Religiöse Umbrüche der frühen Neuzeit

Aus Kamigraphie
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Ōtomo Sōrin

Den meisten Quellen nach wurde Sōrin im Jahr 1530 geboren. Es ist unklar ob seine Mutter aus der Adelsfamilie der Bōjō stammte oder die Tochter von Ōuchi Yoshioki war. Er hatte zwei jüngere Brüder, Haruhide und Shioichimaru sowie vier Schwestern. Die Quellen sind sich uneinig im Bezug auf Sōrins Charakter. Japanische Quellen aus der Edo-Zeit stellten ihn als Herrscher dar, der dem Luxus, dem Wein und den Frauen frönte und sogar eigene Gefolgsmänner töten ließ um an ihre Frauen zu kommen. Die Berichte der Jesuiten zeichneten ein komplett anderes Bild von Sōrin. Sie stellten ihn als väterlichen Herrscher, der von seinen Untertanen geliebt wurde, dar. Sōrin kam 1550, als 21. Familienoberhaupt der Ōtomo durch die sogenannte "Rebellion des 2. Flurs", an die Macht und erbte bei seiner Machtübernahme die Position des Daimyō über Bungo und Higo.

Expansion und Konflikt

Nachdem Ōuchi Yoshitaka von einem seiner Gefolgsleute verraten wurde, nahm Sōrins Bruder, Haruhide, den Namen, Ōuchi Yoshinaga an und übernahm 1552 die Stellung des Oberhauptes dieser Familie. Da die Familien der Ōuchi und die der Shōni (die zuvor von den Ōuchi besiegt worden waren) zu diesem Zeitpunkt kaum Macht in Kyushu besaßen, umwarb Sōrin das Shogunat mit vielen Geschenken, um als Daimyō von Hizen anerkannt zu werden. 1554 erreichte er dieses Ziel. Anders als Bungo und Higo, hatte Sōrin Hizen durch politische und diplomatische Schachzüge übernommen. Bis 1559 übernahm Sōrin die Macht über Buzen, Chikuzen und Chikugo. Im 11. Monat des selben Jahres wurde er von Shogun Ashikaga Yoshiteru zum "Kyushu Tandai" (dem Militärgouverneur von Kyushu) ernannt. Sōrins Expansionsambitionen gerieten allerdings bald mit den Mōri, die ihren Einfluss nach Nord-Kyushu ausbreiten wollten, in Konflikt. 1557 starb Ōuchi Yoshinaga im Kampf gegen Mōri Motonari. Von diesem Zeitpunkt an bis 1569 führten die Ōtomo und die Mōri Krieg um Buzen und Chikuzen. Um die Mōri zu überlisten, verbündete Sōrin sich mit Amago Yoshihisa, dem Daimyō von Izumo. Diese Strategie nannte man "Enkō Kinkō" (sich mit jenen in der Ferne zu verbünden um jene in der Nähe anzugreifen). 1569 schickte Amago Haruhisa eine Armee um die Mōri im Rücken anzugreifen. Dies zwang die Mōri dazu, sich aus Kyūshū zurückzuziehen.

Das Christentum in Japan

Kommen wir nun zum Erscheinen des Christentums in Japan. Die ersten Europäer kamen 1543 in Japan an. 6 Jahre später kam der erste jesuitische Missionar, Franz Xaver nach Japan. Er wurde zunächst freundlich von dem Daimyō der Region, Shimazu Takahisa empfangen. Jedoch verschlechterte sich Takahisas Einstellung im Bezug auf das Christentum und Xaver. 1550 reiste er nach Kyōtō um von dem Shogun die Erlaubnis zum Missionieren einzuholen. Der Shogun hatte zu jener Zeit jedoch kaum noch Einfluss, und Xaver kam zu der Erkenntnis, dass er sich wohl oder übel an die Daimyō der einzelnen Regionen wenden musste. Kurz bevor er nach Indien zurückkehrte, erhielt er 1551 von Sōrin eine Einladung an dessen Hof in Bungo. Dort wurde er herzlich empfangen und ihm wurde erlaubt zu predigen. Nach 2 Monaten kehrte Xaver nach Indien zurück. Vor seiner Abreise übergab Sōrin ihm einen Brief der Freundschaft an den König von Portugal und ließ Xaver von einem Gesandten an den Gouverneur von Goa begleiten.

