Kirin: Unterschied zwischen den Versionen
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Die erste Erwähnung eines Kirin als nicht-mythologisches Wesen, sondern als tatsächliche Giraffe, war im Jahr 1414, als Sultan Saif al-Din Hamzah den damaligen chinesischen Kaiser Yongle eine Giraffe als Geschenk aus der Region des heutigen Bangladesch mitbrachte. Besagte Giraffe wurde als das mythische Qilin identifiziert, ein Zeichen dafür dass der Kaiser ein barmherziger und friedensfördernder Herrscher ist <ref>Liscomb 2016, S. 341</ref>. [[Bild:Qilin.png|thumb|Die im Jahr 1414 an Kaiser Yongle geschenkte Giraffe]] | Die erste Erwähnung eines Kirin als nicht-mythologisches Wesen, sondern als tatsächliche Giraffe, war im Jahr 1414, als Sultan Saif al-Din Hamzah den damaligen chinesischen Kaiser Yongle eine Giraffe als Geschenk aus der Region des heutigen Bangladesch mitbrachte. Besagte Giraffe wurde als das mythische Qilin identifiziert, ein Zeichen dafür dass der Kaiser ein barmherziger und friedensfördernder Herrscher ist <ref>Liscomb 2016, S. 341</ref>. [[Bild:Qilin.png|thumb|Die im Jahr 1414 an Kaiser Yongle geschenkte Giraffe]] | ||
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Version vom 13. Juni 2019, 10:15 Uhr
Themengruppe | Geister (inkl. Tiere und Monster) |
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Name | Kirin, 麒麟 („Qilin“) |
Sonstige Namen | Drachenpferd, weißer zweigehörnter Hirsch bzw. Reh |
Herkunft | China, Qilin |
Ikonographie | Darstellung einer Giraffe nach chinesischem Vorbild |
Das Fabelwesen Kirin (Qilin im Chinesischen) ist eine chimärenartige Kreatur, welche in Beschreibung dem Einhorn nach westlichem Vorbild entspricht. Es hat den Körper eines Wilds und den Schweif eines Ochsen, gepaart mit Hufen und einem Horn an seinem Kopf[1]. Sein chinesischer Ursprungsname "Qilin" setzt sich zusammen aus den Worten für 'qi' 麒 (männlich) und 'lin' 麟 (weiblich). Heute wird mit Qilin/Kirin, sowohl in Korea, China als auch in Japan, die uns allseits bekannte Giraffe bezeichnet.
Wie aus einem Fehler ein Einhorn wurde
Eine häufige Übersetzung des Kirins in nicht-asiatische Sprachen ist Einhorn, obwohl es ursprünglich als ein zweihörniger Hirsch dargestellt wurde. Jedoch bezeichnen auch Wissenschaftler den Kirin in englischsprachigen Werken als Einhorn [2]. Die Ursache für diese Entwicklung liegt in der chinesischen Übersetzung des qilin, welches nicht als eine einzelne Kreatur existierte, sondern als ein jeweils männlichen und weiblichen Gegensatz (weshalb die Namensunterteilung für "männlich" und "weiblich"). Der von 276 bis 324 lebende Historiker und Poet Guo Pu konkludierte im Rahmen seiner Beschäftigung mit dem Shānhǎijīng (ein Text klassischer chinesischer Literatur, welcher das älteste überlieferte Werk chinesischer Mythologie ist), dass "der 'qi' in qilin kein Horn besitzt, während 'lin' dies schon tut." Erst mehrere hundert Jahre später erhält das Qilin sein zweites Horn, was seine heutige Übersetzung als Einhorn als unzureichend erscheinen lässt[3]. Das weibliche "Lin" ist stark assoziiert mit einem Lied im Shijing (Buch der Lieder), eine Liedersammlung, welche von ungefähr 1000 bis 600 vor Christus datiert[4]. In diesem Lied, die Beine, die Stirne und das Horn des "Lin" wurde mit den Söhnen, Enkel und Verwandten des Prinzen gleichgesetzt[5]. Das fleischige Horn des "Lin" sollte andeuten, dass es bereit war für den Kampf, jedoch ohne den Wunsch, andere zu verletzen. Das "Lin" wurde als gutes Omen für Weltfrieden erachtet[6].
