Sieben Glücksgötter: Unterschied zwischen den Versionen

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Datei:Yoshitoshi Shichi Fukujin.jpg| ''Fukujin'' 1882
 
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== Wieso gerade sieben? ==
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Dazu gibt es verschiedene Theorien. Grundsätzlich ist zu sagen, dass sowohl im Buddhismus als auch im Daoismus die Zahl Sieben mit Unglück in Verbindung gebracht wird, eine Vorstellung, die es auch in Japan in Form der „sieben Übel“ ('''''shichinan''''') gibt. So soll also jeder Gott einem dieser Übel entgegenwirken.
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Der Grundgedanke der ''shichifukujin'' soll schon alt sein, laut Casal (1958:2) soll der Mönch '''Nichiren''' bereits im 13. Jahrhundert gesagt haben, dass angesichts der Kriegs- und Pestilenz-Verheerungen viele Menschen in der Religion Zuflucht suchen, durch Besprenkeln mit Weihwasser versuchen, böse Geister zu bannen oder die Namen der sieben Glücksgötter auf Papierzettel schreiben, die sie dann auf ihre Türpfosten hängen. Allerdings ist man sich weitgehend darüber einig, dass diese sieben nicht mit dem heutigen Pantheon, wie wir es kennen, identisch sind, da man auf später entstandenen Bildern oft eine andere Konstellation sehen kann.
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Die heute bekannten Attribute und Charaktereigenschaften sollen laut einer Überlieferung zufolge auf '''Tenkai''' (auch Jigen Daishi) zurückgehen, der vom Tokugawa-Shôgun Iyeasu nach den Eigenschaften eines guten Herrschers gefragt worden sein soll und als Antwort darauf von den sieben Haupt-Tugenden gesprochen hat, wobei er je eine dieser Tugenden mit einem Glücksgott in Verbindung gebracht hat. Diese Zuordnung schaut folgendermaßen aus:
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*Ebisu: Fleiß
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*Daikoku: Reichtum
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*Benten: Liebenswürdigkeit
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*Bishamon: Weisheit
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*Fukurokuju: Würde
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*Jurôjin: langes Leben
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*Hotei: Freigebigkeit
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Nach anderen Überlieferungen ist der Höfling '''Dai Oi-no Kami''' für die heutige Konstellation verantwortlich, da er einen Traum, den der Shôgun Tokugawa Iyemitsu in der Neujahrsnacht 1624 hatte, ausgelegt haben soll.
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Außerdem gab es in Japan die Vorstellung von den „sieben Quellen der Glückseligkeit“ (Casal 1958:4), und es wird ebenfalls Tenkai zugeschrieben, dass er jeden der ''shichifukujin'' zur Personifizierung einer solchen Quelle gemacht haben soll. Man kann also sagen, dass die heutigen ''shichifukujin'' in der uns bekannten Konstellation etwa 350-400 Jahre alt sind, was für einen Gott recht „jung“ ist, allerdings hat der Volkssinn hier und dort Änderungen vorgenommen, sowohl in ihrem Charakter als auch bezüglich ihrer besonderen Kräfte und Rollen.
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== Umgang mit den shichifukujin ==
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Besonderes seit der '''Edo-Zeit''' sind die ''shichifukujin'' in ganz Japan sehr beliebt, damals vor allem bei der städtischen Bevölkerung, mittlerweile aber in praktisch allen Gesellschafts- und Altersschichten Japans. Sie scheinen sehr geliebt zu werden, allerdings wird ihnen nicht besonders viel Ehrfurcht entgegengebracht. Der Umgang ist sehr familiär, vielleicht sogar burschikos und es ist erlaubt, sie als ulkige Figuren darzustellen und sich über ihre Eigenheiten lustig zu machen. Es gibt zahllose anzügliche Lieder und Karikaturen von ihnen. Die ''shichifukujin'' nehmen einem das aber gar nicht übel, sind sie doch selber Genossen, die gern auf Kosten anderer einen Schabernack treiben.
  
 
== Quellen ==
 
== Quellen ==

Version vom 13. Dezember 2011, 21:07 Uhr

Allgemeines

Die Shichi Fukujin 七福神 sind eine einzigartigen Anordnung von Göttern, die auf diese Weise nur in Japan existieren und die Antoni als eine „feste ikonographische Verbindung ursprünglich eigenständiger Gottheiten“ bezeichnet (vgl. Antoni 1998:127). Die Gruppe dieser Sieben entstand mit der städtischen Kultur in der Muromachi-Zeit 室町時代 (1333 – 1573) und erhielt im Laufe der Edo-Zeit 江戸時代 (1600-1868) ihre bis heute charakteristische Gestalt. Sie bringen das Streben nach materiell-diesseitigem Glück (genze riyaku 現是利益) zum Ausdruck und symbolisieren Glück in Form von Reichtum, Nahrung und langem Leben. Die Gruppe umfasst

  • Ebisu 恵比寿, die einzige einheimische Gottheit,
  • Daikoku-ten 大黒, Benzaiten 弁才天 und Bishamon-ten 毘沙門天 (auch Tamon-ten), drei den Tenbu 天部 zugeordnete und damit ursprünglich aus Indien stammende Devas.
  • Hotei 布袋, eine chinesisch-buddhistische Figur,
  • Fukurokuju 福禄寿 und Jurōjin 寿老人, zwei daoistische Wesen.


