Sieben Glücksgötter
Allgemeines
Die Shichi Fukujin 七福神 sind eine einzigartigen Anordnung von Göttern, die auf diese Weise nur in Japan existieren und die Antoni als eine „feste ikonographische Verbindung ursprünglich eigenständiger Gottheiten“ bezeichnet (vgl. Antoni 1998:127). Die Gruppe dieser Sieben entstand mit der städtischen Kultur in der Muromachi-Zeit 室町時代 (1333 – 1573) und erhielt im Laufe der Edo-Zeit 江戸時代 (1600-1868) ihre bis heute charakteristische Gestalt. Sie bringen das Streben nach materiell-diesseitigem Glück (genze riyaku 現是利益) zum Ausdruck und symbolisieren Glück in Form von Reichtum, Nahrung und langem Leben. Die Gruppe umfasst
- Ebisu 恵比寿, die einzige einheimische Gottheit,
- Daikoku-ten 大黒, Benzaiten 弁才天 und Bishamon-ten 毘沙門天 (auch Tamon-ten), drei den Tenbu 天部 zugeordnete und damit ursprünglich aus Indien stammende Devas.
- Hotei 布袋, eine chinesisch-buddhistische Figur,
- Fukurokuju 福禄寿 und Jurōjin 寿老人, zwei daoistische Wesen.
Die Sieben Glücksgötter von Hokuba
Enoshima
Vergleicht man die Szenerie von Hokubas Darstellung der Shichifukujin mit jener des Hokusai-Blockdrucks, kann man darauf schließen, dass es sich bei der kleinen Insel um Enoshima 江島 handelt. Auch die Darstellung des Fuji 富士山 deutet darauf hin. Am Steg, der der Insel vorgelagert ist, lässt sich ein Torii 鳥居 erkennen, weiter im Inneren der Insel eine kleine rote Pagode, Teil des Enoshima Schreins (Enoshima jinja 江島神社), der mit der Göttin Benzaiten in Verbindung steht [1].
Bildinhalt
Die Sieben Glücksgötter sind offensichtlich, zusammen mit Kindern, mit dem Sammeln von Muscheln und Korallen beschäftigt. Rechts ist Benzaiten 弁財天 auf einem Büffel (?) [2] abgebildet, allerdings ohne das sie auszeichnendes Attribut, die Biwa. Dennoch ist sie als einzige Frau unter den Shichi Fukujin leicht zu erkennen. Links daneben sind an der Spitze der Göttergruppe Daikoku 大黒 und Ebisu 恵比須 dargestellt. Ebisu trägt die Angel in der Hand, links hinter ihm ist ein Korb mit einer roten Brasse (鯛), einem Glückssymbol, zu erkennen. Daikoku, der in bäuerlicher Kleidung und mit bezeichnender Kopfbedeckung den andern voranschreitet, fehlt der charakteristischen Sack, den er normalerweise über seiner Schulter trägt, wenn er nicht mit dem Glückshammer ausgestattet ist. Diesen hält hier der hinter ihm stehende, grimmig blickende Bishamon 毘沙門天 in der Hand. Er ist in eine Rüstung gekleidet, trägt einen Helm und ist mit seinem Dreizack ausgestattet. Auf den ersten Blick leicht zu übersehen ist Bishamons wesentliches Merkmal, die Pagode, die ein im Sack sitzender Junge in der linken (!) Hand hält [3]. Hinter Bishamon kniet Jurōjin 寿老人, der als daoistischer Unsterblicher, sennin 仙人, gilt, am Boden. Er zeichnet sich durch seinen langen weißen Bart und den Stab, an dem eine Schriftrolle, die das Geheimnis des langen Lebens bergen soll (vgl. Schumacher), aus. Als letzter der Gruppe ist Hotei 布袋 wiedergegeben, der in seinem großen Jutesack Muscheln sammelt. Hotei, der sich auf den Mönch Qici rekurriert, soll eine Inkarnation Buddha Maitreyas (Miroku butsu 弥勒仏) sein. Er wird dementsprechend mit dem geschorenen Haupt eines buddhistischen Mönches und der Mönchsrobe, kesa 袈裟, dargestellt, die langen Ohrläppchen deuten auf seinen göttlichen Status hin. Hoteis Sack soll mit Nahrung und Schätzen gefüllt sein und sich niemals leeren. Im oberen linken Teil des Rollbildes fliegt Fukurokuju 福禄寿 auf einem Kranich, einem seiner Botentiere und ein Symbol für langes Leben. Besonders auffallend ist seine Kopfform (Phallussymbol?).
Hier vielleicht noch erwähnenswert ist, dass weder die Biwa Benzaitens noch Bishamons Pagode oder Dreizack Glückssymbole im eigentlichen Sinn darstellen, jedoch bereits ihre Deva-Grundformen des vedisch-brāhmaṇischen Pantheons, Sarasvatī und Vaiśravaṇa, lange vor dem Buddhismus als Glücks- und allem voran Reichtumsgötter verehrt wurden, was womöglich ausschlaggebend für ihre Inkorporierung in die Gruppe der Sieben Glücksgötter war.
Die einzelnen Glückssymbole auf Hokubas Bild
Weitere Darstellungen der Glücksgötter
Quellen
- A to Z Photo Dictionary of Japanese Culture and Art (Online-Enzyklopädie, Mark Schumacher, seit 1995).
- Klaus Antoni 1998Shintō und die Konzeption des japanischen Nationalwesens (kokutai): Der religiöse Traditionalismus in Neuzeit und Moderne Japans. (Handbuch der Orientalistik Abt. 5, Japan; Bd. 8.) Leiden, Boston und Köln: Brill 1998.
- Ugo A. Casal 1958Die sieben Glücksgötter: Shichifukujin. Wiesbaden: Otto Harrassowitz Kommissionsverlag 1958.
- Religion in Japan - Ein Web-Handbuch (Bernhard Scheid, seit 2001).