Religiöse Umbrüche der frühen Neuzeit: Unterschied zwischen den Versionen

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Vor dem Hintergrund des Niedergangs des Ashikaga-Shogunats (1336-1573) Ende des 16. Jahrhundert und der nachfolgenden Reichseinigung durch die Gründung des Tokugawa-Shogunats (1600-1868) vollzogen sich im Japan der frühen Neuzeit neben diversen politischen, auch einige religiöse Umbrüche. Darunter sind unter anderem die Einführung des Christentums gegen Mitte des 16. Jahrhundert sowie die auf dessen Verbot folgende neue religiöse Gesetzgebung des Tokugawa-''bakufu'' zu zählen. Während das Christentum in Japan seinen Fall erlebte, zeigten sich im Zen-Buddhismus der frühen Neuzeit hingegen Zeichen des Wandels und des Antriebs: Zum einen wurde in der frühen Tokugawa-Periode eine neue Zen-Schule aus China eingeführt und zum anderen erfuhr die schwächelnde Rinzai-Schule im 18. Jahrhundert eine Wiederbelebung und nachhaltige Reformierung.
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==Das Christentum==
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==Der Zen-Buddhismus==
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Die neue religiöse Gesetzgebung des Tokugawa-Shogunats zog eine Reihe von Veränderungen für den japanischen Zen-Buddhismus mit sich. Für den Rinzai bedeuteten die staatlichen religiösen Maßnahmen eine Zunahme an politischer sowie finanzieller Unterstützung, sie gingen jedoch auch mit einer Zunahme an Materialismus und einer Abnahme der Disziplin in den Rinzai-Tempeln einher. Die herbeigeführten Änderungen erreichten schließlich ein derartiges Ausmaß, dass ein Großteil der Rinzai-Gemeinschaft selbst eine Reformierung für notwendig erachtete (Hershock 2014:97-98). In der Sōtō-Schule wiederum wurden strikte Regulierungen eingeführt wie etwa die Voraussetzung, dass Dharma-Lehrende sich zuvor mindestens 30 Jahre lang der Übung gewidmet haben mussten (Mohr 1994:353).
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Neben den Maßnahmen des ''bakufu'' wirkte ein weiterer externer Faktor einen bedeutenden Einfluss auf die nachfolgende Entwicklung der beiden japanischen Zen-Schulen aus. Der chinesische Mönch Yin-yüan Lung-ch’i (1592-1673), auch bekannt als Ingen Ryūki, führt infolge seiner Reise nach Japan ein neuartiges, mit Elementen des Reine-Land-Buddhismus der Ming-Dynastie vermengtes Rinzai-Zen ein, das sich zur Ōbaku-Schule entwickelte. (Yampolsky 1971:10). Das Shogunat gewährte dieser neuen Zen-Schule sogar Schutz sowie die Errichtung eines eigenen Tempels nahe des kaiserlichen Palastes in Kyoto, vermutlich um ein Gegengewicht zu den dortigen, dem kaiserlichen Hofe nahe stehenden Zen-Tempeln zu erzeugen (Mohr 1994:346,349). Für die damaligen einheimischen Zen-Schulen der Sōtō und Rinzai bedeutete diese Entwicklung, dass sie eine Haltung gegenüber dem Ōbaku-Zen, das sich auf diese Weise in Japan zu verfestigen schien, einnehmen mussten. Das Ōbaku-Zen, das sich als wahres Rinzai-Zen präsentierte, schien insbesondere der japanischen Ausprägung, die Yamposlky (1971:10) als „beinahe schlafend“ bezeichnete, neues Leben einzuhauchen, da sich nun polarisierende Fraktionen innerhalb der Schule bildeten (Mohr 1994:343). Diese neue, nach interner Veränderung strebende Bewegung, die sich innerhalb der Rinzai-Schule auftat, fand schließlich in [[Hakuin Ekaku]] ihren Höhepunkt (Mohr 1994:352). Ihm gelang es dem an Bedeutung und Stärke verlorenen Rinzai-Zen neues Leben einzuhauchen und es nachhaltig zu reformieren (Yoshizawa/Waddell 2009:1). Hakuin war ebenso wie Ishin Sūden ein Rinzai-Mönch, im Gegensatz zu diesem spielte er jedoch eine lediglich marginale politische Rolle. Sein Hauptanliegen stellten vielmehr die Lehre und Übung des Zen dar (Yampolsky 1971:11). Es sei an dieser Stelle noch angemerkt, dass die Einführung des Ōbaku-Zen auch innerhalb der Sōtō-Schule eine kritische Auseinandersetzung mit den eigenen Traditionen und Lehren bewirkte, wenn auch in wohl geringerem Ausmaß (Hershock 2014:121).
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==Literatur==
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*{{Literatur:Hakuin, Yampolsky 1971}}
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*{{Literatur:Hershock 2014}}
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*{{Literatur:Mohr 1994‎}}
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*{{Literatur:Yoshizawa, Waddell 2009‎}}