Die Sieben Glücksgötter von Hokuba

Shichifukujin von Teisai Hokuba

Enoshima

Enoshima, Hokusai
Enoshima, Hokusai
Enoshima und Berg Fuji

Vergleicht man die Szenerie von Hokubas Darstellung der Shichifukujin mit jener des Hokusai-Blockdrucks, kann man darauf schließen, dass es sich bei der kleinen Insel um Enoshima 江島 handelt. Auch die Darstellung des Fuji 富士山 deutet darauf hin. Am Steg, der der Insel vorgelagert ist, lässt sich ein Torii 鳥居 erkennen, weiter im Inneren der Insel eine kleine rote Pagode, Teil des Enoshima Schreins (Enoshima jinja 江島神社), der mit der Göttin Benzaiten in Verbindung steht [1].

Bildinhalt

Die Sieben Glücksgötter sind offensichtlich, zusammen mit Kindern, mit dem Sammeln von Muscheln und Korallen beschäftigt. Rechts ist Benzaiten 弁財天 auf einem Büffel (?) [2] abgebildet, allerdings ohne das sie auszeichnendes Attribut, die Biwa. Dennoch ist sie als einzige Frau unter den Shichi Fukujin leicht zu erkennen. Links daneben sind an der Spitze der Göttergruppe Daikoku 大黒 und Ebisu 恵比須 dargestellt. Ebisu trägt die Angel in der Hand, links hinter ihm ist ein Korb mit einer roten Brasse (鯛), einem Glückssymbol, zu erkennen. Daikoku, der in bäuerlicher Kleidung und mit bezeichnender Kopfbedeckung den andern voranschreitet, fehlt der charakteristischen Sack, den er normalerweise über seiner Schulter trägt, wenn er nicht mit dem Glückshammer ausgestattet ist. Diesen hält hier der hinter ihm stehende, grimmig blickende Bishamon 毘沙門天 in der Hand. Er ist in eine Rüstung gekleidet, trägt einen Helm und ist mit seinem Dreizack ausgestattet. Auf den ersten Blick leicht zu übersehen ist Bishamons wesentliches Merkmal, die Pagode, die ein im Sack sitzender Junge in der linken (!) Hand hält [3]. Hinter Bishamon kniet Jurōjin 寿老人, der als daoistischer Unsterblicher, sennin 仙人, gilt, am Boden. Er zeichnet sich durch seinen langen weißen Bart und den Stab, an dem eine Schriftrolle, die das Geheimnis des langen Lebens bergen soll (vgl. Schumacher), aus. Als letzter der Gruppe ist Hotei 布袋 wiedergegeben, der in seinem großen Jutesack Muscheln sammelt. Hotei, der sich auf den Mönch Qici rekurriert, soll eine Inkarnation Buddha Maitreyas (Miroku butsu 弥勒仏) sein. Er wird dementsprechend mit dem geschorenen Haupt eines buddhistischen Mönches und der Mönchsrobe, kesa 袈裟, dargestellt, die langen Ohrläppchen deuten auf seinen göttlichen Status hin. Hoteis Sack soll mit Nahrung und Schätzen gefüllt sein und sich niemals leeren. Im oberen linken Teil des Rollbildes fliegt Fukurokuju 福禄寿 auf einem Kranich, einem seiner Botentiere und ein Symbol für langes Leben. Besonders auffallend ist seine Kopfform (Phallussymbol?).

Hier vielleicht noch erwähnenswert ist, dass weder die Biwa Benzaitens noch Bishamons Pagode oder Dreizack Glückssymbole im eigentlichen Sinn darstellen, jedoch bereits ihre Deva-Grundformen des vedisch-brāhmaṇischen Pantheons, Sarasvatī und Vaiśravaṇa, lange vor dem Buddhismus als Glücks- und allem voran Reichtumsgötter verehrt wurden, was womöglich ausschlaggebend für ihre Inkorporierung in die Gruppe der Sieben Glücksgötter war.

Die einzelnen Glückssymbole auf Hokubas Bild

Weitere Darstellungen der Glücksgötter


Wieso gerade sieben?

