Konjaku monogatari-shū: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Kamigraphie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 22: Zeile 22:
  
 
==''Konjaku'' und ''Ryōiki''==
 
==''Konjaku'' und ''Ryōiki''==
 +
 +
Das ''[[Nihon ryōiki]]'' (frühes 9. Jh.)  gilt als frühestes Werk des ''setsuwa''-Genres, dem auch das ''Konjaku'' angehört. Zwischen beiden Werken gibt es zahlreiche Verbindungen.
 
Weil das ''Ryōiki'' knapp formuliert und oft nicht ganz eindeutig ist, wurden die Geschichten bei der späteren Übernahme in das ''Konjaku'' noch einmal gründlich überarbeitet. Ziel der Redaktion war es nicht, die Geschichten völlig neu zu schreiben, sondern nur alle unklaren Stellen zu verdeutlichen. Diese späteren Lösungen müssen nicht immer der ursprünglichen Intention entsprechen, können aber oft als eine Art Kommentar zum ''Ryōiki'' verwenden werden, da sie zu fraglichen Stellen eindeutige Interpretationen bieten.
 
Weil das ''Ryōiki'' knapp formuliert und oft nicht ganz eindeutig ist, wurden die Geschichten bei der späteren Übernahme in das ''Konjaku'' noch einmal gründlich überarbeitet. Ziel der Redaktion war es nicht, die Geschichten völlig neu zu schreiben, sondern nur alle unklaren Stellen zu verdeutlichen. Diese späteren Lösungen müssen nicht immer der ursprünglichen Intention entsprechen, können aber oft als eine Art Kommentar zum ''Ryōiki'' verwenden werden, da sie zu fraglichen Stellen eindeutige Interpretationen bieten.
  

Version vom 4. April 2019, 13:15 Uhr

Seiten-Infobox
Themengruppe Primärquellen
Werktitel Konjaku monogatari-shū 今昔物語集 („Geschichten aus der Vergangenheit“)
Alternative Titel Konjaku monogatari
Autor unbekannt
Entstehungszeit Heian-Zeit

Das Konjaku monogatari-shū 今昔物語集 ist eine gegen Ende der Heian-Zeit zusammengestellte, nicht (mehr) vollständige 31-bändige Sammlung von etwa 1000 setsuwa-Erzählungen, die in Indien, China und Japan angesiedelt sind. Zahlreiche Geschichten entstammen der ältesten japanischen setsuwa-Sammlung Nihon ryōiki 日本霊異記 aus dem frühen 9. Jahrhundert. Der Titel konjaku leitet sich von der häufigen Wendung ima wa mukashi 今は昔 ("es war einmal...") her.

Aufbau und Inhalt

Man kann das Konjaku monogatari-shū 今昔物語集 aufgrund der Topografie in drei Abschnitte unterteilen. Die ersten 5 Kapitel werden als Tenjiku 天竺 bezeichnet. Diese enthalten Erzählungen aus Indien. Die folgenden 5 Kapitel werden als Shitan 震旦 bezeichnet und bestehen aus chinesischen Erzählungen. Der Rest der Anthologie, Honchō 本朝 enthält Erzählungen aus Japan. Die Reihung der Abschnitte spiegelt die Ausbreitung des Buddhismus von Indien über China nach Japan wieder. Der Inhalt des Konjaku monogatari-shū 今昔物語集 besteht sowohl aus buddhistischen als auch aus säkularen Erzählungen, Themen mit Shinto-Bezug findet man darin jedoch kaum.

Konjaku und Ryōiki

Das Nihon ryōiki (frühes 9. Jh.) gilt als frühestes Werk des setsuwa-Genres, dem auch das Konjaku angehört. Zwischen beiden Werken gibt es zahlreiche Verbindungen. Weil das Ryōiki knapp formuliert und oft nicht ganz eindeutig ist, wurden die Geschichten bei der späteren Übernahme in das Konjaku noch einmal gründlich überarbeitet. Ziel der Redaktion war es nicht, die Geschichten völlig neu zu schreiben, sondern nur alle unklaren Stellen zu verdeutlichen. Diese späteren Lösungen müssen nicht immer der ursprünglichen Intention entsprechen, können aber oft als eine Art Kommentar zum Ryōiki verwenden werden, da sie zu fraglichen Stellen eindeutige Interpretationen bieten.

