Ikkyū Sōjun: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 17. Januar 2017, 17:34 Uhr

Ikkyuu Soujun.jpg
Seiten-Infobox
Themengruppe Personen (Einzelpersonen, Familien, Gruppen)
Name Ikkyū Sōjun 一休宗純
Lebenszeit geb. 1394 in Kyoto, gest. 1481 in Kyotanabe
Titel Zen Meister

Ikkyū Sōjun 一休宗純 war ein Zenmeister, der für seine exzentrische Zen Praktik bekannt wurde. Er war kritisch gegenüber und distanzierte sich von vielen Aspekten des damaligen religiösen Umfelds, in dem er politisch bedingte Korruption sah, desweiteren vollzog er seine Rituale gerne in Freudenhäusern und Tavernen.

Nach dem Bürgerkrieg baute er den Tempel Daitokuji wieder auf; zu dieser Zeit hatte er mehr als 100 Schüler. Erst in der letzten Dekade seines Lebens tauschte Ikkyū seine Strohsandalen und Schilfhut gegen die Roben eines angesehenen Abtes aus.

Ikkyū trug zum Ritual der heutigen Tee-Zeremonie bei, indem er den heute bekannten Gründer ermutigt hat. Außerdem ist er als Dichter berühmt.

Kindheit

Ikkyū war höchstwahrscheinlich der erste Sohn von Kaiser Gokomatsu Tennō 後小松天皇. Seine Mutter, von der weder Identität noch Name bekannt sind, wurde noch vor Ikkyūs Geburt aus dem Palast vertrieben - manche Quellen erzählen davon, dass ihr von der Mutter des jungen Kaisers ein politisches Agenda vorgeworfen wurde. So soll sie geplant haben, Gokomatsu zu ermorden, um die Kaiserkrone zurück zur südlichen Familie zu bringen. Andere Quellen vermuten, dass Ikkyūs Mutter schlichtweg von zu niedrigem Rang war, um einen legitimen Thronfolger auf die Welt zu bringen. Jedenfalls ist nicht bekannt, wo genau Ikkyū geboren wurde und seine frühen Jahre verbracht hat. Dass es sich aber bei Ikkyūs Familienhintergrund nicht nur um Hagiographie handelt, ist ziemlich sicher. Ein Tagebucheintrag in 1494 von Sugawara Kazunaga erzählt von Ikkyū als Kaisersohn. Außerdem weist Ikkyū in Gedichten des öfteren darauf hin, insbesondere die von seiner Pilgramage zu Gokomatsus Grab.

In 1399 wurde Ikkyū zum Zentempel Ankokuji 安国寺 in Kyoto geschickt, womöglich um ihn für das Shogunat nicht als Gefahr auftreten zu lassen. Ankokuji war ein jissetsu im gozan 五山 System. Somit lernte Ikkyū von seiner Kindheit an sowohl über Buddhismus, als auch über chinesische Klassiker, Kunst und Literatur. Er machte sich dort schon den Ruf als begabter Dichter, das erste ihm angerechnete Gedicht stammt aus 1406, zeigt eine gewisse Einsamkeit.

Die erste Manifestation seiner rebellischen Art zeigte sich im Jahr 1410. Schon in jungen Jahren empfang Ikkyū eine starke Abneigung gegenüber dem gozan System, der Institutionalisierung der Religion, und die damit verbundene Distanz vom Zen. Oft waren Mönche mehr darum bemüht, Macht und Einfluss zu erlangen, als Zen zu praktizieren. Als eines Tages der stellvertretende Abt des Tempels über seinen familiären Hintergrund prahlte, stürmte Ikkyū aus dem Raum, schrieb ein Protestgedicht und verließ schließlich den Tempel.

Erwachsenwerden, Satori

Um den korrumpierten gozan zu entkommen, suchte Ikkyū als nächsten Lehrer den bescheidenen Mönch Ken'o Sōi auf. Dieser lehrte den Zen der Ōtōkan Schule, eine Richtung die aus politischem Hintergrund dem gozan System gegenüberstand. Dass Ikkyu zu dieser Zeit, als Ōtōkan Zen sozial keinen Stellenwert hatte, unter einem Mönch ohne Einfluss zu lernen beschloss, deutet auf Ikkyūs Ernsthaftigkeit hin. So blieb er in Saigonji bei Ken'o, bis dieser in 1414 starb.