Entwicklung des Christentums in Bungo

Im Laufe der nächsten Jahre kamen andere Missionare nach Bungo. Sie wurden von Sōrin stark unterstützt. Er stellte ihnen Residenzen und Gebetshäuser zur Verfügung und errichtete sogar Spitäler, in denen sich die Jesuiten um die arme Bevölkerung kümmern konnten. Diese Entwicklungen sorgten für großen Unmut bei den buddhistischen Sekten und es kam zu etlichen Übergriffen auf Missionare. Sōrin musste sogar Gesetze erlassen, die ausdrücklich das Bewerfen der Residenzen der Missionare mit Steinen verbat. Bis zum Jahr 1555, hatte die Anzahl der Christen in Funai, der Hauptstadt von Bungo, 1500 erreicht. Jedoch waren zu dieser Zeit nur Personen der unteren Schichten dem Christentum beigetreten. Als Ōuchi Yoshinaga 1557 von Mōri Motonari getötet wurde, verlagerte sich das Zentrum des Christentums in Japan von Yamaguchi nach Bungo. Sōrin war sehr interessiert an der christlichen Lehre, und bat die Missionare sogar, für seinen Sieg im Krieg gegen die Mōri zu beten. Er konvertierte zu dieser Zeit jedoch noch nicht. Auf der anderen Seite, lud er den Zen-Mönch Iun aus Kyōtō ein, um von ihm zu lernen und ließ den Jurin-ji in Usuki errichten. Es schien so, als ob er keinen innerlichen Konflikt bezüglich der beiden Religionen hatte.

Sōrins Familie

Sōrin Frau war die Tochter von Nata Akimoto, einem Priester des Hachimangu-Schreines. Er hatte drei Söhne; Yoshimune, Chikaie und Chikamori, sowie drei oder vier Töchter. Im Jahr 1575 empfing Chikaie das Sakrament der Taufe. Dies führte dazu, dass erstmal viele Mitglieder der Samurai-Klasse zum Christentum konvertierten. Sōrins Frau empfang tiefen Hass für das Christentum und forderte die Ausweisung aller Missionare. Dies führte dazu, dass die Missionare Sōrins Frau den Spitznamen "Jezebel" gaben. Die Jesuiten sahen sie als Hexe, die sich mit dem Teufel gegen die Kirche verbündet hatte. "Jezebel" zwang einige Gefolgsleute der Ōtomo dazu, ihrem neuen Glauben abzuschwören und brachte auch Yoshimune ins Wanken. Als Tahara Chikatora, der Adoptivsohn von "Jezebels" Bruder, Tahara Chikakata sich 1577 taufen ließ, waren Chikakata und Jezebel außer sich und ließen nichts unversucht, um Chikatora dazu zu bringen zum Buddhismus zurückzukonvertieren. Dies führte zu einer Zeit der Anspannung in Bungo und einer Spaltung innerhalb Sōrins eigener Familie. Schließlich schickte Chikakata Chikatora 1578 zurück zu seiner Familie nach Kyoto und Chikatoras Stelle wurde dann von Sōrins jüngstem Sohn Chikamori besetzt. Sōrins Beziehung mit seiner Frau litten so sehr unter ihrer Christenfeidlichkeit, dass er sich 1578 dazu entschloss sich von ihr zu scheiden. Sōrin heiratete daraufhin eine der Dienstfrauen seiner Frau und verlegte seinen Sitz nach Usuki. Seine Frau empfing die Taufe und nahm den Namen "Julia" an.

Sōrins Taufe

Zu dieser Zeit zog sich Sōrin immer mehr aus den Regierungsgeschäften zurück und widmete sich verstärkt seinem Glauben. Er übergab seine Position als Familienoberhaupt an seinen Sohn, Yoshimune. Am 28. August 1578 wurde Sōrin auf den Namen "Franziskus" (benannt nach Franz Xaver) getauft. 27 Jahre waren vergangen, seitdem Sōrin zum ersten Mal von Xaver über das Christentum gelernt hatte. Die Konvertierung Sōrins sorgte für großen Aufruhr innerhalb und außerhalb der Ländereien der Ōtomo. Viele Buddhisten änderten ihre Meinung über die Arbeit der Missionare.

