Exzerpt:Moerman 2015
Exzerpiertes Werk:
Thema
In dem Artikel geht es um die Onsenji engi 縁起 des Onsenji Tempels in Arima. Engi ist ein Genre von Geschichten, Bildern und Bräuchen in buddhistischen Tempeln in Japan. Die Geschichten verfolgten unterschiedliche Zwecke, und haben sich so mit der Zeit verändert. Sie wurden bewusst kreiert, um eine einzigartige Identität zu schaffen. In den Geschichten gibt es immer ein buddhistisches Vorbild, dem ein Leprakranker erscheint. Dieser Leprakranke ist in Wahrheit eine Gottheit, die den Glauben und die Frömmigkeit des buddhistischen Vorbilds auf die Probe stellt. So wie in allen engi, wird auch der Mönch Gyōki 行基 vom Heilenden Buddha Yakushi 薬師 getestet.
Persönlicher Kommentar
Für meine Bachelorarbeit zum Thema Gyōki ist dieser Artikel relevant, da ich mich mit unterschiedlichen Darstellungen der Gyōki-Legende auseinandersetze. Im Onsenji engi stellt er die Figur des buddhistischen Vorbilds dar, und deshalb liegt mein Augenmerk besonders auf seiner Person, und welche Rolle er für den Onsenji Tempel gespielt hat und noch heute spielt.
Arima Onsen, Onsenji engi
Bereits zu Gyōkis Lebzeiten war der Arima Onsen 有馬温泉 beim Onsenji bei der Elite beliebt und wurde unter anderen von Herrscher Jomei besucht. Seither besuchten viele Herrscher den Onsenji um zu baden, da er für sein heilendes Wasser und für den heiligen Segen des Medizinbuddhas Yakushi bekannt war. Der heilende Buddha wurde schon im 8. Jhdt. verehrt. Bereits damals wurden ihm zu Ehren Rituale durchgeführt, die den Kranken und Sterbenden helfen sollten. Auch in vielen anderen Onsen-Tempeln sind engi vorzufinden, in denen Yakushi als auch Gyōki vorkommen.
Im Onsenji gibt es ein Bild aus dem 13. Jhdt., das drei verschiedenen Geschichten enthält, von denen eine die Gründungsgeschichte des Onsenji beschreibt. In ihr kommt auch Gyōki vor. Entstanden ist diese Geschichte Ende des 11. Jhdts, als der Mönch Ninsai nach einem Hochwasserschaden zu einer Spendenaktion aufrief (Nishio 1987:76-79). Engi erfüllten im laufe der Zeit verschiedene Zwecke, wie auch an diesem Beispiel deutlich wird.
Laut Zuikei Shūhō 瑞渓周鳳 (1392-1473), Abt der Zenmonastie Shōkokuji und Vertrauter Ashikaga Yoshimitsus, soll Gyōki einem Leprakranken begegnet sein, welcher ihn bittet ihm einen Fisch zu fangen und zuzubereiten. Gyōki geht der Bitte nach, woraufhin der Leprakranke ihn bittet seine Wunden zu lecken, sodass diese dann heilen würden. Auch dieser Bitte folgt Gyōki. Dann enthüllt sich der Leprakranke als der Heilende Buddha Yakushi, der die Frömmigkeit Gyōkis getestet hatte. Er ernannte Gyōki zum Heiligen des Arima Onsen, und versprach, dass dessen Wasser alle Krankheiten heilen würde. Nachdem Gyōki einen Tempel errichtet hatte, sprach er ein Sutra und bat die lokale Gottheit den Onsenji fortan zu beschützen. (Das bedeutet, dass die lokale Gottheit zu einem buddhistischen Beschützer konvertiert). Zuikei soll diese Geschichte „gehört“ haben, während er das Bild im Onsenji betrachtete (Fujiwara 2007:11).
Bei dieser Entstehungsgeschichte handelt es sich um keine einzigartige Geschichte. Es gibt zahlreiche engi, die einander sehr ähneln. Die religiösen Vorbilder, als auch die Buddhas sind austauschbar, aber der Leprakranke und das heilende Bad sind die Konstante. Engi erzählen und illustrieren Entstehung und Beendung menschlichen Leidens. Sie stellen Behauptungen über Reinheit und Unreinheit, Ignoranz und Einsicht, Krankheit und Erlösung auf. Da im Buddhismus alles menschliche Leiden im Geiste entsteht, und kann es auch durch den Geist besiegt werden. Der Leprakranke erfährt durch das heilende Badewasser eine Transformation von einem unreinen irdischen Wesen zu einer Buddha Gottheit.
Der Leprakranke
Er ist die Verkörperung von Krankheit, und kann im Onsen geheilt werden. Lepra wurde im Buddhismus als karmische Erkrankung angesehen. Dem zufolge trug ein Leprakranker aufgrund von Vergehen in der Vergangenheit selbst die Verantwortung für seine Krankheit. Die Shingon Ritsu Bewegung, die von Eison 叡尊(1201-1290) und Ninshō 忍性 (1201-1290) gegründet wurde, hielt Massenzeremonien für Leprakranke. In Hannyaji waren nach Quinter zweitausend Leprakranke Gegenstand der Verehrung bei einem Ritual, das von tausend Mönchen ausgeführt wurde (Quinter 2007:441).
Badehäuser
Das Badehaus war schon immer ein wesentlicher Bestandteil von Klöstern und ein institutionalisierter buddhistischer Brauch. Chōgen, ein Mönch aus dem 12. Jhdt. nahm sich Gyōki zum Vorbild und baute Badehäuser für Mönche und Bürgerliche (Gorai 1975,182). In Nara und Kyōto gab es auch Badehäuser für Leprakranke, physisch Beeinträchtigte und hinin (Aussätzige).
Quellen
- Nishio Masahito 西尾正仁(1987). „Yakushi shinkō to kanjin shūdan: Arima onsen o meguru chūseiteki sekai“. 薬師信仰と勧進集団~ 有馬温泉をめぐる中世的世界. Mikage shigaku ronshū 御影史学論集12:67-86.
- Fujiwara Shigeo 藤原重雄 (2007). „Arima Onsenji no engi-e o megutte“ 有馬温泉寺の縁起絵をめぐって. Onsen no bunkashi 温泉の文化誌. Nihon Onsen Bunkashi Kenkyūkai 日本温泉文化研究会, 11-67.
- Quinter, David (2007). „Creating bodhisattvas: Eison, ‘Hinin’, and the ‘Living Mañjuéri’”. Monumenta Nipponica 62:437-58.
- Gorai Shigeru 五来重 (1975). Kōya hijiri 高野聖. Tokyo:Kadokawa.