Als nächstes suchte Ikkyū den Mönch Kaso Sodon, der ebenfalls für seine Striktheit bekannt war, in seinem Tempel in Katada auf. Als er zuerst ankam, wurde er schlichtweg tagelang sitzen gelassen. Danach haben Tempelgenossen Ikkyū mit Wasser beschüttet, um ihn zu verscheuchen. Als sich Ikkyū auch davon nicht abhalten ließ, wurde er endlich von Kaso als Schüler akzeptiert.

In dieser Zeit erlangte Ikkyu Satori. Dies geschah in zwei Schritten - zunächst verstand er in 1418 den kōan 公案 wumen-kuan, als er einer Ballade eines blinden Sängers zuhörte. Hierfür erhielt er von Kaso den Namen Ikkyū. In 1420 fand vermutlich das eigentliche Ereignis seiner Erleuchtung statt. Dort ruderte er nachts auf einem kleinen Boot auf den Biwa-See, um zu meditieren. Als ihn um Mitternacht eine Krähe aus seiner Meditation weckte, erlangte Ikkyū Satori. Als er Kaso davon erzählte, wurde er getestet: "Du bist nun ein Arhat, aber kein Meister" - "Dann bin ich zufrieden als Arhat und muss kein Meister werden" - "Dann bist du tatsächlich ein Meister." Daraufhin schrieb Ikkyū ein Gedicht über seine Erleuchtung am See. Danach blieb er noch einige Jahre bei Kaso; in dieser Zeit kritisierte er weiter die gozan Tempel.

Wandel

In 1427 gab es einen großen Streit zwischen Kaso und Ikkyū, der ernst genug war, dass letzterer sowohl den Tempel als auch die Stadt Katada verließ. Was der genaue Auslöser für diesen Disput war, steht nicht fest, jedoch gab es zwei Streitpunkte. Einerseits gab es eine bittere Feindseeligkeit zwischen Ikkyū und Yōsō, einem anderen von Kasos Schülern. Andererseits kam Ikkyū in seinen letzten Jahren mit Kigaku, dem damaligen Abt des Daitokuji der für seine Trinkfeste bekannt war, in Kontakt. Von Kaso und dem Autor der Biographie wurde er nicht besonders geschätzt, doch bei der Analyse von Gedichten fand Hirano Hinweise darauf, wie Ikkyū damals bereits Ansätze für seinen typischen Stil zeigte. Womöglich führte dies die Zen Vorstellungen von Kaso und Ikkyū auseinander.

In den folgenden Jahren, zwischen 1424 und 1432, finden sich in der Biographie kaum Einträge - lediglich dass Ikkyū in 1427 ein Gespräch mit Gokomatsu führte, und 1428 zu Kasos Begräbnis erschien. Dass von diesem Zeitraum sonst nichts festgehalten wurde, ist höchstwahrscheinlich darin begründet, dass Bokusai nichts untugendhaftes über seinen Meister schreiben wollte, als daran, dass die Zeit ereignislos gewesen wäre. Vermutlich fand Ikkyū eine Frau und zeugte einen Sohn; jedenfalls stellen diese Jahre eine deutliche Wende in Ikkyūs Lebensstil dar, und wo er vorher ein relativ gewöhnliches Mönchdasein lebte, wurde er nun zur Persönlichkeit als die er bis heute bekannt ist. 1432 fand er sich in der Hafenstadt Sakai ein. Dort praktizierte er Zen in Tavernen und Bordellen, und prädigte Dharma auf seine eigene Art. Einen Vorfall gab es, bei dem Ikkyū mit einem vermeintlichen Schwert bewaffnet durch die Stadt ging, und sobald er darauf angesprochen wurde eine harmlose Holzklinge enthüllte - damit bezweckte er einen Vergleich zu Priestern, die sich mehr um ihren Schein als ums Spirituelle kümmerten. Des weiteren marschierte er einmal zu Neujahr mit einem am Stab befestigten Totenkopf, und nahm den Glückwunsch medetō 目出度う um ihn als Hinweis auf den Totenkopf als "mit herausgesprungenen Augen" zu interpretieren. Damit tätigte er mehrere Aussagen: über die Flüchtigkeit des Lebens, die Ähnlichkeit von Skeleten zu korrupten Priestern und Mönchen, und schließlich eine Perspektive, dass der Tod nichts Schmerzvolles ist. Insgesamt hatte sein Auftreten womöglich nicht seine beabsichtigte Konsequenz, da es oft als amüsante Verrücktheit empfunden wurde, anstatt über die Botschaft nachzudenken. In den späteren 1430er Jahren verließ er schließlich Sakai.