Feldzug in Hyūga und Niederlage gegen die Shimazu

Zu jener Zeit waren die Ōtomo und die Shimazu die zwei stärksten Familien in Kyūshū. 1578 kamen die Ōtomo ihren Verbündeten, den Itō, zur Hilfe und marschierten in Hyuga ein. Der Feldzug war anfangs sehr erfolgreich und die Ōtomo Armee unter Tahara Chikakata traf kaum auf Widerstand. Unterwegs zerstörten sie buddhistische Tempel und vergaben die Ländereien der Tempel an Gefolgsleute der Ōtomo. Sōrin wollte im Gebiet der Stadt Mushika einen neuen Idealstaat, ein christliches Utopia, gründen; einen Staat, der nach portugiesischem Vorbild funktionieren sollte. Allerdings fügten die Shimazu den Ōtomo in der Schlacht von Mimigawa, eine vernichtende Niederlage zu. Sōrin musste sein Projekt aufgeben und sich nach Bungo zurückziehen. Die Jesuiten sahen die Niederlage als Strafe Gottes an und viele buddhistische Gefolgsleute der Ōtomo gaben ebenfalls dem Gott der Christen die Schuld. Sie sahen die Ursache der Niederlage in der Schmähung des Buddhismus. Jedoch war die Zahl der Christen in Bungo und Buzen bis zum Jahr 1584 auf 3279 gestiegen.

Die Shimazu hatten sich nach der Schlacht von Mimigawa zunächst um die Ryuzoji, die in Hizen die Macht übenommen hatten, gekümmert, was den Ōtomo eine Atempause verschafft hatte. Doch nachdem die Ryuzoji besiegt worden waren, machten sich die Shimazu daran, in die Gebiete der Ōtomo vorzustoßen. Auf Sōrins Bitte hin kam Toyotomi Hideyoshi den Ōtomo 1587 zur Hilfe. Während des Feldzuges empfing Yoshimune zu Sōrins großer Freude die Taufe und erhielt den Namen "Konstantin" am 27. April 1587. Über den genauen Todestag Sōrins sind sich die japanischen und europäischen Quellen uneinig. Er starb entweder kurz bevor oder kurz nachdem die Shimazu am 13. Juni 1587 kapitulierten.

Fazit

Nach Sōrins Tod folgte ihm sein Sohn Yoshimune nach, und die Ōtomo bauten ihre Macht wieder auf. In Hideyoshis Koreafeldzug wurde Yoshimune an der Spitze einer 6000 Mann starken Armee entsandt. Allerdings wurde Yoshimune der Feigheit bezichtigt, da er sich zurückzog, anstatt einem der anderen Generäle zu Hilfe zu kommen. Hideyoshi war so erzürnt über Yoshimunes Verhalten, dass er ihn seiner Ämpter enthob und die Ōtomo als Daimyō Familie absetzte.

Kommen wir nochmal auf das Christentum in Japan zu sprechen. Das Christentum hatte sich in Japan in kurzer Zeit weit verbreitet und viele Anhänger gefunden. Die Gründe dafür waren vielfältig. Zum Einen bestand natürlich großes Interesse am Handel mit den Portugiesen, den die Missionare mit sich brachten. Anderseits begrüßten viele Daimyō, so wie Oda Nobunaga, die neue Religion, da sie ein Gegengewicht zu den einflussreichen buddhistischen Sekten waren. Der letzte Hauptgrund, den ich an dieser Stelle erwähne, war der tatsächliche Glaube an die christliche Lehre. Es ist gut möglich, dass Sōrin sich anfangs hauptsächlich für den Handel mit den Portugiesen interessierte. Den Quellen zu Folge, denke ich, kann man jedoch davon ausgehen, dass er ein aufrichtiger Christ war. Ein Grund, weshalb er sich erst kurz vor seinem Tod offiziell zum Christentum bekannte, hätte die Sorge vor Unruhen oder sogar einem Bürgerkrieg in seinen Ländereien sein können, die eine Konvertierung seinerseits mit sich hätte bringen können. Die Tatsache, dass er sich kurz nach seinem Amtsrücktitt, als er die Verantwortung als Familienoberhaupt und Daimyō nicht mehr tragen musste, taufen ließ, würde diese Theorie unterstützen.

Ishin Sūden

Ishin Sūden wurde 1569 geboren und starb 1633. Er war ein Zen-Mönch der Rinzai Sekte und einer von zwei wichtigen Beratern Tokugawa Ieyasus und seinen Nachfolgern Hidetada und Iemitsu. Er war Berater der Shogun für religiöse und ausländische Angelegenheiten. Die Vermischung dieser beiden Dinge sollte in Japan nicht weiter verwunderlich sein, da die ausländischen Beziehungen Japans stark vom europäischen Christentum geprägt waren und Länder, mit denen Handel getrieben wurde, wie zum Beispiel Portugal oder Spanien, christlich waren.

