Exzerpt Gethin 1998: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Ansammeln guten karmischen Verdienstes und das Vermeiden karmisch schlechter Resultate ist deshalb im Buddhismus relevant, weil es determiniert, wie die zukünftigen Wiedergeburten aussehen. In der buddhistischen Kosmologie kann ein Lebewesen im samsarischen Kreislauf jeweils in einem der 31 Existenzsphären wiedergeboren werden, wobei manche Existenzen, wie die als Götter (''devas'') oder Menschen weniger leidvoll und daher besser sind als die als Tiere, Höllenwesen oder Hungergeister. Als Resultat von schlechten (''akuśala'', ''pāpa'') Handlungen (was man intentional tut, sagt oder denkt), d.h. schlechtem karma, ist die Wiedergeburt in niederen d.h. schlechteren Sphären, während gutes (''kuśala'', ''puṇya'') Karma zu höheren, guten Wiedergeburten führt. Das Erlangen des ''nirvāna'', also das Beenden des Wanderns im Wiedergeburtenkreislauf, ist jedoch aus jeder der Daseinssphären (außer den untersten vier) heraus möglich. (Vgl. S. 115 - 119)
 
Das Ansammeln guten karmischen Verdienstes und das Vermeiden karmisch schlechter Resultate ist deshalb im Buddhismus relevant, weil es determiniert, wie die zukünftigen Wiedergeburten aussehen. In der buddhistischen Kosmologie kann ein Lebewesen im samsarischen Kreislauf jeweils in einem der 31 Existenzsphären wiedergeboren werden, wobei manche Existenzen, wie die als Götter (''devas'') oder Menschen weniger leidvoll und daher besser sind als die als Tiere, Höllenwesen oder Hungergeister. Als Resultat von schlechten (''akuśala'', ''pāpa'') Handlungen (was man intentional tut, sagt oder denkt), d.h. schlechtem karma, ist die Wiedergeburt in niederen d.h. schlechteren Sphären, während gutes (''kuśala'', ''puṇya'') Karma zu höheren, guten Wiedergeburten führt. Das Erlangen des ''nirvāna'', also das Beenden des Wanderns im Wiedergeburtenkreislauf, ist jedoch aus jeder der Daseinssphären (außer den untersten vier) heraus möglich. (Vgl. S. 115 - 119)
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Die buddhistische Kosmologie und die Karma-Lehre sind engstens verknüpft, denn die Darstellungen der Kosmologie bilden sowohl die verschiedenen Existenzsphären als auch alle möglichen Erfahrungen innerhalb des Saṃsāra ab. (Vgl. S. 120)
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Karma wird im buddhistischen Verständnis folgendermaßen konzipiert:  Eine karmisch relevante Handlung (''karman'') (worunter auch Gedanken als mentale Handlungen und Gesprochenes als verbale Handlungen zählen: „one performs acts (''karma'') of body, speech, and mind“) basiert auf einer Intention (''cetanā''), sodass die Handlung gut bzw. förderlich oder das Gegenteil davon ("wholesome or unwholesome") ist, je nachdem ob die Intention dahinter gut oder schlecht ist, da die Handlung Ausdruck einer guten oder schlechten Mentalität ist. Als schlechte Handlungen gelten daher z.B. töten, stehlen, sexuelles Fehlverhalten, Lügen, Böswilligkeit und falsche Ansichten. Dagegen ist es förderlich, solches Verhalten zu vermeiden und selbstlos, freundlich und aus korrekten Ansichten bzw. Weisheit heraus zu agieren, was zu glücklicheren Wiedergeburten als Menschen oder Götter führt. Als motivierender Faktor hinter schlechten Intentionen werden Geisteszustände wie Hass, Gier und Verblendung bestimmt, welche dann zu schlechten Wiedergeburten in den unglücklichen Existenzbereichen als Tiere, Höllenwesen oder Hungergeister führen. (Vgl. S. 120 f.)
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Das Ziel des buddhistischen Pfades ist es, die schlechten Intentionen, die nicht-förderliche Handlungen motivieren, zu beseitigen, indem man sich einem bestimmten Lebensstil verschreibt und den Geist durch Versenkungspraktiken (''bhāvanā'') trainiert. (Vgl. S. 170)
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In den Abhidharma-Texten wird erklärt, dass freudvolle und leidvolle Empfindungen selbst nicht gut oder schlecht sind sondern als Geisteszustände das Resultat von früherem gutem oder schlechtem Karma sind. Damit ist das buddhistische Heilsziel, nämlich die dauerhafte Erlösung von Leiden, über die Schaffung eines förderlichen oder gesunden Geistes (''wholesome consciousness'') durch die Ablösung von Anhaftungen und die Kultivierung von Einsicht zu erlangen. (vgl. S. 214)
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In seinem Glossar gibt Gethin als Definitionen von karma und karmischem Verdienst daher folgendes an:
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“''Karma/kamma'': good and bad actions of body, speech and mind whose pleasant and unpleasant results are experienced in this and subsequent lives” (S. 320)
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“''puṇya/puñña'': ‘merit’, auspicious and fortunate ''karma'' (S. 321)
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Aktuelle Version vom 29. Juni 2023, 11:52 Uhr