Dazu gibt es verschiedene Theorien. Grundsätzlich ist zu sagen, dass sowohl im Buddhismus als auch im Daoismus die Zahl Sieben mit Unglück in Verbindung gebracht wird, eine Vorstellung, die es auch in Japan in Form der „sieben Übel“ (shichinan) gibt. So soll also jeder Gott einem dieser Übel entgegenwirken. Der Grundgedanke der shichifukujin soll schon alt sein, laut Casal (1958:2) soll der Mönch Nichiren bereits im 13. Jahrhundert gesagt haben, dass angesichts der Kriegs- und Pestilenz-Verheerungen viele Menschen in der Religion Zuflucht suchen, durch Besprenkeln mit Weihwasser versuchen, böse Geister zu bannen oder die Namen der sieben Glücksgötter auf Papierzettel schreiben, die sie dann auf ihre Türpfosten hängen. Allerdings ist man sich weitgehend darüber einig, dass diese sieben nicht mit dem heutigen Pantheon, wie wir es kennen, identisch sind, da man auf später entstandenen Bildern oft eine andere Konstellation sehen kann.

Die heute bekannten Attribute und Charaktereigenschaften sollen laut einer Überlieferung zufolge auf Tenkai (auch Jigen Daishi) zurückgehen, der vom Tokugawa-Shôgun Iyeasu nach den Eigenschaften eines guten Herrschers gefragt worden sein soll und als Antwort darauf von den sieben Haupt-Tugenden gesprochen hat, wobei er je eine dieser Tugenden mit einem Glücksgott in Verbindung gebracht hat. Diese Zuordnung schaut folgendermaßen aus:

  • Ebisu: Fleiß
  • Daikoku: Reichtum
  • Benten: Liebenswürdigkeit
  • Bishamon: Weisheit
  • Fukurokuju: Würde
  • Jurôjin: langes Leben
  • Hotei: Freigebigkeit

Nach anderen Überlieferungen ist der Höfling Dai Oi-no Kami für die heutige Konstellation verantwortlich, da er einen Traum, den der Shôgun Tokugawa Iyemitsu in der Neujahrsnacht 1624 hatte, ausgelegt haben soll. Außerdem gab es in Japan die Vorstellung von den „sieben Quellen der Glückseligkeit“ (Casal 1958:4), und es wird ebenfalls Tenkai zugeschrieben, dass er jeden der shichifukujin zur Personifizierung einer solchen Quelle gemacht haben soll. Man kann also sagen, dass die heutigen shichifukujin in der uns bekannten Konstellation etwa 350-400 Jahre alt sind, was für einen Gott recht „jung“ ist, allerdings hat der Volkssinn hier und dort Änderungen vorgenommen, sowohl in ihrem Charakter als auch bezüglich ihrer besonderen Kräfte und Rollen.


Umgang mit den shichifukujin

Besonderes seit der Edo-Zeit sind die shichifukujin in ganz Japan sehr beliebt, damals vor allem bei der städtischen Bevölkerung, mittlerweile aber in praktisch allen Gesellschafts- und Altersschichten Japans. Sie scheinen sehr geliebt zu werden, allerdings wird ihnen nicht besonders viel Ehrfurcht entgegengebracht. Der Umgang ist sehr familiär, vielleicht sogar burschikos und es ist erlaubt, sie als ulkige Figuren darzustellen und sich über ihre Eigenheiten lustig zu machen. Es gibt zahllose anzügliche Lieder und Karikaturen von ihnen. Die shichifukujin nehmen einem das aber gar nicht übel, sind sie doch selber Genossen, die gern auf Kosten anderer einen Schabernack treiben.

Quellen

  • A to Z Photo Dictionary of Japanese Culture and Art (Online-Enzyklopädie, Mark Schumacher, seit 1995).
  • Klaus Antoni 1998
    Shintō und die Konzeption des japanischen Nationalwesens (kokutai): Der religiöse Traditionalismus in Neuzeit und Moderne Japans. (Handbuch der Orientalistik Abt. 5, Japan; Bd. 8.) Leiden, Boston und Köln: Brill 1998.
  • Ugo A. Casal 1958
    Die sieben Glücksgötter: Shichifukujin. Wiesbaden: Otto Harrassowitz Kommissionsverlag 1958.
  • Religion in Japan - Ein Web-Handbuch (Bernhard Scheid, seit 2001).


  1. Benzaitens Schreine bzw. Tempel befinden sich zumeist in der Nähe von Gewässern.
  2. Vielleicht sogar einem Wasserbüffel?
  3. Ist Bishamon in der Gruppe der shitennō 四天王 dargestellt, wird er als Tamon-ten bezeichnet und hält die Pagode zumeist in der rechten Hand.