Wundersame Geburten in der Mythologie

Aus Kamigraphie
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Wundersame Geburten sind ein verbreitetes Motiv in der historischen Literatur und religiösen Texten. Geschichten solcher Geburten beinhalten oft eine Empfängnis durch mysteriöse oder wundersame Umstände und haben auch oft mit der Einmischung einer Gottheit oder übernatürlichen Elementen zu tun. Oft sind es aber auch komplexe Handlungen, welche mit dem Thema der Schöpfung zu tun haben. Wundersame Geburten kommen in Mythologien aus allen Teilen der Erde vor und im Folgenden werden einige Beispiele, welche sich nicht nur auf die asiatischen Mythologien beschränken, aufgezeigt.

Japanische Mythologie

Kintarō

Kintarō ist eine japanische Sage, ein mukashibanashi, über einen tierliebenden Jungen, der auch übernatürliche Kräfte besitzt, welcher von einer Berghexe großgezogen wird. Es gibt mehrere Versionen der Legende über seine Herkunft, eine davon hat eine „Wundersame Geburt“ als Motiv. Laut dieser soll eine Berghexe durch einen roten Drachen in Form eines Blitzes geschwängert worden sein. Kintarō soll im Mai 956 geboren, und, laut Erzählungen, der Samurai Sakata Kintoki geworden sein, einer der Shitennōs des Minamoto no Yorimitsu.[1]

Momotarō

Die Geburt von Momotarō

Momotarō ist der Protagonist einer sehr beliebten Volkssage, nach welcher Momotarō in einem Pfirsich auf die Erde geschwebt sein und auf einem Fluss getrieben haben soll, bis er schließlich von einer kinderlosen Frau gefunden wurde. Sie und ihr Mann fanden den Jungen im Inneren des Pfirsichs, nahmen ihn auf und gaben ihm seinen Namen. Momotarō besiegte schließlich, mithilfe eines Affen, Hundes und Fasans, einen menschenfressenden ōni. [2]

Kaguya-hime

Die Geburt der Prinzessin Kaguya im Manga von Isao Takahata

In der weltweit bekannten Legende der Kaguya-hime, kommt die Protagonistin ebenfalls unter besonderen Umständen auf die Welt. Ein Bambusbauer findet sie eines Tages im Inneren eines Bambushalms den er gerade schneiden wollte, und da er und seine Frau keine Kinder hatten, nahm er sie mit nach Hause. Es wurden ihm weitere Geschenke durch den Himmel gemacht, Reichtum und edle Stoffe, um Kaguya wie eine Prinzessin großziehen zu können.[3]

Chinesische Mythologie

Houji

Houji war ein mythologischer Herrscher in China, welcher mit der Einführung der Hirse während der Xia-Dynastie in Verbindung gebracht wird und somit auch als Ackergott verehrt wird. Er soll der Sohn von Ku, einem der fünf chinesischen Urkaiser, und seiner Frau Jiang Yuan gewesen sein. Der Legende nach wurde seine Mutter schwanger, als sie in einen riesigen Fußabdruck fiel, welcher von der Höchsten Gottheit des Himmels, Shangdi, hinterlassen worden war. Dies soll ein Zeichen für die göttliche Herkunft Houjis gewesen sein.[4]

Laozi

Laozi als Baby nach der Geburt

Laozi war ein legendärer chinesischer Philosoph, welcher auch als Begründer des Daoismus gilt. Um seine Geburt ranken sich verschiedene Mythen, so gibt es zum Bespiel die Erzählung, dass seine Mutter schwanger wurde, als sie eine Sternschnuppe erblickte und sich gegen einen Pflaumenbaum lehnte. Es wird gesagt, dass er 62 Jahre im Leib seiner Mutter verbracht haben soll und schließlich als alter Mann mit Bart und ganz langen Ohrläppchen, welche ein Zeichen für Weisheit und langes Leben sind, zur Welt gekommen ist.[5] Außerdem gibt es die Erzählung, dass Laozi bereits 13 Mal wiedergeboren wurde, bis er schließlich in seiner „finalen Form“ des Laozi im Alter von 990 Jahren starb.[6]

Liao Taizu/Abaoji

Liao Taizu oder auch Abaoji war ein mongolischer Häuptling und später auch Kaiser und Gründer der Liao-Dynastie. Er wurde 872 in der südlichen Mongolei geboren. Zu seiner Geburt gibt es Legenden, laut welchen seine Mutter geträumt haben soll, dass die Sonne vom Himmel fiel und ihr in den Schoß fiel, woraufhin sie schwanger wurde. Als sie schließlich ihren Sohn gebar, soll der Raum mit einem mysteriösen Licht und einem außergewöhnlichen Duft gefüllt worden sein. Außerdem soll Liao Taizu mit dem Körper eines Dreijährigen auf die Welt gekommen und mit drei Monaten bereits seine ersten Schritte gemacht haben. Darüber hinaus soll er sogar die Fähigkeit gehabt haben, Dinge zu sehen bevor sie passiert sind.[7]

