Exzerpt:Moriarty 1972

Aus Kamigraphie
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-- in Bearbeitung --

Rezensiertes Werk:

Elizabeth Moriarty 1972
„The communitarian aspects of Shintou matsuri.“ Asian Folklore Studies 31/2 (1972), S. 91-140. (Exzerpt.)

Die Autorin

Elizabeth Moriartys Publikationen befassen sich mit asiatischer Folklore. An der Nanzan Universität in Nagoya hat sie neben dem hier rezensierten Werk einen weiteren Artikel zum Thema nenbutsu odori verfasst.

Der Artikel

Ziel des Artikels ist es, darzulegen inwieweit der kommunitaristische Aspekt in matsuri bis in die Gegenwart bestehen geblieben ist. Die Autorin geht dabei davon aus, dass die Gemeinschaft durch die gemeinsame Arbeit auf den Reisfeldern von äußerster Wichtigkeit war und bis heute überdauert hat, wie man an der Gestaltung und den Entscheidungen im Zusammenhang mit den matsuri sehen kann. Ihrer Meinung nach lässt sich dies besser durch Dorf-matsuri als durch urbane Feste darstellen, da diese dabei sind ihren "ritualistischen Symbolismus [...] zu verlieren und zu Festen rein säkularer Natur werden" (Moriarty 1972: 92).

Sie hat dazu folgende fünf Winter-matsuri kleinerer Orte in Japan ausgewählt:

  • Kamimura Shimotsuki Matsuri
  • Ochiai Harukoma Matsuri
  • Shimoakatsuka Ta-asobi Matsuri
  • Kurokawa Nō Matsuri
  • Kashima Jingu Saitosai

Sie beschreibt nicht nur die matsuri selbst, sondern geht auch auf die Geschichte und Organisation der Feste ein. Die Beschreibungen der einzelnen matsuri fallen dabei sehr genau aus und beruhen offenbar auf Beobachtungen der Autorin.

Kritik

Der Artikel ist aufgrund der detaillierten Beschreibung der Feste sehr informativ, liest sich stellenweise aber eher wie ein Reisebericht als ein wissenschaftlicher Artikel. Die Autorin lässt sehr viel Persönliches in ihre Ausführungen einfließen: "As I watch these radiant faces around the fire I recall St. John: 'The Word was the True light that ENLIGHTENS ALL MEN..." (Moriarty 1972: 103). Für ihre Erklärungen der Symbolik, die laut der Autorin hinter den vielen Ritualen stecken, gibt sie meist leider keine Quellen an und stellt sie teilweise als allgemeingültig dar, was die wissenschaftliche Qualität des Artikels weiter mindert: "The whole matsuri takes place after dark until dawn because night is for Kami, day is for man. Another reason given is that phallic symbols should not be seen during the day." (Moriarty 1972: 99)

Sätze wie "No matter what the pitch of excitement in the festivity, the notes of the flute immediately attunes on to the divine, they create an atmosphere of harmony and mystery." (Moriarty 1972: 100) oder "Renewal of life, purification, communion with the Kami and man, harmony of nature, man and Kami...such are the recurring themes in Shinto matsuri...the basic needs of man are the same...we have much to leran from a study of Shinto." (Moriarty 1972: 120) zeichnen ein außerdem sehr romantisches Bild von den beschriebenen matsuri. Laut ihren Berschreibungen sind alle Teilnehmer steits voller Eifer und Freude bei der Sache und trotzen glücklich strömendem Regen und daraus resultierender Kälte.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Autorin zwar viele japanische Fachbegriffe in Fußnoten oder Klammern im Text erläutert, aber auch einige, wie z.B. honden, unerklärt lässt.


Dieser Artikel beschäftigt sich vor allem mit der Darstellung von Volksfesten fünf kleiner Orte, die deswegen auch den größten Teil des Artikels ausmachen. Da in der heutigen Zeit immer mehr Traditionen verschwinden, empfinde ich es als wichtig, auch kleine Einblicke in Feste zu bekommen, die die Zeiten vielleicht nicht mehr lange überdauern werden.

Die Autorin hat wohl aus diesem Grund gezielt matsuri kleinster Dorfe (z.B. mit knappen 300 Dorfbewohnern) gewählt. Es sind Momentaufnahmen des Shintō, von denen sich aber Theorien und Konzepte im Bezug auf den Shintō an sich ableiten lassen. So kommt die Autorin etwa zu dem Schluß, daß die Gemeinschaft durch die vereinte Arbeit auf den Reisfeldern von äußerster Wichtigkeit war und bis heute überdauert hat, wie sich an der Gestaltung und den Entscheidungen im Zusammenhang mit den matsuri sehen läßt.

Sie stellt auch mit Bedauern fest, daß die Urbanisierung dazu geführt hat, daß eine große Zahl der jungen Menschen, die die Dörfer ihrer Eltern ja nur noch zu Feiertagen besuchen, die Bedeutung der Feste ihrer Vorfahren nicht mehr begreifen. Die Symbolik der matsuri geht dadurch verloren und läßt sie zu reinen Vergnügungsfestivitäten werden.


Ein paar Vorkenntnisse sind beim Lesen dieses Textes bestimmt von Vorteil, aber man kann ihm auch mit etwas Phantasie folgen. Allerdings ist der Artikel nicht als Einführung in die Riten des Shintoismus gedacht.