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Jannettas Buch stellt insgesamt einen sehr guten Überblick über die Epidemien der Edo-Zeit dar. In ihrem Buch werden die gängigsten Epidemien der Epoche identifiziert und beschrieben und deren Auswirkung auf die Bevölkerungszahlen ordentlich dargelegt. Auch werden immer wieder Vergleiche mit den Verläufen im westlichen Ausland versucht. An der schieren Menge an Fußnoten und Erwähnungen in folgenden Werken zu dem Thema ist ersichtlich, dass man Jannettas Werk durchaus als ein Standardwerk zu Epidemien in Japan zählen kann, welches noch viel Verwendung finden wird in Angesicht der Ausbreitung des Covid-19 Virus in Japan und der ganzen Welt.
 
Jannettas Buch stellt insgesamt einen sehr guten Überblick über die Epidemien der Edo-Zeit dar. In ihrem Buch werden die gängigsten Epidemien der Epoche identifiziert und beschrieben und deren Auswirkung auf die Bevölkerungszahlen ordentlich dargelegt. Auch werden immer wieder Vergleiche mit den Verläufen im westlichen Ausland versucht. An der schieren Menge an Fußnoten und Erwähnungen in folgenden Werken zu dem Thema ist ersichtlich, dass man Jannettas Werk durchaus als ein Standardwerk zu Epidemien in Japan zählen kann, welches noch viel Verwendung finden wird in Angesicht der Ausbreitung des Covid-19 Virus in Japan und der ganzen Welt.
  
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Aktuelle Version vom 16. Dezember 2020, 14:02 Uhr

Behandeltes Werk:

  • Ann Bowmann Jannetta 1987
    Epidemics and mortality in early modern Japan. Princeton, New Jersey: Princeton University Press 1987. (Exzerpt.)

Überblick

Das Buch Epidemics and Mortality in Early Modern Japan wurde von der amerikanischen Historikerin und Japanologin Ann Bowman Jannetta geschrieben und wurde ursprünglich im Jahr 1987 von dem Princeton University Press Verlag herausgegeben. Bei dem Buch handelt es sich um eine gut zweihundert Seiten starke Auseinandersetzung mit dem Einfluss von Epidemien auf die Bevölkerungszahl Japans während der Edo-Zeit von 1603 bis 1868.

Thema

Geleitet wird das auf Englisch verfasste Buch von der Frage, weshalb hochgradig ansteckende Infektionskrankheiten in Japan anscheinend nie so ein verheerendes Ausmaß für die Bevölkerung annahmen, wie dies des Öfteren der Fall in Europa gewesen war? Im Gegenteil, die Periode zeichnet sich anfangs durch einen rasanten Bevölkerungsanstieg aus und auch als sich dieser stabilisierte in der zweiten Hälfte der Edo-Zeit, hatten Epidemien keine größeren Auswirkungen auf die hohen Bevölkerungszahlen des Landes. Zur Erörterung der zentralen Fragestellung, grenzt die Autorin die Zeitperiode sinnvoll auf die gesamte Edo-Zeit ein, welche sich durch eine relativ strenge Isolationspolitik und der längsten Friedensperiode der japanischen Geschichte auszeichnet. Zusammen mit der abgelegenen geographischen Lage des Landes und der vergleichsweisen hohen sanitären Standards zu der Zeit, argumentiert Jannetta, dass so durch für Japan eine Art Cordon sanitaire geschaffen wurde, welcher die Verbreitung von Infektionskrankheiten erheblich erschwerte (Jannetta 1987: 5).

Quellen

Ihre Beobachtungen und Schlussfolgerungen stellt Jannetta aufgrund einer beachtlichen Anzahl an diversen Quellen an. Für die Identifizierung der gut 90 Epidemien der Edo-Zeit beruft sie sich stark auf Sekundärliteratur aus dem Bereich der japanischen Medizingeschichte und anhand von Tempeln geführten Todesregistern (kakochō) und zeitgenössischer Aufzeichnungen, stellt sie anschaulich die Auswirkungen von Epidemien in zwei stark unterschiedlichen Regionen (vor Allem in Hida, aber auch in Sendai) Japans dar.

