Wani

Aus Kamigraphie
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ThemengruppeGeister (inkl. Tiere und Monster)
Name Wani, 和邇, 鰐
Sonstige Namen Krokodil, Meeresungeheuer, Seedrache
Herkunft Möglicherweise südliches China
Ikonographie Schlangenähnlicher Körper, Kopf ähnlich einem Hai, Drachen oder Krokodil
Attribute, Begleiter Shapeshifter, leben im Wasser, aber auch an Land.
Funktion, Wirkkraft Transport von Menschen zum Drachenpalast
Dieser Artikel wurde ursprünglich für das Schwesterprojekt Fudokipedia verfasst.
Toyotama-hime in ihrer ursprünglichen Gestalt als Meeresungeheuer (wani), imaginiert von Hokusai
Illustration der Geschichte des Weißen Hasen, der von Wani attackiert wird, ebenfalls von Hokusai

Wani 鰐 ist in heutiger Zeit die Bezeichnung für Krokodile oder Alligatoren. In japanischen Lexika, z.B. Daijirin 大辞林, wird das Wort auch als alter Name einer Haiart identifiziert.

Wani im Mythos „Der weiße Hase von Inaba“

Laut Antoni handelt es sich bei den wani in der Erzählung des „weißen Hasen von Inaba“ um ein Krokodil, genauer gesagt um das Leistenkrokodil crocodilus porosus, welches in Küstennähe lebt. Sein Habitat erstreckt sich von der Ostküste Indiens über Südostasien bis zur Nordküste Australiens. Dank seiner Fähigkeit, lange Strecken zurücklegen zu können, fand das Leistenkrokodil, obwohl nur vereinzelt, auch in Japan Verbreitung. Der Begriff wani könnte vom chinesischen wan-ê abstammen, was dort ebenfalls Krokodil bedeutet. (Antoni 1982: 274) Dementsprechend würde es sich bei den Erzählungen über wani im Izumo fudoki auch nicht um Haie, sondern um Krokodile handeln. Dazu kommt, dass in den Auflistungen aller Meerestiere in den verschiedenen Gegenden in Izumo manchmal nicht nur wani, sondern auch same (Haie) aufgeführt werden, dass man also sehr wohl zwischen Haien und Wani differenzierte. (Antoni 1982: 46)

Bedeutung in den Mythen

Der Begriff wani kommt auch an anderen Stellen der klassischen Mythen, u.a. im Mythos von Bergglück und Meerglück vor. In diesem Kontext ist er wahrscheinlich nicht in strengem Bezug zu Krokodilen oder Haien zu sehen. Viel eher umreißt er in den ältesten Texten die schemenhafte Vorstellung der damaligen Bevölkerung von einem Meeresungeheuer. Wie am Beispiel der Illustration Katsushika Hokusais von der Niederkunft Toyotama Himes aus den Kiki erkennbar ist, entschied sich der Künstler in diesem Fall, die Erscheinungsform der Drachenprinzessin, die in den alten Texten ebenfalls als wani bezeichnet wird, als mythologischen Seedrachen darzustellen. Im Genji monogatari wird das Wesen, in das sich Toyotama Hime verwandelt als "creature of the deep" dargestellt (Tyler 2009:131-132).

Quellen

  • Klaus Antoni 1982
    Der weiße Hase von Inaba: Vom Mythos zum Märchen. Analyse eines japanischen, Mythos der ewigen Wiederkehr‘ vor dem Hintergrund altchinesischen und zirkumpazifischen Denkens. Wiesbaden: Franz Steiner Verlag 1982.
  • Royall Tyler 2011
    „Genji and the luck of the sea.“ The Disaster of the Third Princess. Canberra: ANU E Press 2011, S. 131-156. (Exzerpt.)