Ishin Sūden spielte eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Tokugawa-Shogunats. Er war beteiligt an zahlreichen diplomatischen Missionen nach China, das damals unter der Herrschaft der Ming stand, um die Wiederöffnung von Handelsrouten und über das Vorgehen gegen Piraterie in den chinesischen Gewässern.

Sūden gründete zwei Tempel namens Konchi-in, einen in Sunpu, an dem er sich auch häufig aufhielt, und einen in Edo. Er war Vorsteher des Nanzen-ji in Kyoto. Gemeinsam mit Itakura Hatsushige, einem Daimyō, verwaltete er die Organisation der Shintō-Schreine und der buddisthischen Tempel Japans.

Eine seiner wichtigsten Schriften ist das Bateren tsuihou no fumi, das Verbot des Christentums in Japan. Das Ikoku Nikki ist eine Sammlung an Korrespondenzen Japans mit dem Ausland, die während der Zeit von Suden statt fand. Außerdem ist auch noch sein Tagebuch, das Shintei Honkō kokushi nikki, erhalten.

Machtübernahme der Tokugawa

Mit dem Tod Hideyoshis kam es zu einem Machtvakuum in Japan, da sein Sohn erst wenige Jahre alt war. Vor seinem Tod stellte Hideoyoshi ein Konzil aus fünf Ministern zusammen, dass seinem Sohn vorerst beratend zur Seite stehen sollte und bis zu seiner Reife die Regierung leiten sollte. Einer dieser Minister war Tokugawa Ieyasu. Durch geschicktes politisches Handeln schaffte Ieyasu es, de facto Japan zu regieren. Als er sich 1603 schließlich selbst zum Shogun ausrief, praktischerweise war Ieyasu mit den Minamoto, also den orignalen Shogunen verwandt, war seine Macht praktisch kaum anfechtbar und nach der Schlacht von Sekigahara das Schicksal der Toyotomi-Linie vollends besiegelt.

Zu Beginn seiner Herrschaft war Ieyasu dem Christentum gegenüber noch sehr aufgeschlossen und tolerant eingestellt, da ihm der Handel mit dem westlichen, christlichen Ländern wichtig war. Ieyasu nahm die Edikte zur Unterdrückung des Christentums von Hideyoshi zwar nicht zurück, aber er sorgte auch dafür, dass diese nicht durchgesetzt wurden.

Christenverfolgung unter Ieyasu

Die Unterdrückung des Christentums im frühen 17. Jahrhundert ist eine der populärsten und dramatischten Darstellungen aus der Geschichte Japans. Die Verfolgung gilt als eine der brutalsten Verfolgungen von Christen überhaupt und die hauptsächlichen Jahre dieser Verfolgung durch die Regierung waren zwischen 1612 und den 1630ern. Jesuitische Quellen weisen darauf hin, dass die ersten Anzeichen von Verfolgung unter Ieyasu bis auf das Jahr 1605 zurückreichen. So erlaubte er zwar der Bevölkerung dem christlichen Glauben nachzugehen, aber dies war den Daimyō und Samurai streng verboten. Man geht davon aus, dass ein wichtiger Einflussfaktor des Verbots des Christentums im Jahr 1612 ein Korruptionsskandal war, in den ein Mann namens Okamoto Ouhachi verwickelt war, der sich als Christ entpuppte. Es war nicht der Fall von Bestechung, der eine genauere Verfolgung des Skandals durch Ieyasu nach sich zog, sondern das Faktum, dass es sich dabei um einen Christen handelte. Zwei Tage der Veröffentlichung des Bann des Christentum erhielt Ieyasu den Bericht, dass sich in seinem Haushalt 15 Personen als Christen identifiziert wurden. Die Unterdrückung und Verfolgung von Christen begann also in Ieyasus eigenem Haushalt und verbreitete sich von dort zunächst an die Daimyō und Samurai und von diesen an die Bevölkerung.

