, dass sich die Geschichten Japans und des Westens nicht nur ähnlich sind, sondern sich sogar in einem solchen Maß gleichen, was ihn dazu verleitet, die „unique circumstances“ beider als unerheblich und vernachlässigbar anzusehen.
Westeuropa und Japan – zwei Regionen, die der Mongolenherrschaft im 13. und 14. Jahrhundert entgehen. Katō führt das zu großen Teilen auf ihre (aus mongolischer Sicht) entlegene Position zurück; beide sind „fortunate beyond description“, dass sie derart fernab der zentralen Herrschaft liegen, dass sie nicht mehr als „a few secondary tremors of the Mongol explosion“ abbekommen [2]. Als die Mongolenherrschaft im 14. Jahrhundert zu bröckeln beginnt, nutzen sowohl Westeuropa als auch Japan die Umstände, um sich Eurasien anzunähern. Europa gelingt dies durch moderne Navigationstechniken, adäquate Schiffsbautechnik und Feuerwaffen (im Speziellen jene Kanonen, die an Bord des Schiffes platziert und eingesetzt werden können) [3]. Ähnliche Errungenschaften schreibt Katō den Japanern zu; Erfahrung in der Seefahrt, gesammelt durch jahrhundertelange Handelsbeziehungen mit China, wird ab der Muromachi-Periode (1336–1573) durch Navigationskarten gefördert. Sowohl Europa als auch Japan profitieren in Bezug auf Schiffsbau unabhängig voneinander von dem Wissen der Araber; shōgun Ashikaga Yoshimitsu 足利 義満 (1358-1408) beschäftigt einen Araber, der sein Wissen an die japanischen Flotten weitergibt.
Vom Randgebiet ins Zentrum
Den Vorstößen angelsächsischer Piraten im Atlantik stellt Katō die wakō 倭寇 gegenüber; japanische Seeräuber, die sich zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert auf das Chinesische Meer und seine Küsten spezialisieren. Allein in den Jahren 1607 bis 1635 haben laut Iwao Seiichi regelmäßig 341 mit wakō bemannte Schiffe zwischen japanischen Häfen, Thailand, und Luzon geplündert. Doch nicht nur auf See kommt den Japanern nun Aufmerksamkeit zu. Katō zitiert den im Jahr 1610 versandten Brief eines Spaniers in Japan an den spanischen Königshof:
Auch außerhalb des Heimatlandes siedeln sich die Japaner an: China beherbergt ein autonomes, von Japanern besiedeltes Areal; 800 japanische Soldaten sollen sich in der Leibgarde des Königs von Thailand finden; die Bevölkerung „Japantowns“ in den Außenbezirken von Manila sprengt 1620 die 3.000-Mann-Grenze; ein Zehntel der Angestellten der East India Company in Batavia (heute Jakarta) ist japanischer Herkunft. Japan greift nach Südostasien, während gleichzeitig England und die Niederlande vom Westen aus nach Afrika und Indien streben; die einstigen Randgebiete Eurasiens „establish[…] one stronghold after another along the southern coast of the continent. […] What had been the “periphery” suddenly began to enlarge the mental map of the world, thanks to the new techniques of naval warfare” [4].