Buddhismus

Gautama Buddha

Die Geburt von Buddha

Siddharta Gautamas Mutter soll, nach zwanzig kinderlosen Jahren, schwanger geworden sein, nachdem sie geträumt hatte, dass ein weißer Elefant vom Himmel herab in ihren Körper fuhr. Es war Brauch, dass eine Geburt im Elternhaus der Königin stattfand, doch Siddhartha kam bereits auf dem Weg dahin, im Blumengarten von Lumbini zur Welt. Auf allen bildlichen Abbildungen der Geburt, ist klar zu erkennen, dass Siddhartha aus der rechten Seite seiner Mutter austrat, was ein Zeichen dafür war, dass er frei von jeder Unreinheit war. Nach seiner Geburt machte er sieben Schritte, unter denen jeweils eine Lotosblüte wuchs, und verkündete: „Ich bin der Herrscher der Welt, der Welt-Älteste, der Welt-Erste. Das ist meine letzte Geburt, es wird keine weitere mehr geben.“ [8]

Hinduismus

Krishna

Die Geburt von Krishna

Krishna war der Sohn von Devaki und ihrem Mann Vasudeva. Der Legende nach war Mutter Erde erzürnt über die Sünden auf der Erde und bat, in Form einer Kuh, den Gott Vishna um Hilfe. Dieser sagte ihr, dass er selbst auf der Erde wiedergeboren werden würde. Auf der Erde hatte ein Prinz namens Kansa seinen Vater ins Gefängnis geschickt um selber König zu werden, daraufhin wurde ihm jedoch prophezeit, dass der 8. Sohn seiner Schwester Devaki ihn töten würde. Daraufhin ließ er Devaki und ihren Mann ebenfalls ins Gefängnis sperren, ließ sie aber am Leben. Er tötete ihre ersten sechs Kinder, das siebte war eine Fehlgeburt. Vishnu selber erschien Devaki in einer Vision und erzählte ihr, dass er ihr achter Sohn sei, Kansa töten, und die Sünden auf der Erde auslöschen würde. Er stieg hinab in ihren Bauch und wurde schließlich als Krishna wiedergeboren.[9][10]

Ägyptische Mythologie

Hatschepsut

Der Bericht über Hatschepsuts Geburt ist im Terrassentempel von Deri-el-Bahari wie folgt zu lesen:

„Der Gott Amun-Re hatte in Theben eine wunderschöne Frau gesehen. Deshalb schickte

Amun-Re Thot, um mehr über sie zu erfahren. Nach dem Bericht ging Amun nach Theben und nahm die Gestalt ihres Gatten, Thutmosis I, an. Er fand sie schlafend, aber sie erwachte vom Duft des Gottes. Amun-Re verliebte sich in sie, kam ihr näher, und Königin Ahmose erkannte in ihm die göttliche Gestalt des Amun-Re. Sie erfreute sich, küsste ihn und sprach: ‚Wahrlich, es ist herrlich, dein Angesicht zu sehen, das als Glanz meinen Gatten umgibt.‘ Amun-Re antwortete: ‚Der Name meiner Tochter, die ich Dir in den Leib gelegt habe, soll deshalb auch Hatschepsut lauten, wie Du es selbst mit eigenen Worten aus deinem Munde gesagt hast.

Hatschepsut wird das treffliche Amt des Königs ausüben im ganzen Land.‘“

Daraus folgt durch den Umstand, dass Amun-Re Hatschepsuts eigentlicher Vater ist, dass auch Hatschepsuts Geburt von besonderer Natur ist. [12]

Griechische Mythologie

Dionysos

Dionysos Geburt aus Zeus Oberschenkel

Nach der bekanntesten Geschichte ist Dionysos der Sohn von Zeus und Semele. In menschlicher Gestalt hatte Zeus eine geheime Liebschaft mit Semele, der Tochter des Königs Kadmos von Theben. Es heißt, die eifersüchtige Hera habe Semele in einer Verkleidung überredet, sie möge sich von Zeus als Liebesbeweis erbitten, sich ihr in seiner wahren Gestalt zu zeigen. Zeus habe sich ihr daraufhin als Blitz gezeigt und sie verbrannt, da Sterbliche es nicht ertragen können einen Gott in seiner wahren Gestalt zu sehen. Da sie bereits mit Dionysos schwanger gewesen sei, habe Zeus ihr Kind zu sich genommen. Er brachte sich eine tiefe Wunde bei und nähte sich die unreife Leibesfrucht in seinen eigenen Schenkel. Nach drei Monaten öffnete er ihn wieder und brachte Dionysos hervor. Dionysos wird deshalb „der zweimal Geborene“ genannt. Mit dieser zweiten Geburt durch Zeus wird seine Göttlichkeit und Unsterblichkeit begründet. Nach diesem Mythos ist Dionysos der einzige unsterbliche Gott mit einer menschlichen Mutter.[13]

Literatur

Bryant, Edwin F. (2007). Krishna: a sourcebook. Oxford, New York: Oxford University Press.

Kohn, Livia (2000). Daoism handbook. Leiden [u.a.] : Brill.

Mote, Frederick W. (2003). Imperial China, 900 - 1800. Cambridge, Mass. [u.a.]: Harvard Univ. Press.

Ozaki, Yei Theodora (2014). Japanese Fairy Tales. Auckland: The Floating Press.

Simpkins, Annellen und Alexander Simpkins (1999). Simple Taoism: a guide to living in balance (3rd Printing ed.). Boston: Tuttle Publishing.

Yang, Lihui und Deming An (2005). The encyclopedia of Chinese Mythology. Santa Barbara: ABC-Clio.

Anmerkungen

s.a. Die_Geburt_des_Ōjin_Tennō