Die wichtigsten Instrumente der Christenverfolgung in Japan umfassen danka seido, die Registrierungspflicht der japanischen Bevölkerung bei buddhistischen Tempeln, kirishitan aratame, die „Christian revision“-Bewegung, welche sich erstmals gegen die japanische Bevölkerung richtet und nicht gegen ausländische Priester und Missionare oder gegen Samurai. Auch noch erwähnt werden muss die Praktizierung von fumie, wobei Verdächtige auf christlichen Symbole treten und aussagen mussten, dass sie nicht christlich sind. Konnten sie es nicht, wurden sie verhaftet.

Christen wurden während dieser Zeit als ausländisch, barbarisch und anders dargestellt.

Die Deifizierung Ieyasus

Kurz vor Ieyasus Tod im Jahre 1616 rief Ieyasu seine engsten Vertrauten und Berater zu sich und teilte ihnen mit, dass er nach seinem Tod als Gott verehrt werden wolle. Er folgte damit dem Beispiel Hideyoshis, der auch nach seinem Tod im Toyokunischrein verehrt wurde, den Ieyasu allerdings 1615 niederbrennen lies. Er hatte zwar eigene Ideen, wie seine Vergötterung vonstatten gehen sollte, aber seine beiden Berater, Ishin Suden und Tenkai hatten eigene Vorstellungen und hielten sich an das Vorbild Hideyoshis. Für Ishin Suden wichtig zu erwähnen ist, dass sich zwischen ihm und dem zweiten Berater Ieyasus, Tenkai, ein Zwist über die Beerdigung und Deifizierung Ieyasus ergab, bei dem sich Tenkai und dessen Schüler durchsetzte. Ieyasu wurde zweimal begraben. Einmal unmittelbar nach seinem Tod in der Nähe von Sunpu auf dem Berg Kunō. Das zweite Mal ein Jahr später in Nikkō, im ihm zu Ehren neu errichteten Tōshō-gū-Schrein. Die erste Beerdigung wurde schon als shintoistische Deifizierung beschrieben, aber die Feierlichkeiten in Nikkō waren die offiziellen, staatlichen Feiern, in denen Ieyasu den Götterstatus zugeschrieben bekommen. Ieyasu erhielt den Titel Tōshō Daigongen und wurde die offizielle Schutzgottheit des Schreins.

Hakuin Ekaku

Die Rinzai-Schule

Die Muromachi-Zeit (1336-1573), die Herrschaftszeit der Ashikaga Shogune, war eine Blütezeit des Rinzai. Rinzai-Zen war zu jener Zeit geprägt durch das gozan-System, ein hierarchisches Tempelsystem mit engen Verbindungen zum Shogunat und beidseitiger Unterstützung (Borup 2008:15). Mit dem Niedergang des Shogunats Ende des 16. Jh. schwand jedoch allmählich der Einfluss des Rinzai, wodurch er in eine Periode des Niedergangs eintrat (Hershock 2015:93,95).

Zeitnah vollzog sich in Japan, wie weiter oben angeführt, das christliche Jahrhundert, bei dem Ōtomo Sorin in der Anfangsphase und Ishin Sūden in der Endphase eine bedeutende Stellung einnahmen. Für den Rinzai bedeuteten die staatlichen Maßnahmen wie etwa die verpflichtende Eintragung in einen buddhistischen Tempel, die das Ende des Christentums in Japan besiegelten, zwar einerseits eine verstärkte staatliche Unterstützung sowie eine verbesserte lokale Eingliederung, sie führten jedoch andererseits zu einer Zunahme des Materialismus und einer Abnahme der Disziplin in Rinzai-Tempeln. Letztlich sollen solche Maßnahmen des Shogunats, die der Herstellung der sozialen und politischen Ordnung dienten, zu oftmals unerwünschten Veränderungen innerhalb der Rinzai-Gemeinschaft und folglich zu einem intensivierten Bedürfnis nach interner Reform geführt haben (Hershock 2014:97-98).

Auch die Verlagerung der Hauptstadt von Kyoto nach Edo war für den weiteren Verlauf des Rinzai von erheblicher Bedeutung, da sie mit einer religiösen Verlagerung einherging. Rinzai-Zen, das sich zuvor überwiegend an die höheren Gesellschaftsschichten sowie an den Hof von Kyoto wandte, begann nun auch in einer größeren Bevölkerungsgruppe und örtlich verstreuter nach Anhängern zu suchen. Daher entwickelte sich ein populärer Buddhismus, den unter anderem Bankei Yōtaku oder Shido Bu’nan vertraten (Yampolsky 1971:10).