Die verschiedenen Formen des Kirin in China
Abhängig vom chinesischem Zeitalter ändert sich auch das Erscheinungsbild des Qilin. Wenn man vom Kirin im japanischen Kontext spricht, ist es keine Seltenheit dass man sofort an das Logo der "Kirin Brauerei" denkt, welches das Fabelwesen als Repräsentationsfigur nutzt. Im Abbild der Firma wird das Kirin als ein horniges Huftier, welches die Mischform aus Pferd und Drachen aufweist. Das Qilin der Tang-Ära (618–907) besaß große Ähnlichkeit mit dem modernen Kirin aus Japan, mit dem Zusätzen eines Löwenschweifes und brennenden Schultern, jedoch ohne Hufen. Jedoch soll es auch angeblich Fischschuppen besitzen [7]. In der Han-Dynasty (206 b.c. - 220 AD) hingegen besaß der Qilin nur ein einziges Horn und war behuft. Ein möglicher Grund hierfür könnte sein, dass die Schriftzeichen mit dem Radikal für "Pferd" geschrieben wurde[8]. Andere Quellen berichten jedoch auch, dass man Qilin mit dem Radikal für "Wild" schreiben kann [9]. Wie in vielen Geschichten mit Fabelwesen, ist es auch beim Kirin der Fall dass es nur unter bestimmten Bedingungen auftritt. So soll ein Qilin die Geburt von Konfuzius angekündigt haben, in Korea soll Herrscher Dongmyeong, Gründer des Goguryeo-Reiches, ein Qilin wie ein Pferd geritten haben. So macht es Sinn, dass das Auftauchen eines Kirin für die regierende Familie immer ein Vorteil ist. 2012 sollen nordkoreanische Archäologen am Moran-Hügel einen Eingang zu einer Höhle gefunden haben. Ein Steinquader bei diesem Eingang bezeichnet die Höhle als "Einhorn-Höhle", also als Heimstätte eines (koreanischen) Einhorns, welches im Koreanischen, gleich wie im Chinesischen, als "Qilin" bezeichnet wird[10].
Aus Giraffe mach Kirin
Die erste Erwähnung eines Kirin als nicht-mythologisches Wesen, sondern als tatsächliche Giraffe, war im Jahr 1414, als Sultan Saif al-Din Hamzah den damaligen chinesischen Kaiser Yongle eine Giraffe als Geschenk aus der Region des heutigen Bangladesch mitbrachte. Besagte Giraffe wurde als das mythische Qilin identifiziert, ein Zeichen dafür dass der Kaiser ein barmherziger und friedensfördernder Herrscher ist [11].
Aufgrund dieser einmaligen Identifikation eines Qilin als das mythische Fabelwesen (trotz der Differenz in mitunter Länge des Halses) wurden alle nachfolgende Giraffen auch als Qilin identifiziert (dies war vor allem im 15ten Jahrhundert der Fall, als erneut Giraffen als Geschenke an den chinesischen Hof gegeben wurden[12].
- ↑ Helle 2017, S. 44
- ↑ Bush 2016, S. 70
- ↑ Bush 2016, S. 76
- ↑ Lowe 1993
- ↑ Legge 1985, S. 19
- ↑ Liscomb 2016, S. 346
- ↑ Helle 2017, S. 43-44
- ↑ Bush 2016, S. 76-77
- ↑ Chen 2013, S. 539
- ↑ Höhle des Qilin gefunden, dem Einhorn der koreanischen Königsmythologie, in: SOTT. Signs of the Times(13.06.2019).
- ↑ Liscomb 2016, S. 341
- ↑ Liscomb 2016, S. 343