Hokushin

Aus Kamigraphie
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Der Gott Hokushin 北辰 stellt die Vergöttlichung des Polarsterns dar und ist eng verbunden mit seinen religiösen Gegenstücken, dem Taiitsu 太一 im Daoismus und dem Myōken Bosatsu 妙元菩薩 im Buddhismus.

Astronomischer Hintergrund

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Beim Polarstern, auch genannt Nordstern, handelt es sich um einen Fixstern, der ungefähr im Himmelsnordpol bzw. über dem Nordpol der Erde liegt. Daher scheint der nächtliche Himmel auf der nördlichen Hemisphäre um den Nordstern zu rotieren. Aufgrund der Präzession der Eradachse welchselt die Bezeichnung Nordstern zwischen verschiedenen Sternensystemen. Der derzeitige Nordstern, Polaris, ist bis ca. 3000 n. Chr., der dem Himmelsnordpol am nächstgelegene Stern.

Der Nordstern bildet den Abschluss des Henkels im Sternbild des kleinen Scheffels, auch genannt nördlicher Scheffel bzw. ursa minor. Der große Scheffel, auch genannt südlicher Scheffel ursa major, weist ebensfalls eine Verbindung zum Polarstern auf. Die beiden Sternensysteme, Merak und Dubhe, die das Ende der Schöpfkelle darstellen, bilden eine Gerade, die direkt zum Nordstern zeigt.

Die Bedeutung des Polarsterns liegt darin, dass auf der nördlichen Halbkugel durch seine Position am Nachthimmel die Himmelsrichtung Norden bestimmt werden kann. Er besitzt daher besondere Bedeutung in der Navigation bzw. Orientierung, vor allem in frühen Gesellschaften. Weiters schreiben ihm solche Gesellschaften auch die besondere kultische Bedeutung zu, da der Nachthimmel um ihn zu rotieren scheint.

Ursprünge und Bedeutung

Da in der chinesischen religiösen Einflusssphäre verschiedene und vor allem nicht exklusive Religionen vorherrschten, bestand die Tendenzen in den meisten religiösen Gruppen, göttliche Glaubensvorstellungen anderer Religionen zu entlehnen bzw. sie zu synkretisieren. [1] Dadurch kann eine rückwirkende Trennung von verschiedenen Aspekten innerhalb einer Glaubensvorstellung, wie z.B. Hokushin, nicht immer eindeutig durchgeführt werden. Hokushins Ursprünge entstammen der Verbindung mehrerer Aspekte verschiedener Religionen, wie Daoismus oder auch dem Naturglauben.

Japanische Einflüsse

Ein möglicher Einfluss auf den späteren Hokushin Glauben könnte eine bereits bestehender Naturglauben in Japan gewesen sein. So vermutet Arechi, dass angesichts der weiten Verbreitung von Shintō-Schreinen, die einen Bezug zu dem Polarsternglauben aufweisen, eine primitive Form eines Sternkults bereits vor der Ankunft des Buddhismus in Japan existiert haben könnte. [2]

Ein mögliches Beispiel könnte der Yashiro-Schrein nahe Kumamoto sein. Laut einer Schreinlegende wurde die Gottheit Chintaku Reifushin im späten 7. Jahrhundert von koreanischen Einwandern eingeführt. Diese Gottheit, die ihre Ursprünge in einem daoistischen Nordsternglauben hat, sei mit lokalen Kami, astronomischen Wissen, und chinesischer Kosmologie und rituellen Praktiken verbunden worden. [3]

Ein weiterer, auf Japan beschränkter Aspekt ist die weit verbreitete Verwendung von sogenannten heiligen Steinen, die laut Legende von Himmel gefallen seien. Eine mögliche Erklärung dafür könnte sein, dass es sich hierbei um Meteoriten handelt und der Ort ihres Einschlags als heilig verehrt wurde. [4]

Auch Ame no Mikanushi 天の御中主, „der Herr über die Mitte des Himmels“, die erste Gottheit der Schöpfung im Kojiki, wird oft als japanisches Gegenstück zum Polarsternglauben interpretiert. [5]

Chinesische Einflüsse

Unumstritten ist, dass der Polarstern eine wichtige Rolle in der chinesischen Astronomie und Mythologie spielt. Laut dem Shiji 史記 („Aufzeichnungen der Geschichte“, geschrieben 109-91 v. Chr.) von Sima Qian wurde der Himmel in der chinesischen Astronomie in fünf Regionen geteilt: Die vier Kardinalrichtungen und das Zentrum, in dessen Mitte der Polarstern liegt. [6] Die Region des Nordsterns wird auch als purpurne verbotene Eifriedung bezeichnet. [7] Der Nordstern wird aufgrund der Tatsache, dass die sämtliche andere Sternkonstellation um ihn rotieren, als oberste Gottheit, die über das Universum herrscht gesehen. Dieser wird auch mit dem Kaiser auf Erden identifiziert. [8]

Der große Scheffel ist der Vorstellung nach das Fahrzeug des Kaiser. Die Bewegung des großen Scheffels wird dem Vergehen der Zeit und dem Zyklus der Jahreszeiten gleichgesetzt. [9] Dem verbreiteten Glauben zufolge, bekam der große Scheffel die Anweisung des Polarsterns und herrschte über die Lebensspanne der Menschen und das Geschick und das Vermögen. [10]