Für neuen Auftrieb innerhalb des japanischen Zen der Tokugawa-Zeit sorgte ferner ein Ereignis gegen Mitte des 17. Jahrhunderts (Dumoulin 1959:228). Ein chinesischer Mönch namens Yin-yüan Lung-ch’i, auch bekannt als Ingen Ryūki (1592-1673), führte infolge seiner Reise nach Japan ein neuartiges, mit Elementen des Reine-Land-Buddhismus der Ming-Dynastie vermengtes Rinzai-Zen ein, das sich zur Ōbaku-Schule entwickelte. (Yampolsky 1971:10). Dieser neuen Zen-Schule wurde sogar Schutz durch das Shogunat sowie das Recht, einen eigenen Tempel zu errichten, gewährt (Mohr 1994:346). Für die damaligen einheimischen Zen-Schulen der Sōtō und Rinzai bedeutete dies, dass sie eine Haltung gegenüber dem Ōbaku-Zen, das sich auf diese Weise in Japan zu verfestigen schien, einnehmen mussten. Das Ōbaku-Zen, das sich als wahres Rinzai-Zen präsentierte, schien insbesondere der japanischen Ausprägung, die Yamposlky (1971:10) als „beinahe schlafend“ bezeichnete, neues Leben einzuhauchen, da sich nun polarisierende Fraktionen innerhalb der Schule bildeten (Mohr 1994:343). Diese neue Bewegung, die sich innerhalb der Rinzai-Schule auftat, erleichterte wohl die spätere nachhaltige Reformierung durch Hakuin Ekaku (Mohr 1994:352).

Biographie

Hakuin Ekaku wurde 1686 in der Poststation Hara (heutiges Numazu in der Shizuoka-Präfektur) als Nagasawa Iwajirō geboren. Seine väterliche Familie der Sugiyama entsprang dem Samurai-Stand und hatte Verbindungen zum Zen, seine mütterliche Familie der Nagasawa war dem Nichiren-Buddhismus zugehörig (Hakuin/Waddell 1999:x-xiii).

Ein in der Literatur überaus häufig erwähntes Ereignis ist der frühe gemeinsame Besuch eines Vortrags mit der Mutter über die buddhistischen Höllen und die dadurch ausgelöste entsetzliche Furcht, selbst ein solches Schicksal erleiden zu müssen. Mit dieser Furcht als grundlegenden Antrieb, trat er schließlich mit 14 Jahren im nahegelegenen Shōin-ji in den Priesterstand ein (Hakuin/Waddell 1999:xiv-xv).

Seine frühe religiöse Laufbahn war von innerer Anspannung und Zweifel hinsichtlich des eingeschlagenen Weges sowie damit verbundenen, ausgedehnten Pilgerfahrten geprägt. (Dumoulin 1959:243-244). Mit 31 Jahren nahm sein Wanderleben schließlich ein Ende: Hakuin kehrte auf Wunsch des schwerkranken Vaters in seinen Heimatort zurück, wo er zehn Jahre später seine große, vollkommene Erleuchtung erlebte und bis zu seinem Tod im Alter von 83 Jahren als Abt des Shōin-ji fungierte. Fortan widmete er sich intensiv der Lehre (Hakuin/Waddell 1999:xxviii-xxxi). Im Zuge dessen entstand ein besonders reichhaltiges schriftstellerisches, aber auch künstlerisches Schaffen (Yoshizawa/Waddell: 2).

Reformierung der Rinzai-Schule

Es war in dieser zweiten, der Lehre gewidmeten Lebenshälfte, dass Hakuin einen bedeutenden Beitrag zur Reformierung bzw. Wiederbelebung der Rinzai-Schule leistete. Sein Zen stellt sowohl eine Rückkehr zur Tradition durch die starke Betonung des Studiums von kōan, wie sie zur Sung-Periode üblich waren, aber auch eine Eingliederung neuer Elemente dar. (Yampolsky 1971:11). Die Lösung der kōan, die zu einer Art Lehrprogramm angeordnet waren, und die damit bezweckte erste Erleuchtungserfahrung sollten mithilfe von zazen sowie der Unterstützung des Meisters in persönlichen Interviews (sanzen) erfolgen (Yampolsky 1971:13-15). Für Hakuin war das Ziel des Zen jedoch nicht das Erreichen der Erleuchtung, vielmehr betonte er die lebenslange Hingabe zur Übung nach der Erleuchtung (Herschock 2014:102). Hakuin bemühte sich ferner um die Verbreitung seiner Lehre auch unter dem einfachen Volk und nahm keine Differenzierung nach Geschlecht oder sozialer Schicht vor. An diese neue Zielgruppe richtete er mit dem Zweck der Vermittlung seiner Lehre auch einige seiner Schriften (Hakuin/Waddell 1999:xxxiv-xxxv).