Version vom 25. Januar 2017, 12:48 Uhr

Vor dem Hintergrund des Niedergangs des Ashikaga-Shogunats (1336-1573) Ende des 16. Jahrhundert und der nachfolgenden Reichseinigung durch die Gründung des Tokugawa-Shogunats (1600-1868) vollzogen sich im Japan der frühen Neuzeit neben diversen politischen, auch einige religiöse Umbrüche. Darunter sind unter anderem die Einführung des Christentums gegen Mitte des 16. Jahrhundert sowie die auf dessen Verbot folgende neue religiöse Gesetzgebung des Tokugawa-bakufu zu zählen. Während das Christentum in Japan seinen Fall erlebte, zeigten sich im Zen-Buddhismus der frühen Neuzeit hingegen Zeichen des Wandels und des Antriebs: Zum einen wurde in der frühen Tokugawa-Periode eine neue Zen-Schule aus China eingeführt und zum anderen erfuhr die schwächelnde Rinzai-Schule im 18. Jahrhundert eine Wiederbelebung und nachhaltige Reformierung.

Das Christentum

Der Zen-Buddhismus

Die neue religiöse Gesetzgebung des Tokugawa-Shogunats zog eine Reihe von Veränderungen für den japanischen Zen-Buddhismus mit sich. Für den Rinzai bedeuteten die staatlichen religiösen Maßnahmen eine Zunahme an politischer sowie finanzieller Unterstützung, sie gingen jedoch auch mit einer Zunahme an Materialismus und einer Abnahme der Disziplin in den Rinzai-Tempeln einher. Die herbeigeführten Änderungen erreichten schließlich ein derartiges Ausmaß, dass ein Großteil der Rinzai-Gemeinschaft selbst eine Reformierung für notwendig erachtete (Hershock 2014:97-98). In der Sōtō-Schule wiederum wurden strikte Regulierungen eingeführt wie etwa die Voraussetzung, dass Dharma-Lehrende sich zuvor mindestens 30 Jahre lang der Übung gewidmet haben mussten (Mohr 1994:353). Neben den Maßnahmen des bakufu wirkte ein weiterer externer Faktor einen bedeutenden Einfluss auf die nachfolgende Entwicklung der beiden japanischen Zen-Schulen aus. Der chinesische Mönch Yin-yüan Lung-ch’i (1592-1673), auch bekannt als Ingen Ryūki, führt infolge seiner Reise nach Japan ein neuartiges, mit Elementen des Reine-Land-Buddhismus der Ming-Dynastie vermengtes Rinzai-Zen ein, das sich zur Ōbaku-Schule entwickelte. (Yampolsky 1971:10). Das Shogunat gewährte dieser neuen Zen-Schule sogar Schutz sowie die Errichtung eines eigenen Tempels nahe des kaiserlichen Palastes in Kyoto, vermutlich um ein Gegengewicht zu den dortigen, dem kaiserlichen Hofe nahe stehenden Zen-Tempeln zu erzeugen (Mohr 1994:346,349). Für die damaligen einheimischen Zen-Schulen der Sōtō und Rinzai bedeutete diese Entwicklung, dass sie eine Haltung gegenüber dem Ōbaku-Zen, das sich auf diese Weise in Japan zu verfestigen schien, einnehmen mussten. Das Ōbaku-Zen, das sich als wahres Rinzai-Zen präsentierte, schien insbesondere der japanischen Ausprägung, die Yamposlky (1971:10) als „beinahe schlafend“ bezeichnete, neues Leben einzuhauchen, da sich nun polarisierende Fraktionen innerhalb der Schule bildeten (Mohr 1994:343). Diese neue, nach interner Veränderung strebende Bewegung, die sich innerhalb der Rinzai-Schule auftat, fand schließlich in Hakuin Ekaku ihren Höhepunkt (Mohr 1994:352). Ihm gelang es dem an Bedeutung und Stärke verlorenen Rinzai-Zen neues Leben einzuhauchen und es nachhaltig zu reformieren (Yoshizawa/Waddell 2009:1). Hakuin war ebenso wie Ishin Sūden ein Rinzai-Mönch, im Gegensatz zu diesem spielte er jedoch eine lediglich marginale politische Rolle. Sein Hauptanliegen stellten vielmehr die Lehre und Übung des Zen dar (Yampolsky 1971:11). Es sei an dieser Stelle noch angemerkt, dass die Einführung des Ōbaku-Zen auch innerhalb der Sōtō-Schule eine kritische Auseinandersetzung mit den eigenen Traditionen und Lehren bewirkte, wenn auch in wohl geringerem Ausmaß (Hershock 2014:121).

Literatur

  • Ekaku Hakuin, Philip B. Yampolsky (Ü.) 1971
    The Zen master Hakuin: Selected writings. New York: Columbia University Press 1971.
  • Peter D. Hershock 2014
    Public Zen, personal Zen: A Buddhist Introduction. Lanham u.a.: Rowman & Littlefield 2014.
  • Michel Mohr 1994
    „Zen Buddhism during the Tokugawa period: The challenge to go beyond sectarian consciousness.“ Japanese Journal of Religious Studies 21/4 (1994), S. 341-372.
  • Katsuhiro Yoshizawa, Norman Waddell (Ü.) 2009
    The religious art of Zen Master Hakuin. Berkeley: Counterpoint 2009.