Aufbau und Inhalt

Das Buch ist in acht Hauptkapitel unterteilt, welche fast alle eine Handvoll an Unterkapitel aufweisen. Nach der Einleitung werden der Forschungsstand und die wesentlichen Quellen, auf die sich die Autorin beruft, dargelegt und im weiteren Verlauf widmet sich jedes Hauptkapitel dann einer Infektionskrankheiten, die am häufigsten in Japan der Edo-Zeit auftraten.

I. Introduction

In einem kurzen Vorwort beschreibt Jannetta, dass Epidemien in der japanischen Geschichtsforschung auf überraschend großes Desinteresse gestoßen sind und nicht denselben verheerenden Ruf wie in Europa zugeschrieben bekommen. Dieser vermeintlichen Wissenslücke gedachte die Autorin in ihrem ausführlichen Buch nachgehen zu wollen. In der drauffolgenden Einleitung stellt sie den damaligen Wissenstand dar und bereitet die für sie relevanteste Sekundärliteratur auf.

II. Epidemic Diseases and Human Populations

Auch das zweite Hauptkapitel „Epidemic Diseases and Human Populations“ fungiert quasi als eine erweiterte Einleitung. Hier beschreibt sie auf vier Unterkapitel verteilt zuerst über die Charakteristika von Infektionskrankheiten, unternimmt dann einen geschichtlichen Überblick über die Epidemien vor der Edo-Zeit und geht noch einmal auf die vorhin schon genannten Hauptfaktoren ein, weshalb Japan von diesen relativ unversehrt blieb.

III. The Japanese Sources

Im dritten Kapitel stellt die Autorin noch einmal die Quellenlage dar und geht speziell auf die Primärquellen ein, die sie für ihre Forschung heranzieht. Sie hält fest, dass obwohl wenig Interesse in der Hinsicht daran besteht, es doch tatsächlich eine Fülle an adäquatem Material dazu gibt. Zur Identifizierung einzelner Epidemien stützt sich Jannetta auf die Beschreibungen der Symptome in detailreichen zeitgenössischen Werken und Aufzeichnungen, die vom Nihon shoki bis zu Fujikawa Yus Nihon shippei shi (welches sie als ihre bedeutendste Quelle hierfür anführt) reichen (Jannetta 1987: 40). Im zweiten Unterkapitel geht sie dann konkret auf die von Tempeln geführten Todesregister namens kakochō ein. Sehr anschaulich zieht sie die vollständig erhaltenen Register aus der Region Hida heran, um auf Basis dessen eine Analyse über das Ausmaß und Auftreten von Epidemien zu verfasssen.

IV. Smallpox: The Most Terrible Minister of Death

Für die Kapitel vier bis sechs, welche rund die Hälfte des Buches ausmachen und gut hundert Seiten umfassen, wird jeweils eine der schlimmsten Infektionskrankheiten zur Edo-Zeit beschrieben. Kapitel vier befasst sich mit den Pocken, Kapitel fünf mit den Masern und Kapitel sechs mit Dysenterie und Cholera. Für den Aufbau der einzelnen Kapitel wird jeweils die gleiche Untergliederung angewendet. Zuerst wird auf eine Infektionskrankheit generell eingegangen, dann die Merkmale und Symptome dieser beschrieben, ein historischer Überblick über die frühere Verbreitung in Japan geliefert und abschließend die Situation während der thematisierten Edo-Zeit analysiert.