In 1438 zog er in eine kleine Hütte in Kyoto, um sich langsam dem Daitokiji zu nähern. Als er aber 1440 als neuer Abt zum Subtempel Nyōian eingeladen wurde, stürmte er nach wenigen Tagen wieder hinaus, wiederum Gedichte hinterlassend wie der Zen in dem Tempel korrupt und politisch wäre; daraufhin zog er sich zum Rand eines Rotlichtbezirks zurück. 1442 verließ er Kyoto und fand sich gemeinsam mit ein paar Anhängern in einem kleinen Dorf beim Berg Yuzuriha ein.

Alter, Versöhnung mit dem Daitokuji

Ende der 1440er ging er wieder zurück nach Kyoto und wanderte von Ort zu Ort, 1452 wurde ihm dann der Katsuroan präsentiert, "Zuflucht des blinden Esels". Dort beschäftigte er sich mit Kunst - vermutlich hatte er großen Einfluss auf mehrere Kunstrichtungen seiner Zeit, wobei das genaue Ausmaß schwer festzustellen ist. Er hatte genug Schüler, um finanziell unabhängig vom Daitokuji zu sein, und hielt die Mentalität, wenn der Tempel ihn nicht anerkenne, wäre das ein Verlust für den Tempel, nicht für ihn. Zu dieser Zeit schrieb er auch das Jikaishū, eine Gedichtesammlung gefüllt mit vulgären Beschimpfungen seiner Gegner.

1456 fand er im Dorf Takigi die Ruinen des Myōshōji auf, ein Tempel von Daiō Kokushi 大應國師 und der erste Ōtōkan Zen Tempel in Japan. Ikkyū unternahm dessen Wiederaufbau, und fand sich schließlich im Tempel Shūoan im selben Ort ein. Ikkyū war nun davon überzeugt, die Reinkarnation von Hsü-t'ang zu sein, und damit der Begründer des Ōtōkan Zen. Als 1467 der Daitokuji im Ōnin Krieg zerstört wurde, ist Myōshōji defacto zu dessen Ersatz geworden - Ikkyūs nahe Verbindung zur Gemeinschaft in Sakai rückte ihn damit ins religiöse Zentrum der Gesellschaft. Vor seinem Lebensende lernte er noch die blinde Sängerin Mori kennen, die als Liebe seines Lebens gilt und seine Tochter auf die Welt brachte. Schließlich wurde er zum Abt des Daitoku-ji ernannt und half bei dessen Wiederaufbau, bevor er 1481 starb.

Literatur

  • James H. Sanford 1981
    Zen-man Ikkyū. Virginia: Scholars Press 1981.
  • Jon Carter Covell 1980
    Unraveling zen's red thread: Ikkyū's controversial way. Elizabeth, New Jersey: Hollym International 1980.
  • Evgeny Steiner 2014
    Zen-Life: Ikkyū and beyond. Cambridge: Cambridge Scholars Publishing 2014.
  • Sonja Arntzen 1974
    Ikkyū Sōjun : A zen monk and his poetry. Bellingham: Western Washington State College 1974.
  • Sonja Arntzen 1986
    Ikkyū and the crazy cloud anthology: A zen poet of medieval Japan. University of Tokyo Press 1986.
  • Stephen Berg 1989
    Crow with no mouth: Ikkyū, 15th century zen master. US: Copper Canyon Press 1989.
  • John Stevens 1995
    Wild Ways: Zen poems of Ikkyū. Shambhala 1995.
  • Sarah Messer, Kidder Smith 2015
    Having once paused: Poems of Zen master Ikkyū. US: University of Michigan Press 2015.
  • James H. Sanford 1980
    „Mandalas of the heart. Two prose works by Ikkyū Sōjun.“ Monumenta Nipponica 35/3 (1980), S. 273-298.
  • Peipei Qiu 2001
    „Aesthetic of Unconventionality: Fūryū in Ikkyū's Poetry.“ Japanese Language and Literature 25/2 (2001), S. 135-156.
  • Andrew K. Whitehead 2013
    „Sex and a drinking song.“ Comparative & Continental Philosophy Vol.5 No.2 (2013), S. 157-175. (Exzerpt.)
  • Donald Keene 1966
    „The Portrait of Ikkyū.“ Archives of Asian Art 20 (1966), S. 54-65.
  • Thomas Hoover 1980
    The Zen experience. New York: The New American Library 1980.