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Der Text wurde ungefähr 33 Jahre nach [[Shinran]]s Tod von seinem Urenkel Kakunyo 覚如 verfasst, die darauf folgenden Biographien benutzen das Werk als Vorlage. Die zwei grundlegenden Elemente der Lehre, das Nenbutsu 念仏 und der Glaube, bilden ein Ideenfundament für das Godenshō; es steht in direkter Verbindung zum Diskurs über Amida Butsu 阿弥陀仏. Der Text ist eindeutig die Biographie einer Gründerfigur, deren Leben den Anfangspunkt einer neuen religiösen Bewegung darstellt - das steht in einem gewissen Gegensatz zu üblichen Heiligenbiographien. Eines der Hauptziele Kakunyos war es, die Einzigartigkeit des Gründers zu unterstreichen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde [[Shinran]] als eine physische Manifestation Amida Butsus selbst beschrieben. | Der Text wurde ungefähr 33 Jahre nach [[Shinran]]s Tod von seinem Urenkel Kakunyo 覚如 verfasst, die darauf folgenden Biographien benutzen das Werk als Vorlage. Die zwei grundlegenden Elemente der Lehre, das Nenbutsu 念仏 und der Glaube, bilden ein Ideenfundament für das Godenshō; es steht in direkter Verbindung zum Diskurs über Amida Butsu 阿弥陀仏. Der Text ist eindeutig die Biographie einer Gründerfigur, deren Leben den Anfangspunkt einer neuen religiösen Bewegung darstellt - das steht in einem gewissen Gegensatz zu üblichen Heiligenbiographien. Eines der Hauptziele Kakunyos war es, die Einzigartigkeit des Gründers zu unterstreichen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde [[Shinran]] als eine physische Manifestation Amida Butsus selbst beschrieben. | ||
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− | Kakunyo kannte seinen Urgroßvater [[Shinran]] nicht persönlich, daher fasste er autobiographische Notizen des Gelehrten selbst und Aussagen anderer zu seiner Person zusammen. Die Briefe seiner Ehefrau Eshin'ni 恵信尼 baute Kakunyo hingegen nicht ein, wohl weil er sie nicht kannte. Die historische Genauigkeit der Biographie ist schwer eindeutig zu klären; für manche Passagen, zum Beispiel die angeblichen rhetorischen Siege über Hōnens 法然 andere Schüler, gibt es keine Belege. | + | Kakunyo kannte seinen Urgroßvater [[Shinran]] nicht persönlich, daher fasste er autobiographische Notizen des Gelehrten selbst und Aussagen anderer zu seiner Person zusammen. Die Briefe seiner Ehefrau Eshin'ni 恵信尼 baute Kakunyo hingegen nicht ein, wohl weil er sie nicht kannte. Die historische Genauigkeit der Biographie ist schwer eindeutig zu klären; für manche Passagen, zum Beispiel die angeblichen rhetorischen Siege über Hōnens 法然 andere Schüler, gibt es keine Belege. Aus diesem Grund kann das Godenshō als Verschriftlichung und Zusammenfassung bereits existierender mündlicher Überlieferungstraditionen betrachtet werden. |
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+ | Im weiteren Verlauf des Artikels beschränkt sich der Autor auf zwei der fünfzehn Teile, die das Godenshō bilden. Die beiden Teile im Fokus beziehen sich auf Träume, die in der religiösen Geschichte durchaus als legitime Quellen von Offenbarung galten. | ||
+ | Der erste behandelte Traum ist derjenige, der [[Shinran]] dazu inspirierte, die Tendaishū 天台宗 hinter sich zu lassen und sich Hōnens Lehren zuzuwenden. Im Jahre 1203 soll dem Mönch im Traum der Bodhisattva Kannon 観音 erschienen sein. Er soll zu [[Shinran]] gesprochen haben: Sollte er jemals aufgrund der Auswirkungen früheren Karmas den Drang verspühren, mit einer Frau zu schlafen, so werde er, Kannon, sich als eine solche inkarnieren. Sein ganzes Leben werde er ihm in Form der Frau Gutes tun, und ihn nach seinem Tode ins Reine Land führen. Dieses Versprechen solle [[Shinran]] verbreiten, damit alle Lebewesen davon hören. Danach soll [[Shinran]] noch im Traum gen Osten geblickt und unzählige Lebewesen auf einem Berg versammelt gesehen haben. Er selbst verkündete die Botschaft des Bodhisattva. |
Version vom 7. November 2016, 18:44 Uhr
IN BEARBEITUNG
Rezensiertes Werk:
Zum Autor
Dr. James Carter Dobbins ist Japanologe und Professor für Religion und Ostasienwissenschaften am Oberlin College in Ohio. Er beschäftigt sich in seinen Arbeiten vorwiegend mit der buddhistischen Lehre der Jōdo Shinshū 浄土真宗 und relevanten Persönlichkeiten dieser religiösen Richtung, wie zum Beispiel ihrer Gründerfigur Shinran 親鸞 oder seiner Ehefrau Eshin'ni 恵信尼. Auch der hier behandelte Text folgt dieser Linie und widmet sich der Biographie ihres Gründers.