Seiten-Infobox
Themengruppe Exzerpte
Behandeltes Werk
Rupert Gethin 1998
The Foundations of Buddhism. Oxford: Oxford University Press 1998.
Diese Seite entstand im Kontext des Seminars Kamigraphie:Wirtschaft.


In “The Foundations of Buddhism” skizziert der Indologe und Religionswissenschaftler Rupert Gethin eine umfassende Darstellung der wichtigsten Konzepte und Doktrinen des Buddhismus – vom Leben des historischen Buddha, zu den wichtigsten Text und Schulen, den vier edlen Wahrheiten als Grundaussage des Buddha, der Organisierung der buddhistischen Gemeinschaft, buddhistischer Kosmologie, der Lehre vom Nicht-Selbst, dem buddhistischen Pfad zur Erlösung, der Entwicklung des Mahāyāna-Buddhismus und späteren Entwicklungen und Ausbreitungen des Buddhismus in Asien. Bezüglich der Konzeption des karma-Konzepts und seinem Stellenwert innerhalb der buddhistischen Doktrin und Praxis schreibt Gethin folgendes:


Karmischer Verdienst (engl. merit, skt. puṇya, pāli puñña) ist die wichtige Grundlage der Praxis von buddhistischen Mönchen und Nonnen sowie Laien. Karmischer Verdienst entsteht durch bestimmte, (moralisch) gute Handlungen bzw. gutes Karma. Solche guten oder förderlichen (kuśala) Taten bilden laut den Lehren des Buddha den Samen, also die Grundlage für das Reifen guter karmischer Resultate in der Zukunft und in den zukünftigen Existenzen im Wiedergeburtenkreislauf. Dies Resultate können dann wiederum dazu dienen, dass in der Zukunft weitere gute Handlungen getätigt werden, und fördern damit das Vorankommen auf dem buddhistischen Heilsweg. (Vgl. S. 101)


Als Grundlage für karmischen Verdienst gelten drei Arten von Handlungen: Freigiebigkeit bzw. das großzügige Geben von Spenden (dāna), ethisches Verhalten (śīla) und meditative Versenkungspraxis (bhāvanā). Die Praxis von dāna bezieht sich dabei vor allem auf die Verpflichtung der buddhistischen Laien, die Ordensgemeinschaft der Mönche und Nonnen (saṅgha) durch ihre Spenden zu versorgen. Im Austausch dagegen fungiert die Ordensgemeinschaft als “Feld karmischen Verdienstes“ (engl. ‚field of merit‘, skt. puṇya-kṣetra, pali puñña-kkhetta) für die Spendenden, denn die Mönche und Nonnen sind durch ihr der Ordensdoktrin (vinaya) entsprechendes, moralisches Verhalten würdige Empfänger von Gaben, sodass die Spenden an sie karmisch besonders wirksame, gute Taten sind. Außerdem bieten die Mönche und Nonnen im Austausch gegen die materielle Unterstützung den Laien Unterweisungen im dharma, der Lehre des Buddha, an. (Vgl. S. 102 f.) Zugleich wird Großzügigkeit bzw. die Bereitschaft zu großzügigen Spenden (dāna) sowie der Akt des Spendens aber auch als Loslassen von Anhaftung verstanden und ist daher ein Ausdruck der heilsamen geistigen Einstellungen von Nicht-Anhaftung und Freundlichkeit. (Vgl. S. 108) Daher wird in buddhistischen Texten ein Fokus darauf gelegt, aus welcher Intention heraus gespendet wird, bzw. dass diese selbstlos ist, was sich auch in den Praktiken des Verdienst-Transfers des eigenen erlangten Verdienstes zum Vorteil anderer und der Mitfreude am erlangten Verdienst anderer zeigt. (vgl. S. 109)