Konkordanz

Teil 1
Ryōiki Konjaku
I-04 XI, 1
I-05 XI, 23
I-06 XVI, 1
I-07 XIX, 30
I-08 XIV, 36
I-09 XXVI, 1
I-10 XIV, 37
I-12 XIX, 31
I-13 XX, 42
I-14 XIV, 32
I-15 XX, 25
I-16 XX, 28
I-17 XV, 2
I-18 VII, 20; XIV, 6, 12
I-19 XIV, 28
I-20 XIX, 20
I-21 XX, 29
I-22 XI, 4
I-23 XX, 21
I-24 XX, 32
I-25 XX, 41
I-27 XX, 38
I-28 XI, 3
I-29 XX, 26
I-30 XX, 16
I-31 XVI, 14
I-32 XII, 16
I-33 XII, 18
I-34 XVII, 4
I-35 XII, 17
Teil 2
Ryōiki Konjaku
II-01 XX, 27
II-03 XX, 33
II-04 XXIII, 17
II-05 XX, 15
II-06 XII, 26
II-07 XI, 2
II-09 XX, 21
II-10 IX, 24; XX, 30
II-11 XVI, 38
II-12 XVI, 16
II-13 XVII, 45
II-14 XVII, 46
II-15 XII, 25
II-16 XX, 17
II-17 XVI, 13
II-18 XIV, 28
II-19 XIV, 31
II-21 XVII, 49
II-22 XII, 13
II-23 XVII, 35
II-24 XX, 19
II-25 XX, 18
II-27 XXIII, 18
II-28 XII, 15
II-29 XVII, 36
II-30 XVII, 27
II-31 XII, 2
II-32 XX, 22
II-33 XX, 37
II-34 XVI, 8
II-36 XVI, 11
II-37 XVI, 12
II-38 XX, 24
II-39 XII, 12
II-41 XXIV, 9
II-42 XVI, 10
Teil 3
Ryōiki Konjaku
III-01 XII, 31
III-03 XVI, 27
III-04 XIV, 38
III-06 XII, 37
III-10 XII, 29
III-11 XII, 19
III-12 XVI, 23
III-13 XIV, 9
III-18 XIV, 26
III-20 XIV, 27
III-21 XIV, 33
III-23 XIV, 30
III-25 XII, 14

Beispiel

Laut Geschichte I-12 im Ryōiki ist möglicherweise von Dōtōs Herkunft aus dem Haus Ema 恵満 die Rede, im Konjaku von einem Besuch bei einer Person namens Ema.

Textstelle Ryōiki Textstelle Konjaku
高麗学生道登者、元興寺沙門也、 出自山背恵満之家、 而往大化二年丙午、営宇治椅、 往来之時、髑髏在于奈良山渓、為人畜所履、 今昔、高麗ヨリ此ノ朝ニ渡ケル僧有ケリ。 名ヲバ道登ト云フ。元興寺ニ住ケル。 功徳ノ為ニ、始メテ宇治ノ橋ヲ造リ渡サムト思フ心有テ、 営ケル間ニ、北山階ト云フ所ニ恵満ト云フ人有ケリ。 道登其ノ恵満ガ家ニ通フ程ニ、其家ヲ出デ、 元興寺ニ返トフ奈良坂山ヲ通ルニ道辺髑髏有テ、人ニ被踏ル。

Im weiteren Verlauf der Geschichte ertönt die Stimme eines Ermordeten...

Textstelle Ryōiki Textstelle Konjaku
其於後夜、有男声、 告万侶曰、 殺吾之兄欲來、故早去、 夜モ深更ヌレバ、其ノ家ニ宿タルニ、後夜成テ人ノ音シテ来ル。 其ノ時ニ、此ノ人、童子ニ告テ云ク、「我ヲ殺セリシ我ガ兄、此ニ来ニタリ。 我レ速ニ去ナムトス」

... der schlussendlich wieder verschwindet:

Textstelle Ryōiki Textstelle Konjaku
故不忘汝恩、 今宵報耳、 時其母与長子、 為拝諸霊、 入其屋內、 其ノ家ニ入リ来ル。

Tengu

Das Konjaku monogatari-shū 今昔物語集 beinhaltet einige der ältesten Tengu-Erzählungen, diese sind hauptsächlich im 20.Kapitel der Anthologie zu verorten. Die Tengu 天狗 werden in den Erzählungen gemeinhin als bösartige Antagonisten der buddhistischen Mönche charakterisiert. Sie ergreifen unter anderem Besitz von Frauen um Mönche vom rechten Weg abzubringen, wie zum Beispiel in A women haunted by a Tengu goblin visits the quarters of Nisho, the eminent Monk of Butsugenji Temple 仏眼寺仁照阿闍梨房託天狗女来語(20.6) oder verschleppen Mönche auf Bergspitzen wie in A dragon is caught by a Tengu goblin 竜王為天狗被取語(20.11). Die Tengu werden als düstere vogelähnliche Kreaturen dargestellt und besitzen die Fähigkeit eine menschliche Gestalt anzunehmen. Es besteht auch die Möglichkeit, dass Menschen zu Tengu werden. In der Erzählung Empress Somedono is abused by a Tengu goblin 染殿后為天狗被嬈乱語(20.7) verwandelt sich ein Mönch aufgrund seines unstillbaren sexuellen Verlangens in einen Tengu. Der Titel einer leider verloren gegangenen Geschichte wirft jedoch ein eher positives Licht auf die Tengu. "Ein Tengu begleicht seine Schuld bei einem Mönch der ihn gerettet hatte" 比叡山天狗報助僧恩語 (19.34) könnte ein Hinweis auf ein alternatives Tengubild sein.

Verweise

Dieser Artikel wurde ursprünglich für das Schwesterprojekt Nihon Ryo-Wiki verfasst.