Text
"Heiligenbiographien" sind ein weit verbreitetes, Kulturen übergreifendes Phänomen und sollen von "übernatürlichen" Elementen in den Leben der betreffenden Personen zeugen. Da es sich üblicherweise um Biographien historischer Persönlichkeiten und nicht fiktiver Charaktere handelt, sind sie in ihrem Aufbau chronologisch. In diesen wird dann die religiöse Botschaft über die Verbindung des Protagonisten zum Heiligen / dem Übernatürlichen beziehungsweise die Enthüllung des Einflusses des Heiligen in dessen Leben eingebaut. Die Biographie Shinrans mit dem Namen Honganji no Shōnin Shinran den'e 本願寺の聖人親鸞伝絵 (kurz Godenshō 御伝鈔 genannt) ist ein solches Beispiel.
Der Text wurde ungefähr 33 Jahre nach Shinrans Tod von seinem Urenkel Kakunyo 覚如 verfasst, die darauf folgenden Biographien benutzen das Werk als Vorlage. Die zwei grundlegenden Elemente der Lehre, das Nenbutsu 念仏 und der Glaube, bilden ein Ideenfundament für das Godenshō; es steht in direkter Verbindung zum Diskurs über Amida Butsu 阿弥陀仏. Der Text ist eindeutig die Biographie einer Gründerfigur, deren Leben den Anfangspunkt einer neuen religiösen Bewegung darstellt - das steht in einem gewissen Gegensatz zu üblichen Heiligenbiographien. Eines der Hauptziele Kakunyos war es, die Einzigartigkeit des Gründers zu unterstreichen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde Shinran als eine physische Manifestation Amida Butsus selbst beschrieben.
Die Apotheose des Shinran
Kakunyo kannte seinen Urgroßvater Shinran nicht persönlich, daher fasste er autobiographische Notizen des Gelehrten selbst und Aussagen anderer zu seiner Person zusammen. Die Briefe seiner Ehefrau Eshin'ni 恵信尼 baute Kakunyo hingegen nicht ein, wohl weil er sie nicht kannte. Die historische Genauigkeit der Biographie ist schwer eindeutig zu klären; für manche Passagen, zum Beispiel die angeblichen rhetorischen Siege über Hōnens 法然 andere Schüler, gibt es keine Belege. Aus diesem Grund kann das Godenshō als Verschriftlichung und Zusammenfassung bereits existierender mündlicher Überlieferungstraditionen betrachtet werden.
Im weiteren Verlauf des Artikels beschränkt sich der Autor auf zwei der fünfzehn Teile, die das Godenshō bilden. Die beiden Teile im Fokus beziehen sich auf Träume, die in der religiösen Geschichte durchaus als legitime Quellen von Offenbarung galten. Der erste behandelte Traum ist derjenige, der Shinran dazu inspirierte, die Tendaishū 天台宗 hinter sich zu lassen und sich Hōnens Lehren zuzuwenden. Im Jahre 1203 soll dem Mönch im Traum der Bodhisattva Kannon 観音 erschienen sein. Er soll zu Shinran gesprochen haben: Sollte er jemals aufgrund der Auswirkungen früheren Karmas den Drang verspühren, mit einer Frau zu schlafen, so werde er, Kannon, sich als eine solche inkarnieren. Sein ganzes Leben werde er ihm in Form der Frau Gutes tun, und ihn nach seinem Tode ins Reine Land führen. Dieses Versprechen solle Shinran verbreiten, damit alle Lebewesen davon hören. Danach soll Shinran noch im Traum gen Osten geblickt und unzählige Lebewesen auf einem Berg versammelt gesehen haben. Er selbst verkündete die Botschaft des Bodhisattva.