Hakuins Einfluss war derart weitreichend, dass er selbst heute, beinahe 250 Jahre nach seinem Tod, eine bedeutende Stellung innerhalb des modernen Rinzai-Zen einnimmt (Hakuin/Waddell 1999:vii). So können beinahe alle heutigen Rinzai-Meister auf ihn oder seine Schüler zurückgeführt werden (Yoshizawa/Waddell 2009:1). Die Ursache dafür liegt wohl zumindest teilweise in Hakuins zahlreich hinterlassenen schriftlichen sowie künstlerischen Werken, die eine für den japanischen Buddhismus ungewöhnliche, die eigene Person betreffende, Offenheit aufweisen (Hakuin/Waddell 1999:vii-viii).

Vergleich: Hakuin Ekaku und Ishin Sūden

  • Politisches Engagement: Hakuin Ekaku hatte keine aktive Rolle als Berater von hochrangigen Figuren inne. Allerdings übte er einen gewissen Einfluss auf politische Figuren niedrigeren Ranges aus, was aus seinem Briefkontakt mit einigen Daimyō hervorgeht. Suden war aktiver Berater am Hof der Shogun. Er beriet Tokugawa Ieaysu und seine beiden Nachfolger über religiöse und politische Themen und war auch als Schreiber tätig. Während Sūden also eine bedeutende Rolle in der Politik einnahm, fokussierte Hakuin sich auf sein religiöses Schaffen und die Reformierung des Rinzai.
  • Herkunft/Örtliche Verbindung: Beide waren in Shizuoka tätig.
  • Schriften: Hakuin hinterließ eine Vielzahl von religiösen Schriften, darunter auch autobiographische Werke, Suden wiederum sehr viele Korrespondenzen mit China und Korea sowie politische Schriften für das Tokugawa-Regime.
  • Religiöse Funktion: Hakuin war Abt im Tempel Shōin-ji in Hara, Suden im Nanzen-ji in Kyōtō.

Literatur

  • Jørn Borup 2008
    Japanese rinzai zen Buddhism: Myōshinji, a living religion. Leiden, Boston: Brill 2008.
  • Heinrich Dumoulin 1959
    Zen: Geschichte und Gestalt. Bern: Francke Verlag 1959.
  • Ekaku Hakuin, Norman Waddell 1999
    Wild ivy: The spiritual autobiography of Zen master Hakuin. Boston: Shambhala Publications 1999.
  • Ekaku Hakuin, Philip B. Yampolsky (Ü.) 1971
    The Zen master Hakuin: Selected writings. New York: Columbia University Press 1971.
  • Peter D. Hershock 2014
    Public Zen, personal Zen: A Buddhist Introduction. Lanham u.a.: Rowman & Littlefield 2014.
  • Michel Mohr 1994
    „Zen Buddhism during the Tokugawa period: The challenge to go beyond sectarian consciousness.“ Japanese Journal of Religious Studies 21/4 (1994), S. 341-372.
  • Katsuhiro Yoshizawa, Norman Waddell (Ü.) 2009
    The religious art of Zen Master Hakuin. Berkeley: Counterpoint 2009.
  • Mikio Toyama 1975
    Ōtomo Sōrin. Tokyo: Yoshikawa Kobunkan 1975. (Exzerpt.)
  • Kiri Paramore 2009
    Ideology and Christianity in Japan. (Routledge/Leiden Series in Modern East Asian Politics and History 4.) London, New York: Routledge 2009.
  • Otis Cary 1976
    A history of christianity in Japan: Roman Catholic, Greek Orthodox, and protestant missions. Rutland, Tokyo: Charles E. Tuttle Company, Inc. of Rutland, Vermont & Tokyo, Japan 1976.
  • Bernhard Scheid 2012
    „‚May the leaves and twigs of my descendants bloom forever‘: Posthumous deification among political rulers in pre-modern Japan.“ In: Karl-Heinz Spieß, Immo Warntjes (Hg.), Death at Court. Wiesbaden: Harrassowitz 2012, S. 321–338. (Exzerpt.)