Das vierte Kapitel über die Pocken stellt dabei das weitaus längste und detailreichste Kapitel dar. Sie behauptet, dass die Relevanz einer Krankheit schon an der Anzahl an Nennungen in zeitgenössischen literarischen Werken zu erahnen ist, dabei setzten sich Pocken klar von den restlichen Krankheiten ab, vor Allem in der Edo-Zeit. Sie geht dabei speziell auf die Fälle Sendai und Hida ein. Überraschend im Falle von Sendai war dabei für die Autorin, dass sich die Pocken, welche hauptsächlich Kinder betrafen, nicht nur in der Hafenstadt Sendai immer wieder ausgebreitet haben, sondern auch in den abgelegeneren Dörfern in der Region (Jannetta 1987: 75—76). Besondere Beachtung verdient allerdings das Unterkapitel über die Ausbreitung von Masern in Hida, denn über x Seiten erzielt die Autorin hierhin eine Fülle beachtlicher Resultate, ausführlich aufbereitet in zahlreichen Graphen und Statistiken, aufgrund der sehr gut erhaltenen Datenlage vor Ort. Die hartnäckige Ausbreitung der Pocken führte zu einer hohen Übersterblichkeit bei Kindern und war für ein langsameres Bevölkerungswachstum verantwortlich, da sie sich allerdings auf die junge Bevölkerung beschränkten kam es deshalb nie zu Umbrüchen in der politischen oder sozialen Struktur des Dorfes (Jannetta 1987: 76—97).

V. Measles: An Epidemiological Puzzle

Das fünfte Kapitel über die Masern läuft im gleichen Muster ab, allerdings etwas weniger detailliert, was allerdings auch daran liegt, dass sich im Vergleich zu Europa oder Afrika (in einem kurzen weiteren Extraunterkapitel wird ein Ausflug in andere Kulturkreise unternommen) nicht sonderlich stark ausgeprägt waren im Japan der Edo-Zeit. Den Grund sieht die Autorin in der geographischen Abgelegenheit und der relativ strengen Abschottungspolitik des Landes zu der Zeit. Auch für die Masern unternimmt die Autorin umfassende Analysen aufgrund des Datenmaterials in Hida.

VI. Dysentry and Cholera: Early and Late Arrivals

Auch das sechste Kapitel über Cholera und Dysenterie läuft im schon erläuterten Muster ab. Bei Cholera bezieht sich Jannetta konkret auf die „asiatische Cholera“ mit ihrem Ursprung in Indien, zu welcher sich die meisten Erwähnungen in der japanischen Literatur finden lässt (Jannetta 1987: 155). Wieder sieht die Autorin die späte Ankunft dieser Infektionskrankheiten der Isolationspolitik der Tokugawa geschuldet, denn diese ist erst 1822 zum ersten Mal in Nagasaki aufgetreten und dies trotz der nun gegeben geographischen Nähe Indiens zu Japan (Jannetta 1987: 156—159).

VII. Epidemics and Famine

Über das ganze Buch gezogen, fällt es der Autorin allerdings schwer, genaue Todeszahlen für die einzelnen Epidemien zu erheben. Auf diese Thematik geht sie in dem siebten Hauptkapitel „Epidemics and Famine“ ein, in welchem sie den Zusammenhang von Epidemien mit generellen Krisen und Katastrophen, von denen es in Japan reichlich gab, skizziert. Auch nimmt sie dabei noch einmal ihre Quellen wie die Tempelaufzeichnung der Hida Region unter diesem Aspekt unter die Lupe.

VIII. Conclusions

In ihrer Konklusion lässt die Autorin noch einmal das ganze Buch Revue passieren. Ihre Hauptargumente sind wie nun schon öfters angeführt, die ablegen geographische Lage des Landes und die relative strikte Isolationspolitik zur Edo-Zeit, durch welche sich die Verbreitung von Infektionskrankheiten aus dem Ausland drastisch verzögerten und so kaum zur Entfaltung in Japan kamen. Dadurch blieb dem Japan der Edo-Zeit großes Massensterben auf Grund von Epidemien erspart.

Anmerkung

Jannettas Buch stellt insgesamt einen sehr guten Überblick über die Epidemien der Edo-Zeit dar. In ihrem Buch werden die gängigsten Epidemien der Epoche identifiziert und beschrieben und deren Auswirkung auf die Bevölkerungszahlen ordentlich dargelegt. Auch werden immer wieder Vergleiche mit den Verläufen im westlichen Ausland versucht. An der schieren Menge an Fußnoten und Erwähnungen in folgenden Werken zu dem Thema ist ersichtlich, dass man Jannettas Werk durchaus als ein Standardwerk zu Epidemien in Japan zählen kann, welches noch viel Verwendung finden wird in Angesicht der Ausbreitung des Covid-19 Virus in Japan und der ganzen Welt.