„In China, the North Star was regarded as the supreme deity that ruled over the entire universe because it appeared as if the constellations revolved around the North Star. From ancient times, the North Star was combined with the popular Ursa Major faith. Thus, it was believed that Ursa Major received the decrees of the North Star and thereby governed the human life span and material fortunes.“ [11]

Laut einem Weishu 緯書-Text über „Frühling und Herbst“ ist der himmliche Herrscher und Kaiser des Himmel (天皇大帝, chinesisch: tianhuang dati, japanisch: Tenkōtaitei) „der Polarstern“. Auch chinesische Sternenkarten tragen, die Bezeichnung tianhuang für den Polarstern. In den Analekten des Konfuzius wird er auch als Ideal des politschen Handelns erwähnt: Ein Herrscher, der die Regierung durch seine Rechtschaffenheit ausübt, wird mit dem Polarstern verglichen, der „seinen Platz hält, während alle anderen Sterne ihm Ehre erweisen“. [12]

Der Polarsternglaube in China wurde mit dem daoistischen Konzept des Taiitsu („das Große Eine“), dem ursprünglichen monistischen Prinzip, überlagert. Dabei wird dieses auch mit dem Nordstern in Verbindung gebracht. [13]

Unter der Herrschaft der Tang Dynastie (618-907 n. Chr.) in China wurde die Daoismus gegenüber anderen religiösen Richtungen bevorzugt. Durch die besondere Stellung, die Polarstern in der Tang-Dynastie inne hatte - so führte Kaiser Li Zhi 李治 (628-683 n. Chr.) ab 674 den Titel tianhuang 天皇 als offiziellen Kaisertitel [14], führte zur stärkeren Verbreitung des Nordsternglaubens. In der Folge fand auch das buddhistische Gegenstück, Myōken Bosatsu, eine größere Verbreitung. [15]

Verbreitung und Theorien

Laut Teeuwen war der Nordsternglauben auch im späten 8. Jahrhundert noch populär, wurde aber von der Obrigkeit als vulgär und rituell verunreinigend gesehen. So wurden ab 796 mehrere Edikte erlassen, die den Verehrung verboten. Besonders die Bewohner der Hauptstadt, der Heimprovinzen als auch die der Provinzen Ise und Omi wurden mehrmals dazuaufgefordert, die Verehrung zu unterlassen. Im Jahre 927 wurde im Engi-shiki schließlich vorgeschrieben, dass, „wenn die geweihte Prinzessin auf dem Weg ist, den Schrein der großen Gottheit zu besuchen, vom ersten bis zum dreizehnten Tag des neunten Monats, ist es verboten, heilige Laternen, die dem Polarstern gewidmet sind, in der Hauptstadt, den Heimprovinzen und in den Provinzen Ise und Ōmi zu entzünden.“ [16]

Im Yashiro-Schrein in Kumoto hat die Verehrung des Polarsterns seit mehreren Jahrhunderten Tradition. Auch heute existiert noch ein Sternenfest dort. [17] In Ise existierte ebenfalls bis in die späte Edo-Zeit das Yamamiya sai (山宮祭, „Das Bergschrein-Fest“), das zur Ehren von Myōken statt fand. [18] Yoshino Hiroko theorisiert auch in mehreren Schriften, dass die Riten im Ise-Schrein auf dem Nordsternglaube basiere. [19]

Verweise

Anmerkungen

  1. Inoue 2003
  2. Arechi 2007
  3. Arechi 2007
  4. Arechi 2007
  5. Teeuwen 2006:96
  6. Arechi 2007
  7. Palmer 1991:74
  8. Arechi 2007, Werner 1994:144, Palmer 1991:74
  9. Arechi 2007
  10. Iwai 2006
  11. Iwai 2006
  12. Teeuwen 2006
  13. Werner 1994:144
  14. Barrett 2000
  15. Arechi 2007
  16. Teeuwen 2006:93-94
  17. Arechi 2007
  18. Teeuwen 2006:94-95
  19. Teeuwen 2006

Quellen

  • Tim Barrett 2000
    „Shinto and daoism in early Japan.“ In: John Breen und Mark Teeuwen (Hg.), Shinto in history. Richmond: Curzon 2000.
  • Inoue Nobutaka, u.a. (Hg.) 2003
    Shinto: A short history. New York: RoutledgeCurzon 2003. (Jap. Originalausgabe 1998; Ü. ins Englische von Mark Teeuwen und John Breen, Exzerpt.)
  • Edwina Palmer 1991
    „Land of the rising sun: The predominant east-west axis among the early Japanese.“ Monumenta Nipponica 46/1 (1991), S. 69-90.
  • Mark Teeuwen 2006
    „The imperial shrines of Ise: An ancient star cult?“ Culture And Cosmos 10/1&2 (2006), S. 83-106.
  • Edward T.C. Werner 1994
    Myths and legends of China. Mineola, New York: Courier Dover Publications 1994. (Nachdruck 1922.)

Dieser Artikel wurde ursprünglich für das Schwesterprojekt Hachiman-no-pedia verfasst.