Ethisch korrektes, gutes Verhalten (śīla) als karmisch verdienstvolle Handlung bedeutet für alle Buddhist*innen ein Einhalten der fünf Vorschriften: Lebewesen kein Leid anzutun, nicht zu stehlen, sexuelles Fehlverhalten zu vermeiden, keine falsche Rede zu tätigen, keine Rauschmittel zu konsumieren. (vgl. S. 110)


Das Ansammeln guten karmischen Verdienstes und das Vermeiden karmisch schlechter Resultate ist deshalb im Buddhismus relevant, weil es determiniert, wie die zukünftigen Wiedergeburten aussehen. In der buddhistischen Kosmologie kann ein Lebewesen im samsarischen Kreislauf jeweils in einem der 31 Existenzsphären wiedergeboren werden, wobei manche Existenzen, wie die als Götter (devas) oder Menschen weniger leidvoll und daher besser sind als die als Tiere, Höllenwesen oder Hungergeister. Als Resultat von schlechten (akuśala, pāpa) Handlungen (was man intentional tut, sagt oder denkt), d.h. schlechtem karma, ist die Wiedergeburt in niederen d.h. schlechteren Sphären, während gutes (kuśala, puṇya) Karma zu höheren, guten Wiedergeburten führt. Das Erlangen des nirvāna, also das Beenden des Wanderns im Wiedergeburtenkreislauf, ist jedoch aus jeder der Daseinssphären (außer den untersten vier) heraus möglich. (Vgl. S. 115 - 119)

Die buddhistische Kosmologie und die Karma-Lehre sind engstens verknüpft, denn die Darstellungen der Kosmologie bilden sowohl die verschiedenen Existenzsphären als auch alle möglichen Erfahrungen innerhalb des Saṃsāra ab. (Vgl. S. 120)

Karma wird im buddhistischen Verständnis folgendermaßen konzipiert: Eine karmisch relevante Handlung (karman) (worunter auch Gedanken als mentale Handlungen und Gesprochenes als verbale Handlungen zählen: „one performs acts (karma) of body, speech, and mind“) basiert auf einer Intention (cetanā), sodass die Handlung gut bzw. förderlich oder das Gegenteil davon ("wholesome or unwholesome") ist, je nachdem ob die Intention dahinter gut oder schlecht ist, da die Handlung Ausdruck einer guten oder schlechten Mentalität ist. Als schlechte Handlungen gelten daher z.B. töten, stehlen, sexuelles Fehlverhalten, Lügen, Böswilligkeit und falsche Ansichten. Dagegen ist es förderlich, solches Verhalten zu vermeiden und selbstlos, freundlich und aus korrekten Ansichten bzw. Weisheit heraus zu agieren, was zu glücklicheren Wiedergeburten als Menschen oder Götter führt. Als motivierender Faktor hinter schlechten Intentionen werden Geisteszustände wie Hass, Gier und Verblendung bestimmt, welche dann zu schlechten Wiedergeburten in den unglücklichen Existenzbereichen als Tiere, Höllenwesen oder Hungergeister führen. (Vgl. S. 120 f.)


Das Ziel des buddhistischen Pfades ist es, die schlechten Intentionen, die nicht-förderliche Handlungen motivieren, zu beseitigen, indem man sich einem bestimmten Lebensstil verschreibt und den Geist durch Versenkungspraktiken (bhāvanā) trainiert. (Vgl. S. 170) In den Abhidharma-Texten wird erklärt, dass freudvolle und leidvolle Empfindungen selbst nicht gut oder schlecht sind sondern als Geisteszustände das Resultat von früherem gutem oder schlechtem Karma sind. Damit ist das buddhistische Heilsziel, nämlich die dauerhafte Erlösung von Leiden, über die Schaffung eines förderlichen oder gesunden Geistes (wholesome consciousness) durch die Ablösung von Anhaftungen und die Kultivierung von Einsicht zu erlangen. (vgl. S. 214)


In seinem Glossar gibt Gethin als Definitionen von karma und karmischem Verdienst daher folgendes an: “Karma/kamma: good and bad actions of body, speech and mind whose pleasant and unpleasant results are experienced in this and subsequent lives” (S. 320) “puṇya/puñña: ‘merit’, auspicious and fortunate karma (S. 321)


Verweise

Literatur

  • Rupert Gethin 1998
    The Foundations of Buddhism. Oxford: Oxford University Press 1998.